Ratajczak: "MSV stand an der Schwelle zum Nichts"

[bild1]

Er ist zurück in seinem Revier. Michael Ratajczak, gebürtig aus Herne, ist seit Saisonbeginn die neue Nummer eins beim Drittligisten MSV Duisburg. Der 31-Jährige, der einst als Jugendlicher bei den Ruhrgebiets-Rivalen FC Schalke 04 und Borussia Dortmund ausgebildet worden war, ist nach Zwischenstationen bei Rot Weiss Ahlen, Rot-Weiß Erfurt, Fortuna Düsseldorf und Royal White Star Brüssel (Belgien) wieder im "Pott" am Ball.

Für die "Zebras" ist Ratajczak ein echter Punktegarant, auch wenn zuletzt mit dem 0:1 in Elversberg seine persönliche Serie von sieben Ligaspielen ohne Niederlage gerissen ist. Zuvor hatte der MSV-Torhüter nach überstandener Adduktorenverletzung in Kiel (1:0) und gegen Rostock (2:0) jeweils mit starken Leistungen die Null gehalten.

Der verdiente Lohn: Nach der Auszeichnung als Spieler des zehnten Spieltags bekam Michael Ratajczak jetzt auch bei der Wahl von FUSSBALL.de und DFB.de zum Spieler des Monats September die mit Abstand meisten Stimmen der User. Mehr als 70 Prozent stimmten für den Duisburger Schlussmann.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Michael Ratajczak auch die Verarbeitung von Spiel entscheidenden Fehlern, seinen Dank an Lucien Favre und Uwe Kamps sowie über die besondere Herausforderung, beim Neuanfang in Duisburg mithelfen zu dürfen.

DFB.de: Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der Wahl Spieler des Monats September! Nach Kingsley Onuegbu geht der Titel damit erneut an den MSV Duisburg. Hätten Sie damit gerechnet, Herr Ratajczak?

Michael Ratajczak: Die Auszeichnung freut mich natürlich, aber so vermessen, damit zu rechnen, ist sicher kein Fußballer - und ich auch nicht. Es ist eine schöne Sache, gerade auch, weil im Monat zuvor mit Kingsley Onuegbu von uns ein Stürmer, der mit seinen Toren schnell im Fokus steht, ausgezeichnet worden war und jetzt eben ein Torhüter.

DFB.de: Was bedeutet Ihnen eine solche persönliche Auszeichnung?

Ratajczak: Ich nehme das zwar auch als Bestätigung für die eigene Leistung, aber vor allem ist es eine Bestätigung für das, was hier alle in Duisburg in den vergangenen Monaten geleistet haben: Die Verantwortlichen, die den Start wenigstens in der 3. Liga ermöglicht haben. Die Fans, die mit ihrer unfassbaren Euphorie vielleicht den größten Anteil am Fortbestand des MSV besitzen, vor allem aber auch unser Sportdirektor Ivo Grlic, unser Trainer Karsten Baumann und mein Torwarttrainer Sven Beuckert, die unter diesen - sagen wir mal - ungewöhnlichen Vorzeichen eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammengestellt haben. Außerdem ist die Ehrung für einen Spieler immer auch eine Auszeichnung für die Leistung des gesamten Teams.

DFB.de: Der Saisonstart der Zebras mit einer fast komplett neuen Mannschaft und ohne echte Vorbereitung fällt bei 17 Punkten aus zwölf Partien immer noch positiv aus. Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dem ersten Drittel der Saison?

Ratajczak: Wenn ich zurückdenke, war es schon eine sehr merkwürdige Situation in diesem Sommer. Zwei Drittel unserer Mannschaft waren neu, ich persönlich kannte den MSV ja wenigstens schon ein wenig, weil ich hier bereits im vergangenen Winter mittrainiert hatte. Wir sind mit nur elf Tagen Vorbereitung in das erste Spiel gegangen, hatten und haben zu Hause aber eine Atmosphäre wie bei einem Pokal-Halbfinale. Wir wussten im Vorfeld aber überhaupt nicht, wo wir stehen und wie es läuft. Klar war nur: Wir können mit unserer Leistung helfen, den MSV wieder in ruhiges Fahrwasser zu steuern.

DFB.de: Zuletzt gab es durch die 0:1-Auswärtsniederlage bei der SV 07 Elversberg wieder einen Rückschlag. Dabei rutschte Ihnen einen Freistoß von Milad Salem durch. Wie beurteilen Sie das Gegentor?

Ratajczak: Es ist natürlich schade, dass wir aus Elversberg nichts mitgenommen haben, da war eindeutig mehr drin für uns. Dass es dann durch ein solches Tor und durch einen nicht gegebenen Elfmeter am Ende nicht einmal zu einem Punkt gereicht hat, tut besonders weh. Das Gegentor nehme ich ganz klar auf meine Kappe. Fakt ist aber auch, dass wir als Team gemeinsam gewinnen oder verlieren und auch intern so auftreten.

DFB.de: MSV-Trainer Karsten Baumann nahm Sie nach dem Elversberg-Spiel ausdrücklich in Schutz. Wie gehen Sie als Torhüter mit der Situation um, bei Fehlern fast automatisch im Fokus zu stehen?

Ratajczak: Das gehört zu meinem Job im Tor eben ganz besonders dazu. Eine Woche gewinnst du, eine Woche verlierst du. Aber selbst, wenn ich einmal einen Fehler mache: Ich habe schon einen der geilsten Jobs, die man sich als Jugendlicher erträumen kann.

DFB.de: Bei bisher neun Einsätzen in dieser Saison blieben Sie viermal ohne Gegentreffer. War der Wechsel zu einem Traditionsverein mit über 30 Jahren noch einmal ein Glücksfall für Sie?

[bild2]

Ratajczak: Ich finde, 31 ist das beste Alter für einen Torhüter. Aber nach einem halben Jahr ohne Verein und der Rückrunde der vergangenen Saison in Belgien bin ich ganz einfach froh, wieder in Deutschland und damit wieder in meinem Revier zu sein. Duisburg hatte mir schon bei meinem Training im vergangenen Winter gefallen. Wir verfügen auch in der 3. Liga über sehr gute Bedingungen hier, haben ein fantastisches Publikum. Und ich behaupte, dass das hier eine ganz besondere Herausforderung ist: Bei einem Traditionsverein zu spielen, der an der Schwelle zum Nichts stand - und bei dem wir Spieler jetzt helfen dürfen, als Teil des ganzen Vereins ein Fundament für die Zukunft zu legen.

DFB.de: Nach Ihrem Abschied bei Fortuna Düsseldorf im Sommer 2012 hatten Sie sich bei Uwe Kamps, Torwarttrainer des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach, fit gehalten. Profitieren Sie nun von diesem Einzeltraining?

Ratajczak: Ich will an dieser Stelle die Chance nutzen, um mich bei der Borussia, bei Lucien Favre und Uwe Kamps zu bedanken. Ich habe bei einem richtig starken Erstligisten, der sogar im Europacup gespielt hat, mittrainieren können, habe davon sicherlich auch persönlich noch einmal profitiert. Welche Erfahrung ich aber über die reine Trainingsarbeit hinaus mitnehme: Ich habe mich dort immer als Teil der Mannschaft fühlen dürfen. Das hat mir in dieser nicht leichten persönlichen Situation für mich sehr, sehr gut getan.

DFB.de: Der MSV war praktisch ohne Vorbereitung in die Saison gestartet und sorgte damit wohl für ein Novum im deutschen Profifußball. Kommt die Länderspielpause wegen des Substanzverlustes nun gelegen?

Ratajczak: Auf den gesamten Verein ist unheimlich viel eingestürmt, das war alles andere als ein normaler Sommer. Dazu kommen die englischen Wochen, die wir durch die Spiele im Niederrheinpokal vor ja auch vier- oder fünftausend Zuschauern in Bockum und Korschenbroich bestritten hatten. Ein kurzes Durchschnaufen tut sicher einmal gut. Aber dann geht es ja am kommenden Mittwoch mit dem Pokalspiel beim TuS Bösinghoven weiter, und danach wollen wir uns gegen Saarbrücken daheim wieder von einer besseren Seite präsentieren - und die drei Punkte zu Hause behalten.

DFB.de: Kevin Wolze betonte, dass die Zeit der Ausreden nun langsam vorbei wäre. Wo kann die Reise für den MSV in dieser Saison hingehen?

Ratajczak: Wir wollen bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich holen. Dann können wir sehen, wohin die Reise geht, und ernsthaft über Ziele sprechen. Klar ist aber auch, dass wir uns nach jedem Spiel hinterfragen müssen: Haben wir alles getan, um die Punkte zu holen - oder war der Gegner an diesem Tag wirklich besser?

[mspw]

[bild1]

Er ist zurück in seinem Revier. Michael Ratajczak, gebürtig aus Herne, ist seit Saisonbeginn die neue Nummer eins beim Drittligisten MSV Duisburg. Der 31-Jährige, der einst als Jugendlicher bei den Ruhrgebiets-Rivalen FC Schalke 04 und Borussia Dortmund ausgebildet worden war, ist nach Zwischenstationen bei Rot Weiss Ahlen, Rot-Weiß Erfurt, Fortuna Düsseldorf und Royal White Star Brüssel (Belgien) wieder im "Pott" am Ball.

Für die "Zebras" ist Ratajczak ein echter Punktegarant, auch wenn zuletzt mit dem 0:1 in Elversberg seine persönliche Serie von sieben Ligaspielen ohne Niederlage gerissen ist. Zuvor hatte der MSV-Torhüter nach überstandener Adduktorenverletzung in Kiel (1:0) und gegen Rostock (2:0) jeweils mit starken Leistungen die Null gehalten.

Der verdiente Lohn: Nach der Auszeichnung als Spieler des zehnten Spieltags bekam Michael Ratajczak jetzt auch bei der Wahl von FUSSBALL.de und DFB.de zum Spieler des Monats September die mit Abstand meisten Stimmen der User. Mehr als 70 Prozent stimmten für den Duisburger Schlussmann.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Michael Ratajczak auch die Verarbeitung von Spiel entscheidenden Fehlern, seinen Dank an Lucien Favre und Uwe Kamps sowie über die besondere Herausforderung, beim Neuanfang in Duisburg mithelfen zu dürfen.

DFB.de: Herzlichen Glückwunsch zum Gewinn der Wahl Spieler des Monats September! Nach Kingsley Onuegbu geht der Titel damit erneut an den MSV Duisburg. Hätten Sie damit gerechnet, Herr Ratajczak?

Michael Ratajczak: Die Auszeichnung freut mich natürlich, aber so vermessen, damit zu rechnen, ist sicher kein Fußballer - und ich auch nicht. Es ist eine schöne Sache, gerade auch, weil im Monat zuvor mit Kingsley Onuegbu von uns ein Stürmer, der mit seinen Toren schnell im Fokus steht, ausgezeichnet worden war und jetzt eben ein Torhüter.

DFB.de: Was bedeutet Ihnen eine solche persönliche Auszeichnung?

Ratajczak: Ich nehme das zwar auch als Bestätigung für die eigene Leistung, aber vor allem ist es eine Bestätigung für das, was hier alle in Duisburg in den vergangenen Monaten geleistet haben: Die Verantwortlichen, die den Start wenigstens in der 3. Liga ermöglicht haben. Die Fans, die mit ihrer unfassbaren Euphorie vielleicht den größten Anteil am Fortbestand des MSV besitzen, vor allem aber auch unser Sportdirektor Ivo Grlic, unser Trainer Karsten Baumann und mein Torwarttrainer Sven Beuckert, die unter diesen - sagen wir mal - ungewöhnlichen Vorzeichen eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammengestellt haben. Außerdem ist die Ehrung für einen Spieler immer auch eine Auszeichnung für die Leistung des gesamten Teams.

DFB.de: Der Saisonstart der Zebras mit einer fast komplett neuen Mannschaft und ohne echte Vorbereitung fällt bei 17 Punkten aus zwölf Partien immer noch positiv aus. Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dem ersten Drittel der Saison?

Ratajczak: Wenn ich zurückdenke, war es schon eine sehr merkwürdige Situation in diesem Sommer. Zwei Drittel unserer Mannschaft waren neu, ich persönlich kannte den MSV ja wenigstens schon ein wenig, weil ich hier bereits im vergangenen Winter mittrainiert hatte. Wir sind mit nur elf Tagen Vorbereitung in das erste Spiel gegangen, hatten und haben zu Hause aber eine Atmosphäre wie bei einem Pokal-Halbfinale. Wir wussten im Vorfeld aber überhaupt nicht, wo wir stehen und wie es läuft. Klar war nur: Wir können mit unserer Leistung helfen, den MSV wieder in ruhiges Fahrwasser zu steuern.

DFB.de: Zuletzt gab es durch die 0:1-Auswärtsniederlage bei der SV 07 Elversberg wieder einen Rückschlag. Dabei rutschte Ihnen einen Freistoß von Milad Salem durch. Wie beurteilen Sie das Gegentor?

Ratajczak: Es ist natürlich schade, dass wir aus Elversberg nichts mitgenommen haben, da war eindeutig mehr drin für uns. Dass es dann durch ein solches Tor und durch einen nicht gegebenen Elfmeter am Ende nicht einmal zu einem Punkt gereicht hat, tut besonders weh. Das Gegentor nehme ich ganz klar auf meine Kappe. Fakt ist aber auch, dass wir als Team gemeinsam gewinnen oder verlieren und auch intern so auftreten.

DFB.de: MSV-Trainer Karsten Baumann nahm Sie nach dem Elversberg-Spiel ausdrücklich in Schutz. Wie gehen Sie als Torhüter mit der Situation um, bei Fehlern fast automatisch im Fokus zu stehen?

Ratajczak: Das gehört zu meinem Job im Tor eben ganz besonders dazu. Eine Woche gewinnst du, eine Woche verlierst du. Aber selbst, wenn ich einmal einen Fehler mache: Ich habe schon einen der geilsten Jobs, die man sich als Jugendlicher erträumen kann.

DFB.de: Bei bisher neun Einsätzen in dieser Saison blieben Sie viermal ohne Gegentreffer. War der Wechsel zu einem Traditionsverein mit über 30 Jahren noch einmal ein Glücksfall für Sie?

[bild2]

Ratajczak: Ich finde, 31 ist das beste Alter für einen Torhüter. Aber nach einem halben Jahr ohne Verein und der Rückrunde der vergangenen Saison in Belgien bin ich ganz einfach froh, wieder in Deutschland und damit wieder in meinem Revier zu sein. Duisburg hatte mir schon bei meinem Training im vergangenen Winter gefallen. Wir verfügen auch in der 3. Liga über sehr gute Bedingungen hier, haben ein fantastisches Publikum. Und ich behaupte, dass das hier eine ganz besondere Herausforderung ist: Bei einem Traditionsverein zu spielen, der an der Schwelle zum Nichts stand - und bei dem wir Spieler jetzt helfen dürfen, als Teil des ganzen Vereins ein Fundament für die Zukunft zu legen.

DFB.de: Nach Ihrem Abschied bei Fortuna Düsseldorf im Sommer 2012 hatten Sie sich bei Uwe Kamps, Torwarttrainer des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach, fit gehalten. Profitieren Sie nun von diesem Einzeltraining?

Ratajczak: Ich will an dieser Stelle die Chance nutzen, um mich bei der Borussia, bei Lucien Favre und Uwe Kamps zu bedanken. Ich habe bei einem richtig starken Erstligisten, der sogar im Europacup gespielt hat, mittrainieren können, habe davon sicherlich auch persönlich noch einmal profitiert. Welche Erfahrung ich aber über die reine Trainingsarbeit hinaus mitnehme: Ich habe mich dort immer als Teil der Mannschaft fühlen dürfen. Das hat mir in dieser nicht leichten persönlichen Situation für mich sehr, sehr gut getan.

DFB.de: Der MSV war praktisch ohne Vorbereitung in die Saison gestartet und sorgte damit wohl für ein Novum im deutschen Profifußball. Kommt die Länderspielpause wegen des Substanzverlustes nun gelegen?

Ratajczak: Auf den gesamten Verein ist unheimlich viel eingestürmt, das war alles andere als ein normaler Sommer. Dazu kommen die englischen Wochen, die wir durch die Spiele im Niederrheinpokal vor ja auch vier- oder fünftausend Zuschauern in Bockum und Korschenbroich bestritten hatten. Ein kurzes Durchschnaufen tut sicher einmal gut. Aber dann geht es ja am kommenden Mittwoch mit dem Pokalspiel beim TuS Bösinghoven weiter, und danach wollen wir uns gegen Saarbrücken daheim wieder von einer besseren Seite präsentieren - und die drei Punkte zu Hause behalten.

DFB.de: Kevin Wolze betonte, dass die Zeit der Ausreden nun langsam vorbei wäre. Wo kann die Reise für den MSV in dieser Saison hingehen?

Ratajczak: Wir wollen bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich holen. Dann können wir sehen, wohin die Reise geht, und ernsthaft über Ziele sprechen. Klar ist aber auch, dass wir uns nach jedem Spiel hinterfragen müssen: Haben wir alles getan, um die Punkte zu holen - oder war der Gegner an diesem Tag wirklich besser?