Das Finale ist perfekt, der traumhafte Lauf der deutschen U 17-Nationalmannschaft setzt sich auch im Halbfinale der Europameisterschaft in Bulgarien fort. Gegen Russland feierte die Mannschaft von DFB-Trainer Christian Wück ein hochverdientes 1:0 (0:0) und trifft nun im Endspiel am Freitag (ab 19 Uhr, live auf Eurosport) auf Frankreich. Janni Serra von Borussia Dortmund erzielte nach zuvor zahlreichen verpassten Chancen und doppeltem Aluminiumpech den Treffer zur Finalteilnahme. Nach 1984, 1992 (jeweils im Vorgängerwettbewerb U 16-EM) und 2009 könnte die deutsche U 17 den vierten Titel bei einer EM holen.
"Wir sind sehr glücklich über den Sieg. Wir hatten die besseren Chancen und Spielanteile", konstatierte Wück nach dem Schlusspfiff: "Und: Wir sind stolz, im ganzen Turnier noch kein Gegentor bekommen zu haben." Für den Trainer war es erwartete das "Kampfspiel" - nun richtet sich der Blick aufs Finale: "Frankreich ist ein sehr gutes Team. In den nächsten beiden Tagen kommt es für das Trainerteam schon auf die taktische Ausrichtung an - für die Spieler steht erstmal die Regeneration im Vordergrund."
Wück mit neuem Personal in der Startelf
Wück nahm im Vergleich zum erfolgreichen Viertelfinale gegen Spanien (4:2 n.E.) mehrere Veränderungen in der Startformation vor: Dzenis Burnic, Görkem Saglam, Salih Özcan, Janni Serra, und Enes Akyol erhielten den Vorzug vor dem angeschlagenen Joel Abu Hanna, Erdinc Karakas, dem gelb-gesperrten Mats Köhlert, sowie Niklas Schmidt und Johannes Eggestein. Mit Kapitän Felix Passlack und Elfmeterheld Constantin Frommann begannen erneut die wichtigsten Stützen aus dem Viertelfinale.
Im Beroe-Stadion in Stara Zagora war Deutschland von Beginn an die bessere und klar spielbestimmende Mannschaft. Nach einer anfänglichen Abtastphase kam das DFB- Team unter der Regie von Kapitän Passlack mit zunehmender Spielzeit immer besser in Rhythmus und konnte sich gegen kompakt stehende Russen ein deutliches Chancen-Übergewicht erarbeiten.
DFB-Team im Pech: Zwei Aluminium-Treffer im ersten Durchgang
Die erste hochkarätige Gelegenheit eröffnete sich Özcan nach einer guten Viertelstunde: Der Kölner nahm aus über zwanzig Metern Maß und hatte Pech, dass sein Distanzschuss nur die Oberkante der Latte streifte (16.). Russland-Schlussmann Aleksandr Maksimenko stand zu weit vor seinem Gehäuse und wäre wohl chancenlos gewesen. Insgesamt hielt sich die Abschluss-Frequenz bis dahin in einem überschaubaren Rahmen. Dmitri Pletnev hatte nach 29 Minuten die beste Chance der in Rot auflaufenden Russen auf dem Fuß, Frommann parierte aus kurzer Distanz mit einem klasse Reflex.
Im direkten Gegenzug kamen Serra und erneut Özcan innerhalb des Sechzehners zum Abschluss, beide Versuche wurden allerdings von den robusten Russen abgeblockt (31.). Die Pausenführung wäre spätestens zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff überfällig gewesen: Einen Freistoß von Saglam aus dem Halbfeld köpfte aufgerückte Gül nur an den Innenpfosten (38.) - Deutschland erneut im Pech.
Deutschland beweist Geduld - und belohnt sich
Nach dem Seitenwechsel steigerte die deutsche Offensive ihre Dominanz weiter und erarbeitete sich geduldig beste Gelegenheiten - einziges Manko: die Chancenauswertung. Kurz nach Wiederanpfiff scheiterte zunächst Passlack mit einem Schlenzer aufs lange Eck (43.), wenig später verpasste Serra nach einem Querpass nur hauchdünn (51.). Nach einer guten Stunde war es erneut Passlack, der aus spitzem Winkel die längst überfällige Führung liegen ließ und den Ball nur in die Arme von Maksimenko beförderte (63.).
Vom eigenen Abschluss-Pech ließ sich das DFB-Team dennoch nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Mit den eingewechselten Schmidt und Karakas legte Deutschland fußballerisch nochmal zu und fand immer mehr Sicherheit in den eigenen Kombinationen. Das hatte schließlich auch die erhoffte Auswirkung auf die Ergebnisanzeige: Nach einem taktisch mustergültigen Spielzug über Janelt schlug Akyol eine Flanke von der linken Seite mit viel Präzision ins Zentrum. Dort lauerte Serra und vollstreckte per Kopf zur hochverdienten Führung (68.). Wück: "Unser Plan war es über außen zu Chancen zu kommen. Das hat beim Tor hervorragend geklappt." Auch in der Schlussphase ließ Deutschland nichts mehr anbrennen, vergab in Person von Schmidt sogar noch das 2:0.
