Hrubesch: "Immer auf den Punkt kommen, auch wenn es mal wehtut"

Der Name Horst Hrubesch steht für Erfolg. Seine beste Zeit erlebte der damalige Mittelstürmer beim Hamburger SV, wo er zwischen 1978 und 1983 drei Meisterschaften sowie den Europapokal der Landesmeister gewann. Mit der deutschen Nationalmannschaft wurde er 1980 Europameister - durch zwei eigene Tore beim 2:1 im Finale gegen Belgien - und 1982 Vizeweltmeister. Nach Ende der aktiven Karriere wurde das einstige "Kopfballungeheuer" Trainer und holte beim DFB mit der U 19- und der U 21-Nationalmannschaft weitere EM-Titel.

Am Montag erschien Horst Hrubeschs Biografie im Gütersloher Verlagshaus. Im Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen erzählt der 64-Jährige, dass er ursprünglich kein Buch über sich herausbringen wollte, wie die Zusammenarbeit mit dem Autor verlief und wie lange es gedauert hat, 6000 Bücher persönlich zu signieren.

DFB.de: Herr Hrubesch, Sie sollen von der Idee des Autors Andreas Schier, ein Buch über Sie zu verfassen, anfangs nicht begeistert gewesen sein.

Horst Hrubesch: Das ist richtig. Der Autor kam ganz überraschend zu mir nach Hause. Ich kannte ihn vorher gar nicht. Er hat mir von seinem Plan erzählt, ein Buch über mich zu schreiben. Meine Antwort war, dass ich darüber nachdenken muss, vom Grundsatz her aber kaum eine Chance für eine Zusammenarbeit sehe. Ich dachte, es gäbe bereits genug Bücher auf dem Markt. Es hat bestimmt sechs bis acht Monate gedauert, bis ich meine Zustimmung gab.

DFB.de: Was hatte Sie damals umgestimmt?

Hrubesch: Die Tatsache, dass ich meine Geschichte nicht selber schreibe. Andreas Schier hat ganz viele Leute interviewt und daraus ein Buch über mich verfasst. Dass es in dieser Größenordnung geschehen würde, der Autor rund 200 Menschen interviewt, hat mich allerdings überrascht. Für mich war es spannend zu lesen, was Kollegen und Freunde über mich sagen. Ich hätte nie gedacht, was für einen Stellenwert ich offenbar hatte.

DFB.de: Wie lief die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Autor ab?

Hrubesch: Wir mussten uns erst einmal zusammenraufen. Er musste sich an meine Art gewöhnen - das ist nicht einfach. Ich bin jemand, der immer genau auf den Punkt kommt. Auch wenn es mal wehtut. Und ich hatte nicht vor, mich noch einmal zu verändern. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele Gespräche Andreas Schier und ich geführt haben. Das alles lief über einen Zeitraum von zweieinhalb oder drei Jahren ab. Er war überall dabei und hat sich ganz viele Spiele angesehen.

DFB.de: Schier hat nicht die Funktion eines Ghostwriters eingenommen, der Ihr Leben aus Ihrer Sicht nacherzählt. Stattdessen schildert er Ihre Lebensgeschichte als Außenstehender und zitiert viele Wegbegleiter. Warum war Ihnen das wichtig?

Hrubesch: Ich wollte einfach kein Buch, in dem "ich" alles erzähle. Ich wollte selber einen Eindruck bekommen, wie ich von anderen Menschen gesehen werde. Dadurch war es für mich selbst total interessant, das Buch zu lesen.

DFB.de: Haben Sie gelegentlich inhaltliche Veränderungen vorgenommen?

Hrubesch: Ich habe keine Passagen streichen lassen. Es ging mir lediglich darum, einige Geschichten noch einmal richtigzustellen. Zum Beispiel, wie mich der damalige Manager Günter Netzer zum HSV geholt hat, obwohl ich bereits bei Eintracht Frankfurt unterschrieben hatte. Das Buch beinhaltet viele Anekdoten.



Der Name Horst Hrubesch steht für Erfolg. Seine beste Zeit erlebte der damalige Mittelstürmer beim Hamburger SV, wo er zwischen 1978 und 1983 drei Meisterschaften sowie den Europapokal der Landesmeister gewann. Mit der deutschen Nationalmannschaft wurde er 1980 Europameister - durch zwei eigene Tore beim 2:1 im Finale gegen Belgien - und 1982 Vizeweltmeister. Nach Ende der aktiven Karriere wurde das einstige "Kopfballungeheuer" Trainer und holte beim DFB mit der U 19- und der U 21-Nationalmannschaft weitere EM-Titel.

Am Montag erschien Horst Hrubeschs Biografie im Gütersloher Verlagshaus. Im Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen erzählt der 64-Jährige, dass er ursprünglich kein Buch über sich herausbringen wollte, wie die Zusammenarbeit mit dem Autor verlief und wie lange es gedauert hat, 6000 Bücher persönlich zu signieren.

DFB.de: Herr Hrubesch, Sie sollen von der Idee des Autors Andreas Schier, ein Buch über Sie zu verfassen, anfangs nicht begeistert gewesen sein.

Horst Hrubesch: Das ist richtig. Der Autor kam ganz überraschend zu mir nach Hause. Ich kannte ihn vorher gar nicht. Er hat mir von seinem Plan erzählt, ein Buch über mich zu schreiben. Meine Antwort war, dass ich darüber nachdenken muss, vom Grundsatz her aber kaum eine Chance für eine Zusammenarbeit sehe. Ich dachte, es gäbe bereits genug Bücher auf dem Markt. Es hat bestimmt sechs bis acht Monate gedauert, bis ich meine Zustimmung gab.

DFB.de: Was hatte Sie damals umgestimmt?

Hrubesch: Die Tatsache, dass ich meine Geschichte nicht selber schreibe. Andreas Schier hat ganz viele Leute interviewt und daraus ein Buch über mich verfasst. Dass es in dieser Größenordnung geschehen würde, der Autor rund 200 Menschen interviewt, hat mich allerdings überrascht. Für mich war es spannend zu lesen, was Kollegen und Freunde über mich sagen. Ich hätte nie gedacht, was für einen Stellenwert ich offenbar hatte.

DFB.de: Wie lief die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Autor ab?

Hrubesch: Wir mussten uns erst einmal zusammenraufen. Er musste sich an meine Art gewöhnen - das ist nicht einfach. Ich bin jemand, der immer genau auf den Punkt kommt. Auch wenn es mal wehtut. Und ich hatte nicht vor, mich noch einmal zu verändern. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele Gespräche Andreas Schier und ich geführt haben. Das alles lief über einen Zeitraum von zweieinhalb oder drei Jahren ab. Er war überall dabei und hat sich ganz viele Spiele angesehen.

DFB.de: Schier hat nicht die Funktion eines Ghostwriters eingenommen, der Ihr Leben aus Ihrer Sicht nacherzählt. Stattdessen schildert er Ihre Lebensgeschichte als Außenstehender und zitiert viele Wegbegleiter. Warum war Ihnen das wichtig?

Hrubesch: Ich wollte einfach kein Buch, in dem "ich" alles erzähle. Ich wollte selber einen Eindruck bekommen, wie ich von anderen Menschen gesehen werde. Dadurch war es für mich selbst total interessant, das Buch zu lesen.

DFB.de: Haben Sie gelegentlich inhaltliche Veränderungen vorgenommen?

Hrubesch: Ich habe keine Passagen streichen lassen. Es ging mir lediglich darum, einige Geschichten noch einmal richtigzustellen. Zum Beispiel, wie mich der damalige Manager Günter Netzer zum HSV geholt hat, obwohl ich bereits bei Eintracht Frankfurt unterschrieben hatte. Das Buch beinhaltet viele Anekdoten.

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DFB.de: Die erste Auflage Ihrer Biografie haben Sie komplett signiert. Bei 6000 Büchern klingt das nach viel Arbeit.

Hrubesch: In der Tat, das hat 18 Stunden gedauert... (lacht) Ich habe mir drei Tage hintereinander jeweils sechs Stunden Zeit dafür genommen.

DFB.de: Eine Biografie lädt dazu ein, das eigene Leben noch mal Revue passieren zu lassen. Welche Passagen haben Sie besonders beeindruckt?

Hrubesch: Es ist unglaublich, was ich alles erlebt habe. Ich meine, was mache ich hier? Ich habe nur Fußball gespielt. Das hat aber dazu geführt, dass ich Persönlichkeiten wie Helmut Schmidt oder sogar den Papst kennengelernt habe. Als Fußballspieler hat man überhaupt keine Zeit, über so etwas nachzudenken. Ob nun die fünf Jahre beim Hamburger SV oder die Zeit bei der Nationalmannschaft - alles läuft wie ein Film ab.

DFB.de: Und wenn Sie heute darüber nachdenken?

Hrubesch: Ich hatte bisher wirklich schon ein sehr interessantes Leben. Ich war nie heiß darauf, in die Geschichtsbücher zu kommen. Aber es ist trotzdem schön, etwas hinterlassen zu haben.

DFB.de: Im Buch wird auf Ihre aktive Zeit geblickt, aber auch auf Ihre aktuelle Tätigkeit als DFB-Trainer. Wie sehr hat sich der Fußball in der Zwischenzeit verändert?

Hrubesch: Der Grundsatz im Fußball ist doch folgender: Ich tue etwas, was mir Spaß macht. Ich kann mich mit anderen messen, und ich will gewinnen. Dazu muss jede Mannschaft eine Zweckgemeinschaft bilden. Ein Individualist kann noch so gut sein, alleine spielen kann er trotzdem nicht. Er benötigt die anderen zehn Spieler auf dem Platz. Das ist heute so, und das war zu meiner Zeit vor 30 Jahren oder zu Zeiten von Uwe Seeler vor 50 oder 60 Jahren nicht anders.

DFB.de: Als U-Trainer sind Sie für die Entwicklung junger Fußballer mitverantwortlich. Gibt es für die in Ihrem Buch ein paar hilfreiche Tipps?

Hrubesch: In dem Buch steht nicht, wie man Fußball spielen muss. Es geht eher um die Art und Weise, wie man im Leben einen guten Weg gehen kann. Ich sage immer: Was perfekt ist, kann man trotzdem noch besser machen. Ein Stillstand wäre ein Rückschritt.

DFB.de: Im kommenden Jahr stehen die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro an. Sie werden mit der U 21-Nationalmannschaft dabei sein. Es ist die erste Olympiateilnahme eines DFB-Männerteams seit 1988. Wie groß ist die Vorfreude auf dieses Ereignis?

Hrubesch: Nachdem ich im Jahre 2009 mit der U 21 den Europameistertitel gewonnen hatte, wollte ich eigentlich zurückgehen. Später kam die Anfrage, ob ich die U 21 noch einmal übernehmen würde. Ich habe zugestimmt, weil wir die Möglichkeit hatten, bei Olympia dabei zu sein. Ich habe alles gespielt: Bundesliga, Pokal, Nationalmannschaft. Aber nicht Olympia. Mir wurde viel davon vorgeschwärmt. Daher habe ich mir gesagt, dass Olympia der ideale Abschluss für mich wäre. Noch wissen wir nicht, mit welcher Mannschaft wir nach Brasilien fliegen. Aber wir haben bereits beschlossen, dass wir nicht nur dabei sein wollen. Wir möchten unsere Spiele gewinnen. Alles andere macht keinen Sinn. Ob es für eine Medaille reicht, werden wir dann sehen.