Defi-Profi Daniel Engelbrecht: "Ich habe keine Angst mehr"

Daniel Engelbrecht hat mit seinen 25 Jahren mehr Höhen und Tiefen durchlebt als viele andere Fußballer. Im Juli 2013 brach der Stürmer der Stuttgarter Kickers im Spiel gegen Rot-Weiß Erfurt zusammen. Eine Herzmuskelentzündung war die Ursache - und hätte ihn fast die Karriere gekostet. Mindestens. Angstzustände und Herzrhythmusstörungen prägten plötzlich sein Leben. 16 Monate nach dem Vorfall gab er im November 2014 sein ersehntes Comeback. Der eingebaute Defibrillator soll ihm im Notfall das Leben retten. Der gebürtige Kölner kämpfte sich zurück in die Mannschaft, stand in der vergangenen Rückrunde der 3. Liga in 18 von 19 Ligaspielen auf dem Platz.

In der Saisonvorbereitung zur laufenden Spielzeit gab es einen erneuten Rückschlag. Aufgrund erneuter Herzprobleme musste Engelbrecht das Trainingslager in Südtirol abbrechen. So verpasste er den Anschluss an die Mannschaft. Erst in den vergangenen beiden Ligaspielen kam er als Einwechselspieler wieder zum Einsatz. Auch in der nächsten Partie beim Halleschen FC am Samstag, 21. Novermber (ab 14 Uhr), möchte er wieder mitmischen. Im DFB.de-Interview spricht Daniel Engelbrecht mit Mitarbeiter Oliver Jensen über seine Gesundheit, das öffentliche Interesse an seiner Lebensgeschichte und die sportliche Krise der Stuttgarter Kickers.

DFB.de: Herr Engelbrecht, fühlte sich Ihr erster Saisoneinsatz wie ein zweites Comeback an?

Daniel Engelbrecht: Nein, das war kein Comeback. Ich war schließlich fast die gesamte Saison im Training voll dabei.

DFB.de: Allerdings gab es in der Saisonvorbereitung einen Rückschlag, als erneut Herzprobleme auftraten und Sie das Trainingslager abbrechen mussten.

Engelbrecht: Ich bin zwei Wochen ausgefallen, weil ich meine Medikamente falsch dosiert hatte. Da ich das Medikament langsam absetzen wollte, und zwar ohne Empfehlung der Ärzte, hatte ich die Dosierung halbiert. Das war ein Fehler. Dadurch wurde mein Herz nicht ausreichend unterstützt - und das bei einem anstrengenden Trainingslager, wo teilweise Temperaturen von 40 Grad herrschten. Die Ärzte haben mir gesagt, ich solle unbedingt wieder die normale Dosierung nehmen. Es dauerte etwa zwei Wochen, bis sich der Körper wieder darauf eingestellt hatte.

DFB.de: Haben Sie befürchtet, Ihre Karriere nicht fortsetzen zu können?

Engelbrecht: Nein, ich habe schließlich schon viele Höhen und Tiefen durchlebt. Die Ärzte haben mir zudem versichert, dass der Rückschlag mit der falschen Dosierung zu tun hatte.

DFB.de: Haben Sie sich aufgrund der vielen Höhen und Tiefen eine gewisse Gelassenheit angeeignet?

Engelbrecht: Geduld und Gelassenheit, ja. Ich habe einfach schon Schlimmeres erlebt. Daher war ich mir sicher, dass das nicht das Ende meiner Karriere sein wird.

DFB.de: Sie haben in den letzten Interviews bereits erklärt, dass Ihre Familie sich vor Ihrem Comeback im vergangenen Jahr große Sorgen um Sie gemacht hatte. Wie ist momentan die Gefühlslage?

Engelbrecht: Die Familie steht voll hinter mir. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, setze ich das mit allen Mitteln durch. Sie wissen, dass es ohnehin nichts bringen würde, mir etwas anderes einzureden.

DFB.de: Sie haben bereits im September zwei Spiele für die zweite Mannschaft in der Oberliga absolviert und waren beide Male über 90 Minuten im Einsatz. Waren das Ihre Belastungsproben?

Engelbrecht: Ja, ich wollte einfach mal über 90 Minuten spielen, und bei den Profis war das nicht möglich - schließlich hatte ich in der Saisonvorbereitung zwei Wochen verpasst. Ich erreichte zwar schnell wieder meinen alten Fitnessstand, kam aber nicht zum Einsatz. Zu Saisonbeginn lief es in der Mannschaft gut. Daher hatte ich vollstes Verständnis, dass die Stammspieler den Vorzug bekamen. Es war die richtige Entscheidung, dann zwei Spiele bei der zweiten Mannschaft zu machen. Das gab mir weitere Sicherheit.

DFB.de: Wie groß ist dennoch Ihre Angst vor einem erneuten Rückfall?

Engelbrecht: Die Angst ist zurückgegangen. Wie gesagt: Jedes Training und jedes Spiel geben mir Sicherheit. Das ist die beste Therapie. Ich habe keine Angst mehr, weil ich meinem Körper zu 100 Prozent vertraue.

DFB.de: Das Medieninteresse an Ihrem Comeback im vergangenen Jahr war riesengroß. Sogar internationale Medien wie The Guardian haben über Sie berichtet. Nun einmal ehrlich: Ging Ihnen der Hype irgendwann auf die Nerven?

Engelbrecht: Nein. Ich empfand das als sehr positiv. Schließlich möchte ich den Menschen, die selber Probleme haben, auch Mut machen. Immer wieder kommen Menschen auf mich zu, die meine Geschichte hören möchten. Ich war zum Beispiel bei der Deutschen Lebenshilfe, wo ich vor Leuten mit Behinderung gesprochen habe. Natürlich kann ich meine Geschichte mittlerweile herunterspulen wie von einem Diktiergerät. Aber ich mache das gerne.

DFB.de: Sie haben angekündigt, ein Buch zu schreiben. Wie ist der Stand der Dinge?

Engelbrecht: Eigentlich wollte ich das Buch bereits im November herausbringen. Ich habe jedoch entschieden, dies erst nach meiner Karriere zu tun. Es gibt einfach immer wieder Neues zu erzählen. Das wird dann eine richtige Autobiografie.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft bis zum Ende der Saison. Wissen Sie bereits, wie es danach weitergeht?

Engelbrecht: Nein. Ich könnte mir vorstellen, dass wir uns nach der Winterpause zusammensetzen. Man muss erst einmal abwarten, wie sich alles weiterentwickelt. Schließlich haben wir mit Tomislav Stipic gerade einen neuen Trainer bekommen.

DFB.de: Ex-Trainer Horst Steffen wurde aufgrund der sportlichen Situation freigestellt. War das für Sie besonders bitter, weil er Sie bei Ihrem langen Weg zum Comeback eng begleitet hat?

Engelbrecht: Ja. Er war nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch sehr wichtig für mich. Als es mir schlecht ging, hat er mich unterstützt, mir alle Zeit der Welt gegeben und mich nie fallen gelassen. Er hat mir das Vertrauen geschenkt, als ich wieder fit war. Vor allem hat er mich behandelt wie jeden anderen. Das war mir ganz wichtig. Denn ich bin nicht "der Herzkranke", sondern einfach ein Fußballer. Ich wünsche ihm alles Gute und bin mir sicher, dass er irgendwann in der Bundesliga landen wird.

DFB.de: Die sportliche Situation der Stuttgarter Kickers ist alarmierend. In der Liga gab es nun sieben Niederlagen hintereinander. Ihre Mannschaft ist auf den 18. Tabellenplatz abgerutscht. Wie ist das zu erklären?

Engelbrecht: Wir haben vergangene Saison gezeigt, dass wir spielerisch zu den stärksten Mannschaften der Liga gehören. Der Großteil unserer Mannschaft hat letzte Saison noch um den Aufstieg gespielt. Es kann nur ein Kopfproblem sein. Ich bin mir sicher, dass wir unten herauskommen. Ich verschwende keinen Gedanken daran, dass wir etwas mit dem Abstieg zu tun haben könnten.

[oj]

Daniel Engelbrecht hat mit seinen 25 Jahren mehr Höhen und Tiefen durchlebt als viele andere Fußballer. Im Juli 2013 brach der Stürmer der Stuttgarter Kickers im Spiel gegen Rot-Weiß Erfurt zusammen. Eine Herzmuskelentzündung war die Ursache - und hätte ihn fast die Karriere gekostet. Mindestens. Angstzustände und Herzrhythmusstörungen prägten plötzlich sein Leben. 16 Monate nach dem Vorfall gab er im November 2014 sein ersehntes Comeback. Der eingebaute Defibrillator soll ihm im Notfall das Leben retten. Der gebürtige Kölner kämpfte sich zurück in die Mannschaft, stand in der vergangenen Rückrunde der 3. Liga in 18 von 19 Ligaspielen auf dem Platz.

In der Saisonvorbereitung zur laufenden Spielzeit gab es einen erneuten Rückschlag. Aufgrund erneuter Herzprobleme musste Engelbrecht das Trainingslager in Südtirol abbrechen. So verpasste er den Anschluss an die Mannschaft. Erst in den vergangenen beiden Ligaspielen kam er als Einwechselspieler wieder zum Einsatz. Auch in der nächsten Partie beim Halleschen FC am Samstag, 21. Novermber (ab 14 Uhr), möchte er wieder mitmischen. Im DFB.de-Interview spricht Daniel Engelbrecht mit Mitarbeiter Oliver Jensen über seine Gesundheit, das öffentliche Interesse an seiner Lebensgeschichte und die sportliche Krise der Stuttgarter Kickers.

DFB.de: Herr Engelbrecht, fühlte sich Ihr erster Saisoneinsatz wie ein zweites Comeback an?

Daniel Engelbrecht: Nein, das war kein Comeback. Ich war schließlich fast die gesamte Saison im Training voll dabei.

DFB.de: Allerdings gab es in der Saisonvorbereitung einen Rückschlag, als erneut Herzprobleme auftraten und Sie das Trainingslager abbrechen mussten.

Engelbrecht: Ich bin zwei Wochen ausgefallen, weil ich meine Medikamente falsch dosiert hatte. Da ich das Medikament langsam absetzen wollte, und zwar ohne Empfehlung der Ärzte, hatte ich die Dosierung halbiert. Das war ein Fehler. Dadurch wurde mein Herz nicht ausreichend unterstützt - und das bei einem anstrengenden Trainingslager, wo teilweise Temperaturen von 40 Grad herrschten. Die Ärzte haben mir gesagt, ich solle unbedingt wieder die normale Dosierung nehmen. Es dauerte etwa zwei Wochen, bis sich der Körper wieder darauf eingestellt hatte.

DFB.de: Haben Sie befürchtet, Ihre Karriere nicht fortsetzen zu können?

Engelbrecht: Nein, ich habe schließlich schon viele Höhen und Tiefen durchlebt. Die Ärzte haben mir zudem versichert, dass der Rückschlag mit der falschen Dosierung zu tun hatte.

DFB.de: Haben Sie sich aufgrund der vielen Höhen und Tiefen eine gewisse Gelassenheit angeeignet?

Engelbrecht: Geduld und Gelassenheit, ja. Ich habe einfach schon Schlimmeres erlebt. Daher war ich mir sicher, dass das nicht das Ende meiner Karriere sein wird.

DFB.de: Sie haben in den letzten Interviews bereits erklärt, dass Ihre Familie sich vor Ihrem Comeback im vergangenen Jahr große Sorgen um Sie gemacht hatte. Wie ist momentan die Gefühlslage?

Engelbrecht: Die Familie steht voll hinter mir. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, setze ich das mit allen Mitteln durch. Sie wissen, dass es ohnehin nichts bringen würde, mir etwas anderes einzureden.

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DFB.de: Sie haben bereits im September zwei Spiele für die zweite Mannschaft in der Oberliga absolviert und waren beide Male über 90 Minuten im Einsatz. Waren das Ihre Belastungsproben?

Engelbrecht: Ja, ich wollte einfach mal über 90 Minuten spielen, und bei den Profis war das nicht möglich - schließlich hatte ich in der Saisonvorbereitung zwei Wochen verpasst. Ich erreichte zwar schnell wieder meinen alten Fitnessstand, kam aber nicht zum Einsatz. Zu Saisonbeginn lief es in der Mannschaft gut. Daher hatte ich vollstes Verständnis, dass die Stammspieler den Vorzug bekamen. Es war die richtige Entscheidung, dann zwei Spiele bei der zweiten Mannschaft zu machen. Das gab mir weitere Sicherheit.

DFB.de: Wie groß ist dennoch Ihre Angst vor einem erneuten Rückfall?

Engelbrecht: Die Angst ist zurückgegangen. Wie gesagt: Jedes Training und jedes Spiel geben mir Sicherheit. Das ist die beste Therapie. Ich habe keine Angst mehr, weil ich meinem Körper zu 100 Prozent vertraue.

DFB.de: Das Medieninteresse an Ihrem Comeback im vergangenen Jahr war riesengroß. Sogar internationale Medien wie The Guardian haben über Sie berichtet. Nun einmal ehrlich: Ging Ihnen der Hype irgendwann auf die Nerven?

Engelbrecht: Nein. Ich empfand das als sehr positiv. Schließlich möchte ich den Menschen, die selber Probleme haben, auch Mut machen. Immer wieder kommen Menschen auf mich zu, die meine Geschichte hören möchten. Ich war zum Beispiel bei der Deutschen Lebenshilfe, wo ich vor Leuten mit Behinderung gesprochen habe. Natürlich kann ich meine Geschichte mittlerweile herunterspulen wie von einem Diktiergerät. Aber ich mache das gerne.

DFB.de: Sie haben angekündigt, ein Buch zu schreiben. Wie ist der Stand der Dinge?

Engelbrecht: Eigentlich wollte ich das Buch bereits im November herausbringen. Ich habe jedoch entschieden, dies erst nach meiner Karriere zu tun. Es gibt einfach immer wieder Neues zu erzählen. Das wird dann eine richtige Autobiografie.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft bis zum Ende der Saison. Wissen Sie bereits, wie es danach weitergeht?

Engelbrecht: Nein. Ich könnte mir vorstellen, dass wir uns nach der Winterpause zusammensetzen. Man muss erst einmal abwarten, wie sich alles weiterentwickelt. Schließlich haben wir mit Tomislav Stipic gerade einen neuen Trainer bekommen.

DFB.de: Ex-Trainer Horst Steffen wurde aufgrund der sportlichen Situation freigestellt. War das für Sie besonders bitter, weil er Sie bei Ihrem langen Weg zum Comeback eng begleitet hat?

Engelbrecht: Ja. Er war nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch sehr wichtig für mich. Als es mir schlecht ging, hat er mich unterstützt, mir alle Zeit der Welt gegeben und mich nie fallen gelassen. Er hat mir das Vertrauen geschenkt, als ich wieder fit war. Vor allem hat er mich behandelt wie jeden anderen. Das war mir ganz wichtig. Denn ich bin nicht "der Herzkranke", sondern einfach ein Fußballer. Ich wünsche ihm alles Gute und bin mir sicher, dass er irgendwann in der Bundesliga landen wird.

DFB.de: Die sportliche Situation der Stuttgarter Kickers ist alarmierend. In der Liga gab es nun sieben Niederlagen hintereinander. Ihre Mannschaft ist auf den 18. Tabellenplatz abgerutscht. Wie ist das zu erklären?

Engelbrecht: Wir haben vergangene Saison gezeigt, dass wir spielerisch zu den stärksten Mannschaften der Liga gehören. Der Großteil unserer Mannschaft hat letzte Saison noch um den Aufstieg gespielt. Es kann nur ein Kopfproblem sein. Ich bin mir sicher, dass wir unten herauskommen. Ich verschwende keinen Gedanken daran, dass wir etwas mit dem Abstieg zu tun haben könnten.