Frank Wormuth: "Taktische Variationen sind sehr wichtig"

2:0 gegen Polen. Am vierten Spieltag der internationalen Spielrunde belohnten sich die U 20-Junioren des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit dem ersten Turniersieg für ihre guten Auftritte in der gesamten Saison. Zuvor reichte es für das Team von Trainer Frank Wormuth gegen die Schweiz trotz drückender Überlegenheit nur zu einem 1:1.

Nach den beiden Spielen zum Jahresabschluss blickt Wormuth auf die Entwicklung der U 20 zurück. Im DFB.de-Interview spricht der 54-Jährige mit Redakteur Tim Noller über den Sinn von Systemwechseln, die Psychologie der Spieler und die U 20-WM im kommenden Jahr.

DFB.de: Wie fällt Ihr Fazit zu den beiden Spielen gegen Polen und die Schweiz aus?

Frank Wormuth: Sehr positiv. Wir haben gegen die Schweiz sehr viele gute Chancen kreiert, sie in ihre Hälfte gedrängt und sehr dominant gespielt. Das Gegentor war eigentlich keine Chance, sondern ein Stellungsfehler. Ansonsten kam die Schweiz mit unseren Tempowechseln nicht zurecht und hatte nur zwei Torschüsse. Die Jungs haben das klasse gemacht.

DFB.de: Wie haben Sie das Spiel gegen Polen gesehen?

Wormuth: Gegen Polen haben wir uns das erste Mal in diesem Jahr nicht so viele Chancen herausgespielt. Aber wir sind als Mannschaft aufgetreten und haben unsere wenigen Möglichkeiten effektiv genutzt. Das Spiel war taktisch geprägt, da sich die Polen im eigenen Stadion zurückgezogen haben und uns auskontern wollten. Da war es wichtig, clever zu spielen – das haben wir getan. Und das sogar nach der Gelb-Roten Karte durch Davie Selke in der 55. Minute, als wir dann auf Konter gesetzt haben.

DFB.de: Wenn es um Verbesserungsmöglichkeiten geht, fiel bei der U 20 häufig das Wort Chancenverwertung.

Wormuth: Wir haben im Training mehr Überzahlspiele gemacht, damit die Stürmer häufiger in Abschlussaktionen kommen. In den vergangenen Spielen gingen die Schüsse oft daneben oder der Torwart hat sie pariert. Dann entsteht schnell eine "Nicht-schon-wieder-Situation", die speziell Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel kennen. Unsere Ergebnisse waren immer sehr knapp. Wenn man dann, wie im Spiel gegen Polen, schon in der fünften Minute trifft, wächst natürlich das Selbstvertrauen.



2:0 gegen Polen. Am vierten Spieltag der internationalen Spielrunde belohnten sich die U 20-Junioren des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit dem ersten Turniersieg für ihre guten Auftritte in der gesamten Saison. Zuvor reichte es für das Team von Trainer Frank Wormuth gegen die Schweiz trotz drückender Überlegenheit nur zu einem 1:1.

Nach den beiden Spielen zum Jahresabschluss blickt Wormuth auf die Entwicklung der U 20 zurück. Im DFB.de-Interview spricht der 54-Jährige mit Redakteur Tim Noller über den Sinn von Systemwechseln, die Psychologie der Spieler und die U 20-WM im kommenden Jahr.

DFB.de: Wie fällt Ihr Fazit zu den beiden Spielen gegen Polen und die Schweiz aus?

Frank Wormuth: Sehr positiv. Wir haben gegen die Schweiz sehr viele gute Chancen kreiert, sie in ihre Hälfte gedrängt und sehr dominant gespielt. Das Gegentor war eigentlich keine Chance, sondern ein Stellungsfehler. Ansonsten kam die Schweiz mit unseren Tempowechseln nicht zurecht und hatte nur zwei Torschüsse. Die Jungs haben das klasse gemacht.

DFB.de: Wie haben Sie das Spiel gegen Polen gesehen?

Wormuth: Gegen Polen haben wir uns das erste Mal in diesem Jahr nicht so viele Chancen herausgespielt. Aber wir sind als Mannschaft aufgetreten und haben unsere wenigen Möglichkeiten effektiv genutzt. Das Spiel war taktisch geprägt, da sich die Polen im eigenen Stadion zurückgezogen haben und uns auskontern wollten. Da war es wichtig, clever zu spielen – das haben wir getan. Und das sogar nach der Gelb-Roten Karte durch Davie Selke in der 55. Minute, als wir dann auf Konter gesetzt haben.

DFB.de: Wenn es um Verbesserungsmöglichkeiten geht, fiel bei der U 20 häufig das Wort Chancenverwertung.

Wormuth: Wir haben im Training mehr Überzahlspiele gemacht, damit die Stürmer häufiger in Abschlussaktionen kommen. In den vergangenen Spielen gingen die Schüsse oft daneben oder der Torwart hat sie pariert. Dann entsteht schnell eine "Nicht-schon-wieder-Situation", die speziell Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel kennen. Unsere Ergebnisse waren immer sehr knapp. Wenn man dann, wie im Spiel gegen Polen, schon in der fünften Minute trifft, wächst natürlich das Selbstvertrauen.

DFB.de: Welche Erkenntnisse haben Sie im Hinblick auf die U 20-WM in Neuseeland gewonnen?

Wormuth: Die WM ist noch so weit weg. Die Köpfe unserer Mannschaft sind noch aus dem älteren Jahrgang: Yannick Gerhardt, Malcolm Cacutalua und Sebastian Kerk. Diese Spieler müssen wir nach und nach austauschen, da sie uns bei der WM nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Momentan sind sie allerdings noch als Gerüst im Kader, da sie unsere Spielidee bereits verinnerlicht haben und weitergeben können.

DFB.de: Sie werden also weiterhin neue Spieler testen?

Wormuth: Da wir Stark, Kimmich und auch Niklas Süle an die U 21 abgegeben haben, müssen wir natürlich weiter nach Ergänzungen suchen. Zumal wir die Spieler aus dem älteren Jahrgang ersetzen müssen. Die beiden 95er Leon Goretzka und Max Meyer von Schalke sind ja schon länger oben dabei. Spieler wie Julian Weigl oder Tim Kleindienst haben bereits gezeigt, dass sie in diese Rolle hineinwachsen können. Aber wir haben ja noch einige U 19-Europameister, die noch nicht zu uns gekommen sind, wie Julian Brandt oder Jeremy Dudziak. Levin Öztunali war schon bei uns. Wir jammern also auf hohem Niveau.

DFB.de: Arbeiten Sie im Training mit den Spielern überwiegend im taktischen Bereich?

Wormuth: Nichts anderes machen wir. Der DFB hat eine Spielidee, die wir versuchen zu vermitteln. Allein in der Spieleröffnung gibt es Unterschiede zu den Vereinen. Während in manchen Vereinen oft auf den zweiten Ball gegangen wird und viele lange Bälle geschlagen werden, möchten wir den Ball in den eigenen Reihen halten und Dominanz ausstrahlen. Dafür müssen bestimmte Laufwege einstudiert werden. Die Technik und Fitness läuft im Training parallel zu diesen taktischen Einheiten.

DFB.de: Studieren Sie mit Ihrer Mannschaft mehrere Spielsysteme ein?

Wormuth: Auch das machen wir. In der Defensive spielen wir punktuell schon die gesamte Saison ein 3-4-3-System, das zum 5-4-1 wird. Das gleiche System hat das A-Team am Dienstag gegen Spanien gespielt. Das Mittelfeldpressing erfordert eben einen sehr hohen läuferischen Aufwand. Es muss also auch Phasen geben, in denen sich meine Mannschaft erholt, indem sie sich zurückzieht, das Mittelfeld preisgibt und auf Konter lauert. Am Anfang hatten meine Spieler noch Probleme mit diesem Gedanken, da sie ihn aus ihren Vereinen nicht unbedingt in dieser bewussten Form kennen. In den vergangenen Spielen haben sie es jedoch schon sehr gut umgesetzt.

DFB.de: Das klingt nach einer sehr defensiven Taktik.

Wormuth: Wir ziehen uns nicht ständig zurück. Nach Ballverlusten bei unseren Kontern attackieren wir den Gegner und in unterschiedlichen Spielphasen setzen wir ihn früh unter Druck, wie es die Spieler gewohnt sind. Entscheidend ist die Balance zwischen diesem Angriffspressing und einem tiefen Verteidigen, das Kraft spart. Wenn ich sehe, wie viele Torchancen wir uns auf diese Weise erspielen, bin ich sehr zufrieden mit der Mannschaft. Diese taktischen Variationen empfinde ich als sehr wichtig.

DFB.de: Blicken wir noch einmal auf die WM in Neuseeland. Warum ist ein solches Turnier für die Talente so wertvoll?

Wormuth: Zum einen erleben sie innerhalb kürzester Zeit eine extrem hohe Anspannung. Wenn man zum Beispiel das Auftaktspiel verliert, entsteht ein riesiger Druck im zweiten Spiel. Ab dem Achtelfinale sind es ja nur noch K.o.-Spiele. Die geistige Belastung ist also sehr viel höher als bei einem Ligaspiel. Hält man diesen Drucksituationen stand, entsteht ein großes Selbstvertrauen. Zum anderen ist auch die körperliche Belastung sehr hoch. Dadurch entwickeln die Talente ein gutes Körpergefühl und lernen, wie sie sich verhalten und ernähren müssen, um schnell zu regenerieren. Es geht also um die Sensibilisierung des Körpers und des Geistes.

DFB.de: Ihre Spieler sind also heiß auf die Nominierung für Neuseeland?

Wormuth: Alle Spieler wollen bei diesen Turnieren dabei sein. Das merkt man in den Trainingseinheiten und den Spielen. Im Moment sind die Spieler allerdings mit ihren Gedanken noch eher bei ihren Vereinen und nicht bei der WM in Neuseeland. Spätestens im März werden sie dann anfangen, mehr an die Nationalmannschaft zu denken. Dieser Konkurrenzkampf wird uns helfen, unser Ziel zu erreichen. Und das ist ganz klar der Titel. Viele Spieler im Team sind bereits U 19-Europameister und wollen 2015 natürlich den Weltmeistertitel nachlegen.