Tekkal über Scoring Girls: "Merkel-Besuch war ein Riesenerlebnis"

Das Fußballprojekt Scoring Girls für Flüchtlingsmädchen beim 1. FC Köln existiert am heutigen 23. April genau ein halbes Jahr. Die Initiatorin Tugba Tekkal wurde in Hannover geboren und wuchs dort in einer kurdisch-jesidischen Großfamilie auf. Seit 2009 ist die inzwischen 32-Jährige für den 1. FC Köln am Ball, derzeit in der 2. Frauen-Bundesliga Süd. Im DFB.de-Interview spricht Tugba Tekkal mit Mitarbeiter Rainer Hennies über den Verlauf der ersten sechs Projektmonate und den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel als Höhepunkt.

DFB.de: Frau Tekkal, wie verlief nach der großen Auftaktveranstaltung der Einstieg in den Alltag mit den "Scoring Girls"?

Tugba Tekkal: Zu Beginn waren die Mädchen zurückhaltend, mussten erst eine Beziehung zur gesamten Situation und Vertrauen aufbauen. Die Situation hat sich schnell geändert. Mittlerweile sind sie sehr viel selbstbewusster im Umgang, agieren ganz anders, kommen mehr aus sich heraus. Es ist eine Entwicklung zu spüren, die die gesamte Situation verändert.

DFB.de: Das klingt positiv.

Tekkal: Das Lachen der Kinder ist einfach das Schönste, denn man kann sicher sein, dass es echt ist. Bei meinem Projekt spielen christliche, jesidische, muslimische und einheimische deutsche Mädchen miteinander. Auf dem Platz ist es egal, wo du herkommst. Viel wichtiger ist, ob du kicken kannst.

DFB.de: Sicherlich ist das Niveau sehr unterschiedlich?

Tekkal: Es gibt Mädels, die haben noch nie gegen einen Ball getreten. Es gibt Mädels mit Vorerfahrung. Das schöne ist: Alle haben Spaß. Die Älteren helfen den Jüngeren, die Erfahreneren nehmen die Unerfahrenen an die Hand und zeigen ihnen, wie es geht oder wie man es besser macht. Beim Training herrscht eine entspannte und positive Stimmung. Ich bin wirklich begeistert.

DFB.de: Der Start Ende Oktober 2016 war aufgrund der folgenden Wintermonate nicht gerade optimal...

Tekkal: ... und trotzdem positiv. Zwar konnten wir keine Halle bekommen, aber Fußballerinnen sind nicht aus Zucker. Die Mädels haben eisern durchgezogen, Woche für Woche. Über Mund-zu-Mund-Propaganda hat sich herumgesprochen, dass es uns gibt. So wurden wir immer mehr Teilnehmerinnen. Besonders jetzt im Frühjahr steigt das Interesse weiter.

DFB.de: Wieviele Mädchen kommen denn im Schnitt zum Training?

Tekkal: So gut 20 - das ist eine angenehme Gruppengröße für mich und meine Trainerinnen. Da möchte ich insbesondere die ehemalige FC-Spielerin Nicole Bender (ehemalige U 18- und U 21-Nationalspielerin; Anm. d. Red.) nennen und Lena Schrum von Bayer Leverkusen, die sechs Jahre lang meine Teamgefährtin beim FC war.

DFB.de: Wie kommen die Mädchen zum Training?

Tekkal: Ganz unterschiedlich. Manche mit dem Fahrrad, manche mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Außerdem miete ich immer einen Van und lade die Mädels in den Flüchtlingsheimen ein. Ein großer Aufwand, der viel Energie und Geld kostet. Aber es lohnt sich. An dieser Stelle möchte ich für jedwede Unterstützung danken - ohne die geht es nämlich nicht.



Das Fußballprojekt Scoring Girls für Flüchtlingsmädchen beim 1. FC Köln existiert am heutigen 23. April genau ein halbes Jahr. Die Initiatorin Tugba Tekkal wurde in Hannover geboren und wuchs dort in einer kurdisch-jesidischen Großfamilie auf. Seit 2009 ist die inzwischen 32-Jährige für den 1. FC Köln am Ball, derzeit in der 2. Frauen-Bundesliga Süd. Im DFB.de-Interview spricht Tugba Tekkal mit Mitarbeiter Rainer Hennies über den Verlauf der ersten sechs Projektmonate und den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel als Höhepunkt.

DFB.de: Frau Tekkal, wie verlief nach der großen Auftaktveranstaltung der Einstieg in den Alltag mit den "Scoring Girls"?

Tugba Tekkal: Zu Beginn waren die Mädchen zurückhaltend, mussten erst eine Beziehung zur gesamten Situation und Vertrauen aufbauen. Die Situation hat sich schnell geändert. Mittlerweile sind sie sehr viel selbstbewusster im Umgang, agieren ganz anders, kommen mehr aus sich heraus. Es ist eine Entwicklung zu spüren, die die gesamte Situation verändert.

DFB.de: Das klingt positiv.

Tekkal: Das Lachen der Kinder ist einfach das Schönste, denn man kann sicher sein, dass es echt ist. Bei meinem Projekt spielen christliche, jesidische, muslimische und einheimische deutsche Mädchen miteinander. Auf dem Platz ist es egal, wo du herkommst. Viel wichtiger ist, ob du kicken kannst.

DFB.de: Sicherlich ist das Niveau sehr unterschiedlich?

Tekkal: Es gibt Mädels, die haben noch nie gegen einen Ball getreten. Es gibt Mädels mit Vorerfahrung. Das schöne ist: Alle haben Spaß. Die Älteren helfen den Jüngeren, die Erfahreneren nehmen die Unerfahrenen an die Hand und zeigen ihnen, wie es geht oder wie man es besser macht. Beim Training herrscht eine entspannte und positive Stimmung. Ich bin wirklich begeistert.

DFB.de: Der Start Ende Oktober 2016 war aufgrund der folgenden Wintermonate nicht gerade optimal...

Tekkal: ... und trotzdem positiv. Zwar konnten wir keine Halle bekommen, aber Fußballerinnen sind nicht aus Zucker. Die Mädels haben eisern durchgezogen, Woche für Woche. Über Mund-zu-Mund-Propaganda hat sich herumgesprochen, dass es uns gibt. So wurden wir immer mehr Teilnehmerinnen. Besonders jetzt im Frühjahr steigt das Interesse weiter.

DFB.de: Wieviele Mädchen kommen denn im Schnitt zum Training?

Tekkal: So gut 20 - das ist eine angenehme Gruppengröße für mich und meine Trainerinnen. Da möchte ich insbesondere die ehemalige FC-Spielerin Nicole Bender (ehemalige U 18- und U 21-Nationalspielerin; Anm. d. Red.) nennen und Lena Schrum von Bayer Leverkusen, die sechs Jahre lang meine Teamgefährtin beim FC war.

DFB.de: Wie kommen die Mädchen zum Training?

Tekkal: Ganz unterschiedlich. Manche mit dem Fahrrad, manche mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Außerdem miete ich immer einen Van und lade die Mädels in den Flüchtlingsheimen ein. Ein großer Aufwand, der viel Energie und Geld kostet. Aber es lohnt sich. An dieser Stelle möchte ich für jedwede Unterstützung danken - ohne die geht es nämlich nicht.

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DFB.de: Vor dem Spiel der FC-Profis gegen Eintracht Frankfurt kürzlich besuchte Bundeskanzlerin Angela Merkel das Projekt, um sich zu informieren.

Tekkal: Ich kann immer noch nicht glauben, dass meinem Herzensprojekt diese große Ehre zu Teil geworden ist, die Bundeskanzlerin zu treffen, um ihr gemeinsam mit meinen Mädchen unser Sport- und Integrationsprojekt näher vorzustellen. Frau Merkel hat sich eine gute Stunde Zeit genommen. Das war ein Riesenerlebnis. Zu dem Treffen mit Frau Merkel hatte ich bewusst vier Mädchen mit unterschiedlichen Wurzeln mitgenommen: ein deutsches, eines aus Afrika, eine junge Afghanin und eine Jesidin.

DFB.de: Auf der Facebook-Seite der Bundesregierung dokumentiert ein kleines Video den Besuch. Darin lobt die Kanzlerin das Projekt als "wunderbare Arbeit" und "gelungene Integration".

Tekkal: Dafür bin ich natürlich ganz besonders dankbar. Eine größere Wertschätzung kann es gar nicht geben. Dass Frau Merkel die hohe Bedeutung des "Scoring-Girls-Projektes" als Mittel zur Integration explizit herausstellt, ist für uns sehr wertvoll. Diese Worte der Kanzlerin helfen unheimlich bei der Stärkung des Projektes.

DFB.de: Was ist bei Ihnen von diesem Besuch besonders hängen geblieben?

Tekkal: Wir sind auf eine herzliche und fürsorgliche Kanzlerin getroffen, die sich sehr für die Schicksale der einzelnen Mädchen interessiert hat. Aber auch dafür, was dieses Training in íhnen auslöst.

DFB.de: Nämlich?

Tekkal: Wir fühlen uns jetzt stärker und noch mehr motiviert. Gern zitiere ich die zehnjährige Jaden, die zur Kanzlerin gesagt hat: "Ich möchte wie unsere Trainerin Tugba auch mal Fußballerin werden und anderen Mädchen helfen. Bei 'Scoring Girls' habe ich gelernt, dass es egal ist, wo man herkommt. Obwohl wir aus verschiedenen Ländern kommen, sind wir beste Freunde geworden." Diese Worte sind mitten ins Herz gegangen, weil sie zeigen, wie wichtig es ist, Kindern ein leidenschaftliches Vorbild zu sein, ihnen durch Fußball und die Macht der Begegnung zu ermöglichen, ohne Vorurteile durchs Leben zu gehen.

DFB.de: Wie haben die Mädchen denn generell auf den hohen Besuch reagiert?

Tekkal: Extrem aufgeregt. Aber das hat sich sehr schnell in eine lockere und entspannte Athmosphäre gelöst, weil die Kanzlerin sich so sehr interessiert hat. Darauf sind wir alle sehr stolz. Angela Merkel hat den Mädchen viele Fragen gestellt: wie sie wohnen oder ob sie geärgert werden, zum Beispiel.

DFB.de: Zwei Wochen vor Merkels Besuch war ebenfalls Großes geschehen.

Tekkal: Sie meinen den Hattrick von Anthony Modeste beim 4:2 über Hertha BSC und seine Folgen?

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DFB.de: Genau.

Tekkal: Modeste hat anschließend die Hose signiert und versteigert, mit der er seine drei Tore geschossen hat. Der Erlös ist den Flüchtlingshilfsprojekten des FC zugeflossen. Mein Projekt profitiert so mit 10.000 Euro. Großen Dank an die Stiftung des 1. FC Köln für die Spende, an die FC-Jecken und den Ersteigerer. Es macht mich unfassbar glücklich, dass unsere Arbeit auf diese Art belohnt wird.

DFB.de: Als Ihre Schwester, die Journalistin und Friedensaktivistin Düzen Tekkal, im Februar bei Anne Will in der ARD mitdiskutiert hat, haben Sie mit ihren anderen Schwestern Tezcan und Tuna die Gelegenheit genutzt, Backstage mit der Moderatorin zu sprechen.

Tekkal: Anne Will war als FC-Fan sehr interessiert. Sie findet unser Engagement toll und lobt es als vorbildlich. Außerdem war Edmund Stoiber einer der Talkgäste. So konnte ich auch einen Bayern München nahestehenden, hochrangigen Politiker mit meinem Projekt konfrontieren. Auch Herr Stoiber fand das alles sehr interessant.

DFB.de: Gibt es aus diesen Treffen bereits einen Mehrwert?

Tekkal: Noch nicht konkret. Aber es wäre natürlich ein absoluter Traum für mich, zum Beispiel die fußballbegeisterte Kanzlerin als Schirmherrin zu gewinnen. Auch der DFB beweist, dass Sport mit seinem hohen Integrationsfaktor unterstützenswert ist. Es ist ja so: Schulterklopfen bringt uns nicht weiter. Echte Hilfe bedeutet konkretes Handeln. Ideen dazu hätte ich genug. Ein Hilfsprojekt birgt vor allem viele Mühen im Alltag.

DFB.de: Ende November letzten Jahres gab es die erste große Bühne für Ihr Projekt.

Tekkal: Das Spiel der FC-Profis gegen den FC Augsburg stand im Zeichen der Stiftung 1. FC Köln "Mer Stonn Zo Dir". Valentina und Hejin, zwei meiner "Scoring Girls", sowie Kinder mit Behinderung, Senioren, Rollstuhlfahrer und andere Flüchtlinge durften mit den Profis einlaufen. Ein tolles Erlebnis, das unserem Projekt Rückenwind verliehen hat.

DFB.de: Wie lautet Ihre ganz persönliche Bilanz nach dem ersten halben Projektjahr?

Tekkal: Der Weg zur Erfolgsgeschichte ist mit vielen Kraftanstrengungen verbunden. Es war auch aufgrund der finanziellen Herausforderungen bisher nicht immer leicht, das Projekt ins Laufen zu bringen. Aber wir haben die Zähne zusammengebissen. Alle Beteiligten haben immer ans Projekt geglaubt und nie aufgegeben. Selbst im Winter ist kein einziges Training ausgefallen. Es gibt nichts Schöneres, als jede Woche aufs Neue diese Mädchen glücklich und fröhlich zu sehen, indem wir ihnen ermöglichen, aus dem Alltag auszubrechen und für 90 Minuten alles zu vergessen.

DFB.de: Hartnäckigkeit und Ehrgeiz zählen also?

Tekkal: Das sehe ich so. Ich möchte den Mädels ein Vorbild sein und ihnen zeigen: Wollt ihr etwas erreichen, dann könnt ihr das. Im Zentrum von "Scoring Girls" stehen Teamgeist, Gemeinschaftssinn und die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft. Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung oder Hautfarbe spielen hierbei keine Rolle. Was beim Aufeinandertreffen der unterschiedlichsten Kinder zählt, ist der gegenseitige Respekt für alle, die mitspielen. Ich liebe das, was ich tue.

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