Stumpf: Der Weltenbummler spricht wieder Deutsch

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Reinhard Stumpfs Lieblingszitat lautet: "Es gibt nur einen Weg, deinen eigenen." Sein beruflicher Weg hat den gebürtigen Hessen quer durch die Weltgeschichte geführt. Stumpf spielte in der Bundesliga für den 1. FC Kaiserslautern und 1. FC Köln, er trug in der Türkei das Trikot von Galatasaray Istanbul und gab ein Gastspiel in der zweiten japanischen Liga bei Brummel Sendai.

Als Trainer arbeitete er nach seiner Zeit in Kaiserslautern für zwei Monate in der Türkei (Genclerbirligi Ankara), dann in Vancouver/Kanada, Saudi-Arabien (Al Hilal) und Tunesien (Sportif Sfaxien). Seit Anfang des Jahres ist Stumpf zurück in Deutschland. Mit Wacker Burghausen schielt der 50-Jährige nach oben.

Nach zwei Siegen unter seiner Regie trennen den Klub von der deutsch-österreichischen Grenze nur drei Punkte vom dritten Platz. Am Samstag (ab 14 Uhr) wartet auf Wacker beim Tabellenführer VfR Aalen nach zwei Spielausfällen in Folge der Qualitätstest. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Reinhard Stumpf über seine ersten Eindrücke in Burghausen, die Liebe zu einem anderen Drittligisten und darüber, welche Frage ihn ärgert.

DFB.de: "Es gibt nur einen Weg, deinen eigenen." Was heißt das für Sie, Herr Stumpf?

Reinhard Stumpf: Ganz einfach, man sollte sich nicht verbiegen lassen. Selbstverständlich muss man sich anpassen und kann seinen Kopf nicht immer durchsetzen. Man lernt immer dazu. Aber man sollte sich treu bleiben und seinen Grundgedanken konsequent weiterverfolgen.

DFB.de: Sie waren lange in wärmeren Gefilden tätig. Geht Ihnen der deutsche Winter nach den beiden Spielausfällen bereits auf die Nerven?

Stumpf: Sicherlich war es schön in den südlichen Ländern, dass es keine Absagen wegen der Witterung gab. Dort konnte man immer gezielt im technischen und taktischen Bereich arbeiten. In Deutschland ist das schwieriger bei minus 15 Grad. Da muss man ein bisschen flexibel sein. Wir haben einen Kunstrasen, der freigeschaufelt ist, damit wir fußballerisch etwas machen können.

DFB.de: Wie sind Ihre Eindrücke nach den ersten Wochen in Burghausen?

Stumpf: Die Leute sind überragend nett. Man merkt, dass der Verein in der 2. Bundesliga gespielt hat. Es sind viele professionelle Strukturen vorhanden. Doch es gibt auch vieles zu verbessern.

DFB.de: Zum Beispiel?

Stumpf: Zum Beispiel, dass die Rasenheizung wieder komplett instand gesetzt wird.

DFB.de: Was stellen Sie sich fußballerisch vor?

Stumpf: Ich versuche immer, konstruktiven Fußball spielen zu lassen. Die Organisation im Spiel muss stimmen. Der Rest ist abhängig vom Spielermaterial, von der individuellen Stärke. Das Team hat in den ersten beiden Spielen (2:0 in Babelsberg, 3:1 gegen Bremen II, Anm. der Redaktion) sehr gute Ansätze gezeigt.

DFB.de: Relegationsplatz drei ist drei Punkte entfernt, am Samstag geht es nach Aalen. Ist Wacker ein ernsthafter Aufstiegskandidat?

Stumpf: Wir haben elf Unentschieden, das kann man positiv und negativ sehen. Wir haben elfmal nicht verloren, aber auch elfmal nicht gewonnen. In den Unentschieden liegt das Prinzip Hoffnung. Immerhin sind wir gemeinsam mit Jahn Regensburg die Mannschaft mit den wenigsten Niederlagen. Normalerweise sind diese elf Remis aus der Vorrunde zu wenig, um aufzusteigen. Es wird nicht einfach. Andere Klubs haben höhere Etats und im Winter personell nachgelegt. Wir haben einen relativ dünnen Kader.

DFB.de: Wie sehr ist die 3. Liga fremdes Terrain für Sie?

Stumpf: Als Trainer braucht man nicht lange, um sich einzugewöhnen. Das Wichtigste ist, die eigene Mannschaft einzuschätzen und einzustellen. Alles andere ist nicht so entscheidend. In Saudi-Arabien wussten wir nie, was bei den Gegnern genau abging, trotzdem sind wir zweimal Meister geworden. Wenn José Mourinho bei Bayern München Trainer wäre, würde ihn niemand fragen, ob er die deutsche Liga kennt. Ich habe als Assistent von Otto Rehhagel in der Champions League gearbeitet, habe Bundesliga trainiert. Da ärgert mich diese Frage nach den Kenntnissen der 3. Liga. In anderen Berufen ist es doch auch so: zwei, drei Wochen Eingewöhnung, dann hat man sich an die Abläufe gewöhnt.

DFB.de: Sie waren lange im Ausland. Welche Eindrücke haben Sie aus dieser Zeit gewonnen?

Stumpf: Hängen geblieben sind die verschiedenen Kulturen. Ich habe viel in islamistischen Ländern gearbeitet. Mitgenommen habe ich die Freundschaften. Insgesamt gilt: Es gibt immer gute und schlechte Erinnerungen.

DFB.de: Was sind die besten Erinnerungen?

Stumpf: Die Freundlichkeit der Menschen, mit denen ich eng zusammengearbeitet habe.

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DFB.de: Und auf welche Erinnerungen könnten Sie verzichten?

Stumpf: Speziell auf die letzte Zeit in Tunesien. Es war eine schwierige Situation nach der Revolution dort. Der Fußball wurde mir zu ernst genommen. Es wurde als persönliche Beleidigung empfunden, wenn wir verloren haben, und häufig versucht, mit Druck und Gewalt zu arbeiten. Da macht es keinen Spaß zu arbeiten. So etwas gehört nicht in den Fußball.

DFB.de: Froh, wieder in Deutschland Trainer zu sein?

Stumpf: Ich hatte eigentlich vor, eine kleine Pause zu machen. Aber die Gespräche mit Wacker haben mir sehr gut gefallen. Es ist ganz nett, wieder mal eine Spielersitzung in deutscher Sprache zu halten.

DFB.de: Könnte der Trainer Reinhard Stumpf den Spieler Reinhard Stumpf gebrauchen?

Stumpf: Ja. Ich war einer mit Herz, Einsatz, Leidenschaft. Solche Spieler kann man als Trainer immer gebrauchen.

DFB.de: Der Trainer Stumpf und der Spieler Stumpf sind...

Stumpf: ...total unterschiedlich. Als Spieler war ich nur für meine eigene Leistung verantwortlich und musste mich nur um mich kümmern. Meine Leistung war unabhängig von anderen. Als Trainer muss ich für alle da sein, mich um vieles kümmern und bin von anderen abhängig.

DFB.de: Ein Konkurrent in der 3. Liga ist Ihr früherer Verein Kickers Offenbach.

Stumpf: Der OFC war schon immer Teil meines Herzens. Ich war dort Jugendspieler, Kapitän, bin mit dem Klub in die 2. Liga aufgestiegen. Kaiserslautern, Offenbach und Hanau 93 – das sind meine Vereine in Deutschland. Dazu Galatasaray in der Türkei. Doch an dem Tag, an dem wir mit Burghausen auf den OFC treffen, habe ich natürlich nur den Erfolg von Wacker im Blick. Das ist normale Arbeit.

DFB.de: Sie haben vor einigen Jahren gesagt, dass Sie irgendwann beim OFC Trainer sein werden. Hat diese Aussage noch Bestand?

Stumpf: Ja, irgendwann werde ich das – auch wenn ich das Gefühl habe, dass einige in Offenbach das nicht so recht wollen. Irgendwann wird der Weg frei sein, dann gehe ich ihn. Der Bieberer Berg ist Kult. Wenn dort freitagabends das Flutlicht angeht, hat das Klasse. Das ist so wie am Betzenberg.

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Reinhard Stumpfs Lieblingszitat lautet: "Es gibt nur einen Weg, deinen eigenen." Sein beruflicher Weg hat den gebürtigen Hessen quer durch die Weltgeschichte geführt. Stumpf spielte in der Bundesliga für den 1. FC Kaiserslautern und 1. FC Köln, er trug in der Türkei das Trikot von Galatasaray Istanbul und gab ein Gastspiel in der zweiten japanischen Liga bei Brummel Sendai.

Als Trainer arbeitete er nach seiner Zeit in Kaiserslautern für zwei Monate in der Türkei (Genclerbirligi Ankara), dann in Vancouver/Kanada, Saudi-Arabien (Al Hilal) und Tunesien (Sportif Sfaxien). Seit Anfang des Jahres ist Stumpf zurück in Deutschland. Mit Wacker Burghausen schielt der 50-Jährige nach oben.

Nach zwei Siegen unter seiner Regie trennen den Klub von der deutsch-österreichischen Grenze nur drei Punkte vom dritten Platz. Am Samstag (ab 14 Uhr) wartet auf Wacker beim Tabellenführer VfR Aalen nach zwei Spielausfällen in Folge der Qualitätstest. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Reinhard Stumpf über seine ersten Eindrücke in Burghausen, die Liebe zu einem anderen Drittligisten und darüber, welche Frage ihn ärgert.

DFB.de: "Es gibt nur einen Weg, deinen eigenen." Was heißt das für Sie, Herr Stumpf?

Reinhard Stumpf: Ganz einfach, man sollte sich nicht verbiegen lassen. Selbstverständlich muss man sich anpassen und kann seinen Kopf nicht immer durchsetzen. Man lernt immer dazu. Aber man sollte sich treu bleiben und seinen Grundgedanken konsequent weiterverfolgen.

DFB.de: Sie waren lange in wärmeren Gefilden tätig. Geht Ihnen der deutsche Winter nach den beiden Spielausfällen bereits auf die Nerven?

Stumpf: Sicherlich war es schön in den südlichen Ländern, dass es keine Absagen wegen der Witterung gab. Dort konnte man immer gezielt im technischen und taktischen Bereich arbeiten. In Deutschland ist das schwieriger bei minus 15 Grad. Da muss man ein bisschen flexibel sein. Wir haben einen Kunstrasen, der freigeschaufelt ist, damit wir fußballerisch etwas machen können.

DFB.de: Wie sind Ihre Eindrücke nach den ersten Wochen in Burghausen?

Stumpf: Die Leute sind überragend nett. Man merkt, dass der Verein in der 2. Bundesliga gespielt hat. Es sind viele professionelle Strukturen vorhanden. Doch es gibt auch vieles zu verbessern.

DFB.de: Zum Beispiel?

Stumpf: Zum Beispiel, dass die Rasenheizung wieder komplett instand gesetzt wird.

DFB.de: Was stellen Sie sich fußballerisch vor?

Stumpf: Ich versuche immer, konstruktiven Fußball spielen zu lassen. Die Organisation im Spiel muss stimmen. Der Rest ist abhängig vom Spielermaterial, von der individuellen Stärke. Das Team hat in den ersten beiden Spielen (2:0 in Babelsberg, 3:1 gegen Bremen II, Anm. der Redaktion) sehr gute Ansätze gezeigt.

DFB.de: Relegationsplatz drei ist drei Punkte entfernt, am Samstag geht es nach Aalen. Ist Wacker ein ernsthafter Aufstiegskandidat?

Stumpf: Wir haben elf Unentschieden, das kann man positiv und negativ sehen. Wir haben elfmal nicht verloren, aber auch elfmal nicht gewonnen. In den Unentschieden liegt das Prinzip Hoffnung. Immerhin sind wir gemeinsam mit Jahn Regensburg die Mannschaft mit den wenigsten Niederlagen. Normalerweise sind diese elf Remis aus der Vorrunde zu wenig, um aufzusteigen. Es wird nicht einfach. Andere Klubs haben höhere Etats und im Winter personell nachgelegt. Wir haben einen relativ dünnen Kader.

DFB.de: Wie sehr ist die 3. Liga fremdes Terrain für Sie?

Stumpf: Als Trainer braucht man nicht lange, um sich einzugewöhnen. Das Wichtigste ist, die eigene Mannschaft einzuschätzen und einzustellen. Alles andere ist nicht so entscheidend. In Saudi-Arabien wussten wir nie, was bei den Gegnern genau abging, trotzdem sind wir zweimal Meister geworden. Wenn José Mourinho bei Bayern München Trainer wäre, würde ihn niemand fragen, ob er die deutsche Liga kennt. Ich habe als Assistent von Otto Rehhagel in der Champions League gearbeitet, habe Bundesliga trainiert. Da ärgert mich diese Frage nach den Kenntnissen der 3. Liga. In anderen Berufen ist es doch auch so: zwei, drei Wochen Eingewöhnung, dann hat man sich an die Abläufe gewöhnt.

DFB.de: Sie waren lange im Ausland. Welche Eindrücke haben Sie aus dieser Zeit gewonnen?

Stumpf: Hängen geblieben sind die verschiedenen Kulturen. Ich habe viel in islamistischen Ländern gearbeitet. Mitgenommen habe ich die Freundschaften. Insgesamt gilt: Es gibt immer gute und schlechte Erinnerungen.

DFB.de: Was sind die besten Erinnerungen?

Stumpf: Die Freundlichkeit der Menschen, mit denen ich eng zusammengearbeitet habe.

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DFB.de: Und auf welche Erinnerungen könnten Sie verzichten?

Stumpf: Speziell auf die letzte Zeit in Tunesien. Es war eine schwierige Situation nach der Revolution dort. Der Fußball wurde mir zu ernst genommen. Es wurde als persönliche Beleidigung empfunden, wenn wir verloren haben, und häufig versucht, mit Druck und Gewalt zu arbeiten. Da macht es keinen Spaß zu arbeiten. So etwas gehört nicht in den Fußball.

DFB.de: Froh, wieder in Deutschland Trainer zu sein?

Stumpf: Ich hatte eigentlich vor, eine kleine Pause zu machen. Aber die Gespräche mit Wacker haben mir sehr gut gefallen. Es ist ganz nett, wieder mal eine Spielersitzung in deutscher Sprache zu halten.

DFB.de: Könnte der Trainer Reinhard Stumpf den Spieler Reinhard Stumpf gebrauchen?

Stumpf: Ja. Ich war einer mit Herz, Einsatz, Leidenschaft. Solche Spieler kann man als Trainer immer gebrauchen.

DFB.de: Der Trainer Stumpf und der Spieler Stumpf sind...

Stumpf: ...total unterschiedlich. Als Spieler war ich nur für meine eigene Leistung verantwortlich und musste mich nur um mich kümmern. Meine Leistung war unabhängig von anderen. Als Trainer muss ich für alle da sein, mich um vieles kümmern und bin von anderen abhängig.

DFB.de: Ein Konkurrent in der 3. Liga ist Ihr früherer Verein Kickers Offenbach.

Stumpf: Der OFC war schon immer Teil meines Herzens. Ich war dort Jugendspieler, Kapitän, bin mit dem Klub in die 2. Liga aufgestiegen. Kaiserslautern, Offenbach und Hanau 93 – das sind meine Vereine in Deutschland. Dazu Galatasaray in der Türkei. Doch an dem Tag, an dem wir mit Burghausen auf den OFC treffen, habe ich natürlich nur den Erfolg von Wacker im Blick. Das ist normale Arbeit.

DFB.de: Sie haben vor einigen Jahren gesagt, dass Sie irgendwann beim OFC Trainer sein werden. Hat diese Aussage noch Bestand?

Stumpf: Ja, irgendwann werde ich das – auch wenn ich das Gefühl habe, dass einige in Offenbach das nicht so recht wollen. Irgendwann wird der Weg frei sein, dann gehe ich ihn. Der Bieberer Berg ist Kult. Wenn dort freitagabends das Flutlicht angeht, hat das Klasse. Das ist so wie am Betzenberg.