Kreativ in der Krise: So spielen Fans und Drittligisten Doppelpass

Der Fußball in Deutschland ist durch die Corona-Pandemie zum Stillstand gekommen. Die Fußball-Community nutzt die Zwangspause und löst quer durch die Ligen mit unterschiedlichsten Aktionen eine Welle der Solidarität aus. Auch die Fans der 3. Liga setzen Zeichen in der Krise. Fan-Reporter Carsten Germann gibt einen Überblick.

Witzig, emotional, solidarisch - so haben es die Klubs der 3. Liga und ihre Anhängerinnen und Anhänger angepackt. Ein Wir-Gefühl, das für Licht im Dunkel dieser Tage sorgt.

Braunschweig näht Masken

Vor kurzem ist die Stadt Braunschweig mit der dringenden Bitte an Eintracht hilft herangetreten, 4000 Masken für die Bediensteten der Stadt Braunschweig zu nähen, da diese bisher über keinen derartigen Schutz verfügen. Darüber hinaus stattet das Hilfsbündnis bereits die ehrenamtlichen Helfer der "blau-gelben Einkaufshelfer" und der Braunschweiger Tafel mit einer einheitlichen, selbstgenähten Behelfsmaske aus und so waren sich die Verbundpartner sehr schnell einig, dass den Angestellten der Stadt möglichst schnell geholfen werden muss.

Oberbürgermeister Ulrich Markurth: "Einmal Löwe, immer Löwe: Das großartige Engagement der Eintracht-Familie demonstriert, dass dieses Wort auch in schwierigen Tagen gilt. Durch ihren Näheinsatz tragen die Fans der Löwen mit dazu bei, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung weiterhin Dienst tun können. Dafür sage ich meinen ganz herzlichen Dank." Mario Goldmann, Vorsitzender der Fanabteilung des BTSV, und Erik Lieberknecht, Fanbeauftragter von Eintracht Braunschweig, unterstreichen: "Die Handlungsfähigkeit der Stadtverwaltung in der Corona-Krise steht und fällt mit der Einsatzfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn zu viele städtische Mitarbeiter ausfallen würden, wäre das eine Katastrophe für uns alle."

Zunächst soll der Bedarf der Stadt Braunschweig sichergestellt werden, anschließend kann die Aktion bei Bedarf auch auf andere Bereiche ausgedehnt werden. Getragen wird das Projekt vom Verbund Eintracht hilft, dem Zusammenschluss der Fanabteilung, des FanRat Braunschweig e.V., der Ultraszene - BTSV Eintracht 1895 und Eintracht Braunschweig. Und so funktioniert es: Alle, die nähen können und mithelfen wollen, können entweder von Montag bis Freitag zwischen 10 und 14 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr bei der Eintracht hilft Hotline unter 0531–2323043 anrufen oder sich hier per E-Mail anmelden und schreiben, wie viele Masken sie nähen wollen. Die Nähpakete mit den bereits zugeschnittenen Materialien und einer Anleitung können unter Beachtung der Hygienevorschriften durch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer nach Hause geliefert und die fertig genähten Masken wieder abgeholt werden.

Waldhof: "Buwe"-Masken für alle

Der SV Waldhof Mannheim hat vor wenigen Tagen die Aktion "Herzbuwemasken" gestartet. Die Mannheimer möchten somit die Ausbreitung des Coronavirus verringern, auch die Fans können mitmachen. "Wir wollen dazu aufrufen diese Vorsichtsmaßnahme zu nutzen, denn jede Chance, das Coronavirus einzudämmen und dadurch vielleicht Leben zu retten, muss genutzt werden. Ebenso freuen wir uns, wenn andere Vereine diese Kampagne unterstützen", erklärt SVW-Geschäftsführer Markus Kompp bei Mannheim24.de.

Seit dem 1. April 2020 ist auch der MSV Duisburg in Kurzarbeit. "In der 3. Liga laufen keine Fußball-Millionäre auf. Der Gehaltsverzicht ist ein echter Beitrag, damit der MSV das finanziell schafft", sagt Ex-Nationalspieler Marvin Compper. Dass es beim Tabellenführer trotz Corona weitergeht, dafür sorgen auch die Fans. "Aktuell kann man zum Beispiel Blut spenden und die Aufwandsentschädigung wird dem MSV Duisburg e.V. zugeführt", berichtet MSV-Fan Torsten Joch, "außerdem gibt es die Möglichkeit, über das MSV-Portal Geld zu spenden an die KGaA, die dann wiederum dem eingetragenen Verein ein Darlehen zur Verfügung stellt. Eine weitere und sehr beliebte Aktion ist das Leerkaufen des Online-Shops, das hat uns 2013 schon mal gerettet und auch jetzt sind die Bestellungen schon fast nicht mehr manuell abzuwickeln."

Der eingefleischte MSV-Anhänger hat sich natürlich schon eindeckt: Vom Frühstücksbrettchen über die MSV-Socken bis hin zu Mütze und Kapuzenpulli. Jochs Überlegung: "Ich dachte mir, ob ich jetzt drei oder viermal ins Stadion gehe oder einmal kräftig im Shop Geld investiere: Hauptsache, ich kann meinem MSV helfen. Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, dort zu helfen."

Münster, Rostock, Zwickau: Online-Shopping für den Verein

Preußen Münster geht einen ähnlichen Weg. Die 1906 gegründeten Preußen, wie die Meidericher aus Duisburg 1963 Gründungsmitglied der Bundesliga, suchen auf Initiative ihrer "Supporters" nach 1906 Unterstützern. Wer dabei sein will, kann ab einem symbolischen Betrag von 19,06 Euro und mit bis zu 1906 Euro im Onlineshop einkaufen. Als Dankeschön gibt es unter anderem eine namentliche Nennung auf der offiziellen Vereinsseite.

Die Fans des F.C. Hansa Rostock hatten schon zu Beginn der Krise aufgerufen, den Online-Shop des Vereins leerzukaufen. Nach nur drei Tagen waren schon mehr als 7000 Fanartikel bestellt und verkauft, mittlerweile sind es 15.500 – worauf Hansa vermelden durfte: Ausverkauft!  Auch beim FSV Zwickau sind Hamsterkäufe erlaubt und erwünscht. Hier steht die Aktion unter dem Motto: "Ihr macht uns alle!"

Ingolstadt macht aus der Not eine Jugend

Gelebte Solidarität ist ein wichtiger Faktor, der die Fans in der 3. Liga in diesen Zeiten verbindet. Aber auch die Fragen "Wie geht es weiter?" oder "Wann geht es weiter?" bestimmen die Diskussionen. Sebastian Wagner, Fanbeauftragter des FC Ingolstadt, sagt dazu: "Die Anhänger richten viele Fragen an uns: Wird es Geisterspiele geben, welche Szenarien sind möglich, wie nehmen die Spieler die Kurzarbeit an? Die Diskussion, die wir seit Corona beim FCI erleben, ist vielfältig, sie dreht sich zuallererst um die Gesundheit – und um den Verein." Bei den "Schanzern" hat man – medial gesehen – aus der Not eine Jugend gemacht. Das "Jungschanzer-Tor des Monats", sehenswerte Treffer von jungen FCI-Anhängern, gibt es nun auch in der so genannten "Dahoam"-Version, also im heimischen Garten gefilmt, auf der offiziellen Facebookseite des Ex-Bundesligisten. Dort melden sich auch die Spieler regelmäßig mit kurzen Clips aus dem Homeoffice.

Sebastian Wagner hat noch einen anderen Aspekt ausgemacht: "Man spürt, dass es allen ähnlich geht. Es ist auch so, dass man sich gegenseitig unterstützt und auch auf die anderen Vereine schaut. Ich glaube, dass uns die Krise näher zusammenbringt."

Von Lautern über Jena bis Würzburg: Einkaufshilfen im Angebot

Die Ultras in Ingolstadt bieten für ältere und in Quarantäne befindliche Menschen Einkaufshilfe an. Einkäufe machen für Menschen, die dies in der Corona-Krise nicht selbst tun können, das hat sich auch die Aktion "Betze hilft" beim 1. FC Kaiserslautern auf die Agenda geschrieben. Die "blau-gelbe Einkaufshilfe" von Eintracht Braunschweig ist bereits seit Ende März in der Stadt und bis zu 20 Kilometer im Umland unterwegs. Auch der FC Carl Zeiss Jena und die Würzburger Kickers gehören zu den vielen Klubs, die einen solchen Service anbieten. Zudem geben die Würzburger im Rahmen der Aktionen "Rothosen helfen" ihren Partnerunternehmen besondere Möglichkeiten, auf ihre Angebote in Zeiten der Corona-Krise aufmerksam zu machen.

Uerdingen und das Grotenburg-Hearing

Die technischen Möglichkeiten, die Social Media und Online-Konferenzen bieten, nutzt man auch beim KFC Uerdingen 05. "Eine Herzensangelegenheit, die unsere Fans auch jetzt bewegt, ist die Rückkehr in die Grotenburg-Kampfbahn", erzählt der neue KFC-Fanbeauftragte Andreas "Lenny" Lennackers: "Wir konnten den Fans mitteilen, dass es in dieser Frage endlich vorangeht und haben die Infoveranstaltung zur Rückkehr in die Grotenburg per Livestream und Fan-Hearing mit bis zu 1.000 Zugriffen im Schnitt übertragen, das war eine tolle Lösung." Der DFB-Pokalsieger von 1985 ist mit Saisonbeginn in die Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena ausgewichen und hofft, auf absehbare Zeit endlich in sein angestammtes Stadion zurückzukehren.

Darüber hinaus bietet der KFC gerade Tickets an, um die Grotenburg mit 34.500 Plätzen virtuell noch einmal voll zu machen, bevor der erhoffte Umbau beginnt. „Heimat-Ticket“ nennt sich die Aktion. Dafür erhält der Fan eine extra für diesen Anlass konzipierte Print@home-Eintrittskarte, die mit dem Namen der Person versehen ist. Der Stehplatz kostet fünf Euro, den virtuellen Sitzplatz gibt es für zehn Euro und für 19,05 Euro sitzt der Fan auf der imaginären VIP-Tribüne. "Die Resonanz ist bisher ausgesprochen gut", sagt Uerdingens Pressesprecher André Schahidi.

Kick it like Halle

Zurück zur Normalität. Irgendwie. Aber wann? Diese Frage treibt auch die Anhänger des Halleschen FC um. "90 Prozent der Anrufer, die sich bei uns melden, wollen wissen, wie es weitergeht", berichtet Andreas Wolf, der Fanbeauftragte des HFC, "alle sind gespannt, die Spekulationen schießen überall ins Kraut." Aber: Ganz müssen die HFC-Anhänger nicht auf ihren Verein und ihre Lieblinge verzichten. Für den "Bleib-heeme"-Cup wirbt der Verein herrlich unbescheiden: "Das mit (Sicherheit) Abstand geilste Turnier der Region." Das Event bringt Fans und Spieler an der Playstation zusammen. Ab Karfreitag, 10. April, können sich die HFC-Anhänger online mit ihren Stars Terrence Boyd, Niklas Kastenhofer, Jan Scherbakowski und Jannes Vollert messen. Kick it like Halle!

Darüber hinaus hat der HFC vergangene Woche einen digitalen Kiosk (www.ladenrotweiss.de) gestartet, um Spenden zu sammeln. In diesem können die Fans virtuelle Heimspieltickets für 19,66 Euro kaufen, auch Bier und Broiler (Brathähnchen) gibt es virtuell. Jeder Kauf hilft gegen die finanziellen Engpässe, in denen der Klub seit der erzwungenen Spielpause steckt.

Köln: #ZesammeSimmerStark

Unter dem Motto #ZesammeSimmerStark ruft die IG Kölner Gastro dazu auf, die Kölner Fußballkneipen zu unterstützen. Denn dort wird der Fußball – genau wie in den Stadien – geliebt und gelebt. Deshalb haben die Verantwortlichen der Interessensvertretung einen fiktiven Spieltag ins Leben gerufen, an dem Drittligist Viktoria, Regionalligist Fortuna und Bundesligist 1. FC Köln beteiligt sind. Die Derbys, die in der realen Welt nicht ausgetragen werden, sind für den 11. April um 15:30 Uhr angesetzt. Der Erlös wird solidarisch in gleichen Anteilen an alle teilnehmenden Kölner Kneipen ausgeschüttet. Der 1. FC Köln, Viktoria Köln und Fortuna Köln unterstützen das Projekt Hand in Hand – Solidarität über Vereinsgrenzen hinweg.

Magdeburg: Die Musik macht's

Beim 1. FC Magdeburg, wo die Mitarbeiter ebenso wie bei vielen anderen Klubs bereits in Kurzarbeit sind, setzt man auf die Macht der Musik. Das "Magdeburger Lied" wurde von den FCM-Anhängern auf Initiative der Fanszene des einzigen Europacupsiegers der DDR an den Fenstern und auf den Balkonen intoniert. Gänsehaut – fast wie im Stadion.

[dfb]

Der Fußball in Deutschland ist durch die Corona-Pandemie zum Stillstand gekommen. Die Fußball-Community nutzt die Zwangspause und löst quer durch die Ligen mit unterschiedlichsten Aktionen eine Welle der Solidarität aus. Auch die Fans der 3. Liga setzen Zeichen in der Krise. Fan-Reporter Carsten Germann gibt einen Überblick.

Witzig, emotional, solidarisch - so haben es die Klubs der 3. Liga und ihre Anhängerinnen und Anhänger angepackt. Ein Wir-Gefühl, das für Licht im Dunkel dieser Tage sorgt.

Braunschweig näht Masken

Vor kurzem ist die Stadt Braunschweig mit der dringenden Bitte an Eintracht hilft herangetreten, 4000 Masken für die Bediensteten der Stadt Braunschweig zu nähen, da diese bisher über keinen derartigen Schutz verfügen. Darüber hinaus stattet das Hilfsbündnis bereits die ehrenamtlichen Helfer der "blau-gelben Einkaufshelfer" und der Braunschweiger Tafel mit einer einheitlichen, selbstgenähten Behelfsmaske aus und so waren sich die Verbundpartner sehr schnell einig, dass den Angestellten der Stadt möglichst schnell geholfen werden muss.

Oberbürgermeister Ulrich Markurth: "Einmal Löwe, immer Löwe: Das großartige Engagement der Eintracht-Familie demonstriert, dass dieses Wort auch in schwierigen Tagen gilt. Durch ihren Näheinsatz tragen die Fans der Löwen mit dazu bei, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung weiterhin Dienst tun können. Dafür sage ich meinen ganz herzlichen Dank." Mario Goldmann, Vorsitzender der Fanabteilung des BTSV, und Erik Lieberknecht, Fanbeauftragter von Eintracht Braunschweig, unterstreichen: "Die Handlungsfähigkeit der Stadtverwaltung in der Corona-Krise steht und fällt mit der Einsatzfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn zu viele städtische Mitarbeiter ausfallen würden, wäre das eine Katastrophe für uns alle."

Zunächst soll der Bedarf der Stadt Braunschweig sichergestellt werden, anschließend kann die Aktion bei Bedarf auch auf andere Bereiche ausgedehnt werden. Getragen wird das Projekt vom Verbund Eintracht hilft, dem Zusammenschluss der Fanabteilung, des FanRat Braunschweig e.V., der Ultraszene - BTSV Eintracht 1895 und Eintracht Braunschweig. Und so funktioniert es: Alle, die nähen können und mithelfen wollen, können entweder von Montag bis Freitag zwischen 10 und 14 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr bei der Eintracht hilft Hotline unter 0531–2323043 anrufen oder sich hier per E-Mail anmelden und schreiben, wie viele Masken sie nähen wollen. Die Nähpakete mit den bereits zugeschnittenen Materialien und einer Anleitung können unter Beachtung der Hygienevorschriften durch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer nach Hause geliefert und die fertig genähten Masken wieder abgeholt werden.

Waldhof: "Buwe"-Masken für alle

Der SV Waldhof Mannheim hat vor wenigen Tagen die Aktion "Herzbuwemasken" gestartet. Die Mannheimer möchten somit die Ausbreitung des Coronavirus verringern, auch die Fans können mitmachen. "Wir wollen dazu aufrufen diese Vorsichtsmaßnahme zu nutzen, denn jede Chance, das Coronavirus einzudämmen und dadurch vielleicht Leben zu retten, muss genutzt werden. Ebenso freuen wir uns, wenn andere Vereine diese Kampagne unterstützen", erklärt SVW-Geschäftsführer Markus Kompp bei Mannheim24.de.

Seit dem 1. April 2020 ist auch der MSV Duisburg in Kurzarbeit. "In der 3. Liga laufen keine Fußball-Millionäre auf. Der Gehaltsverzicht ist ein echter Beitrag, damit der MSV das finanziell schafft", sagt Ex-Nationalspieler Marvin Compper. Dass es beim Tabellenführer trotz Corona weitergeht, dafür sorgen auch die Fans. "Aktuell kann man zum Beispiel Blut spenden und die Aufwandsentschädigung wird dem MSV Duisburg e.V. zugeführt", berichtet MSV-Fan Torsten Joch, "außerdem gibt es die Möglichkeit, über das MSV-Portal Geld zu spenden an die KGaA, die dann wiederum dem eingetragenen Verein ein Darlehen zur Verfügung stellt. Eine weitere und sehr beliebte Aktion ist das Leerkaufen des Online-Shops, das hat uns 2013 schon mal gerettet und auch jetzt sind die Bestellungen schon fast nicht mehr manuell abzuwickeln."

Der eingefleischte MSV-Anhänger hat sich natürlich schon eindeckt: Vom Frühstücksbrettchen über die MSV-Socken bis hin zu Mütze und Kapuzenpulli. Jochs Überlegung: "Ich dachte mir, ob ich jetzt drei oder viermal ins Stadion gehe oder einmal kräftig im Shop Geld investiere: Hauptsache, ich kann meinem MSV helfen. Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, dort zu helfen."

Münster, Rostock, Zwickau: Online-Shopping für den Verein

Preußen Münster geht einen ähnlichen Weg. Die 1906 gegründeten Preußen, wie die Meidericher aus Duisburg 1963 Gründungsmitglied der Bundesliga, suchen auf Initiative ihrer "Supporters" nach 1906 Unterstützern. Wer dabei sein will, kann ab einem symbolischen Betrag von 19,06 Euro und mit bis zu 1906 Euro im Onlineshop einkaufen. Als Dankeschön gibt es unter anderem eine namentliche Nennung auf der offiziellen Vereinsseite.

Die Fans des F.C. Hansa Rostock hatten schon zu Beginn der Krise aufgerufen, den Online-Shop des Vereins leerzukaufen. Nach nur drei Tagen waren schon mehr als 7000 Fanartikel bestellt und verkauft, mittlerweile sind es 15.500 – worauf Hansa vermelden durfte: Ausverkauft!  Auch beim FSV Zwickau sind Hamsterkäufe erlaubt und erwünscht. Hier steht die Aktion unter dem Motto: "Ihr macht uns alle!"

Ingolstadt macht aus der Not eine Jugend

Gelebte Solidarität ist ein wichtiger Faktor, der die Fans in der 3. Liga in diesen Zeiten verbindet. Aber auch die Fragen "Wie geht es weiter?" oder "Wann geht es weiter?" bestimmen die Diskussionen. Sebastian Wagner, Fanbeauftragter des FC Ingolstadt, sagt dazu: "Die Anhänger richten viele Fragen an uns: Wird es Geisterspiele geben, welche Szenarien sind möglich, wie nehmen die Spieler die Kurzarbeit an? Die Diskussion, die wir seit Corona beim FCI erleben, ist vielfältig, sie dreht sich zuallererst um die Gesundheit – und um den Verein." Bei den "Schanzern" hat man – medial gesehen – aus der Not eine Jugend gemacht. Das "Jungschanzer-Tor des Monats", sehenswerte Treffer von jungen FCI-Anhängern, gibt es nun auch in der so genannten "Dahoam"-Version, also im heimischen Garten gefilmt, auf der offiziellen Facebookseite des Ex-Bundesligisten. Dort melden sich auch die Spieler regelmäßig mit kurzen Clips aus dem Homeoffice.

Sebastian Wagner hat noch einen anderen Aspekt ausgemacht: "Man spürt, dass es allen ähnlich geht. Es ist auch so, dass man sich gegenseitig unterstützt und auch auf die anderen Vereine schaut. Ich glaube, dass uns die Krise näher zusammenbringt."

Von Lautern über Jena bis Würzburg: Einkaufshilfen im Angebot

Die Ultras in Ingolstadt bieten für ältere und in Quarantäne befindliche Menschen Einkaufshilfe an. Einkäufe machen für Menschen, die dies in der Corona-Krise nicht selbst tun können, das hat sich auch die Aktion "Betze hilft" beim 1. FC Kaiserslautern auf die Agenda geschrieben. Die "blau-gelbe Einkaufshilfe" von Eintracht Braunschweig ist bereits seit Ende März in der Stadt und bis zu 20 Kilometer im Umland unterwegs. Auch der FC Carl Zeiss Jena und die Würzburger Kickers gehören zu den vielen Klubs, die einen solchen Service anbieten. Zudem geben die Würzburger im Rahmen der Aktionen "Rothosen helfen" ihren Partnerunternehmen besondere Möglichkeiten, auf ihre Angebote in Zeiten der Corona-Krise aufmerksam zu machen.

Uerdingen und das Grotenburg-Hearing

Die technischen Möglichkeiten, die Social Media und Online-Konferenzen bieten, nutzt man auch beim KFC Uerdingen 05. "Eine Herzensangelegenheit, die unsere Fans auch jetzt bewegt, ist die Rückkehr in die Grotenburg-Kampfbahn", erzählt der neue KFC-Fanbeauftragte Andreas "Lenny" Lennackers: "Wir konnten den Fans mitteilen, dass es in dieser Frage endlich vorangeht und haben die Infoveranstaltung zur Rückkehr in die Grotenburg per Livestream und Fan-Hearing mit bis zu 1.000 Zugriffen im Schnitt übertragen, das war eine tolle Lösung." Der DFB-Pokalsieger von 1985 ist mit Saisonbeginn in die Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena ausgewichen und hofft, auf absehbare Zeit endlich in sein angestammtes Stadion zurückzukehren.

Darüber hinaus bietet der KFC gerade Tickets an, um die Grotenburg mit 34.500 Plätzen virtuell noch einmal voll zu machen, bevor der erhoffte Umbau beginnt. „Heimat-Ticket“ nennt sich die Aktion. Dafür erhält der Fan eine extra für diesen Anlass konzipierte Print@home-Eintrittskarte, die mit dem Namen der Person versehen ist. Der Stehplatz kostet fünf Euro, den virtuellen Sitzplatz gibt es für zehn Euro und für 19,05 Euro sitzt der Fan auf der imaginären VIP-Tribüne. "Die Resonanz ist bisher ausgesprochen gut", sagt Uerdingens Pressesprecher André Schahidi.

Kick it like Halle

Zurück zur Normalität. Irgendwie. Aber wann? Diese Frage treibt auch die Anhänger des Halleschen FC um. "90 Prozent der Anrufer, die sich bei uns melden, wollen wissen, wie es weitergeht", berichtet Andreas Wolf, der Fanbeauftragte des HFC, "alle sind gespannt, die Spekulationen schießen überall ins Kraut." Aber: Ganz müssen die HFC-Anhänger nicht auf ihren Verein und ihre Lieblinge verzichten. Für den "Bleib-heeme"-Cup wirbt der Verein herrlich unbescheiden: "Das mit (Sicherheit) Abstand geilste Turnier der Region." Das Event bringt Fans und Spieler an der Playstation zusammen. Ab Karfreitag, 10. April, können sich die HFC-Anhänger online mit ihren Stars Terrence Boyd, Niklas Kastenhofer, Jan Scherbakowski und Jannes Vollert messen. Kick it like Halle!

Darüber hinaus hat der HFC vergangene Woche einen digitalen Kiosk (www.ladenrotweiss.de) gestartet, um Spenden zu sammeln. In diesem können die Fans virtuelle Heimspieltickets für 19,66 Euro kaufen, auch Bier und Broiler (Brathähnchen) gibt es virtuell. Jeder Kauf hilft gegen die finanziellen Engpässe, in denen der Klub seit der erzwungenen Spielpause steckt.

Köln: #ZesammeSimmerStark

Unter dem Motto #ZesammeSimmerStark ruft die IG Kölner Gastro dazu auf, die Kölner Fußballkneipen zu unterstützen. Denn dort wird der Fußball – genau wie in den Stadien – geliebt und gelebt. Deshalb haben die Verantwortlichen der Interessensvertretung einen fiktiven Spieltag ins Leben gerufen, an dem Drittligist Viktoria, Regionalligist Fortuna und Bundesligist 1. FC Köln beteiligt sind. Die Derbys, die in der realen Welt nicht ausgetragen werden, sind für den 11. April um 15:30 Uhr angesetzt. Der Erlös wird solidarisch in gleichen Anteilen an alle teilnehmenden Kölner Kneipen ausgeschüttet. Der 1. FC Köln, Viktoria Köln und Fortuna Köln unterstützen das Projekt Hand in Hand – Solidarität über Vereinsgrenzen hinweg.

Magdeburg: Die Musik macht's

Beim 1. FC Magdeburg, wo die Mitarbeiter ebenso wie bei vielen anderen Klubs bereits in Kurzarbeit sind, setzt man auf die Macht der Musik. Das "Magdeburger Lied" wurde von den FCM-Anhängern auf Initiative der Fanszene des einzigen Europacupsiegers der DDR an den Fenstern und auf den Balkonen intoniert. Gänsehaut – fast wie im Stadion.

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