Vor dem letzten EM-Quali-Spiel "eine Stunde in der Welt der Blinden"

Noch fünf Meter und es wird dunkel. Vier, drei, zwei, eins und das Licht ist aus. Völlige Dunkelheit umgibt die Gruppe von acht Personen, die langsam unruhig wird. Dann kommt eine Stimme aus der Finsternis: "Hallo, mein Name ist Sandra, ich bin blind und heute eure Führerin."

In Gruppen zu acht Personen, immer vier Spieler und vier Betreuer, hatten sich die U 17-Nationalspieler aufgeteilt, um im Viertelstundenrhythmus in die "Ausstellung" des Frankfurter Dialogmuseums geführt zu werden. Hier wurden sie von blinden Mitarbeitern durch lichtlose Räume gelotst, in denen unterschiedliche Alltagssituationen dargestellt sind. Ohne Augenlicht sind Straßenverkehr, Hängebrücken oder auch nur einzelne Stufen eine echte Herausforderung. "Das birgt eine vollkommen neue Erlebnisqualität. Die Sinne werden geschärft. Dabei ergibt sich ein Rollentausch: Blinde Menschen werden zu Botschaftern einer Kultur ohne Bilder", heißt es auf der Homepage des Dialogmuseums.

Die gleiche Intention hatte Christian Wück, als er den Mannschaftsausflug geplant hatte: "Wir waren vor ein paar Jahren schon einmal mit einem Team hier und haben sehr gute Erfahrungen gesammelt. Die Jungs sollen sich verdeutlichen, dass nicht alles selbstverständlich ist im Leben, vor allem nicht die Gesundheit."

Die Message kam an bei den Spielern. Beeindruckt verließen sie die Ausstellung und mussten sich erst einmal wieder an die Helligkeit gewöhnen. "Das war eine krasse Erfahrung", erzählt Vitaly Janelt von RB Leipzig: "Wir waren für eine Stunde in der Welt der Blinden. Das ist eine Wahnsinnsleistung, wie diese Leute Tag für Tag ihren Alltag meistern." Mannschaftskamerad Erdinc Karakas (VfL Bochum) pflichtete ihm bei: "In der Dunkelheit fällt der wichtigste Sinn aus. Da braucht man den gesamten Körper, um sich zurecht zu finden. Und die Hilfe der Mitmenschen, deshalb war es auch gut für das Teambuilding."

EM-Ticket in der Tasche - Gruppensieg vor Augen

Den Kopf mal frei zu bekommen, an etwas anderes als Fußball zu denken – all das ist mit dem Ausflug ins Frankfurter Dialogmuseum gelungen. Am gestrigen Mittwoch hatte die Vorbereitung auf das letzte Gruppenspiel der Qualifikation zur Europameisterschaft heute (ab 11 Uhr) in Wetzlar gegen Italien begonnen. Die bisherige Bilanz ist makellos: Zwei Siege, 6:0 Tore. Damit hat das Team von Christian Wück das Ticket für die EM, die vom 6. bis 22. Mai 2015 in Bulgarien erstmal mit 16 Teilnehmern ausgetragen wird, ebenso in der Tasche wie die Italiener, die nach den ersten beiden Spielen der Gruppe acht ebenfalls sechs Punkte vorzuweisen haben.

"Die Spannung bleibt trotz der vorzeitigen Qualifikation zur EM hoch bei uns", sagt Trainer Christian Wück, "wir wollen Gruppenerster werden, wir spielen gegen Italien ein Prestigeduell und es wartet eine ausverkauftes Stadion auf uns. Das sollte genug Motivation sein." Schließlich will Deutschland in Bulgarien um den Titel mitspielen und als Gruppensieger eine entsprechende Duftmarke setzen. Das Duell gegen Italien vor 6500 Zuschauern wird ein Härtetest. "Unabhängig vom Gegner wollen wir unsere Spielphilosophie beibehalten. Wir haben schon einmal gegen Italien gespielt und sie mehrmals auf Video analysiert. Sie können sehr gut und kampfbetont Fußball spielen. Darauf werden wir die Jungs einstellen."

Flick: "Ein guter Jahrgang, der sehr gute Ansätze zeigt"

DFB-Sportdirektor Hansi Flick hat die Siege gegen die Slowakei und die Ukraine live verfolgt und ist voll des Lobes: "Das ist ein guter Jahrgang, der sehr gute Ansätze zeigt. Wir werden die Spieler weiterhin entsprechend fördern." Besonders Kapitän Felix Passlack von Borussia Dortmund und der Bremer Johannes Eggestein, die beide bereits zwei Tore beisteuerten, spielten sich in den Vordergrund einer Mannschaft, die durchweg stark besetzt ist. Bestes Beispiel: Die Torschützen zum zweiten und dritten Tor gegen die Ukraine (Gökhan Gül und Niklas Schmidt) kamen beide von der Bank. So bewies also auch Wück ein gutes Gespür bei seinen Einwechslungen.

Die Stimmung im Team ist gut, woran sicherlich auch Ausflüge wie der ins Dialogmuseum ihren Anteil haben. Wück erläutert: "Wir haben in diesem Jahr viel Wert auf das Teambuilding gelegt. Das zahlt sich nun aus. Die Jungs kommen gerne zur Nationalmannschaft. Wenn jeder seine Aufgaben erfüllt, dann sind wir erfolgreich. Deshalb ist die Stimmung momentan sehr gut." Hoffentlich auch nach dem letzten Gruppenspiel gegen Italien.

[ps/sid/ms]

Noch fünf Meter und es wird dunkel. Vier, drei, zwei, eins und das Licht ist aus. Völlige Dunkelheit umgibt die Gruppe von acht Personen, die langsam unruhig wird. Dann kommt eine Stimme aus der Finsternis: "Hallo, mein Name ist Sandra, ich bin blind und heute eure Führerin."

In Gruppen zu acht Personen, immer vier Spieler und vier Betreuer, hatten sich die U 17-Nationalspieler aufgeteilt, um im Viertelstundenrhythmus in die "Ausstellung" des Frankfurter Dialogmuseums geführt zu werden. Hier wurden sie von blinden Mitarbeitern durch lichtlose Räume gelotst, in denen unterschiedliche Alltagssituationen dargestellt sind. Ohne Augenlicht sind Straßenverkehr, Hängebrücken oder auch nur einzelne Stufen eine echte Herausforderung. "Das birgt eine vollkommen neue Erlebnisqualität. Die Sinne werden geschärft. Dabei ergibt sich ein Rollentausch: Blinde Menschen werden zu Botschaftern einer Kultur ohne Bilder", heißt es auf der Homepage des Dialogmuseums.

Die gleiche Intention hatte Christian Wück, als er den Mannschaftsausflug geplant hatte: "Wir waren vor ein paar Jahren schon einmal mit einem Team hier und haben sehr gute Erfahrungen gesammelt. Die Jungs sollen sich verdeutlichen, dass nicht alles selbstverständlich ist im Leben, vor allem nicht die Gesundheit."

Die Message kam an bei den Spielern. Beeindruckt verließen sie die Ausstellung und mussten sich erst einmal wieder an die Helligkeit gewöhnen. "Das war eine krasse Erfahrung", erzählt Vitaly Janelt von RB Leipzig: "Wir waren für eine Stunde in der Welt der Blinden. Das ist eine Wahnsinnsleistung, wie diese Leute Tag für Tag ihren Alltag meistern." Mannschaftskamerad Erdinc Karakas (VfL Bochum) pflichtete ihm bei: "In der Dunkelheit fällt der wichtigste Sinn aus. Da braucht man den gesamten Körper, um sich zurecht zu finden. Und die Hilfe der Mitmenschen, deshalb war es auch gut für das Teambuilding."

EM-Ticket in der Tasche - Gruppensieg vor Augen

Den Kopf mal frei zu bekommen, an etwas anderes als Fußball zu denken – all das ist mit dem Ausflug ins Frankfurter Dialogmuseum gelungen. Am gestrigen Mittwoch hatte die Vorbereitung auf das letzte Gruppenspiel der Qualifikation zur Europameisterschaft heute (ab 11 Uhr) in Wetzlar gegen Italien begonnen. Die bisherige Bilanz ist makellos: Zwei Siege, 6:0 Tore. Damit hat das Team von Christian Wück das Ticket für die EM, die vom 6. bis 22. Mai 2015 in Bulgarien erstmal mit 16 Teilnehmern ausgetragen wird, ebenso in der Tasche wie die Italiener, die nach den ersten beiden Spielen der Gruppe acht ebenfalls sechs Punkte vorzuweisen haben.

"Die Spannung bleibt trotz der vorzeitigen Qualifikation zur EM hoch bei uns", sagt Trainer Christian Wück, "wir wollen Gruppenerster werden, wir spielen gegen Italien ein Prestigeduell und es wartet eine ausverkauftes Stadion auf uns. Das sollte genug Motivation sein." Schließlich will Deutschland in Bulgarien um den Titel mitspielen und als Gruppensieger eine entsprechende Duftmarke setzen. Das Duell gegen Italien vor 6500 Zuschauern wird ein Härtetest. "Unabhängig vom Gegner wollen wir unsere Spielphilosophie beibehalten. Wir haben schon einmal gegen Italien gespielt und sie mehrmals auf Video analysiert. Sie können sehr gut und kampfbetont Fußball spielen. Darauf werden wir die Jungs einstellen."

Flick: "Ein guter Jahrgang, der sehr gute Ansätze zeigt"

DFB-Sportdirektor Hansi Flick hat die Siege gegen die Slowakei und die Ukraine live verfolgt und ist voll des Lobes: "Das ist ein guter Jahrgang, der sehr gute Ansätze zeigt. Wir werden die Spieler weiterhin entsprechend fördern." Besonders Kapitän Felix Passlack von Borussia Dortmund und der Bremer Johannes Eggestein, die beide bereits zwei Tore beisteuerten, spielten sich in den Vordergrund einer Mannschaft, die durchweg stark besetzt ist. Bestes Beispiel: Die Torschützen zum zweiten und dritten Tor gegen die Ukraine (Gökhan Gül und Niklas Schmidt) kamen beide von der Bank. So bewies also auch Wück ein gutes Gespür bei seinen Einwechslungen.

Die Stimmung im Team ist gut, woran sicherlich auch Ausflüge wie der ins Dialogmuseum ihren Anteil haben. Wück erläutert: "Wir haben in diesem Jahr viel Wert auf das Teambuilding gelegt. Das zahlt sich nun aus. Die Jungs kommen gerne zur Nationalmannschaft. Wenn jeder seine Aufgaben erfüllt, dann sind wir erfolgreich. Deshalb ist die Stimmung momentan sehr gut." Hoffentlich auch nach dem letzten Gruppenspiel gegen Italien.