Carsten Gockel: "Stoßen regelmäßig an unsere Grenzen"

Er gehört schon zu den Urgesteinen beim Drittligisten SC Preußen Münster. Carsten Gockel (42) war schon als Spieler insgesamt sieben Jahre für das Bundesliga-Gründungsmitglied am Ball. Seit 2006 ist der heutige Sportvorstand und Geschäftsführer als Funktionär für die Geschicke des Traditionsvereins mitverantwortlich.

Nach zwei vergeblichen Anläufen in Richtung 2. Bundesliga leitete Gockel gemeinsam mit Cheftrainer Ralf Loose (52) einen großen personellen Umbruch im Kader ein, um die enttäuschende Rückserie möglichst schnell vergessen zu machen.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Carsten Gockel mit dem Journalisten Ralf Debat über die Verjüngungskur in Münster, die Führungsfiguren im Kader, die schwere Verletzung von Abwehrspieler Simon Scherder und die einmal mehr gescheiterten Pläne zum Bau eines neuen Stadions.

DFB.de: Gemeinsam mit Trainer Ralf Loose haben Sie dem SC Preußen eine Verjüngungskur verordnet. Wie weit ist diese schon fortgeschritten, Herr Gockel?

Carsten Gockel: Es ist richtig, dass wir einige Spieler abgegeben haben, die zum Teil schon deutlich über 30 Jahre waren. Dafür haben wir jüngere Leute verpflichtet und damit auch das Durchschnittsalter erheblich gesenkt. Das war auch unsere Absicht. Das heißt aber nicht, dass es für uns jetzt nur noch darum geht, ausschließlich junge Spieler zu verpflichten. Benjamin Schwarz, den wir aus Unterhaching geholt haben, ist immerhin auch schon 28. Entscheidend ist, ob uns diese Jungs weiterhelfen und in unser Finanzbudget passen.

DFB.de: Insgesamt zwölf Spieler haben den Verein verlassen. Warum war ein so großer personeller Schnitt notwendig?

Gockel: Wie schon vor zwei Jahren unter Pavel Dotchev konnten wir auch in der abgelaufenen Saison eine gute Ausgangsposition nicht halten. Dabei haben sicher verschiedene Gründe eine Rolle gespielt, unter anderem auch der langfristige Ausfall von Erik Zenga. Nachdem die Mannschaft während der Hinserie sehr gut funktioniert hatte, ist uns aber nach der Winterpause auf dem Platz der unbedingte Zusammenhalt, der für dauerhaften sportlichen Erfolg notwendig ist, verloren gegangen. Da können uns Mannschaften wie Holstein Kiel oder die Stuttgarter Kickers, die bei ähnlicher Qualität deutlich mehr erreicht haben, durchaus als Vorbild dienen.

DFB.de: Ist der große Umbruch nicht auch den finanziellen Möglichkeiten geschuldet?

Gockel: Der Verlauf der Rückserie war nicht unbedingt dazu angetan, Eigenwerbung zu betreiben. Auch im DFB-Pokal sind wir leider nicht vertreten. Deshalb steht uns weniger Geld als im Vorjahr zur Verfügung. Umso mehr sind wir gefordert, bei den Transfers gute Entscheidungen zu treffen. Bisher bin ich da sehr zufrieden.

DFB.de: Die Liste der bisherigen Zugänge ist aber noch recht überschaubar. Was wird oder muss sich noch tun?

Gockel: Um die Konkurrenzsituation zu verbessern, benötigen wir noch mehr Alternativen im Mittelfeld. Aber auch auf der Rechtsverteidiger-Position besteht Bedarf, zumal Kevin Schöneberg nach einer Fersen-Operation und einigen Komplikationen gerade erst wieder ins Training einsteigen konnte. Durch den langwierigen Ausfall von Simon Scherder ist jetzt auch noch eine zusätzliche Lücke in der Innenverteidigung entstanden.

DFB.de: Scherder, der in der Hintermannschaft fest eingeplant war, fällt mit einem Kreuzbandriss zumindest für die gesamte Hinserie aus. Wie sehr schmerzt dieser Verlust?

Gockel: Das tut schon weh, denn Simon hatte sich bei uns sehr gut entwickelt. Doch wir müssen nun damit leben und nach vorne schauen. Wir werden ihn bei seiner Genesung bestmöglich unterstützen.

DFB.de: Mit Lennart Stoll und Lion Schweers sind zwei A-Jugendliche in den Drittliga-Kader aufgerückt. Was trauen Sie ihnen zu?

Gockel: Wir dürfen vor allem nicht zu viel erwarten. Beide sind vielversprechende Perspektivspieler, die sicher einige Zeit benötigen werden, um den Sprung von der U 19 in die 3. Liga zu schaffen. Sie können jetzt jeden Tag im Training dazulernen, um den Anschluss herzustellen. Wir lassen uns sehr gerne positiv überraschen.

DFB.de: Wo müssen jetzt die Hebel angesetzt werden? Wie lautet die Zielsetzung für die bevorstehende Saison?

Gockel: In der 3. Liga setzen sich regelmäßig sieben bis acht Mannschaften in der Spitzengruppe fest, die am Ende um die Aufstiegsplätze spielen. Zu dieser Gruppe wollen wir auch gehören. In den vergangenen Jahren haben wir oft gezeigt, dass wir auf diesem Niveau mithalten können.

DFB.de: Was erwarten Sie von Trainer Ralf Loose?

Gockel: Ich habe immer gesagt, dass unsere Probleme nicht am Trainer festzumachen sind. Ralf ist sehr erfahren, ein Profi durch und durch. Er hatte die Mannschaft in einer äußerst schwierigen Situation übernommen und erst so geformt, dass wir überhaupt wieder Ansprüche stellen konnten. Er ist akribisch und fleißig, lebt der Mannschaft professionelles Verhalten vor. Ich bin zuversichtlich, dass die neuformierte Mannschaft besser zu ihm passt.

DFB.de: Auf welche Spieler wird es besonders ankommen?

Gockel: Da sind einige gefordert. Marc Heitmeier ist vor einem Jahr vom FSV Frankfurt zu uns gekommen, um Verantwortung zu übernehmen. Marcus Piossek wächst durch seine Leistungen immer mehr in eine Führungsrolle hinein. Benjamin Schwarz war schon in Unterhaching eine wichtige Bezugsperson für die jungen Spieler. Amaury Bischoff soll nicht nur der Chef der ruhenden Bälle, sondern unseres gesamten Spiels sein.

DFB.de: Zu Ihnen persönlich: Sie sind - abgesehen von einer dreijährigen Unterbrechung - seit 1996 im Verein. Erst als Spieler, dann als Funktionär. Ihre Arbeitsplatzbeschreibung hat sich in dieser Zeit mehrfach geändert. Wo sehen Sie jetzt Ihre Hauptaufgaben?

Gockel: Aktuell arbeite ich als Sportvorstand und Geschäftsführer. Es wäre sicher denkbar und durchaus wünschenswert, unterhalb des Vorstandes noch einen Sportlichen Leiter zu installieren. Aktuell können und wollen wir uns das aber nicht leisten, sondern diese Mittel lieber in die Mannschaft investieren. Deshalb mache ich das jetzt mit. Umso dankbarer bin ich, dass wir uns auf der Geschäftsstelle personell so aufgestellt haben, dass ich dort Entlastung erfahre.

DFB.de: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zum Verein beschreiben?

Gockel: Ich war sieben Jahre als Spieler für den SC Preußen am Ball und gehe jetzt in meine zehnte Saison in meiner jetzigen Position. Als ich 2006 in der Oberliga als Sportlicher Leiter begonnen habe, war diese Entwicklung nicht vorherzusehen. Für mich ist der Verein sicher kein normaler Arbeitgeber.

DFB.de: Seit 2011 mischt Preußen Münster jetzt in der 3. Liga mit. Wie bewerten Sie die Entwicklung der Spielklasse insgesamt?

Gockel: Die 3. Liga hat eine sehr gute Entwicklung genommen, das zeigen das Markenbild und auch die gestiegenen Zuschauerzahlen. Nicht zuletzt wegen der zahlreichen Traditionsvereine ist die Liga äußerst attraktiv. Allerdings ist auch der wirtschaftliche Druck für die Klubs nach wie vor groß. Wegen der hohen sportlichen Qualität der Spielklasse stehen wir beispielsweise bei Neuverpflichtungen regelmäßig in direkter Konkurrenz zu Zweitligisten, die wegen ihrer deutlich höheren Fernsehgelder ganz andere finanzielle Möglichkeiten besitzen. Es muss aus meiner Sicht daran gearbeitet werden, diese Unterschiede weiter zu verringern.

DFB.de: Vor wenigen Tagen stellte Walther Seinsch, langjähriger Vorstandsvorsitzender des Bundesligisten FC Augsburg, Pläne für ein neues Stadion in Münster vor. Inzwischen heißt es, das Vorhaben sei schon wieder Makulatur!

Gockel: Das kann man so sagen. Wir als Verein waren dabei jedoch nicht federführend. Wir wurden eingeladen, um uns die Pläne anzuhören. Bei den Gesprächen zwischen Walther Seinsch und der Stadt hatte sich jedoch bereits vor der späteren Präsentation herausgestellt, dass dieses Modell nicht umsetzbar ist. So wurden falsche Hoffnungen geschürt.

DFB.de: Wie wichtig wäre denn eine moderne Spielstätte für den SC Preußen?

Gockel: Wenn man sich die Stadien in der 3. Liga anschaut, dann wird schnell klar, welche Bedeutung die Infrastruktur besitzt. Bis auf Aufsteiger Würzburger Kickers und vielleicht noch Fortuna Köln verfügen praktisch alle anderen Klubs über Arenen, die hohen Ansprüchen genügen. Wir haben seit 2009 eine neue Haupttribüne, danach ist aber nicht mehr viel passiert. Das ist für uns ein klarer Wettbewerbsnachteil und macht uns das Leben schwer. Regelmäßig stoßen wir bei der Vermarktung und beim Platzangebot an unsere Grenzen.

DFB.de: Der Gewinn der deutschen Vize-Meisterschaft liegt inzwischen 64 Jahre zurück, vor 51 Jahren stieg Münster aus der Bundesliga ab. Wie bewerten Sie die mittel- und langfristigen Perspektiven des Vereins?

Gockel: Wir haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass wir solide wirtschaften und sportlich auch im Rahmen unserer Möglichkeiten durchaus Ambitionen anmelden können. Das werden wir auch in Zukunft versuchen. Sollten wir jedoch dauerhaft in der aktuellen Infrastruktur verharren, dann wird es mit Sicherheit Jahr für Jahr schwieriger. Dann müsste uns schon ein ähnliches Wunder wie Darmstadt 98 gelingen, um aus eigener Kraft diese Dinge anzuschieben. Erfolgversprechender wäre jedoch, das Haus, in dem wir wohnen wollen, von unten nach oben aufzubauen. Zum sportlichen Erfolg gehören auch konkurrenzfähige Voraussetzungen.

[mspw]

Er gehört schon zu den Urgesteinen beim Drittligisten SC Preußen Münster. Carsten Gockel (42) war schon als Spieler insgesamt sieben Jahre für das Bundesliga-Gründungsmitglied am Ball. Seit 2006 ist der heutige Sportvorstand und Geschäftsführer als Funktionär für die Geschicke des Traditionsvereins mitverantwortlich.

Nach zwei vergeblichen Anläufen in Richtung 2. Bundesliga leitete Gockel gemeinsam mit Cheftrainer Ralf Loose (52) einen großen personellen Umbruch im Kader ein, um die enttäuschende Rückserie möglichst schnell vergessen zu machen.

Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht Carsten Gockel mit dem Journalisten Ralf Debat über die Verjüngungskur in Münster, die Führungsfiguren im Kader, die schwere Verletzung von Abwehrspieler Simon Scherder und die einmal mehr gescheiterten Pläne zum Bau eines neuen Stadions.

DFB.de: Gemeinsam mit Trainer Ralf Loose haben Sie dem SC Preußen eine Verjüngungskur verordnet. Wie weit ist diese schon fortgeschritten, Herr Gockel?

Carsten Gockel: Es ist richtig, dass wir einige Spieler abgegeben haben, die zum Teil schon deutlich über 30 Jahre waren. Dafür haben wir jüngere Leute verpflichtet und damit auch das Durchschnittsalter erheblich gesenkt. Das war auch unsere Absicht. Das heißt aber nicht, dass es für uns jetzt nur noch darum geht, ausschließlich junge Spieler zu verpflichten. Benjamin Schwarz, den wir aus Unterhaching geholt haben, ist immerhin auch schon 28. Entscheidend ist, ob uns diese Jungs weiterhelfen und in unser Finanzbudget passen.

DFB.de: Insgesamt zwölf Spieler haben den Verein verlassen. Warum war ein so großer personeller Schnitt notwendig?

Gockel: Wie schon vor zwei Jahren unter Pavel Dotchev konnten wir auch in der abgelaufenen Saison eine gute Ausgangsposition nicht halten. Dabei haben sicher verschiedene Gründe eine Rolle gespielt, unter anderem auch der langfristige Ausfall von Erik Zenga. Nachdem die Mannschaft während der Hinserie sehr gut funktioniert hatte, ist uns aber nach der Winterpause auf dem Platz der unbedingte Zusammenhalt, der für dauerhaften sportlichen Erfolg notwendig ist, verloren gegangen. Da können uns Mannschaften wie Holstein Kiel oder die Stuttgarter Kickers, die bei ähnlicher Qualität deutlich mehr erreicht haben, durchaus als Vorbild dienen.

DFB.de: Ist der große Umbruch nicht auch den finanziellen Möglichkeiten geschuldet?

Gockel: Der Verlauf der Rückserie war nicht unbedingt dazu angetan, Eigenwerbung zu betreiben. Auch im DFB-Pokal sind wir leider nicht vertreten. Deshalb steht uns weniger Geld als im Vorjahr zur Verfügung. Umso mehr sind wir gefordert, bei den Transfers gute Entscheidungen zu treffen. Bisher bin ich da sehr zufrieden.

DFB.de: Die Liste der bisherigen Zugänge ist aber noch recht überschaubar. Was wird oder muss sich noch tun?

Gockel: Um die Konkurrenzsituation zu verbessern, benötigen wir noch mehr Alternativen im Mittelfeld. Aber auch auf der Rechtsverteidiger-Position besteht Bedarf, zumal Kevin Schöneberg nach einer Fersen-Operation und einigen Komplikationen gerade erst wieder ins Training einsteigen konnte. Durch den langwierigen Ausfall von Simon Scherder ist jetzt auch noch eine zusätzliche Lücke in der Innenverteidigung entstanden.

DFB.de: Scherder, der in der Hintermannschaft fest eingeplant war, fällt mit einem Kreuzbandriss zumindest für die gesamte Hinserie aus. Wie sehr schmerzt dieser Verlust?

Gockel: Das tut schon weh, denn Simon hatte sich bei uns sehr gut entwickelt. Doch wir müssen nun damit leben und nach vorne schauen. Wir werden ihn bei seiner Genesung bestmöglich unterstützen.

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DFB.de: Mit Lennart Stoll und Lion Schweers sind zwei A-Jugendliche in den Drittliga-Kader aufgerückt. Was trauen Sie ihnen zu?

Gockel: Wir dürfen vor allem nicht zu viel erwarten. Beide sind vielversprechende Perspektivspieler, die sicher einige Zeit benötigen werden, um den Sprung von der U 19 in die 3. Liga zu schaffen. Sie können jetzt jeden Tag im Training dazulernen, um den Anschluss herzustellen. Wir lassen uns sehr gerne positiv überraschen.

DFB.de: Wo müssen jetzt die Hebel angesetzt werden? Wie lautet die Zielsetzung für die bevorstehende Saison?

Gockel: In der 3. Liga setzen sich regelmäßig sieben bis acht Mannschaften in der Spitzengruppe fest, die am Ende um die Aufstiegsplätze spielen. Zu dieser Gruppe wollen wir auch gehören. In den vergangenen Jahren haben wir oft gezeigt, dass wir auf diesem Niveau mithalten können.

DFB.de: Was erwarten Sie von Trainer Ralf Loose?

Gockel: Ich habe immer gesagt, dass unsere Probleme nicht am Trainer festzumachen sind. Ralf ist sehr erfahren, ein Profi durch und durch. Er hatte die Mannschaft in einer äußerst schwierigen Situation übernommen und erst so geformt, dass wir überhaupt wieder Ansprüche stellen konnten. Er ist akribisch und fleißig, lebt der Mannschaft professionelles Verhalten vor. Ich bin zuversichtlich, dass die neuformierte Mannschaft besser zu ihm passt.

DFB.de: Auf welche Spieler wird es besonders ankommen?

Gockel: Da sind einige gefordert. Marc Heitmeier ist vor einem Jahr vom FSV Frankfurt zu uns gekommen, um Verantwortung zu übernehmen. Marcus Piossek wächst durch seine Leistungen immer mehr in eine Führungsrolle hinein. Benjamin Schwarz war schon in Unterhaching eine wichtige Bezugsperson für die jungen Spieler. Amaury Bischoff soll nicht nur der Chef der ruhenden Bälle, sondern unseres gesamten Spiels sein.

DFB.de: Zu Ihnen persönlich: Sie sind - abgesehen von einer dreijährigen Unterbrechung - seit 1996 im Verein. Erst als Spieler, dann als Funktionär. Ihre Arbeitsplatzbeschreibung hat sich in dieser Zeit mehrfach geändert. Wo sehen Sie jetzt Ihre Hauptaufgaben?

Gockel: Aktuell arbeite ich als Sportvorstand und Geschäftsführer. Es wäre sicher denkbar und durchaus wünschenswert, unterhalb des Vorstandes noch einen Sportlichen Leiter zu installieren. Aktuell können und wollen wir uns das aber nicht leisten, sondern diese Mittel lieber in die Mannschaft investieren. Deshalb mache ich das jetzt mit. Umso dankbarer bin ich, dass wir uns auf der Geschäftsstelle personell so aufgestellt haben, dass ich dort Entlastung erfahre.

DFB.de: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zum Verein beschreiben?

Gockel: Ich war sieben Jahre als Spieler für den SC Preußen am Ball und gehe jetzt in meine zehnte Saison in meiner jetzigen Position. Als ich 2006 in der Oberliga als Sportlicher Leiter begonnen habe, war diese Entwicklung nicht vorherzusehen. Für mich ist der Verein sicher kein normaler Arbeitgeber.

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DFB.de: Seit 2011 mischt Preußen Münster jetzt in der 3. Liga mit. Wie bewerten Sie die Entwicklung der Spielklasse insgesamt?

Gockel: Die 3. Liga hat eine sehr gute Entwicklung genommen, das zeigen das Markenbild und auch die gestiegenen Zuschauerzahlen. Nicht zuletzt wegen der zahlreichen Traditionsvereine ist die Liga äußerst attraktiv. Allerdings ist auch der wirtschaftliche Druck für die Klubs nach wie vor groß. Wegen der hohen sportlichen Qualität der Spielklasse stehen wir beispielsweise bei Neuverpflichtungen regelmäßig in direkter Konkurrenz zu Zweitligisten, die wegen ihrer deutlich höheren Fernsehgelder ganz andere finanzielle Möglichkeiten besitzen. Es muss aus meiner Sicht daran gearbeitet werden, diese Unterschiede weiter zu verringern.

DFB.de: Vor wenigen Tagen stellte Walther Seinsch, langjähriger Vorstandsvorsitzender des Bundesligisten FC Augsburg, Pläne für ein neues Stadion in Münster vor. Inzwischen heißt es, das Vorhaben sei schon wieder Makulatur!

Gockel: Das kann man so sagen. Wir als Verein waren dabei jedoch nicht federführend. Wir wurden eingeladen, um uns die Pläne anzuhören. Bei den Gesprächen zwischen Walther Seinsch und der Stadt hatte sich jedoch bereits vor der späteren Präsentation herausgestellt, dass dieses Modell nicht umsetzbar ist. So wurden falsche Hoffnungen geschürt.

DFB.de: Wie wichtig wäre denn eine moderne Spielstätte für den SC Preußen?

Gockel: Wenn man sich die Stadien in der 3. Liga anschaut, dann wird schnell klar, welche Bedeutung die Infrastruktur besitzt. Bis auf Aufsteiger Würzburger Kickers und vielleicht noch Fortuna Köln verfügen praktisch alle anderen Klubs über Arenen, die hohen Ansprüchen genügen. Wir haben seit 2009 eine neue Haupttribüne, danach ist aber nicht mehr viel passiert. Das ist für uns ein klarer Wettbewerbsnachteil und macht uns das Leben schwer. Regelmäßig stoßen wir bei der Vermarktung und beim Platzangebot an unsere Grenzen.

DFB.de: Der Gewinn der deutschen Vize-Meisterschaft liegt inzwischen 64 Jahre zurück, vor 51 Jahren stieg Münster aus der Bundesliga ab. Wie bewerten Sie die mittel- und langfristigen Perspektiven des Vereins?

Gockel: Wir haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass wir solide wirtschaften und sportlich auch im Rahmen unserer Möglichkeiten durchaus Ambitionen anmelden können. Das werden wir auch in Zukunft versuchen. Sollten wir jedoch dauerhaft in der aktuellen Infrastruktur verharren, dann wird es mit Sicherheit Jahr für Jahr schwieriger. Dann müsste uns schon ein ähnliches Wunder wie Darmstadt 98 gelingen, um aus eigener Kraft diese Dinge anzuschieben. Erfolgversprechender wäre jedoch, das Haus, in dem wir wohnen wollen, von unten nach oben aufzubauen. Zum sportlichen Erfolg gehören auch konkurrenzfähige Voraussetzungen.