Am Stützpunkt wird der Grundstein gelegt

Es gibt kaum jemanden, der zum Thema Stützpunkt mehr zu erzählen hat als Thomas Sinz. Angefangen als Trainer, ist er mittlerweile Koordinator für den Bereich des Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV). Bereits 2002 nahm er an den ersten Gesprächen zum neuen Projekt "Stützpunkt" teil. Ein Mann der ersten Stunde also. Und noch immer mit vollem Elan bei der Sache: "Es macht immer wieder Spaß zu sehen, wie motiviert die Spielerinnen und Spieler im Training zur Sache gehen. Die Aufgabe ist nach wie vor abwechslungsreich und spannend."

Sichtung für die Stützpunkte am "Tag des Talents" und bei Hallenturnieren

Thomas Sinz ©
Thomas Sinz
Bevor der Nachwuchs allerdings zu einem Stützpunkt-Training eingeladen wird, sind die verschiedenen Trainer viel unterwegs, um neue Spielerinnen und Spieler zu sichten. Gerade Hallenturniere eignen sich dafür besonders, da man mehrere Teams an einem Tag unter die Lupe nehmen kann. Zudem wird der "Tag des Talents" angeboten, zu dem Vereine ihre besten Akteure zum Vorspielen schicken können. Problematisch dabei ist jedoch oftmals die vereinsinterne Kommunikation: "Wenn Eltern zu uns kommen und beklagen, dass sie gar nichts von dem Sichtungstag gehört haben, können wir meistens leider nur auf den zuständigen Verein verweisen. Manchmal werden die

Informationen einfach nicht weitergegeben", bedauert Thomas Sinz die Einstellung mancher Klubs.

"Stützpunkt als Plattform" könnte in den Augen des Stützpunkt-Koordinators auch als Präambel für die Arbeit in den Regional- und Landesverbänden gelten. "Denn sowohl für ambitionierte Vereine, als auch für die jeweilige Verbandsauswahl, sind die wöchentlichen Stützpunkt-Trainings eine gute Gelegenheit, neue Spielerinnen und Spieler zu sichten", weiß Sinz um die Bedeutung der Einheiten. Von unten nach oben. Vereinsförderung. Stützpunkt. Verbandsauswahl. DFB-Maßnahmen. Einladung zur Nationalmannschaft. Klingt gar nicht so kompliziert, schaffen tun es trotzdem nur die Wenigsten.

Eine, die es geschafft hat, ist Kim Kulig. Die Mittelfeldspielerin trainierte zwischen 2002 und 2005 am Stützpunkt Rottenburg. Ihr damaliger Trainer Sinz erinnert sich: "Bei ihrer ersten Maßnahme kam ein Kollege zu mir und meinte: Da spielt ein tolles Mädchen mit! Und ich fragte ihn: Wo? Welches Mädchen?" Dabei bezieht sich der Stützpunktkoordinator nicht auf das äußere Erscheinungsbild, sondern mit welcher Selbstverständlichkeit die Europameisterin von 2009 sich in einer Gruppe von Jungen behauptete. Diesen Ehrgeiz, diese Leistungsbereitschaft sieht Sinz auch als Schlüssel für den Erfolg der Juniorinnen, die es vom Stützpunkt zur Nationalmannschaft geschafft haben.

"Training mit Jungs hilft jungen Spielerinnen enorm weiter"

Neben Kulig sind auch Leonie Maier von FC Bayern München und Melanie Leupolz vom SC Freiburg gelungene Beispiele, um die Wichtigkeit des frühzeitigen Stützpunkttrainings hervorzuheben. Auch die beiden aktuellen Nationalspielerinnen haben sich beim wöchentlichen Training an den Stützpunkten Ludwigsburg und Wangen gegen die männlichen Mit- und Gegenspieler beweisen müssen. "Selbst als Junioren-Nationalspielerinnen hatten sie damals eine hundertprozentige Anwesenheit bei den Stützpunkteinheiten und haben sich immer wieder mit den Jungen gemessen. Das zeigt auch gut, wie das Training, die Auseinandersetzung mit den Jungs den jungen Spielerinnen weitergeholfen hat", zeigt sich der erfahrene Trainer noch heute beeindruckt vom Einsatzwillen der Talente.

Generell sieht Thomas Sinz den Mädchen- und Frauenfußball in seinem Verband auf einem guten Weg. Denn neben den mittlerweile bekannten Gesichtern wie Kulig, Maier oder Leupolz haben es auch viele andere Talente aus dem Württembergischen FV wie Isabelle Schmid, Nicole Rolser oder Giulia Gwinn, Janina Minge und Noemi Gentile in die U Nationalmannschaften des DFB geschafft. Sie sollen den jüngeren Spielerinnen als Vorbilder dienen, die den gleichen Weg auch gehen wollen. Den Weg vom Stützpunkt bis zur Nationalmannschaft.