Männer-Nationalmannschaft

Kimmich vor 100. Länderspiel: "Das bedeutet mir viel"

02.06.2025
Joshua Kimmich: "Die WM-Vorbereitung beginnt auch nicht erst zwei Wochen davor, sondern ist schon gestartet" Foto: Philipp Reinhard/DFB

Joshua Kimmich steht im Nations-League-Halbfinale am Mittwoch (ab 21 Uhr, live im ZDF und bei DAZN) gegen Portugal vor einem ganz besonderen Jubiläum. Der DFB-Kapitän bestreitet in seinem "Wohnzimmer" in München sein 100. Länderspiel für die deutsche Nationalmannschaft. Vor dem 20. Duell mit den Portugiesen spricht der 30 Jahre alte Kimmich über den Meilenstein und die Lust auf einen Titel.

Joshua Kimmich über...

... sein 100. Länderspiel: Das bedeutet mir viel. Es ist eine große Ehre, so viele Spiele für Deutschland gemacht zu haben. Es zeigt, dass man die vergangenen neun bis zehn Jahre auf einem ganz guten Niveau gespielt hat. Ich war auch nicht so häufig verletzt. Ich hoffe, dass noch das ein oder andere Spiel hinzukommt. Das ist etwas, auf das man sehr, sehr stolz ist. Es ist etwas sehr Besonderes, etwas ganz Spezielles. Es sollte aber für jeden Spieler besonders sein, für Deutschland zu spielen - egal, ob es das zehnte, 100. oder 150. Spiel ist.

... besondere Länderspiele: Das Spanien-Spiel ist noch sehr präsent, weil wir das Gefühl hatten, dass wir etwas reißen können. Das letzte Mal hatten wir das Gefühl 2016 in Frankreich. Da haben wir ein sehr gutes Turnier gespielt, waren spielerisch die beste Mannschaft. Das sind die beiden Spiele, die mir in den Kopf kommen. Das waren leider verpasste Chancen. Positiv ist mir das Confed-Cup-Finale gegen Chile in Erinnerung, das wir gewonnen haben.

... seine Leaderrolle: In der Kabine und neben dem Platz bin ich sehr kommunikativ und habe zu jedem ein ordentliches Verhältnis. Auf dem Platz bin ich ab und zu emotional und kann auch mal lauter werden. Ich versuche dann, die Emotionen ins Positive zu lenken - was nicht immer klappt. Aber ich versuche, meinen Mitspielern zu helfen, um die größtmögliche Chance auf Erfolg zu haben.

... seine Ziele: Wir hatten zuletzt einige Turniere, die nicht erfolgreich waren. Besonders die Weltmeisterschaften waren nicht erfolgreich. Wir möchten nun versuchen, es besser zu machen. Bei der vergangenen EM haben wir dafür gesorgt, dass es wieder eine Verbindung von der Mannschaft zum Land gibt, dass es Euphorie gab, dass die Nationalmannschaft wieder positive Gefühle hervorgerufen hat. Ob es dann zu einem großen Titel reicht, weiß man nicht. Das hängt von vielen Faktoren ab, es kommt auf Kleinigkeiten an. Wir müssen gut vorbereitet in das Turnier nächstes Jahr gehen. Die WM-Vorbereitung beginnt auch nicht erst zwei Wochen davor, sondern sie ist schon gestartet. Jetzt möchten wir zwei gute Länderspiele machen und damit zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind.

... seinen Titelhunger: Bisher habe ich viele Tiefen und Höhen mit dem DFB-Team erlebt. Als deutsche Nationalmannschaft geht man in jedes Turnier, um den Titel zu gewinnen. Wir müssen uns aber auf die Dinge konzentrieren, die wir beeinflussen können. Jetzt sind wir von der WM noch etwas entfernt, aber wir haben die Nations League vor der Brust, bei der wir einen etwas kleineren Titel gewinnen können. Das wäre wichtig für uns als Mannschaft, für unseren Prozess, unsere Entwicklung. Dass wir ein Selbstverständnis gewinnen, dass wir auch Topnationen schlagen können.

... die verletzungsbedingten Absagen: Natürlich ist das bitter und ärgerlich, aber ich konzentriere mich auf die Spieler, die da sind. Die, die zu Hause sind, können uns nicht helfen. Und wir haben sehr viel Qualität hier, um die beiden Länderspiele zu gewinnen.

... die (Über-)Belastung: Für uns Spieler in Deutschland ist es die erste Saison, in der es durch das neue Champions-League-Format und die Klub-WM mehr Spiele waren. Wenn man nach Spanien oder England schaut: Dort gibt es mehr Pokalwettbewerbe, mehr Teams. Wir haben auch noch die Winterpause. Seit Corona haben wir auch mehr Wechsel. Ich habe daher nicht das Gefühl gehabt, dass die Belastung mehr geworden ist. Ich freue mich auf jedes Spiel. Was anstrengend ist, ist das Reisen, auch wenn wir komfortabel reisen. Was ich auch schwierig finden würde: Wenn man keinen Urlaub mehr hat und nur eine sehr, sehr kurze Vorbereitung. Es wird schwierig, wenn man in einem nicht ausgeruhten Zustand in die Vorbereitung geht. Zwar freut sich kein Spieler extrem auf die Vorbereitung, sie hilft aber in der Prävention von Verletzungen. 

... sein Erfolgsrezept: Für mich ist es sehr wichtig, dass ich genügend schlafe. Ich gehe früh ins Bett, weil ich leider früh aufstehen muss. Ansonsten ist es viel Pflege, Invest in den eigenen Körper. Zudem habe ich Vertrauen in den Staff, der sich um unsere Gesundheit, Ernährung und Regeneration kümmert. Wenn man viele Spiele macht, muss man viel machen. Wenn man alle drei Tage performen will, muss man zwischen den Spielen viel an sich arbeiten.

Kategorien: Männer-Nationalmannschaft, Nations League

Autor: dfb