Enochs: "Die stärkste 3. Liga aller Zeiten"

Beim Drittligisten FSV Zwickau steht Joe Enochs vor seiner ersten Herausforderung als Trainer außerhalb von Osnabrück. Insgesamt zehn Jahre war der 46-jährige US-Amerikaner nach seinem Karriereende in verschiedenen Positionen beim VfL Osnabrück tätig, zuletzt von 2015 bis Herbst 2017 als Chefcoach. Während seiner aktiven Laufbahn lief er außerdem zwölf Jahre für die Lila-Weißen auf und ist mit 376 Einsätzen auch Rekordspieler. In Zwickau nun folgt er auf Torsten Ziegner, der sich dem Ligakonkurrenten Hallescher FC angeschlossen hat. Im DFB.de-Interview spricht Joe Enochs mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über seine ersten Tage in Zwickau, die Herausforderung mit dem sächsischen Dialekt und die Weltmeisterschaft ohne sein Heimatland USA.

DFB.de: Zusammen mit dem 1. FC Kaiserslautern haben Sie den frühesten Vorbereitungsstart aller 20 Drittligisten hingelegt. Zufall, Herr Enochs?

Joe Enochs: Das ist schon so geplant gewesen. Zwickau hatte nach Saisonende zwar noch zwei Testspiele. Hätten wir den Start eine Woche später gewählt, hätten die Spieler aber viereinhalb Wochen Pause gehabt. Das war uns zu lang. Deshalb erledigen wir schon in dieser Woche alle organisatorischen Dinge wie Medizincheck und Leistungsdiagnostik. Im Anschluss bekommen die Spieler noch einmal ein paar Tage frei. Sie müssen dann aber das individuell auf sie abgestimmte Laufprogramm absolvieren.

DFB.de: Kennen Sie schon die Namen aller Spieler?

Enochs: Es ist nicht ganz so einfach, zwei Dutzend Namen zum Start parat zu haben. Das gehört aber zu meinem Job. Zur Vorbereitung habe ich noch mal viele Spiele des FSV angeschaut und die Namen auch aufgeschrieben, damit ich sie vor meinem Auge habe. So hat es gut funktioniert.

DFB.de: Welche Etappenziele haben Sie für die Vorbereitung gesteckt?

Enochs: Wir wollen Defizite aufarbeiten und Stärken stärken. Es bringt dabei nichts, gleich von null auf hundert zu gehen. Vielmehr wollen wir die Intensität nach und nach steigern. Viel Wert wollen wir nicht nur auf die Leistungen, sondern auch auf die Ergebnisse in den Testspielen legen. Siege bringen Selbstvertrauen und verleihen zusätzlichen Schwung.

DFB.de: Auf welche Art von Fußball können sich die Zwickauer Fans freuen?

Enochs: Die Zwickauer Mannschaft war in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich. Ich möchte jetzt nicht alles über den Haufen werfen. Das Gesicht des FSV macht vor allem das frühe Anlaufen, das gute Zweikampfverhalten und die Stärke nach Standardsituationen aus. Darauf wollen wir aufbauen, aber selbstverständlich auch neue Impulse setzen.

DFB.de: Ist das Saisonziel schon formuliert?

Enochs: Wir wollen so schnell wie möglich die nötigen Punkte für den Klassenverbleib einfahren. Es wäre unrealistisch, etwas anderes zu sagen. Die zweite Priorität legen wir auf die Qualifikation für den DFB-Pokal.

DFB.de: Wie haben der FSV und Sie zusammengefunden?

Enochs: Sportchef David Wagner hat mich angerufen, und wir haben uns getroffen. Von der ersten Minute war eine Vertrautheit da. Wir liegen auf einer Wellenlänge. Der FSV macht aus relativ wenig sehr viel und ist ein bodenständiger Verein. Das passt zu mir. Nach Gesprächen mit meiner Familie stand meine Entscheidung fest.

DFB.de: Kurzzeitig soll eine Rückkehr in die USA im Raum gestanden haben. Wie war das genau?

Enochs: Das stimmt. Es gab lose Gespräche, aber kein konkretes Angebot. Da meine älteste Tochter Emily demnächst in den USA studiert, ist eine Rückkehr in die Staaten bei mir immer irgendwo im Hinterkopf. Die sportliche Perspektive ist jedoch in Deutschland eindeutig besser.

DFB.de: Der FSV Zwickau ist finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. Macht das die Aufgabe für Sie noch reizvoller?

Enochs: Das macht sicher einen Teil des Reizes aus. Das macht es aber selbstverständlich auch nicht einfacher. Wir müssen häufig eben andere Wege finden, um mögliche Zugänge von uns zu überzeugen.

DFB.de: Konnten Sie auch schon ausführlich Land und Leute unter die Lupe nehmen?

Enochs: Ich fahre sehr gerne Fahrrad und habe schon einige Ecken erkundet. Landschaftlich ist die Gegend wunderschön, auch die Leute sind sehr nett. Wir haben bereits eine Wohnung gefunden. Meine Frau und meine zweite Tochter Sophie kommen im Juli nach, wenn das Schuljahr beendet ist.

DFB.de: Wie kommen Sie mit dem sächsischen Dialekt klar?

Enochs: Das ist nicht immer so einfach für mich. (lacht) Es gibt schon einige Wörter, die ich nicht kenne. Aber ich lerne gerne dazu, finde den sächsischen Dialekt auch ganz cool. Insgesamt mag ich die sprachliche Vielfalt in Deutschland.

DFB.de: Sie waren bisher nur Trainer in Osnabrück. Ist es nicht ein wenig komisch, jetzt einen anderen Verein zu trainieren?

Enochs: Ich will nicht als Trainer abgestempelt werden, von dem es heißt, dass er nur VfL Osnabrück kann. Ich finde die neue Aufgabe in Zwickau enorm spannend und freue mich, einen neuen Weg eingeschlagen zu haben. Als Trainer und als Mensch bietet mir das Engagement die Gelegenheit, mich weiterzuentwickeln und dazuzulernen.

DFB.de: Es gibt in der kommenden Saison starke Ab- und Aufsteiger. Welche Auswirkungen könnte das auf die Liga haben?

Enochs: Ich habe schon häufig gehört, dass es die stärkste 3. Liga aller Zeiten wird. Und ganz ehrlich: Ich sehe das genauso. Viel wird darauf ankommen, wie schnell sich die Mannschaften zusammenfinden. Überraschungen schließe ich nicht aus. Wir tun gut daran, den Fokus nur auf uns zu richten, um unsere Ziele zu erreichen.

DFB.de: Obwohl die USA bei der Weltmeisterschaft in Russland nicht dabei ist: Freuen Sie sich auf die WM?

Enochs: Ich bin Fußballfan und freue mich riesig auf dieses besondere Ereignis. Wenn Deutschland nicht gerade gegen die USA spielt, drücke ich der deutschen Auswahl immer die Daumen - nicht zuletzt auch, weil ich diesem Land viel zu verdanken habe.

[mspw]

Beim Drittligisten FSV Zwickau steht Joe Enochs vor seiner ersten Herausforderung als Trainer außerhalb von Osnabrück. Insgesamt zehn Jahre war der 46-jährige US-Amerikaner nach seinem Karriereende in verschiedenen Positionen beim VfL Osnabrück tätig, zuletzt von 2015 bis Herbst 2017 als Chefcoach. Während seiner aktiven Laufbahn lief er außerdem zwölf Jahre für die Lila-Weißen auf und ist mit 376 Einsätzen auch Rekordspieler. In Zwickau nun folgt er auf Torsten Ziegner, der sich dem Ligakonkurrenten Hallescher FC angeschlossen hat. Im DFB.de-Interview spricht Joe Enochs mit Mitarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über seine ersten Tage in Zwickau, die Herausforderung mit dem sächsischen Dialekt und die Weltmeisterschaft ohne sein Heimatland USA.

DFB.de: Zusammen mit dem 1. FC Kaiserslautern haben Sie den frühesten Vorbereitungsstart aller 20 Drittligisten hingelegt. Zufall, Herr Enochs?

Joe Enochs: Das ist schon so geplant gewesen. Zwickau hatte nach Saisonende zwar noch zwei Testspiele. Hätten wir den Start eine Woche später gewählt, hätten die Spieler aber viereinhalb Wochen Pause gehabt. Das war uns zu lang. Deshalb erledigen wir schon in dieser Woche alle organisatorischen Dinge wie Medizincheck und Leistungsdiagnostik. Im Anschluss bekommen die Spieler noch einmal ein paar Tage frei. Sie müssen dann aber das individuell auf sie abgestimmte Laufprogramm absolvieren.

DFB.de: Kennen Sie schon die Namen aller Spieler?

Enochs: Es ist nicht ganz so einfach, zwei Dutzend Namen zum Start parat zu haben. Das gehört aber zu meinem Job. Zur Vorbereitung habe ich noch mal viele Spiele des FSV angeschaut und die Namen auch aufgeschrieben, damit ich sie vor meinem Auge habe. So hat es gut funktioniert.

DFB.de: Welche Etappenziele haben Sie für die Vorbereitung gesteckt?

Enochs: Wir wollen Defizite aufarbeiten und Stärken stärken. Es bringt dabei nichts, gleich von null auf hundert zu gehen. Vielmehr wollen wir die Intensität nach und nach steigern. Viel Wert wollen wir nicht nur auf die Leistungen, sondern auch auf die Ergebnisse in den Testspielen legen. Siege bringen Selbstvertrauen und verleihen zusätzlichen Schwung.

DFB.de: Auf welche Art von Fußball können sich die Zwickauer Fans freuen?

Enochs: Die Zwickauer Mannschaft war in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich. Ich möchte jetzt nicht alles über den Haufen werfen. Das Gesicht des FSV macht vor allem das frühe Anlaufen, das gute Zweikampfverhalten und die Stärke nach Standardsituationen aus. Darauf wollen wir aufbauen, aber selbstverständlich auch neue Impulse setzen.

DFB.de: Ist das Saisonziel schon formuliert?

Enochs: Wir wollen so schnell wie möglich die nötigen Punkte für den Klassenverbleib einfahren. Es wäre unrealistisch, etwas anderes zu sagen. Die zweite Priorität legen wir auf die Qualifikation für den DFB-Pokal.

DFB.de: Wie haben der FSV und Sie zusammengefunden?

Enochs: Sportchef David Wagner hat mich angerufen, und wir haben uns getroffen. Von der ersten Minute war eine Vertrautheit da. Wir liegen auf einer Wellenlänge. Der FSV macht aus relativ wenig sehr viel und ist ein bodenständiger Verein. Das passt zu mir. Nach Gesprächen mit meiner Familie stand meine Entscheidung fest.

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DFB.de: Kurzzeitig soll eine Rückkehr in die USA im Raum gestanden haben. Wie war das genau?

Enochs: Das stimmt. Es gab lose Gespräche, aber kein konkretes Angebot. Da meine älteste Tochter Emily demnächst in den USA studiert, ist eine Rückkehr in die Staaten bei mir immer irgendwo im Hinterkopf. Die sportliche Perspektive ist jedoch in Deutschland eindeutig besser.

DFB.de: Der FSV Zwickau ist finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. Macht das die Aufgabe für Sie noch reizvoller?

Enochs: Das macht sicher einen Teil des Reizes aus. Das macht es aber selbstverständlich auch nicht einfacher. Wir müssen häufig eben andere Wege finden, um mögliche Zugänge von uns zu überzeugen.

DFB.de: Konnten Sie auch schon ausführlich Land und Leute unter die Lupe nehmen?

Enochs: Ich fahre sehr gerne Fahrrad und habe schon einige Ecken erkundet. Landschaftlich ist die Gegend wunderschön, auch die Leute sind sehr nett. Wir haben bereits eine Wohnung gefunden. Meine Frau und meine zweite Tochter Sophie kommen im Juli nach, wenn das Schuljahr beendet ist.

DFB.de: Wie kommen Sie mit dem sächsischen Dialekt klar?

Enochs: Das ist nicht immer so einfach für mich. (lacht) Es gibt schon einige Wörter, die ich nicht kenne. Aber ich lerne gerne dazu, finde den sächsischen Dialekt auch ganz cool. Insgesamt mag ich die sprachliche Vielfalt in Deutschland.

DFB.de: Sie waren bisher nur Trainer in Osnabrück. Ist es nicht ein wenig komisch, jetzt einen anderen Verein zu trainieren?

Enochs: Ich will nicht als Trainer abgestempelt werden, von dem es heißt, dass er nur VfL Osnabrück kann. Ich finde die neue Aufgabe in Zwickau enorm spannend und freue mich, einen neuen Weg eingeschlagen zu haben. Als Trainer und als Mensch bietet mir das Engagement die Gelegenheit, mich weiterzuentwickeln und dazuzulernen.

DFB.de: Es gibt in der kommenden Saison starke Ab- und Aufsteiger. Welche Auswirkungen könnte das auf die Liga haben?

Enochs: Ich habe schon häufig gehört, dass es die stärkste 3. Liga aller Zeiten wird. Und ganz ehrlich: Ich sehe das genauso. Viel wird darauf ankommen, wie schnell sich die Mannschaften zusammenfinden. Überraschungen schließe ich nicht aus. Wir tun gut daran, den Fokus nur auf uns zu richten, um unsere Ziele zu erreichen.

DFB.de: Obwohl die USA bei der Weltmeisterschaft in Russland nicht dabei ist: Freuen Sie sich auf die WM?

Enochs: Ich bin Fußballfan und freue mich riesig auf dieses besondere Ereignis. Wenn Deutschland nicht gerade gegen die USA spielt, drücke ich der deutschen Auswahl immer die Daumen - nicht zuletzt auch, weil ich diesem Land viel zu verdanken habe.

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