Lotte-Coach Golombek: "Ich wollte in die Köpfe der Spieler blicken"

Vier Trainer in einer Saison innerhalb von gerade mal 101 Tagen: Drittligist Sportfreunde Lotte sorgte mit dem Engagement von Andreas Golombek für ein Novum in der zehnjährigen Geschichte der 3. Liga. Der 49-Jährige, zuvor von 2013 bis Frühjahr 2017 knapp vier Jahre Trainer in der Regionalliga West beim SC Verl, soll die Sportfreunde zum Klassenverbleib führen. Sein direkter Vorgänger war Marc Fascher, zuvor hatten in dieser Saison bereits Oscar Corrochano und Ismail Atalan das Training am Lotter Kreuz geleitet. Im aktuellen DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Andreas Golombek mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über seinen gelungenen Einstand und sein Verhältnis zu den Spielern.

DFB.de: Ihr Start ist mit dem 3:2 bei Rot-Weiß Erfurt geglückt. Hatten Sie genau von einem solchen Einstand geträumt, Herr Golombek?

Andreas Golombek: Es ging von der Vorstellung bis zur ersten Begegnung schon alles sehr schnell. Deshalb hatte ich nicht so viel Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Fakt ist, dass sich jeder Trainer in seinem ersten Spiel ein Erfolgserlebnis wünscht. Da ich in den wenigen Tagen bis zur Erfurt-Partie nicht viel ändern konnte, gehörte auch ein wenig Glück dazu. Allerdings hatten wir in der zweiten Halbzeit auch Chancen, die Begegnung mit dem vierten oder fünften Tor frühzeitig zu entscheiden.

DFB.de: Viel Zeit zur Vorbereitung blieb Ihnen in der Tat nicht. Woran haben Sie mit der Mannschaft vor dem Erfurt-Spiel gearbeitet?

Golombek: Taktisch wollten wir nicht plötzlich alles über den Haufen werfen. Das hätte der Mannschaft sicher nicht genutzt. Ich habe deshalb großen Wert auf Gespräche gelegt, ich wollte in die Köpfe der Spieler blicken. Jeder sollte seine Meinung sagen, schließlich waren schon einige Trainer vor mir da. Da musste also etwas vorgefallen sein. Ziel war es, die Köpfe frei zu bekommen, um mit der richtigen Einstellung nach Erfurt zu fahren. Der unbedingte Siegeswille, den die Mannschaft dann an den Tag gelegt hat, war entscheidend.

DFB.de: Wie ist Ihr erster Eindruck von der 3. Liga?

Golombek: Ich habe die 3. Liga intensiv verfolgt. Während meiner Zeit ohne Verein war ich zum Beispiel in Magdeburg, Meppen, Münster und Osnabrück. Ich gebe aber zu, dass ich die Regionalliga West deutlich besser kenne. Das will ich so schnell wie möglich ändern. Mit Joseph Laumann steht mir ein Co-Trainer zur Seite, der die 3. Liga und auch die Sportfreunde-Mannschaft wie seine Westentasche kennt. Seine Unterstützung ist eine große Hilfe.

DFB.de: Sie haben mal gesagt, dass Ihre Spieler mit Ihnen über alles reden können. Sind Sie also eher der Kumpel-Typ?

Golombek: Uns eint ein gemeinsames Ziel: Wir alle möchten maximalen Erfolg haben. Das geht aber nur, wenn der Kopf richtig da ist. Hat ein Spieler Probleme, kann ihn das negativ beeinflussen. Mit mir können die Spieler nicht nur über Fußball reden. Ich habe immer ein offenes Ohr und gebe Hilfestellung, wenn ein Thema aus der Welt geschafft werden muss. Ich möchte mündige Spieler, die auf dem Platz selbstständig Entscheidungen treffen. Als Trainer bin ich sicher nahe bei der Mannschaft. Aber es gibt eine Grenze, an der die Spieler erkennen sollen und müssen, wer der Boss ist.

DFB.de: Wie rufen die Spieler Sie?

Golombek: Ich möchte nicht gesiezt werden. Dann komme ich mir so alt vor. (lacht) Ich bin doch froh, mit meiner Mannschaft arbeiten zu können. Das hält mich jung.

DFB.de: Wie haben Sie das Umfeld in Lotte kennengelernt?

Golombek: Als sehr familiär. Alle stehen hinter dem Klub. Für die Mitarbeiter ist die Tätigkeit bei den Sportfreunden nicht nur ihre Arbeit - die Identifikation ist riesig. Das gefällt mir.



Vier Trainer in einer Saison innerhalb von gerade mal 101 Tagen: Drittligist Sportfreunde Lotte sorgte mit dem Engagement von Andreas Golombek für ein Novum in der zehnjährigen Geschichte der 3. Liga. Der 49-Jährige, zuvor von 2013 bis Frühjahr 2017 knapp vier Jahre Trainer in der Regionalliga West beim SC Verl, soll die Sportfreunde zum Klassenverbleib führen. Sein direkter Vorgänger war Marc Fascher, zuvor hatten in dieser Saison bereits Oscar Corrochano und Ismail Atalan das Training am Lotter Kreuz geleitet. Im aktuellen DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Andreas Golombek mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über seinen gelungenen Einstand und sein Verhältnis zu den Spielern.

DFB.de: Ihr Start ist mit dem 3:2 bei Rot-Weiß Erfurt geglückt. Hatten Sie genau von einem solchen Einstand geträumt, Herr Golombek?

Andreas Golombek: Es ging von der Vorstellung bis zur ersten Begegnung schon alles sehr schnell. Deshalb hatte ich nicht so viel Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Fakt ist, dass sich jeder Trainer in seinem ersten Spiel ein Erfolgserlebnis wünscht. Da ich in den wenigen Tagen bis zur Erfurt-Partie nicht viel ändern konnte, gehörte auch ein wenig Glück dazu. Allerdings hatten wir in der zweiten Halbzeit auch Chancen, die Begegnung mit dem vierten oder fünften Tor frühzeitig zu entscheiden.

DFB.de: Viel Zeit zur Vorbereitung blieb Ihnen in der Tat nicht. Woran haben Sie mit der Mannschaft vor dem Erfurt-Spiel gearbeitet?

Golombek: Taktisch wollten wir nicht plötzlich alles über den Haufen werfen. Das hätte der Mannschaft sicher nicht genutzt. Ich habe deshalb großen Wert auf Gespräche gelegt, ich wollte in die Köpfe der Spieler blicken. Jeder sollte seine Meinung sagen, schließlich waren schon einige Trainer vor mir da. Da musste also etwas vorgefallen sein. Ziel war es, die Köpfe frei zu bekommen, um mit der richtigen Einstellung nach Erfurt zu fahren. Der unbedingte Siegeswille, den die Mannschaft dann an den Tag gelegt hat, war entscheidend.

DFB.de: Wie ist Ihr erster Eindruck von der 3. Liga?

Golombek: Ich habe die 3. Liga intensiv verfolgt. Während meiner Zeit ohne Verein war ich zum Beispiel in Magdeburg, Meppen, Münster und Osnabrück. Ich gebe aber zu, dass ich die Regionalliga West deutlich besser kenne. Das will ich so schnell wie möglich ändern. Mit Joseph Laumann steht mir ein Co-Trainer zur Seite, der die 3. Liga und auch die Sportfreunde-Mannschaft wie seine Westentasche kennt. Seine Unterstützung ist eine große Hilfe.

DFB.de: Sie haben mal gesagt, dass Ihre Spieler mit Ihnen über alles reden können. Sind Sie also eher der Kumpel-Typ?

Golombek: Uns eint ein gemeinsames Ziel: Wir alle möchten maximalen Erfolg haben. Das geht aber nur, wenn der Kopf richtig da ist. Hat ein Spieler Probleme, kann ihn das negativ beeinflussen. Mit mir können die Spieler nicht nur über Fußball reden. Ich habe immer ein offenes Ohr und gebe Hilfestellung, wenn ein Thema aus der Welt geschafft werden muss. Ich möchte mündige Spieler, die auf dem Platz selbstständig Entscheidungen treffen. Als Trainer bin ich sicher nahe bei der Mannschaft. Aber es gibt eine Grenze, an der die Spieler erkennen sollen und müssen, wer der Boss ist.

DFB.de: Wie rufen die Spieler Sie?

Golombek: Ich möchte nicht gesiezt werden. Dann komme ich mir so alt vor. (lacht) Ich bin doch froh, mit meiner Mannschaft arbeiten zu können. Das hält mich jung.

DFB.de: Wie haben Sie das Umfeld in Lotte kennengelernt?

Golombek: Als sehr familiär. Alle stehen hinter dem Klub. Für die Mitarbeiter ist die Tätigkeit bei den Sportfreunden nicht nur ihre Arbeit - die Identifikation ist riesig. Das gefällt mir.

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DFB.de: Nach Ismail Atalan, Oscar Corrochano und Marc Fascher sind Sie bereits der vierte Trainer in dieser Spielzeit in Lotte. Warum bleiben Sie zumindest bis Saisonende der letzte?

Golombek: Weil wir die nötigen Punkte einfahren werden, um mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Schon nach den ersten Trainingseinheiten war mir klar, dass in der Mannschaft viel Potenzial steckt. Ich komme sehr gut mit ihr aus. Die Chemie stimmt, das spüre ich. Wenn bald auch noch die zahlreichen verletzten Spieler zurückkommen, verfügen wir noch mal über mehr Qualität.

DFB.de: Was ist Ihnen als Trainer wichtig?

Golombek: Disziplin und Spaß am Fußball. Wenn ein Spieler das Training nur als seine Arbeit betrachtet, geht das für mich gar nicht. Man muss den Fußball leben.

DFB.de: Und warum kommen die Spieler bei Ihnen mit Freude zum Training?

Golombek: Meine Mutter hat mal gesagt: Wenn du jeden Tag einen Menschen zum Lachen bringst, hast du alles richtig gemacht. Lachen ist für mich gleichbedeutend mit leben. Ich habe häufig einen Spruch auf den Lippen, weiß aber auch ganz genau, wann Schluss ist. Wenn wir 0:2 verloren haben, werde ich keine Witze machen. Schon allein deshalb, weil ich Niederlagen hasse. Ich kann sie nicht einfach abschütteln, sondern schleppe Niederlagen immer zwei bis drei Tage mit mir herum. Ich finde es gut, wenn sich auch meine Spieler über Niederlagen ärgern. Das sorgt für die richtige Motivation.

DFB.de: Welche Bedeutung hatte für Sie die Ausbildung zum Fußball-Lehrer, die Sie im März erfolgreich abgeschlossen haben?

Golombek: Ich habe fast 15 Jahre mit dem A-Schein trainiert. Der Lehrgang zum Fußball-Lehrer war zwar in meinem Kopf. Ich habe ihn aber Jahr für Jahr immer vor mir hergeschoben und mich unter dem Strich nie beworben. TV-Kommentator Jörg Dahlmann, ein guter Freund von mir, hat mich dann so weit bekommen, die Unterlagen abzuschicken, weil er mir damit fast täglich auf die Nerven gegangen ist. Ich wurde tatsächlich zum Eignungstest eingeladen - und hatte nach zwei Tagen keinen Bock mehr. (lacht) Es war schwierig für mich, das Lernen wieder zu lernen. Aber ohne den Schein wäre ich im Fußball nicht mehr weitergekommen. Also habe ich hart dafür gearbeitet und war stolz, den Lehrgang bestanden zu haben. Ich habe jede Menge gelernt.

DFB.de: Am Wochenende steht das Verbandspokalspiel beim FC Iserlohn aus der Westfalenliga an. Welchen Stellenwert hat der Wettbewerb?

Golombek: Mit dem 1. FC Magdeburg habe ich in der Saison 2000/2001 mit Siegen gegen den 1. FC Köln, Bayern München und den Karlsruher SC das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht. Erst gegen den späteren Sieger Schalke 04 sind wir ausgeschieden. Das sind Riesenerlebnisse, die man nie vergisst. Deshalb hat der Verbandspokalwettbewerb einen sehr hohen Stellenwert. Wir wollen über ihn in den DFB-Pokal und uns damit die Möglichkeit auf Highlightspiele erarbeiten. Das hat Lotte schließlich in der vergangenen Saison mit dem Viertelfinaleinzug bundesweit berühmt gemacht.

DFB.de: Nächster Gegner in der Liga ist Aufsteiger SV Meppen. Wie bereiten Sie sich vor?

Golombek: Das geht über Videos und Spielbeobachtungen. Wir tragen alle Informationen zusammen und analysieren den Gegner nach seinen Stärken und Schwächen. SVM-Trainer Christian Neidhart ist ein guter Freund. Wir telefonieren regelmäßig, und wenn er bei der Fußball-Lehrer-Ausbildung mal einen Rat benötigt, gebe ich gerne Auskunft. Die Meppener kommen mit vielen Zuschauern. Das Stadion wird voll. Etwas Besseres gibt es nicht. Allerdings habe ich Christian schon gesagt, dass er die Punkte bei uns lassen muss. (lacht)

DFB.de: Werden Sie auch Kontakt zu Ihrem verletzten Abwehrspieler Nico Neidhart suchen? Schließlich ist er der Sohn von Meppens Trainer.

Golombek: Selbstverständlich werden wir sprechen. Aber nicht über die Ausrichtung des SV Meppen. Das wissen wir auch so. Es ist auf jeden Fall sehr schade, dass Nico verletzt ist. Gerade bei diesem Duell wäre er gerne dabei gewesen. Wir vermissen einen Stammspieler, der sich zu einem sehr wichtigen Mannschaftsmitglied entwickelt hat.

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