Zwanziger: "Das tägliche Leben muss es bringen"

Über 600 Schulen und Vereine aus ganz Deutschland werden bis zum 15. Mai 2009 einen Aktionstag „Mitspielen kickt!“ veranstalten, immer auf einem der neu gebauten DFB-Mini-Spielfelder.

Seit 2007 sind landesweit, finanziert vom Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit 25 Millionen Euro, 1000 Mini-Spielfelder entstanden. Nun beabsichtigt der DFB mit den 600 Aktionstagen „Mitspielen kickt!“ in ganz Deutschland die lokale Vernetzung insbesondere zwischen Schulen und Fußballvereinen zu fördern. Die Aktionstage 2009 stehen im Zeichen des Themas "Integration", dass auf spielerische und kommunikative Weise den Kindern und Erwachsenen näher gebracht werden soll. Im kommenden Jahr sollen die Aktionstage unter ein anderes Thema gestellt werden.

Dr. Theo Zwanziger redet im aktuellen „DFB.de-Gespräch der Woche“ mit Internetredakteur Thomas Hackbarth über das Engagement des DFB für die Integration. Neueste Initiative: Absolventen einer C-Lizenz für Fußballtrainer werden künftig Grundkenntnisse über Integration vermittelt.

„Integration wird eine Daueraufgabe für eine Gesellschaft sein, die sich aufgeschlossen gegenüber anderen Kulturen zeigt, die sich nicht abgrenzt. Diese Daueraufgabe muss ständig begleitet und kann nur gesamtgesellschaftlich geregelt werden. Das tägliche Leben, und das ist im Fußball vorhanden, muss es bringen“, sagt der DFB-Präsident.

Gemeinsam mit OK-Präsidentin Steffi Jones und Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer nahm Zwanziger am Dienstag an der zentralen Auftaktveranstaltung in Berlin teil. Dort wurden auch drei aktuelle Nationalspielerinnen und Nationalspieler als künftige Integrationsbotschafter vorgestellt.

Frage: Herr Dr. Zwanziger, seit Ihrem Amtsantritt als DFB-Präsident hat das Bemühen um Integration einen hohen Stellenwert beim Deutschen Fußball-Bund. Was kann der Fußball hier überhaupt leisten?

Dr. Theo Zwanziger: Der Fußball spricht unglaubliche viele Jungen und Mädchen in aller Welt und gerade auch hier in Deutschland an. Weil sie gerne Fußball spielen und zunächst einmal nicht danach fragen: „Auf welche Schule geht der andere? Was hat er für eine Hautfarbe? Was hat er für eine Religion? Was für einen kulturellen Hintergrund hat er?“ 2,5 Millionen Jugendliche sind im DFB organisiert. Beim Fußball spielt man nicht nur Doppelpässe oder übt beim Training Fallrückzieher. Nein, der Fußball eignet sich auch gerade dazu, Respekt vor dem Mitspieler, vor dem Gegner und vor dem Schiedsrichter zu vermitteln. Und gerade die Integration als eine der großen Herausforderungen für unsere Gesellschaft findet doch im Fußball schon seit Jahrzehnten statt. Weil der Fußball weltumspannend beliebt ist, spielen alle Nationalitäten gerne Fußball. Das macht ihn zu einem sehr, sehr starken Medium - auch für das wichtige Thema der Integration.

Frage: Was sind ihre persönlichen Motive, sich gerade für dieses Thema so stark zu machen?



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Über 600 Schulen und Vereine aus ganz Deutschland werden bis zum 15. Mai 2009 einen Aktionstag „Mitspielen kickt!“ veranstalten, immer auf einem der neu gebauten DFB-Mini-Spielfelder.

Seit 2007 sind landesweit, finanziert vom Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit 25 Millionen Euro, 1000 Mini-Spielfelder entstanden. Nun beabsichtigt der DFB mit den 600 Aktionstagen „Mitspielen kickt!“ in ganz Deutschland die lokale Vernetzung insbesondere zwischen Schulen und Fußballvereinen zu fördern. Die Aktionstage 2009 stehen im Zeichen des Themas "Integration", dass auf spielerische und kommunikative Weise den Kindern und Erwachsenen näher gebracht werden soll. Im kommenden Jahr sollen die Aktionstage unter ein anderes Thema gestellt werden.

Dr. Theo Zwanziger redet im aktuellen „DFB.de-Gespräch der Woche“ mit Internetredakteur Thomas Hackbarth über das Engagement des DFB für die Integration. Neueste Initiative: Absolventen einer C-Lizenz für Fußballtrainer werden künftig Grundkenntnisse über Integration vermittelt.

„Integration wird eine Daueraufgabe für eine Gesellschaft sein, die sich aufgeschlossen gegenüber anderen Kulturen zeigt, die sich nicht abgrenzt. Diese Daueraufgabe muss ständig begleitet und kann nur gesamtgesellschaftlich geregelt werden. Das tägliche Leben, und das ist im Fußball vorhanden, muss es bringen“, sagt der DFB-Präsident.

Gemeinsam mit OK-Präsidentin Steffi Jones und Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer nahm Zwanziger am Dienstag an der zentralen Auftaktveranstaltung in Berlin teil. Dort wurden auch drei aktuelle Nationalspielerinnen und Nationalspieler als künftige Integrationsbotschafter vorgestellt.

Frage: Herr Dr. Zwanziger, seit Ihrem Amtsantritt als DFB-Präsident hat das Bemühen um Integration einen hohen Stellenwert beim Deutschen Fußball-Bund. Was kann der Fußball hier überhaupt leisten?

Dr. Theo Zwanziger: Der Fußball spricht unglaubliche viele Jungen und Mädchen in aller Welt und gerade auch hier in Deutschland an. Weil sie gerne Fußball spielen und zunächst einmal nicht danach fragen: „Auf welche Schule geht der andere? Was hat er für eine Hautfarbe? Was hat er für eine Religion? Was für einen kulturellen Hintergrund hat er?“ 2,5 Millionen Jugendliche sind im DFB organisiert. Beim Fußball spielt man nicht nur Doppelpässe oder übt beim Training Fallrückzieher. Nein, der Fußball eignet sich auch gerade dazu, Respekt vor dem Mitspieler, vor dem Gegner und vor dem Schiedsrichter zu vermitteln. Und gerade die Integration als eine der großen Herausforderungen für unsere Gesellschaft findet doch im Fußball schon seit Jahrzehnten statt. Weil der Fußball weltumspannend beliebt ist, spielen alle Nationalitäten gerne Fußball. Das macht ihn zu einem sehr, sehr starken Medium - auch für das wichtige Thema der Integration.

Frage: Was sind ihre persönlichen Motive, sich gerade für dieses Thema so stark zu machen?

Dr. Zwanziger: Das hat mit meiner generellen Lebensentwicklung zu tun. Ich habe beim Fußball immer erlebt, dass er eine große Chance bietet - zum Zusammenführen und nicht zum Trennen. Das versuche ich zu vermitteln. Auch bei anderen Entscheidungsträgern, in den Unternehmen und gesellschaftlichen Gruppen. Im eigenen Hause, hier beim DFB, wo ich Mitverantwortung trage, muss ich diese Botschaft vorleben. Ich denke, dass das anerkannt wird, gerade in unseren Verbänden und an der Basis. Unsere Übungsleiter und Trainer spüren, dass sie dazu mit Fragen konfrontiert werden, für die sie nicht ausgebildet sind. Hier werden wir künftig unterstützen, etwa durch ein Unterrichtsmodul "Integration" beim Erwerben einer Trainer-C-Lizenz.

Frage: Welche Rolle spielt der Fußball für den Erfolg von Integrationsaktivitäten? Und wie sieht die Zusammenarbeit mit der Bundesregierung aus?

Dr. Zwanziger: Die Bundesregierung hat 2005 eine Integrationsbeauftragte im Ministerrang ernannt. Unsere Zusammenarbeit ist sehr positiv und vertrauensvoll. Wir sind uns auch in der Erkenntnis einig, dass nach wie vor gegenüber „Fremdheit“ eine große Distanz vorhanden ist. Es ist ja durchaus verständlich, dass Menschen sich immer erst einmal dort wohler zu fühlen glauben, wo auf sie nichts Neues hinzukommt. Aus diesem Nichtwissen über andere Kulturen entstehen leider oft neue Konflikte. Beispielsweise ist es einem Moslem oft über die Erziehung verboten, mit anderen zusammen nackt zu duschen. Für die meisten Fußballspieler christlichen Glaubens, egal ob Männer oder Frauen, ist das gemeinsame Duschen nach dem Sport ganz selbstverständlich. Oder nehmen wir den Konsum von Alkohol. Dann gibt es Fastenzeiten bei anderen Religionen. Vielen Deutschen sind diese Besonderheiten nicht bekannt. Integration wird eine Daueraufgabe für eine Gesellschaft sein, die sich aufgeschlossen gegenüber anderen Kulturen zeigt, die sich nicht abgrenzt. Diese Daueraufgabe muss ständig durch entsprechende Initiativen und besonders durch Bildung, durch Wissensvermittlung, begleitet werden. Die Regierung sieht das unmissverständlich als eine politische Aufgabe. Darüber hinaus aber ist Integration eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Integration kann nur im gesamtgesellschaftlichen Kontext, nicht durch Verordnungen und Gesetze, geregelt werden. Das tägliche Leben, und das ist im Fußball vorhanden, muss es bringen.

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Frage: Mit dem in der ersten Maihälfte landesweit stattfindenden Aktionstag „Mitspielen kickt!“ wollen Sie also diese Daueraufgabe weiter vorantreiben?

Dr. Zwanziger: Ja, diese Bolzplätze eignen sich ideal für eine flächendeckende Präsenz des DFB und um spezielle Botschaften zu vermitteln. In Richtung Frauen-WM 2011 werden wir dieses Mittel noch verstärkt nutzen. Wir freuen uns, über die Begegnungen, die in den kommenden Wochen über den Fußball entstehen werden. Beim Auftakt in Berlin werden wir einige bekannte Fußballer, darunter auch drei Nationalspieler, als neue Integrationsbotschafter des DFB vorstellen. Denn wer aufeinander zugeht, der wird gemeinsam manches bewegen können. Der wird mit der ausgestreckten Hand und nicht mit der geballten Faust kommen.

Frage: Sind sie mit dem Rücklauf zufrieden? Über 600 Schulen werden einen Aktionstag „Mitspielen kickt!“ veranstalten.

Dr. Zwanziger: Ich bin sehr überrascht, das darf ich sagen, über diese große Zahl - das hatte ich nicht erwartet. Wichtig ist, dass neben den Schulen und Vereinen auch andere gesellschaftliche Gruppen wie etwa die Kirchen, Gewerkschaften, die Ausländerverbände mit in die Aktionstage einbezogen werden.

Frage: In diesen Wochen wird der Bau der 1000 Mini-Spielfelder im gesamten Land abgeschlossen. Der DFB hat in dieses Projekt über 25 Millionen Euro gesteckt. Hat sich die Investition gelohnt?

Dr. Zwanziger: Ich bin wirklich sehr stolz auf dieses Projekt. Besonders auch vor dem Hintergrund, wie es abgewickelt wurde. Das ist ja eine gigantische Aufgabe, die uns da gestellt wurde. Wir hatten den Mut, aufgrund der guten Ergebnisse der WM 2006, in jedem Fußballkreis mindestens ein solches Mini-Spielfeld zu bauen. Dass die Umsetzung reibungslos abgelaufen ist, verdient eine große Anerkennung für meine Mitarbeiter hier beim DFB, besonders für DFB-Direktor Willi Hink, aber auch für die Landesverbände. Ich habe hier gespürt, dass unsere Fußballbasis bereit ist, schnell und engagiert mitzumachen. Mehr als 5000 Bewerbungen sind für diese 1000 Plätze eingegangen. Die wenigen Klagen - etwa von Nachbarn über Lärmbelästigung - sind für ein so großes Projekt absolut auf Normalmaß.