Frauen-Nationalmannschaft
Wück: "Dann sind wir nur schwer zu schlagen"
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Starker Abschluss der Nations League-Gruppenphase: Die deutschen Frauen gewannen gegen die Niederlande (4:0) und Österreich (6:0) und sicherten sich damit ihren Platz im Finalturnier. Bundestrainer Christian Wück blickt im DFB.de-Interview auf die jüngsten Auftritte zurück und schaut voraus auf die Europameisterschaft in der Schweiz, die am 2. Juli beginnt.
DFB.de: Christian Wück, am Freitag gab es ein 4:0 gegen die Niederlande, am Dienstag ein 6:0 gegen Österreich. Wie ordnen Sie die beiden abschließenden Begegnungen der Gruppenphase der Nations League ein?
Christian Wück: Diese Siege sind sehr wichtig für das Selbstvertrauen der Spielerinnen. In dieser Phase – vier Wochen vor der Europameisterschaft - müssen wir die Überzeugung in die eigenen Stärken in die Mannschaft bekommen. Und das ist uns mit diesen starken Auftritten gelungen. Wir hatten das klare Ziel, diese Gruppe zu gewinnen - das ist uns auf beeindruckende Art und Weise auch gelungen. Wir haben uns damit für das Final Four der Nations League qualifiziert und gleichzeitig eine gute EM-Vorbereitung geschafft. Ich bin sehr zufrieden.
DFB.de: Hinzu kommt: In beiden Duellen hat Ihre Mannschaft keinen Gegentreffer kassiert.
Wück: Ja, auch das ist sehr wichtig. Wir brauchen eine stabile Defensive. Das ist eine Grundvoraussetzung, um bei der Europameisterschaft erfolgreich zu sein. Ich möchte in diesem Zusammenhang eine sehr spannende Statistik aus dem Jugendbereich nennen: Dort ist es so, dass die U 17-Europameister der vergangenen 14 Jahre, bis auf eine Ausnahme, eine Gegentorquote von unter eins hatten. Ich denke, das zeigt sehr eindrucksvoll, worauf es bei einem Endturnier ankommt. Das müssen die Spielerinnen verinnerlichen. Wir sind in der Offensive sehr gut besetzt und können immer Tore erzielen, aber eine Grundvoraussetzung für den Erfolg wird eine stabile Defensive sein.
DFB.de: In der Innenverteidigung gab es immer wieder Veränderungen - vor allem wegen Verletzungen. Zuletzt haben dort Rebecca Knaak und Janina Minge gespielt. Spricht das dafür, dass diese beiden auch die Besetzung für die EURO sein werden?
Wück: Beide haben es sehr gut gemacht. Es stimmt, dass wir auf dieser Position Probleme hatten, weil uns zeitweise von fünf Innenverteidigerinnen nur zwei zur Verfügung standen. Wir hatten daher nie die Möglichkeit, dass sich ein Pärchen finden konnte. Rebecca Knaak hat den Vorteil, dass sie die einzige Linksfüßerin im Team ist. Deswegen sehe ich sie im Vorteil auf der Position der linken Innenverteidigerin. Und mit Janina Minge haben wir eine, die es seit den Olympischen Spielen wirklich hervorragend macht - nicht nur bei uns, sondern auch beim VfL Wolfsburg. Sie ist zwar keine gelernte Innenverteidigerin, füllt diese Position aber seit Wembley bei uns sehr gut aus.
DFB.de: Zudem ist sie Vizekapitänin…
Wück: Ja, auch das. Sie ist nach Giulia Gwinn unsere zweite Kapitänin. Und diese Rolle nimmt sie auch sehr gut an.
DFB.de: Deutschland hat die Nations League mit fünf Siegen und einem Unentschieden bei einem Torverhältnis von 26:4 gewonnen. Auch das Gesamtfazit nach dieser Turnierphase dürfte positiv ausfallen.
Wück: Absolut. Wir hatten keine leichte Gruppe. Und vor diesem Hintergrund haben die Spielerinnen es insgesamt gut gelöst. Nicht nur mit den Ergebnissen sind wir zufrieden, sondern phasenweise auch mit der Art und Weise unseres Spiels. Eine Entwicklung ist immer ein Weg. Diesen Weg der Entwicklung haben wir in Wembley begonnen, und auch durch ein paar kleinere Rückschläge, haben wir uns nicht davon abbringen lassen ihn weiterzugehen.
DFB.de: Lassen sie uns den Blick nach vorne werfen: Am 19. Juni beginnt die Vorbereitung auf die Europameisterschaft. In der Vorrunde trifft die Frauen-Nationalmannschaft auf Polen, Dänemark und Schweden. Was erwarten Sie von diesen Spielen?
Wück: Wir richten unseren vollen Fokus auf das erste Spiel gegen die Polinnen, weil das für den weiteren Turnierverlauf sehr wichtig sein wird. Ein erfolgreicher Auftakt kann dafür sorgen, dass unsere Überzeugung immer mehr wächst und sich die Mannschaft im besten Fall in einen Flow spielt. Wir versuchen, den Spielerinnen die notwenigen Informationen zu den Polinnen zu geben. Aber noch wichtiger: Wir müssen uns auf uns konzentrieren und unsere Stärken auf den Rasen bringen. Wenn uns das gelingt, sind wir nur sehr schwer zu schlagen. Wir wollen unser Spiel durchziehen - so, wie zuletzt in der Nations League. Wir haben eine sehr hohe individuelle Qualität im Team. Unsere Herausforderung wird es sein, die perfekte Mannschaft aufzustellen - auch mit Blick auf die jeweiligen Gegnerinnen. Und dann eine hohe Intensität in den Spielen zu zeigen - mit dem Ball und gegen den Ball.
DFB.de: Neben Polen treffen Sie auch noch auf Schweden und Dänemark. Eine durchaus herausfordernde Gruppe?
Wück: Ja, ich finde schon. Alle sprechen immer nur von der Gruppe D mit England, Frankreich, Niederlande und Wales. Aber auch bei uns ist die Konstellation gefährlich. Bei Polen spielt mit Ewa Pajor eine der besten Stürmerinnen der Welt, bei Dänemark mit Pernille Harder ebenfalls. Und bei den Schwedinnen ist es ganz ähnlich. Hier könnte man Magdalena Eriksson hervorheben, deren Qualitäten wir ja beim FC Bayern gesehen haben. Alle Teams können sich die berechtigte Hoffnung machen, die Gruppenphase zu überstehen. Deshalb wird das erste Spiel für uns auch so wichtig sein.
DFB.de: Mit welchen Zielen gehen Sie in das Turnier?
Wück: Wir wollen so lange wie möglich dabei sein. Wir haben gesehen, was in dieser Mannschaft steckt. Zuletzt haben wir auch die Konstanz reinbekommen, die vorher gefehlt hat. Jetzt müssen wir an Feinheiten in der Taktik und im individuellen Verhalten arbeiten. Wenn wir das in den zwei Wochen Vorbereitungszeit hinbekommen, gehe ich sehr optimistisch in das Turnier.
DFB.de: Lena Oberdorf wird nicht dabei sein. Warum nicht?
Wück: Wir haben sie im Lehrgang zuletzt dabeigehabt, um ihren Leistungsstand nach ihrem Kreuzbandriss einschätzen zu können. Sie war jetzt fast ein Jahr raus, das ist eine sehr lange Zeit. Wir haben gesehen, dass sie weniger Aktionen hatte, wenn es intensiv wurde. Das war für uns ein Zeichen dafür, dass sie noch nicht so weit ist, eine Europameisterschaft zu spielen. Wir geben ihr die Zeit, die sie benötigt, um wieder bei 100 Prozent zu sein und freuen uns darauf, wenn sie dann wieder in unseren Kreis dazustößt.
DFB.de: Cora Zicai ist wegen einer Verletzung frühzeitig abgereist. Wie ist bei ihr der Stand?
Wück: Da müssen wir abwarten. Sie hatte muskuläre Probleme. Wir warten auf eine medizinische Auswertung. Wenn diese vorliegt, können wir entscheiden, ob sie dabei sein wird oder eben nicht.
DFB.de: Wie sieht nun der Plan bis zur Kadernominierung am 12. Juni aus?
Wück: Die Spielerinnen sind jetzt im Urlaub und sollen dort abschalten. Sie müssen den Kopf nach einer langen Saison freibekommen. Und dann können sie bei der Europameisterschaft wieder richtig angreifen. Das Trainerinnenteam geht schon die nächsten Tage in die vorbereitenden Maßnahmen zur EM.
Kategorien: Frauen-Nationalmannschaft, Frauen-EURO 2025
Autor: dfb

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