Flick: "Meine Mannschaft sind nun die Trainer"

Der erste Arbeitstag im neuen Amt. Hansi Flick ist neuer Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Welche Schwerpunkte setzt er, was wird neu, was besser, was anders? Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke gibt der ehemalige Assistenztrainer der Nationalmannschaft, der im Rahmen des Länderspiels gegen Argentinien am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) mit den Weltmeistern in Düsseldorf geehrt wird, Einblicke in sein neues Arbeitsumfeld.

DFB.de: Herr Flick, herzlich willkommen beim DFB auf dem Posten des Sportdirektors!

Hansi Flick: Vielen Dank!

DFB.de: Wie sehr müssen Sie sich an die Bezeichnung gewöhnen: DFB-Sportdirektor?

Flick: Ich hatte ein wenig Vorlauf, es ist ja nicht alles ganz neu. Bezeichnungen und Titel sind für mich auch nicht so relevant, relevant ist die Sache. Und was die inhaltliche Arbeit angeht, habe ich mich nach dem Weggang von Robin Dutt ja in den zurückliegenden Monaten gemeinsam mit Helmut Sandrock dieser Aufgabe gewidmet. Auch Joti Chatzialexiou (der Leiter des Büros der U-Nationalmannschaften; Anm. d. Red.) war und ist für mich ein wichtiger Partner. Ich habe immer schon gerne konzeptionell gearbeitet, habe die Trainertagungen geleitet und war im ständigen Austausch auch mit den Verantwortlichen der U-Mannschaften des DFB. Aber...

DFB.de: ... ja?

Flick: Für mich wird es schon eine kleine Umstellung, nicht mehr Trainer zu sein. Genau diese Herausforderung habe ich ja gesucht. Weil ich glaube, dass auch für mich persönlich ein nächster Schritt kommen musste. Und einen besseren Zeitpunkt als jetzt, nach dem Gewinn des WM-Titels, gibt es doch gar nicht. Ich kann es kaum erwarten, nun richtig loszulegen. Der DFB ist exzellent aufgestellt, wir haben hervorragende Voraussetzungen, gute Strukturen, vor uns allen liegen dennoch große Projekte und spannende Aufgaben.

DFB.de: Woran denken Sie da konkret?



Der erste Arbeitstag im neuen Amt. Hansi Flick ist neuer Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Welche Schwerpunkte setzt er, was wird neu, was besser, was anders? Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Steffen Lüdeke gibt der ehemalige Assistenztrainer der Nationalmannschaft, der im Rahmen des Länderspiels gegen Argentinien am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) mit den Weltmeistern in Düsseldorf geehrt wird, Einblicke in sein neues Arbeitsumfeld.

DFB.de: Herr Flick, herzlich willkommen beim DFB auf dem Posten des Sportdirektors!

Hansi Flick: Vielen Dank!

DFB.de: Wie sehr müssen Sie sich an die Bezeichnung gewöhnen: DFB-Sportdirektor?

Flick: Ich hatte ein wenig Vorlauf, es ist ja nicht alles ganz neu. Bezeichnungen und Titel sind für mich auch nicht so relevant, relevant ist die Sache. Und was die inhaltliche Arbeit angeht, habe ich mich nach dem Weggang von Robin Dutt ja in den zurückliegenden Monaten gemeinsam mit Helmut Sandrock dieser Aufgabe gewidmet. Auch Joti Chatzialexiou (der Leiter des Büros der U-Nationalmannschaften; Anm. d. Red.) war und ist für mich ein wichtiger Partner. Ich habe immer schon gerne konzeptionell gearbeitet, habe die Trainertagungen geleitet und war im ständigen Austausch auch mit den Verantwortlichen der U-Mannschaften des DFB. Aber...

DFB.de: ... ja?

Flick: Für mich wird es schon eine kleine Umstellung, nicht mehr Trainer zu sein. Genau diese Herausforderung habe ich ja gesucht. Weil ich glaube, dass auch für mich persönlich ein nächster Schritt kommen musste. Und einen besseren Zeitpunkt als jetzt, nach dem Gewinn des WM-Titels, gibt es doch gar nicht. Ich kann es kaum erwarten, nun richtig loszulegen. Der DFB ist exzellent aufgestellt, wir haben hervorragende Voraussetzungen, gute Strukturen, vor uns allen liegen dennoch große Projekte und spannende Aufgaben.

DFB.de: Woran denken Sie da konkret?

Flick: Das größte Projekt ist der Aufbau der DFB-Akademie. Sie wird neuer Sitz der DFB-Zentralverwaltung und Heimat der Trainer und unserer U-Mannschaften sein. Meine Mannschaft sind nun die Trainer. Sie sind der Schlüssel hinsichtlich der Entwicklung des Fußballs und der Spieler. Die Akademie ist die Ideenschmiede des deutschen Fußballs, hier entwickeln wir Konzepte, im Bereich der Spielanalyse und des Scoutings und letztlich aller Themen und Bereiche zur optimalen Betreuung und Entwicklung unserer Mannschaften. Die besten Spieler Deutschlands brauchen die besten Bedingungen. Das ist unser Anspruch. Wir werden mit der DFB-Akademie ganz neue Möglichkeiten erhalten. In der DFB-Akademie liegt insgesamt eine gewaltige Chance für den gesamten deutschen Fußball. Wir werden in ihr alle Kompetenzen bündeln, vor allem werden wir unsere Ideen auch leben.

DFB.de: Welche Themen stehen neben der DFB-Akademie ganz oben auf Ihrer Agenda?

Flick: Unser Anspruch muss es sein, dass in allen Bereichen die besten Leute für den DFB arbeiten. Vor allem benötigen wir auch im Nachwuchs die besten Trainer für die besten Spieler. Das betrifft nicht nur die Trainer der U-Mannschaften, sondern auch die Trainer an den Stützpunkten des DFB und die Honorartrainer. Wir müssen die Talente aller Altersklassen optimal fördern. Hier sind wir gut, wir können aber noch besser werden. Innerhalb der Auswahlmannschaften des DFB muss Ziel sein, in allen Altersklassen konsequent nach einer einheitlichen Philosophie Fußball zu spielen. Wenn die Spieler aus den Juniorenmannschaften an der Spitze ankommen, dürfen sie von den positionsspezifischen Anforderungen des A-Trainers nicht überrascht werden. Es geht um eine einheitliche Spielphilosophie des DFB, nicht einer Mannschaft.

DFB.de: Wie wollen Sie hier noch eine Verbesserung erreichen, die Idee einer einheitlichen Spielphilosophie besteht ja schon länger?

Flick: Das stimmt, überhaupt sind die Strukturen gut. Die DFL und die Vereine leisten generell und insbesondere im Nachwuchs gute Arbeit. Die Arbeit in den Nachwuchsleistungszentren ist vorbildlich, vieles ist genau wie es sein muss. Und dennoch bin ich sicher, dass wir gemeinsam noch einen Tick besser werden können. Durch Kommunikation, durch Austausch. Schon in der Vergangenheit habe ich die Vereine besucht, das werde ich weiter machen. Der Kontakt mit Andreas Rettig war wichtig und wird wichtig bleiben.

DFB.de: Wo wollen Sie konkret ansetzen?

Flick: Wir müssen durchgängig sein. Wenn die Akademie bezogen ist, wird dies noch einfacher. Aber schon jetzt können wir uns verbessern. Ich kann dafür gerne ein Beispiel geben. Mit Joachim Löw ist besprochen, dass bei den Lehrgängen der Nationalmannschaft künftig auch mal ein Trainer einer U-Mannschaft hospitiert. Wir müssen Synergien schaffen und nutzen. Im Rahmen der Vorbereitung auf die WM in Brasilien haben wir dies mit der Einbeziehung der U 20 von Frank Wormuth bereits getan. Und alle waren einig, dass alle Seiten davon profitiert haben.

DFB.de: Einige personelle Änderungen im U-Bereich hat es bereits gegeben. Zuletzt wurde Arne Friedrich als zweiter Co-Trainer der U 18 verpflichtet, Torsten Frings wird bei der U20 hospitieren. Welchen Hintergrund hat dies?

Flick: Ich weiß, wie Arne über Fußball denkt, ich weiß, wie er auf Menschen wirkt und wir er gerade mit jungen Spielern umgehen kann. Schon bei seinem Abschied aus der Nationalmannschaft habe ich ihm gesagt, dass ich der Überzeugung bin, dass er alle Voraussetzungen hat, ein guter Trainer zu sein. Er wird im Laufe seines Weges beweisen, dass ich mit dieser Einschätzung Recht hatte. Und generell profitieren junge Spieler immer von der Erfahrung eines ehemaligen Nationalspielers, der, wie Arne, alles erlebt hat. Das gilt ganz genauso für Torsten Frings. Für unsere jungen Spieler ist es ein Mehrwert, wenn sie mit Trainern arbeiten können, die bis vor Kurzem noch zu den besten Fußballern des Landes gehört haben.

DFB.de: Neue Trainer, neue Gedanken, neue Ideen. Aber: der DFB hat den erfolgreichsten Sommer seiner Historie hinter sich. Warum soll der Verband ausgerechnet in dieser Situation den eingeschlagenen Weg verlassen?

Flick: Das will doch niemand. Wie gesagt: Die Strukturen beim DFB sind hervorragend, das ist auch das Werk meiner Vorgänger im Amt des Sportdirektors. Matthias Sammer hat über lange Jahre großartige Arbeit für den DFB geleistet, auch Robin Dutt hat in seiner kurzen Zeit viel bewegt. Beim DFB muss nicht jeder Stein umgedreht werden, auch die Zentralverwaltung ist vorzüglich aufgestellt. Auch wenn das abgedroschen ist: Wir reden also nicht von Revolution, wir reden von Evolution. Vor allem aber gilt, dass wir uns gerade in der Stunde des Erfolgs nicht zufrieden zurücklehnen dürfen. Wir müssen hart daran arbeiten, wenn wir weiterhin in der Weltspitze bleiben wollen. Und das muss unser Anspruch als DFB sein. Wir wollen immer oben mitspielen, wollen Impulse und Trends setzen, bekennen uns klar auch zur Elite.

DFB.de: Größere Erfolge als in diesem Sommer sind nicht möglich. Noch einmal: Warum soll sich überhaupt etwas ändern.

Flick: Wir sind die Nummer eins - das ist phantastisch. Die Erfolge dieses Sommers haben große Energien freigesetzt. Das gilt nicht nur für das A-Team sondern auch für den EM-Titel der U 19 und den WM-Titel der U 20-Frauen. Diese Erfolge sind vor allem Bestätigung der Arbeit, die im gesamten DFB geleistet wird. Und sie sind Ansporn, nicht nachzulassen und uns dort zu verbessern, wo dies nötig und möglich ist. Im U-Bereich stehen im kommenden Jahr fünf große Turniere an – und bei allen wollen wir eine gute Rolle spielen. Größer als die an die Spitze zu kommen ist die Herausforderung, an der Spitze zu bleiben. Das reizt mich, das reizt uns alle im DFB und im deutschen Fußball. Und das geht nur, wenn wir offen für Neues bleiben. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass es im Verband Entscheidungsträger gibt, die sich im Erfolg zurücklehnen. Im Gegenteil: Mein Eindruck ist, dass alle wissen, dass wir agil bleiben müssen, wenn wir titelfähig bleiben wollen.

DFB.de: Ihre erste Dienstreise als neuer Sportdirektor führt sie dorthin, wo Sie in den vergangenen acht Jahren gewirkt haben: zur deutschen Nationalmannschaft. Wie wird es für Sie sein, zum ersten Mal in neuer Rolle zum A-Team zu fahren und ein Spiel nicht von der Trainerbank aus zu verfolgen?

Flick: Ich bin selber gespannt, wie ich reagieren werde. Bei der WM wurde alles durch das Finale und den Titel und die Begeisterung überlagert, in der Euphorie war gar kein Raum für Nostalgie. Ich denke schon, dass es mir schwer fallen wird, mich jetzt noch einmal von Spielern und Betreuerstab zu verabschieden. Wobei ich das Wort Abschied eigentlich gar nicht benutzen will. Als Sportdirektor bin ich schließlich weiter auch für das A-Team tätig, nur halt von anderer Stelle. Ich freue mich auf die nächsten Tage. Wobei die Gegenwart und die Zukunft wichtig sind, Brasilien ist vorbei.

DFB.de: Diese andere Seite beinhaltet auch, dass Sie keinen Rasen mehr unter den Füßen spüren werden. Wie sicher sind Sie, dass Sie Ihren Vertrag bis zum Jahr 2019 erfüllen? Können Sie ausschließen, dass Sie schwach werden, wenn Ihnen ein verlockendes Angebot eines Bundesligisten ins Haus flattert?

Flick: Ja, das kann ich.

DFB.de: Was macht Sie so sicher?

Flick: Weil ich meine Verträge erfülle. Und weil mich die Aufgabe beim DFB unglaublich reizt. Ich kann konzeptionell arbeiten, ich kann Dinge langfristig bewegen. Ich bin für den gesamten deutschen Fußball tätig. Und ich habe ein gutes Team an meiner Seite.