Rot-Orgie: Als Bayern-Trainer Scholl das Spiel abbrechen wollte

Emotionen, Begeisterung, Spannung, Spaß, Qualität, Drama, Tradition - all das ist Fußball. Und: All das ist die 3. Liga. Die höchste Spielklasse des DFB ist in ihrer zehnte Saison. In seiner Jubiläumsserie erzählt DFB.de die "Geschichten aus zehn Jahren 3. Liga". Heute: Drei Spieler des FC Bayern II sehen Rot. In einem Spiel.

Exakt 3570 Spiele wurden in der 3. Liga bislang absolviert. Doch keines war wie dieses. Fast auf den Tag genau vor acht Jahren gab es ein Novum in der Geschichte der 3. Liga. Am 7. November 2009 mussten in der Partie zwischen dem SV Wacker Burghausen und dem FC Bayern München II, das 2:1 endete, gleich drei Spieler vorzeitig wegen eines Platzverweises vom Feld. Alleinstellungsmerkmal dieses Spiels: Am 16. Spieltag der Saison 2009/2010 wurden alle Platzverweise gegen nur eine Mannschaft verhängt: die U 23 des FC Bayern. Nie zuvor und auch danach nicht mehr beendete ein Drittligist eine Partie mit nur acht Spielern.

Die Münchner Maximilian Haas, Deniz Yilmaz und Danny Schwarz waren von Schiedsrichter Stefan Glasmacher (Alsdorf) des Feldes verwiesen worden. "Mehmet Scholl war damals Trainer der Bayern", sagt Jürgen Press, damaliger Trainer des SV Wacker Burghausen und heute Coach des bayerischen Fünftligisten DJK Ammerthal, im Gespräch mit DFB.de in Erinnerung an die turbulente Partie. "Nach dem dritten Platzverweis wollte Mehmet seine Mannschaft sogar vom Feld nehmen. Das gab es auch noch nie in der Drittligageschichte. Der damalige Co-Trainer Gerd Müller und Physiotherapeut Fredi Binder konnten Scholl dann aber beruhigen. Das Spiel ist ganz normal zu Ende gegangen."

Auch Alaba und Kraft im Münchner Team

Das bayerische Duell hatte zunächst nicht mit einem Kartenfestival, sondern mit zwei schnellen Toren begonnen. Der heute beim TSV Buchbach spielende Außenbahnspieler Markus Grübl hatte Wacker Burghausen bereits nach drei Minuten in Führung gebracht. Nur sechs Minuten später gelang jedoch Deniz Yilmaz (heute bei Bursaspor in der Türkei) nach Vorarbeit von Mehmet Ekici (heute bei Fenerbahce Istanbul) der zwischenzeitliche Ausgleich für die zweite Mannschaft des FC Bayern, die in Burghausen unter anderem mit den heutigen Bayern-Profi David Alaba, damals erst 17 Jahre jung, und dem heutigen Hertha-Keeper Thomas Kraft angetreten war.

Nach rund einer halben Stunde dann der erste Platzverweis: Innenverteidiger Maximilian Haas (29.) konnte Grübl nur per Notbremse stoppen und sah die Rote Karte. Den anschließenden Elfmeter verwandelte Sven Kresin - inzwischen Trainer beim bayerischen Landesligisten SC Oberweikertshofen - zur 2:1-Führung. Bayern-Trainer Mehmet Scholl stellte daraufhin um, nahm Stürmer Daniel Sikorski (heute bei Pafos FC/Zypern) vom Feld und brachte den defensiven Mittelfeldspieler Tom Schütz (heute bei Arminia Bielefeld).

Freistoßtreffer von Ekici bleibt Anerkennung verwehrt

Auf weitere Höhepunkte mussten die 3700 Zuschauer in der Wacker-Arena bis in die Schlussphase der Begegnung warten. Nach 75 Minuten traf Mehmet Ekici per Freistoß für die in Unterzahl agierenden Münchener zum vermeintlichen Ausgleich. Wegen einer Abseitsstellung wurde dem Treffer aber die Anerkennung verweigert.

Kurz vor dem Abpfiff wurde es dann übersichtlich auf dem Platz. In der 88. Minute sah Bayern-Torschütze Yilmaz wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte. In der Nachspielzeit (90.+3) musste dann auch noch Danny Schwarz, der heutige U 16-Trainer des Rekordmeisters, ebenfalls wegen wiederholten Foulspiels mit Gelb-Rot vom Feld. Trotz der deutlichen Überzahl blieb es letztlich beim knappen 2:1-Heimsieg des SV Wacker.



Emotionen, Begeisterung, Spannung, Spaß, Qualität, Drama, Tradition - all das ist Fußball. Und: All das ist die 3. Liga. Die höchste Spielklasse des DFB ist in ihrer zehnte Saison. In seiner Jubiläumsserie erzählt DFB.de die "Geschichten aus zehn Jahren 3. Liga". Heute: Drei Spieler des FC Bayern II sehen Rot. In einem Spiel.

Exakt 3570 Spiele wurden in der 3. Liga bislang absolviert. Doch keines war wie dieses. Fast auf den Tag genau vor acht Jahren gab es ein Novum in der Geschichte der 3. Liga. Am 7. November 2009 mussten in der Partie zwischen dem SV Wacker Burghausen und dem FC Bayern München II, das 2:1 endete, gleich drei Spieler vorzeitig wegen eines Platzverweises vom Feld. Alleinstellungsmerkmal dieses Spiels: Am 16. Spieltag der Saison 2009/2010 wurden alle Platzverweise gegen nur eine Mannschaft verhängt: die U 23 des FC Bayern. Nie zuvor und auch danach nicht mehr beendete ein Drittligist eine Partie mit nur acht Spielern.

Die Münchner Maximilian Haas, Deniz Yilmaz und Danny Schwarz waren von Schiedsrichter Stefan Glasmacher (Alsdorf) des Feldes verwiesen worden. "Mehmet Scholl war damals Trainer der Bayern", sagt Jürgen Press, damaliger Trainer des SV Wacker Burghausen und heute Coach des bayerischen Fünftligisten DJK Ammerthal, im Gespräch mit DFB.de in Erinnerung an die turbulente Partie. "Nach dem dritten Platzverweis wollte Mehmet seine Mannschaft sogar vom Feld nehmen. Das gab es auch noch nie in der Drittligageschichte. Der damalige Co-Trainer Gerd Müller und Physiotherapeut Fredi Binder konnten Scholl dann aber beruhigen. Das Spiel ist ganz normal zu Ende gegangen."

Auch Alaba und Kraft im Münchner Team

Das bayerische Duell hatte zunächst nicht mit einem Kartenfestival, sondern mit zwei schnellen Toren begonnen. Der heute beim TSV Buchbach spielende Außenbahnspieler Markus Grübl hatte Wacker Burghausen bereits nach drei Minuten in Führung gebracht. Nur sechs Minuten später gelang jedoch Deniz Yilmaz (heute bei Bursaspor in der Türkei) nach Vorarbeit von Mehmet Ekici (heute bei Fenerbahce Istanbul) der zwischenzeitliche Ausgleich für die zweite Mannschaft des FC Bayern, die in Burghausen unter anderem mit den heutigen Bayern-Profi David Alaba, damals erst 17 Jahre jung, und dem heutigen Hertha-Keeper Thomas Kraft angetreten war.

Nach rund einer halben Stunde dann der erste Platzverweis: Innenverteidiger Maximilian Haas (29.) konnte Grübl nur per Notbremse stoppen und sah die Rote Karte. Den anschließenden Elfmeter verwandelte Sven Kresin - inzwischen Trainer beim bayerischen Landesligisten SC Oberweikertshofen - zur 2:1-Führung. Bayern-Trainer Mehmet Scholl stellte daraufhin um, nahm Stürmer Daniel Sikorski (heute bei Pafos FC/Zypern) vom Feld und brachte den defensiven Mittelfeldspieler Tom Schütz (heute bei Arminia Bielefeld).

Freistoßtreffer von Ekici bleibt Anerkennung verwehrt

Auf weitere Höhepunkte mussten die 3700 Zuschauer in der Wacker-Arena bis in die Schlussphase der Begegnung warten. Nach 75 Minuten traf Mehmet Ekici per Freistoß für die in Unterzahl agierenden Münchener zum vermeintlichen Ausgleich. Wegen einer Abseitsstellung wurde dem Treffer aber die Anerkennung verweigert.

Kurz vor dem Abpfiff wurde es dann übersichtlich auf dem Platz. In der 88. Minute sah Bayern-Torschütze Yilmaz wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte. In der Nachspielzeit (90.+3) musste dann auch noch Danny Schwarz, der heutige U 16-Trainer des Rekordmeisters, ebenfalls wegen wiederholten Foulspiels mit Gelb-Rot vom Feld. Trotz der deutlichen Überzahl blieb es letztlich beim knappen 2:1-Heimsieg des SV Wacker.

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Schwarz: "Das Spiel war der Wahnsinn"

"Das gesamte Spiel war der Wahnsinn", sagt Danny Schwarz, der auf insgesamt 358 Spiele in den ersten vier Ligen zurückblicken kann, gegenüber DFB.de. "Erst zwei Platzverweise für meine Teamkollegen, dazu ein aus unserer Sicht zu Unrecht nicht gegebenes Tor - und am Schluss musste auch ich noch frühzeitig zum Duschen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, denn es war der einzige Platzverweis in meiner Karriere."

Auch Schwarz bestätigt: "Mehmet Scholl wollte daraufhin das Spiel abbrechen lassen, aber wir haben dann doch noch zu Ende gespielt." Das Ende der Begegnung musste sich Trainer Scholl allerdings aus größerer Entfernung anschauen. Der Ex-Nationalspieler, Europameister von 1996, 392-fache Bundesligaspieler und achtmalige Deutsche Meister wurde wegen Reklamierens auf die Tribüne verwiesen.

Burghausen am Ende der Fairnesstabelle

Kurios: Trotz der insgesamt drei Platzverweise beim Spiel in Burghausen gehörte die U 23 des FC Bayern München zu den fairsten Mannschaften der Liga. Zwar standen am Ende der Saison insgesamt sieben Gelb-Rote oder Rote Karten auf dem Konto, allerdings kassierte die Mannschaft von Mehmet Scholl nach der U 23 von Borussia Dortmund (52) mit 57 Gelben Karten die wenigsten Verwarnungen.

Ganz anders dagegen der SV Wacker Burghausen: 96 Gelbe sowie jeweils drei Gelb-Rote und Rote Karten bedeuteten für die Mannschaft von Trainer Press in der Fairnesstabelle den letzten Rang. "Für uns war in der Saison Abstiegskampf pur angesagt, da konnten wir fußballerisch nicht glänzen und mussten über den Kampf und Einsatz bestehen", so Press. Mit Erfolg. Am 36. Spieltag gelang Burghausen trotz einer 0:2-Heimniederlage gegen den späteren Aufsteiger FC Erzgebirge Aue der vorzeitige Klassenverbleib.

Die zweite Mannschaft des FC Bayern München beendete die Saison auf Rang acht. Danach verließ Scholl vorerst den Nachwuchs des Rekordmeisters, um sich auf seine Karriere als TV-Experte zu konzentrieren. Zur Saison 2012/2013 übernahm er - nach erfolgreich absolvierter Ausbildung zum Fußball-Lehrer - noch einmal für ein Jahr die U 23 des FC Bayern in der Regionalliga Bayern. Seit dem Ende dieses Engagements ist der Europameister von 1996 nicht mehr als Trainer tätig.

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