U 16-Trainer Prus: "Man muss die Sprache der Jungs sprechen"

Ab heute übernimmt Michael Prus die deutsche U 16-Nationalmannschaft. Der 48-Jährige weiß, was auf ihn zukommt, schließlich hat er von 2007 bis 2014 bereits als Co-Trainer beim DFB gearbeitet. Daneben war der frühere Bundesligaspieler von Schalke, Meppen und Trier knapp zehn Jahre lang Verbandssportlehrer beim Schleswig-Holsteinischen Fußballverband (SHFV). Im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler erklärt der gebürtige Westfale, welche Ziele er sich setzt und was einen guten Jugendtrainer ausmacht. Er schaut auf seine eigene Fußballkarriere zurück und spricht darüber, was sich die Jungnationalspieler von ihm abschauen können und was eher nicht. Außerdem erzählt der künftige U 16-Coach, woher der Name "Magic Prus" kommt - und warum er stolz darauf ist.

DFB.de: Herr Prus, was macht für Sie einen guten Juniorentrainer aus?

Michael Prus: Man muss die Sprache der Jungs von heute sprechen. Damit meine ich nicht, dasselbe Vokabular zu benutzen, sondern mit ihnen in Kontakt zu bleiben und viel zu kommunizieren. Bei allem Leistungsdruck brauchen sie Menschen, denen sie vertrauen können. Sie müssen das Gefühl haben, gut aufgehoben zu sein und nicht bei einer schlechten Leistung gleich an den Pranger gestellt zu werden.

DFB.de: Diese Kriterien scheinen Sie zu erfüllen, sonst wären Sie kaum neuer U 16-Trainer geworden...

Prus: Ich denke schon, dass ich in der Menschenführung Qualitäten habe. Aber der Anruf von DFB-Sportdirektor Hansi Flick kam für mich selbst überraschend. Ich fühle mich geehrt, diesen Job anzugehen, deshalb musste ich nicht lange überlegen.

DFB.de: Hat der DFB-Sportdirektor Ihnen gesagt, wie er auf Sie gekommen ist?

Prus: Nachdem die Stelle vakant war, haben sich Hansi Flick, die Auswahltrainer und Mitarbeiter des Büros U-Nationalmannschaften zusammengesetzt und beraten. Während meiner Co-Trainertätigkeit zwischen 2007 und 2014 habe ich anscheinend einen guten Eindruck bei diesem Kreis hinterlassen, so dass die Wahl schließlich auf mich fiel.

DFB.de: Durch die Erfahrungen von damals haben Sie einen guten Einblick, was in den kommenden vier Jahren auf Sie zukommt.

Prus: Grundsätzlich schon, auch wenn ich denke, dass sich seitdem noch einmal etwas getan hat - auch was die Aufgabenverteilungen angeht. Aber über allem steht die Gelegenheit, mit den besten Spielern Deutschlands zusammenzuarbeiten. Das übt einen unheimlichen Reiz auf mich aus.

DFB.de: Was ist Ihnen noch aus Ihrer Zeit als Co-Trainer in Erinnerung?

Prus: Den ersten Lehrgang habe ich noch unter Paul Schomann gemacht. Ab 2008 war ich dann Co-Trainer von Stefan Böger bei der U 16- und der U 17-Nationalmannschaft. Insgesamt war es eine sehr aufregende Zeit. Leider haben wir 2012 die Krönung verpasst, als wir mit dem 1995er-Jahrgang bei der U 17-Europameisterschaft in Slowenien ganz unglücklich das Finale im Elfmeterschießen verloren haben. Mit Leon Goretzka, Max Meyer, Niklas Süle, Marc Stendera, Julian Brandt oder Niklas Stark hatten wir überragende Spieler dabei, denen ich den Titel von ganzen Herzen gegönnt hätte. Der Reiz und der Wille, diesen Titel nun als Cheftrainer nachzuholen, sind bei mir sehr groß.



Ab heute übernimmt Michael Prus die deutsche U 16-Nationalmannschaft. Der 48-Jährige weiß, was auf ihn zukommt, schließlich hat er von 2007 bis 2014 bereits als Co-Trainer beim DFB gearbeitet. Daneben war der frühere Bundesligaspieler von Schalke, Meppen und Trier knapp zehn Jahre lang Verbandssportlehrer beim Schleswig-Holsteinischen Fußballverband (SHFV). Im DFB.de-Interview mit Redakteur Peter Scheffler erklärt der gebürtige Westfale, welche Ziele er sich setzt und was einen guten Jugendtrainer ausmacht. Er schaut auf seine eigene Fußballkarriere zurück und spricht darüber, was sich die Jungnationalspieler von ihm abschauen können und was eher nicht. Außerdem erzählt der künftige U 16-Coach, woher der Name "Magic Prus" kommt - und warum er stolz darauf ist.

DFB.de: Herr Prus, was macht für Sie einen guten Juniorentrainer aus?

Michael Prus: Man muss die Sprache der Jungs von heute sprechen. Damit meine ich nicht, dasselbe Vokabular zu benutzen, sondern mit ihnen in Kontakt zu bleiben und viel zu kommunizieren. Bei allem Leistungsdruck brauchen sie Menschen, denen sie vertrauen können. Sie müssen das Gefühl haben, gut aufgehoben zu sein und nicht bei einer schlechten Leistung gleich an den Pranger gestellt zu werden.

DFB.de: Diese Kriterien scheinen Sie zu erfüllen, sonst wären Sie kaum neuer U 16-Trainer geworden...

Prus: Ich denke schon, dass ich in der Menschenführung Qualitäten habe. Aber der Anruf von DFB-Sportdirektor Hansi Flick kam für mich selbst überraschend. Ich fühle mich geehrt, diesen Job anzugehen, deshalb musste ich nicht lange überlegen.

DFB.de: Hat der DFB-Sportdirektor Ihnen gesagt, wie er auf Sie gekommen ist?

Prus: Nachdem die Stelle vakant war, haben sich Hansi Flick, die Auswahltrainer und Mitarbeiter des Büros U-Nationalmannschaften zusammengesetzt und beraten. Während meiner Co-Trainertätigkeit zwischen 2007 und 2014 habe ich anscheinend einen guten Eindruck bei diesem Kreis hinterlassen, so dass die Wahl schließlich auf mich fiel.

DFB.de: Durch die Erfahrungen von damals haben Sie einen guten Einblick, was in den kommenden vier Jahren auf Sie zukommt.

Prus: Grundsätzlich schon, auch wenn ich denke, dass sich seitdem noch einmal etwas getan hat - auch was die Aufgabenverteilungen angeht. Aber über allem steht die Gelegenheit, mit den besten Spielern Deutschlands zusammenzuarbeiten. Das übt einen unheimlichen Reiz auf mich aus.

DFB.de: Was ist Ihnen noch aus Ihrer Zeit als Co-Trainer in Erinnerung?

Prus: Den ersten Lehrgang habe ich noch unter Paul Schomann gemacht. Ab 2008 war ich dann Co-Trainer von Stefan Böger bei der U 16- und der U 17-Nationalmannschaft. Insgesamt war es eine sehr aufregende Zeit. Leider haben wir 2012 die Krönung verpasst, als wir mit dem 1995er-Jahrgang bei der U 17-Europameisterschaft in Slowenien ganz unglücklich das Finale im Elfmeterschießen verloren haben. Mit Leon Goretzka, Max Meyer, Niklas Süle, Marc Stendera, Julian Brandt oder Niklas Stark hatten wir überragende Spieler dabei, denen ich den Titel von ganzen Herzen gegönnt hätte. Der Reiz und der Wille, diesen Titel nun als Cheftrainer nachzuholen, sind bei mir sehr groß.

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DFB.de: Damals waren Sie Assistenztrainer. Wer wird Sie nun unterstützen?

Prus: Für die kommende Saison plane ich mit Björn Rädel, dem aktuellen Stützpunktkoordinator in Schleswig Holstein, mit dem ich in den vergangenen Jahren sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet habe. Ob es im Laufe dieser oder der nächsten Saison Sinn macht, noch einen weiteren Co-Trainer hinzuzuholen, werden wir dann gemeinsam mit Hansi Flick beurteilen.

DFB.de: Sie waren, ebenfalls seit 2007, Verbandssportlehrer beim SHFV. Verlassen Sie den Verband mit einem weinenden und einem lachenden Auge?

Prus: Das ist natürlich - vor allem im Trainerbereich - eine lange Zeit. Die Dauer allein zeigt schon, wie wohl ich mich beim SHFV gefühlt habe. Insofern ist auch ein bisschen Wehmut dabei, wenn ich die Sportschule Malente Anfang August verlasse. Der Aufgabenbereich war sehr abwechslungsreich und hat mir viel Freude bereitet. Aber ich denke, nach knapp zehn Jahren ist es auch gut, eine neue Herausforderung anzunehmen.

DFB.de: Worin bestehen die größten Unterschiede in der täglichen Arbeit zwischen einem Verbandssportlehrer und einem Nationaltrainer?

Prus: Die Trainerausbildung fällt für mich komplett weg. Das nimmt einen großen Teil der Arbeit als Verbandssportlehrer ein. Dafür kann ich mich nun intensiver mit einer Mannschaft beschäftigen - und vielleicht auch mehr experimentieren.

DFB.de: Als U-Trainer kommen aber auch noch weitere Aufgaben auf Sie zu...

Prus: Ich weiß. Durch die Gespräche mit meinen neuen Kollegen habe ich bereits festgestellt, wie umfangreich das Aufgabengebiet mittlerweile ist. Das hat mich schon überrascht. Neben der Betreuung der eigenen Mannschaft unterstützen wir uns auch gegenseitig bei Maßnahmen von anderen Teams. Dazu kommt das Scouting am Wochenende, um die Spieler auch in ihren gewohnten Umfeldern zu beobachten. Nebenbei nehmen wir an Fortbildungsveranstaltungen teil, entweder als Referenten oder als Teilnehmer. Und natürlich möchten wir auch einen Überblick haben, was in anderen Ländern passiert. Dazu beobachten wir die Youth Champions League. Wir sind im permanenten Austausch. All das soll uns helfen, unsere eigenen Mannschaften und unseren eigenen Fußball voranzubringen.

DFB.de: Wann werden Sie erstmals auf die Mannschaft treffen?

Prus: Der erste Lehrgang findet ab dem 21. August in der Sportschule Grünberg statt. Eine Woche später treffen wir uns in Ruit zu einem zweiten Sichtungslehrgang. Dabei haben wir die Spieler eingeladen, die uns beim U 15-Sichtungsturnier Ende Juni aufgefallen sind.

DFB.de: Also haben Sie bereits einen guten Überblick, was den Jahrgang angeht?

Prus: Einen guten würde ich nicht sagen. Ich hoffe, dass ich das dann nach den beiden Lehrgängen behaupten kann. Momentan tausche ich mich noch sehr intensiv mit U 15-Nationaltrainer Michael Feichtenbeiner aus, der den Jahrgang in der letzten Saison betreut hat. Aktuell kann ich über die Qualität des Jahrgangs noch wenig sagen. Direkt im Anschluss an unsere Lehrgänge finden die ersten Länderspiele gegen Wales statt. Von Michael Feichtenbeiner weiß ich, dass er nach den Länderspielen gegen die Niederlande im Mai (1:0 und 1:2; Anm. d. Red.) zufrieden mit den Leistungen war. Insofern gehe ich davon aus, dass jede Menge Potenzial in der Mannschaft steckt, welches wir zu entfalten versuchen werden.

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DFB.de: Am Ende dieses Weges mit dem 2001er-Jahrgang soll dann die Teilnahme an der U 17-EM 2018 in England stehen.

Prus: Das hoffen wir natürlich alle. Im Mutterland des Fußballs an einer Europameisterschaft teilzunehmen, wäre auf jeden Fall ein tolles Erlebnis.

DFB.de: Der DFB verfolgt auch im Juniorenbereich eine einheitliche Spielidee. Deckt die sich mit Ihrer eigenen?

Prus: An der Spielidee wurde gerade im vergangenen Jahr intensiv gearbeitet. Hansi Flick und meine Kollegen haben sich dazu Gedanken gemacht und Leitplanken gesetzt, wie wir auf und außerhalb des Platzes agieren wollen. Zum Beispiel, dass wir unser Spiel offensiv und aktiv angehen und möglichst viele Tore schießen. Das passt gut zu meiner eigenen Auffassung.

DFB.de: Dann dürfen sich die Spieler allerdings nicht Sie als Vorbild aussuchen. Ihnen gelang nur ein Treffer in über 350 Punktspielen...

Prus: Das stimmt. An mir sollten sich die Jungs nicht orientieren. (lacht). Als Innenverteidiger war es aber auch eher meine Aufgabe, Tore zu verhindern. Trotzdem bin ich als Trainer ein Freund der offensiven Spielweise.

DFB.de: Einmal standen Sie, zumindest im DFB-Pokal, kurz vor einem Hattrick.

Prus: Korrekt. Meine einzigen beiden Tore für Schalke habe ich beim 7:1 gegen den SV Saar 05 Saarbrücken im DFB-Pokal markiert. Kurioserweise gelangen mir direkt die ersten beiden Treffer. Als wir dann in der 41. Minute einen Elfmeter zugesprochen bekamen, haben die Fans meinen Namen skandiert. Ich habe aber unserem Stammschützen Andreas Müller den Vortritt gelassen. Er hat auch getroffen, insofern hat es gepasst.

DFB.de: Aus dieser Zeit stammt auch Ihr Spitzname "Magic Prus". Wie kam es dazu?

Prus: Ich habe die Schalker Fans mal gefragt, wie sie darauf gekommen sind. Ihnen war es wichtig, mir ihre Zuneigung durch einen Spitznamen auszudrücken. Dazu hat wohl weniger meine magische Ballbehandlung beigetragen. Schon eher war es eine Bewunderung, dass ich es als limitierter, bodenständiger Spieler geschafft hatte, zehn Jahre bei einem Verein wie Schalke 04 zu spielen. Und das, obwohl mir immer wieder neue Spieler vor die Nase gesetzt wurden. Deshalb finde ich auch, dass der Name damals gepasst hat. Ich bin jemand, der gerne langfristig plant und arbeitet, wie meine Zeit beim SHFV beweist.

DFB.de: Trotz Ihrer unspektakulären Spielweise waren Sie bei den Schalker Anhängern extrem beliebt. Ihr Name wird in Fanforen stets mit Begriffen wie "Identifikation", "Einsatz", "Ehrgeiz" und "Teamplayer" in Verbindung gebracht. Ist das etwas, was Sie den jungen Spielern ebenfalls mitgeben möchten?

Prus: Bei aller individuellen Qualität der heutigen Nationalspieler sieht man immer wieder, wie wichtig Teamgeist, gegenseitiges Vertrauen und Zusammenhalt sind. Das hat uns doch auch die WM 2014 gezeigt, als der Begriff die Mannschaft geboren wurde. Unser Team ist als Einheit aufgetreten, und das hat am Ende den Ausschlag gegeben. Auch die Portugiesen sind beim EM-Finale nach dem Ausfall von Cristiano Ronaldo als Team noch mal enger zusammengerückt und haben der höheren individuellen Klasse der Franzosen getrotzt. Als Trainer sehe ich es als meine Aufgabe an, die individuellen Stärken der Spieler zu verbessern, diese aber stets in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Wenn man das hinbekommt, wird man zusammen als Mannschaft erfolgreich sein.

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