Jan Zimmermann: Auf jeden Fall 2. Bundesliga

Aber er will nicht nachkarten, keine Frage, er will nicht aufrechnen, wo er hätte stehen können, wenn dieses oder jenes geschehen wäre. "So bin ich nicht gestrickt." Im Gegenteil. Jan Zimmermann ist mit seiner Karriere sehr zufrieden: "Ich bin mit mir im Reinen. Ich kann abends in den Spiegel schauen und sagen, immer alles gegeben zu haben."

"Darum beneiden mich viele Fußballer"

Und so ganz ohne Höhepunkte war seine Laufbahn danach ja auch nicht verlaufen: Der Aufstieg mit SV 98 in die 3. Liga, der Sieg nach Elfmeterschießen gegen Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal, jetzt die anstehenden Relegationsspiele - das gehört allemal zu den Highlights seiner Karriere. "Ich kann mich wirklich nicht beschweren", sagt er. "Darum beneiden mich viele Fußballer."

Und nach den beiden Duellen "vor heißer Kulisse" gegen Arminia Bielefeld wird Jan Zimmermann ein neues Kapitel aufschlagen. Nach vier Jahren am Böllenfalltor wird er Darmstadt verlassen, selbst bei einem Aufstieg. "Das hat persönliche Gründe", sagt er, "mein ganzes sportliches Leben habe ich in der Rhein-Main-Region verbracht." Jetzt möchte er sich verändern, auch mal was anders erleben.

Und eines ist sicher: Jan Zimmermann wird so oder so aufsteigen. In der kommenden Saison spielt er für den Zweitligaaufsteiger 1. FC Heidenheim. Die waren sogar noch ein bisschen besser als Darmstadt 98 in ihrer Märchensaison.

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Die 3. Liga ist voll von besonderen Spielern. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: der Darmstädter Torwart Jan Zimmermann, dank dessen Paraden es die "Lilien" in die Relegation geschafft haben. Heute (ab 20.30 Uhr, live im HR und WDR) steigt am Darmstädter Böllenfalltor das Hinspiel gegen Arminia Bielefeld.

Jan Zimmermann weiß ziemlich genau, was passieren wird, wenn am kommenden Montag der SV Darmstadt 98 gegen Arminia Bielefeld eine unmögliche Mission zu einem niemals erwarteten guten Ende gebracht haben und in die zweite Liga aufgestiegen sein sollte. "Wir werden uns die Augen reiben so lange, bis sie rausfallen", ahnt er. "Und dann werden wird die Nacht zum Tag machen."

Vom sportlichen Absteiger zum möglichen Aufsteiger

Man kann in etwa erahnen, was da in Darmstadt los sein wird, wenn selbst schon der sehr seriöse und eher intellektuell angehauchte Torwart Jan Zimmermann, nun wirklich kein Lautsprecher, schon im Vorfeld derart aus dem Häuschen gerät. Und es ist ja auch eine schier unglaubliche Geschichte, "ein Märchen", wie der 29 Jahre alte Ballfänger sagt.

Klar, die Fakten sind weitgehend bekannt: Darmstadt 98, ein zwar traditionsreicher, aber wirtschaftlich niemals auf Rosen gebettete Verein, war im Sommer vor einem Jahr sportlich abgestiegen, die vierte Liga schien Realität, aber die liebevoll Lilien genannten Fußballer durften weitermachen, weil Kickers Offenbach Insolvenz anmelden musste und abstieg.

16 Zähler Vorsprung auf den Tabellenvierten

"Man muss sich das immer wieder vorstellen", sagt "Zimbo", Folgendes: "vor einem Jahr hat unser Vorstand die Lizenzunterlagen für die vierte Liga eingereicht, ein Jahr später hat er das für die zweite Liga getan." Präsident Rüdiger Fritsch hat das Erreichen der Relegationsspiele vor diesem Hintergrund ein "Weltwunder über Umwege" genannt. Zimmermann, der gebürtige Offenbacher, nennt das auch heute noch "surreal".

Aber es ist ganz real. Und die 98er haben sich die beiden Endspiele um die Zweitklassigkeit wirklich redlich verdient. Nach 38 Spielen haben die Darmstädter stolze 72 Punkte eingefahren, sie haben 21 Siege errungen und erstaunliche 16 Zähler Vorsprung auf den Tabellenvierten aufgebaut. Nur der 1.FC Heidenheim und RB Leipzig, wirtschaftlich ganz anders aufgestellt, waren zu stark für die Südhessen.

"Die Mannschaft hat eine tolle Mentalität"

Eine der ganz großen Stärken der Darmstädter war in dieser "unglaublichen Saison" die mannschaftliche Geschlossenheit. "Von Anfang an war ein Teamspirit da, die Mannschaft hat eine tolle Mentalität, alles hat gepasst", sagt Zimmermann. Dazu kam eine gehörige Portion Demut. "Wir haben uns auf jede Trainingseinheit, jedes Spiel gefreut, wir waren ja dankbar, überhaupt in der 3. Liga weiterspielen zu dürfen. Wir empfanden das als Geschenk. Diese Demut hat eine große Rolle gespielt."

Schließlich hat auch Trainer Dirk Schuster vieles richtiggemacht, er hat die richtige Balance zwischen Angriff und Abwehr gefunden, und vorne im Sturm durften die Darmstädter auf einen bauen, der nach Belieben traf: Dominik Stroh-Engel, fast schon gescheitert geglaubter Torjäger, schraubte sein Torkonto auf erstaunliche 27 Treffer, so viele Tore schaffte in dieser Saison kein anderer Kicker im bezahlten Fußball.

17 Spiele mit weißer Weste beendet

Und hinten hielt Jan Zimmermann den Kasten sauber. Die Lilien kassierten in 38 Spielen nur 29 Gegentreffer, lediglich Meister Heidenheim ließ genau einen Treffer weniger zu. 17-mal spielte Zimmermann zu Null. Natürlich wehrt der 29-Jährige, der in allen Spielen unter der Latte stand, dieses Lob ab. Für die Defensive sei die gesamte Mannschaft zuständig, "keiner spart sich von uns auch nur einen Weg." Aber natürlich profitieren die 98er ganz erheblich von der Routine und der Klasse ihres Schlussmannes, der hinten Ruhe ausstrahlte und dem kompletten Team die erforderliche Stabilität verlieh.

Und Jan Zimmermann hat ja auch schon einiges erlebt. Fünfmal stand er in der Bundesliga im Tor von Eintracht Frankfurt, für die er fünf Jahre spielte, von 2005 bis 2010. Er war zwar meist nur dritter Torhüter, doch die Zeit bei der Eintracht mochte er nicht missen, es war "fantastisch". Viel gelernt habe er da von Torwarttrainer Andreas Menger, inzwischen beim VfB Stuttgart tätig: "Durch ihn", sagt Zimbo, "habe ich mein Torwartspiel verbessert."

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Fünf Bundesligaspiele für Eintracht Frankfurt

Aber auch von den Platzhirschen Oka Nikolov oder Markus Pröll hatte er sich einiges abgucken können. "Im Bundesligakader zu trainieren, ist etwas ganz besonderes." Nur mit den Spielen klappte es nicht so gut, fünfmal durfte er sein Können zeigen, fünfmal verlor die Eintracht, darunter dreimal 0:1 - und immer traf Zimmermann keine Schuld. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau sagte er einmal, vielleicht wäre "meine Karriere anders verlaufen, wenn ich mal 20 Schüsse aufs Tor bekommen und 18 gehalten hätte."

Aber er will nicht nachkarten, keine Frage, er will nicht aufrechnen, wo er hätte stehen können, wenn dieses oder jenes geschehen wäre. "So bin ich nicht gestrickt." Im Gegenteil. Jan Zimmermann ist mit seiner Karriere sehr zufrieden: "Ich bin mit mir im Reinen. Ich kann abends in den Spiegel schauen und sagen, immer alles gegeben zu haben."

"Darum beneiden mich viele Fußballer"

Und so ganz ohne Höhepunkte war seine Laufbahn danach ja auch nicht verlaufen: Der Aufstieg mit SV 98 in die 3. Liga, der Sieg nach Elfmeterschießen gegen Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal, jetzt die anstehenden Relegationsspiele - das gehört allemal zu den Highlights seiner Karriere. "Ich kann mich wirklich nicht beschweren", sagt er. "Darum beneiden mich viele Fußballer."

Und nach den beiden Duellen "vor heißer Kulisse" gegen Arminia Bielefeld wird Jan Zimmermann ein neues Kapitel aufschlagen. Nach vier Jahren am Böllenfalltor wird er Darmstadt verlassen, selbst bei einem Aufstieg. "Das hat persönliche Gründe", sagt er, "mein ganzes sportliches Leben habe ich in der Rhein-Main-Region verbracht." Jetzt möchte er sich verändern, auch mal was anders erleben.

Und eines ist sicher: Jan Zimmermann wird so oder so aufsteigen. In der kommenden Saison spielt er für den Zweitligaaufsteiger 1. FC Heidenheim. Die waren sogar noch ein bisschen besser als Darmstadt 98 in ihrer Märchensaison.