Zölle: "Mit Nachwuchs auf höchster Ebene arbeiten"

Ein Wechselbad der Gefühle erlebt aktuell Tobias Zölle, seit einigen Wochen U 19-Trainer beim 1. FC Nürnberg. Noch im Juni hatte der 39-Jährige die U 17 des "Club" zum Meistertitel in der Süd/Südwest-Staffel der B-Junioren-Bundesliga geführt und in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft mitgemischt.

Wenige Monate nach einem erneut sehr guten Saisonstart mit der U 17 (zehn Punkte aus den ersten vier Partien) wurde Zölle Nachfolger des zum Drittligisten Alemannia Aachen abgewanderten René van Eck bei der U 19. Dort heißt es jetzt Abstiegskampf statt Titelrennen, denn die Nürnberger A-Junioren rangieren sieglos am Tabellenende. Im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander spricht Tobias Zölle über die großen Unterschiede zwischen den Junioren-Bundesligen und den Stellenwert der Nachwuchsarbeit für den FCN.

DFB.de: Aus den ersten fünf Partien unter Ihrer Regie holte der FCN nur einen Punkt. Hatten Sie sich Ihre neue Aufgabe als U 19-Trainer einfacher vorgestellt, Herr Zölle?

Tobias Zölle: Das würde ich nicht sagen. Ich hätte zwar auch gerne mehr Punkte auf dem Konto, doch aktuell läuft vieles gegen uns. Beim jüngsten 0:2 gegen den FSV Frankfurt sind wir beispielsweise nach vier Minuten durch einen Elfmeter in Rückstand geraten und haben dann kurze Zeit später unglücklich das zweite Gegentor kassiert. Damit war das Spiel praktisch schon gelaufen. Fakt ist aber: Ich habe kein Himmelfahrtskommando übernommen. Mit wenigen Ausnahmen war meine Mannschaft in allen Spielen sehr engagiert und willig.

DFB.de: Nach dem Weggang von René van Eck gab es eine große Umstrukturierung beim Club. Wünschen Sie sich nicht manchmal, die Zeit zurückdrehen und wieder die U 17 übernehmen zu können?

Zölle: Nein. Ich habe mich über die Beförderung gefreut. Die U 17 ist gut aufgestellt und geht ihren erfolgreichen Weg weiter. Ich bin zur U 19 aufgerückt, weil ich viele der Jungs aus der vergangenen Saison kenne und auch persönlich den nächsten Schritt gehen wollte.

DFB.de: Wo sehen Sie denn die größten Defizite und was macht Ihnen Hoffnung auf eine schnelle Wende?

Zölle: Wir machen in der Defensive zu viele individuelle Fehler und zeigen Schwächen im Torabschluss, was im Fußball zu einer gefährlichen Kombination führt. Wir verfügen über eine Mannschaft mit überwiegend jahrgangsjüngeren Spielern, die unbedingt ein Erfolgserlebnis benötigen, das sich positiv auf den Kopf auswirkt. Hoffnung macht mir, dass die Jungs trotz allem die richtige Einstellung zeigen. Wenn man hart an sich arbeitet, kommen auch wieder die Erfolgserlebnisse.



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Ein Wechselbad der Gefühle erlebt aktuell Tobias Zölle, seit einigen Wochen U 19-Trainer beim 1. FC Nürnberg. Noch im Juni hatte der 39-Jährige die U 17 des "Club" zum Meistertitel in der Süd/Südwest-Staffel der B-Junioren-Bundesliga geführt und in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft mitgemischt.

Wenige Monate nach einem erneut sehr guten Saisonstart mit der U 17 (zehn Punkte aus den ersten vier Partien) wurde Zölle Nachfolger des zum Drittligisten Alemannia Aachen abgewanderten René van Eck bei der U 19. Dort heißt es jetzt Abstiegskampf statt Titelrennen, denn die Nürnberger A-Junioren rangieren sieglos am Tabellenende. Im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander spricht Tobias Zölle über die großen Unterschiede zwischen den Junioren-Bundesligen und den Stellenwert der Nachwuchsarbeit für den FCN.

DFB.de: Aus den ersten fünf Partien unter Ihrer Regie holte der FCN nur einen Punkt. Hatten Sie sich Ihre neue Aufgabe als U 19-Trainer einfacher vorgestellt, Herr Zölle?

Tobias Zölle: Das würde ich nicht sagen. Ich hätte zwar auch gerne mehr Punkte auf dem Konto, doch aktuell läuft vieles gegen uns. Beim jüngsten 0:2 gegen den FSV Frankfurt sind wir beispielsweise nach vier Minuten durch einen Elfmeter in Rückstand geraten und haben dann kurze Zeit später unglücklich das zweite Gegentor kassiert. Damit war das Spiel praktisch schon gelaufen. Fakt ist aber: Ich habe kein Himmelfahrtskommando übernommen. Mit wenigen Ausnahmen war meine Mannschaft in allen Spielen sehr engagiert und willig.

DFB.de: Nach dem Weggang von René van Eck gab es eine große Umstrukturierung beim Club. Wünschen Sie sich nicht manchmal, die Zeit zurückdrehen und wieder die U 17 übernehmen zu können?

Zölle: Nein. Ich habe mich über die Beförderung gefreut. Die U 17 ist gut aufgestellt und geht ihren erfolgreichen Weg weiter. Ich bin zur U 19 aufgerückt, weil ich viele der Jungs aus der vergangenen Saison kenne und auch persönlich den nächsten Schritt gehen wollte.

DFB.de: Wo sehen Sie denn die größten Defizite und was macht Ihnen Hoffnung auf eine schnelle Wende?

Zölle: Wir machen in der Defensive zu viele individuelle Fehler und zeigen Schwächen im Torabschluss, was im Fußball zu einer gefährlichen Kombination führt. Wir verfügen über eine Mannschaft mit überwiegend jahrgangsjüngeren Spielern, die unbedingt ein Erfolgserlebnis benötigen, das sich positiv auf den Kopf auswirkt. Hoffnung macht mir, dass die Jungs trotz allem die richtige Einstellung zeigen. Wenn man hart an sich arbeitet, kommen auch wieder die Erfolgserlebnisse.

DFB.de: Aus Ihrem U 17-Kader der Vorsaison, der immerhin die Meisterschaft in der Staffel Süd/Südwest geholt hatte, waren im Sommer ganze 14 Spieler in die U 19 aufgerückt. Ist die Umstellung von der B- auf die A-Junioren-Bundesliga so groß?

Zölle: Unsere Situation ist mit der von 1899 Hoffenheim in der vergangenen Saison zu vergleichen, die auch mit einem starken B-Junioren-Jahrgang lange um den Klassenverbleib kämpfen mussten. Auch einige meiner Jungs haben es sich nach der Endrundenteilnahme bei der U 17 vielleicht leichter vorgestellt. Doch in der A-Junioren-Bundesliga geht es schon wesentlich athletischer zu, da spielen sich bestimmte Abläufe in einer Partie schon im Kopf ab. Da müssen auch wir hinkommen. Der eine oder andere benötigt mehr Zeit, bis es bei ihm fruchtet.

DFB.de: Zu den prominentesten Spielern in Ihrem Aufgebot zählt der ebenfalls aus der U 17 aufgerückte Angreifer Pascal Köpke, Sohn von Bundestorwart-Trainer Andreas Köpke. Sind die Erwartungshaltungen an Ihn wegen seines Vaters vielleicht zu hoch?

Zölle: Nein. Pascal Köpke ist für mich und seine Teamkollegen ein Spieler wie jeder andere auch. Bei ihm ist es wie bei vielen anderen auch: Die Spieler schaffen es noch nicht, die guten Leistungen aus dem Training auch im Spiel zu bestätigen.

DFB.de: Zurück zur aktuellen Situation beim FCN: Die Profis profitierten in der Vergangenheit sehr von der guten Nachwuchsarbeit. Was würde ein Abstieg der U 19 aus der A-Junioren-Bundesliga bedeuten?

Zölle: Ganz klar: Die aktuelle Platzierung der U 19 kann nicht der Anspruch des 1. FC Nürnberg sein. Das wollen wir auch gar nicht von der Hand weisen. Für einen Verein wie den FCN ist es in der Tat elementar wichtig, im Nachwuchsbereich auf höchster Ebene zu arbeiten. Daher müssen und werden wir alles daran setzen, schnell die Wende einzuleiten. Davon bin auch nach wie vor überzeugt.

DFB.de: Als Spieler waren Sie auf der größeren Fußball-Bühne eher unbekannt. Wer steckt hinter dem Trainer, der den Absturz des FCN-Jugend verhindern soll?

Zölle: Meine aktivere Karriere war relativ schnell beendet. Im Alter von 18 Jahren hatte ich bereits meinen ersten Kreuzbandriss. Es folgten leider sechs weitere Operationen am Knie, so dass ich bereits mit Anfang 20 ins Trainergeschäft gewechselt bin. 2007 habe ich die Ausbildung zum Fußball-Lehrer absolviert und war vor meinem Wechsel zum FCN als U 17-Nationaltrainer von Luxemburg tätig. Außerdem war ich dort auch für die Trainerausbildung und den Scoutingbereich zuständig.

DFB.de: Warum haben Sie damals den Job als Nationaltrainer aufgegeben und wie bewerten Sie allgemein die Nachwuchsarbeit in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern?

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Zölle: Ich kannte den damaligen Nürnberger U 17-Trainer und jetzigen Nachwuchsleiter Rainer Zietsch bereits von einigen Aufeinandertreffen in der Jugend aus meiner Zeit bei der SpVgg Unterhaching. Als er auf mich zugekommen war, musste ich nicht lange überlegen. Der Wechsel zum FCN war eine große Chance für mich. Die Nachwuchsarbeit in Deutschland hat in den vergangenen Jahren eine wahnsinnige Entwicklung genommen. Das zeigt schon alleine der Ausbau der zahlreichen Nachwuchsleistungszentren.

DFB.de: Nun wartet am Samstag (ab 13 Uhr) ausgerechnet der Tabellenzweite und Meisterschaftsanwärter VfB Stuttgart auf den Club. Ist es vielleicht der richtige Gegner zur richtigen Zeit?

Zölle: Dagegen hätte ich nichts einzuwenden. Der VfB Stuttgart spielt eine starke Saison und geht als klarer Favorit ins Rennen. Vielleicht kommt das meinen Jungs entgegen. Denn wir haben auch Potenzial in unseren Reihen. Warum soll uns mit einer disziplinierten Spielweise dort kein Sieg gelingen? Es ist - wie gesagt - auch eine Kopfsache. Wichtig ist positives Denken, am besten an unseren 2:0-Auswärtssieg beim VfB Stuttgart in der Endrunde der vergangenen Saison.