Yannick Gerhardt: "Eine große Ehre und Freude"

Am Freitagabend ist die U 20-Nationalmannschaft in Südtirol angekommen. Im Passeiertal fungiert das Team von DFB-Trainer Frank Wormuth als Trainings- und Spielpartner des A-Teams. Natürlich ist die Vorfreude groß, die Spieler können kaum erwarten, gemeinsam mit der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw auf dem Rasen zu stehen. Das gilt auch für Yannick Gerhardt vom 1. FC Köln. Nach dem Aufstieg mit dem FC freut sich der 20-Jährige auf das Highlight zum Abschluss einer mit vielen Höhepunkten gespickten Saison.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Gerhardt über das Zusammentreffen mit Spielern wie Lukas Podolski, seine Erwartungen ans Trainingslager und seine nicht ganz gewöhnliche Vita.

DFB.de: Herr Gerhardt, welche Erwartungen haben Sie an die Zeit in Südtirol?

Yannick Gerhardt: Ich werde alles genießen, was ich dort erleben darf. Wir dürfen gegen die A-Nationalmannschaft spielen, was soll man da noch groß sagen?! Das ist eine große Ehre und Freude und für uns alle eine besondere Auszeichnung. Für die A-Mannschaft spielen Weltklassespieler, ich werde versuchen, mir bei ihnen so viel wie möglich abzuschauen.

DFB.de: Es wird auch zum Wiedersehen mit Lukas Podolski kommen. Ihn kennen Sie aus der gemeinsamen Zeit beim FC.

Gerhardt: Ein wenig kenne ich ihn, das stimmt. Als das Team mit ihm noch in der Bundesliga gespielt hat, habe ich ab und an bei Trainingsspielen mitgemacht. Er war und ist die große Kultfigur beim FC. Es war für mich ein tolles Erlebnis, damals mit ihm auf dem Platz zu stehen. Und dass ich dies hier in Südtirol wieder erleben kann, ist eine tolle Sache.

DFB.de: Ihre Vita ist beispielgebend, aber nicht beispielhaft für einen jungen Fußballer. Sie haben nebenbei Ihr Abitur gemacht, Sie wollten einen Plan B haben. Plan A scheint nun aufzugehen – war die Zeit, die Sie ins Lernen investiert haben, folglich überflüssig?

Gerhardt: Nein, gar nicht. Mir war einfach wichtig, auch eine gute schulische Ausbildung zu haben. Für mich hört die Bildung mit dem Abitur auch nicht auf. Ich habe seit diesem Sommersemester ein BWL-Studium begonnen. So kann ich mir für die Zeit nach der Karriere mehrere Optionen offen halten. Außerdem gilt noch immer: Im Fußball kann es schnell gehen. Ein Leistungstief, eine schlimme Verletzung – schon ist alles vorbei. Deswegen werde ich weiter dafür arbeiten, neben dem Fußball ein zweites Standbein zu haben.



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Am Freitagabend ist die U 20-Nationalmannschaft in Südtirol angekommen. Im Passeiertal fungiert das Team von DFB-Trainer Frank Wormuth als Trainings- und Spielpartner des A-Teams. Natürlich ist die Vorfreude groß, die Spieler können kaum erwarten, gemeinsam mit der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw auf dem Rasen zu stehen. Das gilt auch für Yannick Gerhardt vom 1. FC Köln. Nach dem Aufstieg mit dem FC freut sich der 20-Jährige auf das Highlight zum Abschluss einer mit vielen Höhepunkten gespickten Saison.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Gerhardt über das Zusammentreffen mit Spielern wie Lukas Podolski, seine Erwartungen ans Trainingslager und seine nicht ganz gewöhnliche Vita.

DFB.de: Herr Gerhardt, welche Erwartungen haben Sie an die Zeit in Südtirol?

Yannick Gerhardt: Ich werde alles genießen, was ich dort erleben darf. Wir dürfen gegen die A-Nationalmannschaft spielen, was soll man da noch groß sagen?! Das ist eine große Ehre und Freude und für uns alle eine besondere Auszeichnung. Für die A-Mannschaft spielen Weltklassespieler, ich werde versuchen, mir bei ihnen so viel wie möglich abzuschauen.

DFB.de: Es wird auch zum Wiedersehen mit Lukas Podolski kommen. Ihn kennen Sie aus der gemeinsamen Zeit beim FC.

Gerhardt: Ein wenig kenne ich ihn, das stimmt. Als das Team mit ihm noch in der Bundesliga gespielt hat, habe ich ab und an bei Trainingsspielen mitgemacht. Er war und ist die große Kultfigur beim FC. Es war für mich ein tolles Erlebnis, damals mit ihm auf dem Platz zu stehen. Und dass ich dies hier in Südtirol wieder erleben kann, ist eine tolle Sache.

DFB.de: Ihre Vita ist beispielgebend, aber nicht beispielhaft für einen jungen Fußballer. Sie haben nebenbei Ihr Abitur gemacht, Sie wollten einen Plan B haben. Plan A scheint nun aufzugehen – war die Zeit, die Sie ins Lernen investiert haben, folglich überflüssig?

Gerhardt: Nein, gar nicht. Mir war einfach wichtig, auch eine gute schulische Ausbildung zu haben. Für mich hört die Bildung mit dem Abitur auch nicht auf. Ich habe seit diesem Sommersemester ein BWL-Studium begonnen. So kann ich mir für die Zeit nach der Karriere mehrere Optionen offen halten. Außerdem gilt noch immer: Im Fußball kann es schnell gehen. Ein Leistungstief, eine schlimme Verletzung – schon ist alles vorbei. Deswegen werde ich weiter dafür arbeiten, neben dem Fußball ein zweites Standbein zu haben.

DFB.de: Wie stressig war die Zeit des Abiturs? Und wie bekommen Sie nun Studium und Fußball unter einen Hut?

Gerhardt: Richtig stressig fand ich es eigentlich nicht. Mit der Nominierung für die Auswahlmannschaften des DFB hat sich der zeitliche Druck ein wenig erhöht. Dadurch habe ich in der Schule häufiger gefehlt. Beim DFB ist diese Problematik aber hervorragend gelöst, bei den Junioren-Nationalmannschaften sind immer mehrere Lehrer dabei. Sie haben ein Auge dafür, dass wir unsere schulischen Pflichten nicht vernachlässigen. Mit ein bisschen gutem Willen ist das alles kein Problem. Wenn man morgens trainiert, hat man nachmittags für die Schule Zeit, wenn man nachmittags trainiert, hat man morgens für die Schule Zeit. Es ist alles eine Frage der Einstellung. Für mich ist das Lernen auch Ausgleich zum Training und zum Fußball. Es hilft, den Kopf frei zu bekommen.

DFB.de: Sie haben sich für ein Präsenzstudium entschieden. Wie wollen Sie das mit dem Fußball verbinden?

Gerhardt: Diese Frage hat mich lange beschäftigt, natürlich wäre ein Fernstudium auch eine Option gewesen. Aber ich bin jetzt an einer privaten Fachhochschule. Mir sind dort gute Rahmenbedingungen in Aussicht gestellt, die Hochschule will auf die Spieler vom FC Rücksicht nehmen, ich bin ja nicht der einzige. Mir ist Präsenzunterricht einfach lieber, der direkte Austausch, die Möglichkeit, im Rahmen einer Vorlesung Fragen zu stellen. Ich bin gespannt, wie sich dies alles entwickelt. Ich muss das Studium auch nicht in Rekordzeit durchziehen. Wenn alles gut läuft, habe ich noch 15 Jahre Karriere als Fußballer vor mir, theoretisch kann ich das Studium über diesen Zeitraum strecken. Es gibt ja prominente Beispiele, die ihr Studium auch nicht in Windeseile durchgezogen und dennoch auch nach der Karriere einen bemerkenswerten Weg eingeschlagen haben.

DFB.de: Sie meinen Oliver Bierhoff, den Manager der Nationalmannschaft.

Gerhardt: Ja, mir imponiert sein Werdegang. Er hat das Studium durchgezogen, heute profitiert er davon. Sein Posten beim DFB ist sehr anspruchsvoll, ich bin sicher, dass ihm das Wissen aus seinem Studium hilft. Deswegen sehe ich ihn als Vorbild. Man sollte sich als Fußballer bewusst sein, dass die Karriere mit Mitte oder Ende 30 vorbei ist, nicht aber das Leben. Der größte Teil kommt erst danach – und für diesen Teil will ich möglichst viele Möglichkeiten haben.

DFB.de: Sie wohnen seit Kurzem nicht mehr Zuhause. Früher haben Sie gesagt, dass es Ihnen bei der Erdung hilft, noch bei Ihren Eltern zu wohnen. Muss man sich Sorgen machen, dass Sie nun die Bodenhaftung verlieren?

Gerhardt: Im ersten Jahr als Profi bin ich bewusst nicht von zu Hause ausgezogen. Ich wollte nicht zu viele gravierende Änderungen auf einmal. Aber jetzt denke ich, dass ich mich entwickelt habe und in vielen Bereichen reifer geworden bin. Ich habe mich in der Profimannschaft durchgesetzt und etabliert. Jetzt war es an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Mir bringt dies vor allem Zeitersparnis, früher musste ich mehr als 50 Kilometer pendeln, jetzt sind die Wege viel kürzer. Ich wohne jetzt nicht mehr zu Hause, das heißt aber nicht, dass ich keinen Kontakt mehr zu meiner Familie habe. Die Bindung ist nach wie vor eng, meine Eltern kommen oft bei mir vorbei oder ich besuche sie. Ich glaube nicht, dass irgendjemand Angst haben muss, dass ich die Bodenhaftung verliere.

DFB.de: Mit Köln haben Sie den Aufstieg geschafft, Sie standen fast immer auf dem Platz. Besser hätte es kaum laufen können, oder?

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Gerhardt: Stimmt. Wir haben ein tolles Jahr mit dem Aufstieg gekrönt. Und auch ich ganz persönlich kann sehr zufrieden sein. Als feststand, dass ich in dieser Saison bei den Profis dabei sein werde, habe ich mir als Ziel gesetzt, mich über Kurzeinsätze zu empfehlen. Und dann habe ich ab dem ersten Spieltag von Anfang an gespielt. Das hätte ich so nicht gedacht. Meine Hoffnungen wurden also von Beginn an übererfüllt, ich bin froh und dankbar, dass der Verein und der Trainer mir so viel Vertrauen entgegen gebracht haben. Und dass wir dann tatsächlich den Aufstieg geschafft haben, ist einfach nur fantastisch. Ich spiele seit zehn Jahren für den FC, mir bedeutet dieser Klub sehr viel. Unsere tollen Fans haben wir mit dem Aufstieg belohnen können, Köln ist wieder erstklassig, das ist der Wahnsinn.

DFB.de: Nach der Saison ist vor dem Trainingslager ist vor der nächsten Saison. Was haben Sie sich für Ihre erste Spielzeit in der höchsten deutschen Spielklasse vorgenommen?

Gerhardt: Ich will alles dafür tun, mich beim FC auch in der Bundesliga durchzusetzen. Ich hoffe, dass ich wieder möglichst viele Einsätze bekomme und fester Bestandteil der Mannschaft sein kann. Wir wissen, dass wir eine schwierige Saison vor uns haben. Aber ich hoffe, dass wir mit dem Abstiegskampf nicht viel zu tun haben. Das Schönste wäre, wenn wir die Liga souverän halten würden und Köln wieder dauerhaft erstklassig sein würde.