Max Meyer: "Am BVB ein Beispiel nehmen"

Max Meyer hat gerade erst Platz genommen, da wird er bereits um ein Autogramm gebeten. Der 20-Jährige nimmt sich die Zeit und setzt seine Unterschrift auf ein Schalker Trikot. Es ist kein Wunder, dass Meyer einer derjenigen Spieler ist, die auf Schalke besonders im Fokus stehen. Schließlich ist er ein waschechtes Eigengewächs. Mit 13 Jahren zu S04 gewechselt, ist der gebürtige Oberhausener nicht nur Hoffnungsträger, sondern mittlerweile auch Leistungsträger, eine Identifikationsfigur. Immerhin 92 Bundesligaspiele hat der U 21-Nationalspieler für die Königsblauen bereits absolviert.

Im DFB.de-Interview spricht Max Meyer mit Mitarbeiter Andreas Reiners über das Bundesligaspiel vom 31. Spieltag am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) bei Hannover 96, die Situation auf Schalke, Herausforderungen an einen Jungprofi, seine Rolle als Kapitän der U 21-Nationalmannschaft und den Traum von Europameisterschaft in Frankreich oder den Olympischen Spielen in Rio.

DFB.de: Max Meyer, waren die 90 Minuten gegen Bayer Leverkusen ein wenig sinnbildlich für die bisherige Schalker Saison?

Max Meyer: Das könnte man so sagen. Auch wenn ich finde, dass wir am Anfang der Saison bei unserer Erfolgsserie auch ein wenig Glück hatten. Das Quäntchen Glück fehlt uns momentan ein bisschen. Natürlich war damals nicht alles toll, aber genauso ist jetzt nicht alles schlecht. Ich finde sogar, dass wir jetzt teilweise besser spielen als zu Beginn der Saison. Wenn wir ein Gegentor bekommen, brechen wir aber zu schnell ein. Das müssen wir so schnell wie möglich abstellen.

DFB.de: Der Verein hat zu Saisonbeginn das Ziel ausgegeben, in erster Linie die Fans zurückzugewinnen. Hat die Mannschaft das erreicht Ihrer Meinung nach?

Meyer: Ich denke, dass sie immer noch auf unserer Seite stehen, auch wenn es zuletzt nicht optimal gelaufen ist. Wir befinden uns in einem Lernprozess, und der braucht Zeit. Insgesamt ist es eigentlich ganz gut gelaufen, auch wenn zuletzt wieder etwas Unruhe aufgekommen ist. Intern haben wir natürlich auch ein sportliches Ziel. Aber das Ziel soll auch intern bleiben. Am Ende werden wir sehen, ob es dafür gereicht hat.

DFB.de: Wo befindet sich Schalke in diesem Lernprozess?

Meyer: Das ist schwer zu sagen. Natürlich gibt es immer wieder Rückschläge, wie zuletzt gegen Leverkusen. Es ist auch schon vorher passiert, dass wir eine gute und anschließend eine schlechte Halbzeit gespielt haben. Da haben wir uns noch nicht wie gewünscht weiterentwickelt. Aber spielerisch sind wir schon viel weiter, wenn ich bedenke, wie wir in den letzten Jahren oder auch in der Vorrunde teilweise gespielt haben.

DFB.de: Sie haben die Unruhe angesprochen. Können Sie einem Außenstehenden erklären, warum es auf Schalke anders ist als anderswo?

Meyer: (lacht) Nein, das kann ich nicht. Man findet immer irgendetwas. Selbst in der Hinrunde, als wir einige Spiele gewonnen haben, gab es Unruhe wegen der unklaren Zukunft von Manager Horst Heldt. Danach kam der Trainer ins Spiel, danach gab es wieder etwas anderes. Das ist auf Schalke immer schwierig. Wenn du Zweiter bist, heißt es: "Warum bist du nicht Erster?" Unruhe gibt es hier immer, solange Schalke nicht Deutscher Meister ist. Aber daran hat man sich inzwischen gewöhnt.



Max Meyer hat gerade erst Platz genommen, da wird er bereits um ein Autogramm gebeten. Der 20-Jährige nimmt sich die Zeit und setzt seine Unterschrift auf ein Schalker Trikot. Es ist kein Wunder, dass Meyer einer derjenigen Spieler ist, die auf Schalke besonders im Fokus stehen. Schließlich ist er ein waschechtes Eigengewächs. Mit 13 Jahren zu S04 gewechselt, ist der gebürtige Oberhausener nicht nur Hoffnungsträger, sondern mittlerweile auch Leistungsträger, eine Identifikationsfigur. Immerhin 92 Bundesligaspiele hat der U 21-Nationalspieler für die Königsblauen bereits absolviert.

Im DFB.de-Interview spricht Max Meyer mit Mitarbeiter Andreas Reiners über das Bundesligaspiel vom 31. Spieltag am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) bei Hannover 96, die Situation auf Schalke, Herausforderungen an einen Jungprofi, seine Rolle als Kapitän der U 21-Nationalmannschaft und den Traum von Europameisterschaft in Frankreich oder den Olympischen Spielen in Rio.

DFB.de: Max Meyer, waren die 90 Minuten gegen Bayer Leverkusen ein wenig sinnbildlich für die bisherige Schalker Saison?

Max Meyer: Das könnte man so sagen. Auch wenn ich finde, dass wir am Anfang der Saison bei unserer Erfolgsserie auch ein wenig Glück hatten. Das Quäntchen Glück fehlt uns momentan ein bisschen. Natürlich war damals nicht alles toll, aber genauso ist jetzt nicht alles schlecht. Ich finde sogar, dass wir jetzt teilweise besser spielen als zu Beginn der Saison. Wenn wir ein Gegentor bekommen, brechen wir aber zu schnell ein. Das müssen wir so schnell wie möglich abstellen.

DFB.de: Der Verein hat zu Saisonbeginn das Ziel ausgegeben, in erster Linie die Fans zurückzugewinnen. Hat die Mannschaft das erreicht Ihrer Meinung nach?

Meyer: Ich denke, dass sie immer noch auf unserer Seite stehen, auch wenn es zuletzt nicht optimal gelaufen ist. Wir befinden uns in einem Lernprozess, und der braucht Zeit. Insgesamt ist es eigentlich ganz gut gelaufen, auch wenn zuletzt wieder etwas Unruhe aufgekommen ist. Intern haben wir natürlich auch ein sportliches Ziel. Aber das Ziel soll auch intern bleiben. Am Ende werden wir sehen, ob es dafür gereicht hat.

DFB.de: Wo befindet sich Schalke in diesem Lernprozess?

Meyer: Das ist schwer zu sagen. Natürlich gibt es immer wieder Rückschläge, wie zuletzt gegen Leverkusen. Es ist auch schon vorher passiert, dass wir eine gute und anschließend eine schlechte Halbzeit gespielt haben. Da haben wir uns noch nicht wie gewünscht weiterentwickelt. Aber spielerisch sind wir schon viel weiter, wenn ich bedenke, wie wir in den letzten Jahren oder auch in der Vorrunde teilweise gespielt haben.

DFB.de: Sie haben die Unruhe angesprochen. Können Sie einem Außenstehenden erklären, warum es auf Schalke anders ist als anderswo?

Meyer: (lacht) Nein, das kann ich nicht. Man findet immer irgendetwas. Selbst in der Hinrunde, als wir einige Spiele gewonnen haben, gab es Unruhe wegen der unklaren Zukunft von Manager Horst Heldt. Danach kam der Trainer ins Spiel, danach gab es wieder etwas anderes. Das ist auf Schalke immer schwierig. Wenn du Zweiter bist, heißt es: "Warum bist du nicht Erster?" Unruhe gibt es hier immer, solange Schalke nicht Deutscher Meister ist. Aber daran hat man sich inzwischen gewöhnt.

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DFB.de: Ist die Erwartungshaltung generell vielleicht zu hoch?

Meyer: Schalke ist ein großer Klub in Deutschland, deshalb gibt es auch große Erwartungen, und das zu Recht. Man sieht an Borussia Dortmund, was alles möglich ist. Warum sollte das auf Schalke nicht möglich sein? Auch wenn man es als Schalker eigentlich nicht sagen darf, kann man sich am BVB ein Beispiel nehmen: Wie dort gewirtschaftet, gearbeitet, eine gute Mannschaft geformt wurde und was für eine Ruhe herrscht. Wenn man Ruhe hat und viele gute Entscheidungen getroffen werden, zahlt sich das irgendwann aus. Auch wenn sich das in der Tabelle derzeit nicht widerspiegelt, sind wir auf Schalke aber auch auf einem guten Weg.

DFB.de: Die Erwartungshaltung an die Talente ist ebenfalls hoch, für Julian Draxler war das ein Grund für seinen Wechsel. Wie hat Sie diese Erwartungshaltung beeinflusst?

Meyer: Angefangen hat es bei mir bereits in der vergangenen Saison, die sehr extrem war, da ging es teilweise drunter und drüber. Natürlich nimmt es einen als jungen Spieler mit, vor allem, wenn man kritisiert wird. Am Anfang ist das nicht einfach, aber man lernt daraus. Mittlerweile prallt das zum größten Teil an mir ab. Es ist aber auch wichtig, dass man so etwas mitnimmt. Und man lernt es nirgendwo besser als auf Schalke.

DFB.de: Wer hat Ihnen in dieser Phase geholfen?

Meyer: Meine Familie, mein Berater, Freunde, aber auch ich selbst. Man muss mit der Situation selbst am besten klarkommen. Natürlich ist Hilfe von außen gut, aber am Ende muss man alleine schauen, wie man mit der Situation umgeht.

DFB.de: Sind die Dauerschlagzeilen auch Thema in der Kabine? Wie geht die Mannschaft insgesamt damit um?

Meyer: Das ist in der Kabine nicht unbedingt ein Thema, aber natürlich bekommt man das mit. Mich persönlich stört es nicht unbedingt, aber ich denke, dass es Einfluss nehmen kann auf eine Mannschaft. Vielleicht wird es manchmal auch als Alibi genommen, wenn man kein gutes Spiel macht. Allerdings sollte man sich nicht dahinter verstecken.

DFB.de: Ein Vorwurf lautet, dass Schalke untrainierbar sei. Ist das tatsächlich,so?

Meyer: Keine Ahnung, ich habe Schalke noch nie trainiert.(lacht) Nein, das könnte ich nicht sagen. Wir haben viele junge und hungrige Spieler. Ich glaube nicht, dass die Mannschaft nicht trainierbar ist.

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DFB.de: Wie sehen Sie Ihre eigene Entwicklung in den vergangenen Jahren?

Meyer: Meine Entwicklung ist gut verlaufen. Wenn mir jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass ich mit 20 Jahren schon über 100 Pflichtspiele gemacht habe, dann hätte ich das sofort unterschrieben. Ich bin Stammspieler, fühle mich wohl und habe noch nie so viele Scorerpunkte (fünf Tore und acht Vorlagen; Anm. d. Red.) gehabt wie in diesem Jahr.

DFB.de: Sie haben sich im Alter von 13 Jahren für Schalke und gegen Angebote von den Bayern, Dortmund und Gladbach entschieden. Was gab den Ausschlag für S04?

Meyer: Ich habe in Oberhausen gewohnt, und deshalb war auch die Nähe ausschlaggebend. Dass meine Eltern mich fahren konnten, ich schnell zu Hause war und parallel zur Schule, die mit Schalke eng zusammenarbeitet, gehen konnte. Ich habe mich dann mit meinen Eltern beraten, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Schalke das Beste für mich ist.

DFB.de: Sie wirken trotz Ihres jungen Alters sehr aufgeräumt. Liegt das auch daran, dass Sie in den Jahren auf Schalke teilweise mehr erlebt haben als andere in 15 Profijahren?

Meyer: Ich habe tatsächlich einiges erlebt. Von Champions League über Europa League bis hin zu einer größeren Krise. Das prägt, man muss daraus lernen - und dann ist man für solche Fälle vorbereitet. Es gab viele Höhen, aber auch Tiefen. Ich sehe es aber nicht so, dass Talente sich auf Schalke nicht gut entwickeln können, weil so viel Unruhe herrscht.

DFB.de: Wie bleibt man als junger Profi bodenständig?

Meyer: Es ist ganz wichtig, dass man nie vergisst, wo man herkommt. Auch wenn man mehr Geld verdient als Menschen in anderen Berufen. Wir haben das Privileg, Fußball zu spielen und bekommen dafür viel Geld. Aber ich denke nicht, dass ich deshalb etwas Besseres bin. Auch wenn es sich banal anhört: Ein Handwerker hat auch ein Talent, auch wenn er dafür nicht so viel Geld bekommt.

DFB.de: Wie viele Gedanken macht man sich als junger Spieler über Geld?

Meyer: Natürlich würde ich lügen, wenn ich sage, dass das Geld keine Rolle spielen würde. Aber es ist für mich zweit- oder sogar drittrangig. Wichtig ist für mich das Potenzial der Mannschaft. Ob ich mein eigenes Potenzial abrufen kann und mich wohl fühle. Ebenfalls wichtig ist für mich der Standort.

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DFB.de: Welcher Trainer hat Sie am meisten geprägt?

Meyer: Auf Schalke unser A-Jugendtrainer Norbert Elgert. Bei ihm habe ich wohl am meisten gelernt. Die eineinhalb Jahre, die ich bei ihm erlebt habe, waren sehr, sehr wichtig für mich. Er packt die Talente sehr hart, aber auch sehr menschlich an. Er ist ein Riesentyp, aber er fordert auch viel von den Spielern ein. Wenn man das volle Programm, sprich zwei Jahre, bei ihm mitmacht, ist man wohl nahezu perfekt ausgebildet und vorbereitet.

DFB.de: Talent ist dafür eine gute Voraussetzung. Was gehört noch dazu, um es zum Profi zu schaffen?

Meyer: Wichtig ist es, dass man jeden Tag Spaß am Fußball hat. Ohne Spaß geht es nicht. Dann braucht man auch Glück, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Verletzungsfrei sollte man bleiben, und man muss natürlich viel und hart trainieren.

DFB.de: Auf dem Platz gelten Sie als Instinktfußballer. Sind Sie außerhalb des Platzes Bauch- oder Kopfmensch?

Meyer: Das ist schwer zu beurteilen, vielleicht von beidem etwas. Was den Fußball angeht, treffe ich Entscheidungen spontan, denn Fußball ist ein Tagesgeschäft. Es ist schwierig, Dinge drei oder vier Jahre im Voraus zu planen, denn es kann sich alles sehr schnell ändern.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft noch bis 2018. Gehen Sie das Thema langfristig an, oder machen Sie sich bereits jetzt Gedanken?

Meyer: Natürlich macht man sich hin und wieder auch mal Gedanken. Aber zwei Jahre sind schon noch eine lange Zeit.

DFB.de: Sollten Sie etwas anderes machen wollen: Was würde Sie reizen?

Meyer: Das ist schwer zu sagen. Bis jetzt habe ich nichts Bestimmtes im Kopf, ich fühle mich extrem wohl auf Schalke und kann mir vorstellen, hier noch lange zu spielen. Aber was die Zukunft konkret bringt, kann ich jetzt auch noch nicht mehr sagen. Es gehören ja immer zwei Seiten dazu.

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DFB.de: Bei der U 21 waren Sie zuletzt Kapitän. Wie war diese Erfahrung für Sie?

Meyer: Ich war in meinem Leben erst zwei- oder dreimal Kapitän. Deshalb war das ein schönes Gefühl, eine Ehre. Ich war stolz, dass ich die Mannschaft als Kapitän auf das Feld führen durfte. Ich musste mich erst einmal daran gewöhnen, aber man wächst auch ein wenig in die Rolle rein.

DFB.de: Was haben Sie als Kapitän anders gemacht?

Meyer: Man hat das große Ganze im Blick. Man muss zum Beispiel schauen, dass alle Spieler pünktlich beim Essen sind oder Termine eingehalten werden. Es war nicht so einfach am Anfang, aber ab dem zweiten oder dritten Tag ging es dann.

DFB.de: Was zeichnet die Truppe aus?

Meyer: Viel. Es ist sehr viel Qualität in der Mannschaft, es fühlt sich aber gleichzeitig auch keiner zu groß. Die Mannschaft ist sehr diszipliniert und hat einen großen Charakter.

DFB.de: Was soll es für Sie im Sommer sein: Frankreich oder Rio?

Meyer: Wenn ich wählen könnte, natürlich Frankreich. Ich denke, dass es noch etwas anderes ist, bei der A-Nationalmannschaft dabei zu sein. Ich wäre aber natürlich auch überhaupt nicht enttäuscht, wenn ich zu den Olympischen Spielen kann. Schließlich ist das auch ein großes Ereignis, auf das ich große Lust habe. Ich lasse einfach alles auf mich zukommen und versuche, in den letzten Spielen noch einmal Gas zu geben.

DFB.de: Das nächste Spiel steht am Samstag bei Hannover 96 an. Ein Selbstläufer beim feststehenden Absteiger oder gerade deshalb so gefährlich?

Meyer: Auf dem Papier sieht es nach einer klaren Nummer aus, aber es war schon gut, wie sie zuletzt unter dem neuen Trainer (Daniel Stendel; Anm. d. Red.) aufgetreten sind. Es ist ein schwieriges Spiel, weil Hannover befreit aufspielen kann. Das ist die Gefahr für uns, aber wir wissen das und sind fokussiert.

DFB.de: Schaut Ihre Mannschaft denn noch auf Platz vier?

Meyer: Wir schauen auf uns. Wir versuchen, am Samstag und die restlichen beiden Spiele auch zu gewinnen. Wenn wir neun Punkte aus drei Spielen holen, regelt sich das von selbst.

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