"Zweikämpfer" beim Festival 11mm: Film über arbeitslose Fußballer

Dass Fußballspieler auch Arbeitnehmer sind und genauso wie jeder andere Arbeitnehmer in die Arbeitslosigkeit geraten können, wird bei Sportthemen häufig ausgeblendet. Wer nicht spielt, existiert nicht. Entsprechend schwer ist es für die Spieler, in dieser Situation auf sich aufmerksam zu machen und wieder in ein reguläres Vertragsverhältnis zu kommen.

Mehdi Benhadj-Djilali beschreibt in seinem Film, wie eine Maßnahme der Wiedereingliederung bei Berufsfußballern aussieht. Die Idee zum Film hatte er beim Lesen eines Zeitungsartikels. "Im Sportteil war ein Interview mit dem Geschäftsführer der VDV." Die VDV ist die Gewerkschaft für Fußballspieler. In jedem Sommer bietet sie ein Camp an, bei dem vereinslose Profis unter professionellen Bedingungen wie im Verein trainieren und sich in Testspielen beweisen können. Ziel ist der Wiedereinstieg in den Beruf. "Ich hatte noch nie von dem Camp gehört und dachte: Das ist doch ein Thema, ich möchte mehr darüber wissen."

Benhadj-Djilali begleitet Team um DFB-Trainer Wück

Mehdi Benhadj-Djilali hat die Spieler Julian Lüttmann, Benjamin Schüßler, Nico Frommer und Christian Mikolajczak sowie den Trainer Christian Wück begleitet, die im Sommercamp der VDV trainierten. Die Spieler hatte zuvor in den ersten beiden Ligen gespielt. Alle um die 30 Jahre alt, waren sie schon lange bereit, Abstriche bei Gehalt und Ligazugehörigkeit zu machen. Nur den Fußball wollten sie nicht aufgeben. "Ihr müsst funktionieren", wird ihnen gesagt. Darum bemühen sie sich, im Training und in den wöchentlichen Testspielen. Als FC Arbeitslos werden sie spöttisch angekündigt. "Hab' ich mir so nicht vorgestellt", bekommen sie von ihren Familien zu hören. Dabei finden sie es selbst unerträglich, auf Geld vom Arbeitsamt angewiesen zu sein. Schlimmer noch, ihnen ist klar, dass auch diese Absicherung endlich ist. Ihnen bleibt nicht allzuviel Zeit, irgendwo unterzukommen.

"Ins Camp zu kommen heißt, öffentlich bekanntmachen, dass man nicht gebraucht wird", erklärt der Regisseur die Situation seiner Protagonisten. Dass sie sich trotzdem darauf eingelassen haben, sich dabei filmen zu lassen, findet er mutig. Was in dieser Saison für die Spieler ein zusätzliches Hindernis darstellte, war die Reform der Regionalliga. "In dem Jahr konnte die komplette vierte Liga nicht absteigen." Wo in den Vorjahren eine Art Auffangliga existierte, bestand plötzlich kein Bedürfnis, in neue Spieler zu investieren. "Das ist etwas, was die Situation extrem verschärft hat", sagt Mehdi Benhadj-Djilali.

Die einzige Chance für vereinslose Spieler

"Ihr müsst aufpassen, dass es nicht zu negativ wird", rät ihr Coach den Spielern im Film. Darüber können sie nur noch müde lächeln, denn natürlich stellen sie sich in Frage und entwerfen Szenarien für die Zeit nach dem Camp. Eine Ausbildung anfangen? Ins Ausland gehen? Mit Glück bei einem Fünftligisten unterkommen? Sie überlegen, was außer Fußball sie eigentlich können. Und warten dabei doch immer auf das Ende der Transferzeit. Darauf, dass sich ein Kollege verletzt und überraschend ausfällt. Denn vereinslose Spieler können auch nach Transferschluss noch unter Vertrag genommen werden. Es ist ihre einzige Chance.

Mehdi Benhadj-Djilali hat aufgezeichnet, welchen Weg die fünf nehmen. Nach einer Zeit der Hoffnungslosigkeit erfinden sie sich neu. Es ist also auch ein Film über das Loslassen. Wer sein Leben in so festen Strukturen wie dem Profifußball verbracht hat, für den ist das eine ungeheuer schwere Aufgabe. Nico Frommer studiert inzwischen Osteopathie in Dresden und Berlin. Julian Lüttmann ist Sportlicher Leiter des VfB Oldenburg geworden. Benjamin Schüßler spielt für die SV Hönnepel-Niedermörmter in der Oberliga Niederrhein. Christian Mikolajczak wechselte zum Landesligisten VfB Speldorf und arbeitet als Rettungsassistent bei der Feuerwehr. Christian Wück ist Trainer der U 16-Nationalmannschaft.

Es ist ein Film mit Happy End, auch wenn es lange nicht danach aussieht. Es ist aber auch ein intimer Einblick in das Leben der Protagonisten, die ihrem Regisseur sehr vertraut haben. "Er war Teil des Teams", sagen sie heute über ihn. "Einer von uns. Er ist da, und wir merken es gar nicht." Rückblickend schätzen sie das. "Dass man auch diese Seite miterlebt, nicht nur die Jubelszenen im Stadion, sondern dass wir auch mal Situationen haben, wo es uns nicht so gut geht. Das hat Mehdi gut eingefangen."

[dfb]

Dass Fußballspieler auch Arbeitnehmer sind und genauso wie jeder andere Arbeitnehmer in die Arbeitslosigkeit geraten können, wird bei Sportthemen häufig ausgeblendet. Wer nicht spielt, existiert nicht. Entsprechend schwer ist es für die Spieler, in dieser Situation auf sich aufmerksam zu machen und wieder in ein reguläres Vertragsverhältnis zu kommen.

Mehdi Benhadj-Djilali beschreibt in seinem Film, wie eine Maßnahme der Wiedereingliederung bei Berufsfußballern aussieht. Die Idee zum Film hatte er beim Lesen eines Zeitungsartikels. "Im Sportteil war ein Interview mit dem Geschäftsführer der VDV." Die VDV ist die Gewerkschaft für Fußballspieler. In jedem Sommer bietet sie ein Camp an, bei dem vereinslose Profis unter professionellen Bedingungen wie im Verein trainieren und sich in Testspielen beweisen können. Ziel ist der Wiedereinstieg in den Beruf. "Ich hatte noch nie von dem Camp gehört und dachte: Das ist doch ein Thema, ich möchte mehr darüber wissen."

Benhadj-Djilali begleitet Team um DFB-Trainer Wück

Mehdi Benhadj-Djilali hat die Spieler Julian Lüttmann, Benjamin Schüßler, Nico Frommer und Christian Mikolajczak sowie den Trainer Christian Wück begleitet, die im Sommercamp der VDV trainierten. Die Spieler hatte zuvor in den ersten beiden Ligen gespielt. Alle um die 30 Jahre alt, waren sie schon lange bereit, Abstriche bei Gehalt und Ligazugehörigkeit zu machen. Nur den Fußball wollten sie nicht aufgeben. "Ihr müsst funktionieren", wird ihnen gesagt. Darum bemühen sie sich, im Training und in den wöchentlichen Testspielen. Als FC Arbeitslos werden sie spöttisch angekündigt. "Hab' ich mir so nicht vorgestellt", bekommen sie von ihren Familien zu hören. Dabei finden sie es selbst unerträglich, auf Geld vom Arbeitsamt angewiesen zu sein. Schlimmer noch, ihnen ist klar, dass auch diese Absicherung endlich ist. Ihnen bleibt nicht allzuviel Zeit, irgendwo unterzukommen.

"Ins Camp zu kommen heißt, öffentlich bekanntmachen, dass man nicht gebraucht wird", erklärt der Regisseur die Situation seiner Protagonisten. Dass sie sich trotzdem darauf eingelassen haben, sich dabei filmen zu lassen, findet er mutig. Was in dieser Saison für die Spieler ein zusätzliches Hindernis darstellte, war die Reform der Regionalliga. "In dem Jahr konnte die komplette vierte Liga nicht absteigen." Wo in den Vorjahren eine Art Auffangliga existierte, bestand plötzlich kein Bedürfnis, in neue Spieler zu investieren. "Das ist etwas, was die Situation extrem verschärft hat", sagt Mehdi Benhadj-Djilali.

Die einzige Chance für vereinslose Spieler

"Ihr müsst aufpassen, dass es nicht zu negativ wird", rät ihr Coach den Spielern im Film. Darüber können sie nur noch müde lächeln, denn natürlich stellen sie sich in Frage und entwerfen Szenarien für die Zeit nach dem Camp. Eine Ausbildung anfangen? Ins Ausland gehen? Mit Glück bei einem Fünftligisten unterkommen? Sie überlegen, was außer Fußball sie eigentlich können. Und warten dabei doch immer auf das Ende der Transferzeit. Darauf, dass sich ein Kollege verletzt und überraschend ausfällt. Denn vereinslose Spieler können auch nach Transferschluss noch unter Vertrag genommen werden. Es ist ihre einzige Chance.

Mehdi Benhadj-Djilali hat aufgezeichnet, welchen Weg die fünf nehmen. Nach einer Zeit der Hoffnungslosigkeit erfinden sie sich neu. Es ist also auch ein Film über das Loslassen. Wer sein Leben in so festen Strukturen wie dem Profifußball verbracht hat, für den ist das eine ungeheuer schwere Aufgabe. Nico Frommer studiert inzwischen Osteopathie in Dresden und Berlin. Julian Lüttmann ist Sportlicher Leiter des VfB Oldenburg geworden. Benjamin Schüßler spielt für die SV Hönnepel-Niedermörmter in der Oberliga Niederrhein. Christian Mikolajczak wechselte zum Landesligisten VfB Speldorf und arbeitet als Rettungsassistent bei der Feuerwehr. Christian Wück ist Trainer der U 16-Nationalmannschaft.

Es ist ein Film mit Happy End, auch wenn es lange nicht danach aussieht. Es ist aber auch ein intimer Einblick in das Leben der Protagonisten, die ihrem Regisseur sehr vertraut haben. "Er war Teil des Teams", sagen sie heute über ihn. "Einer von uns. Er ist da, und wir merken es gar nicht." Rückblickend schätzen sie das. "Dass man auch diese Seite miterlebt, nicht nur die Jubelszenen im Stadion, sondern dass wir auch mal Situationen haben, wo es uns nicht so gut geht. Das hat Mehdi gut eingefangen."