Zehntes Duell mit der Slowakei: Zuhause unbesiegt

In Augsburg trifft die Nationalmannschaft heute (ab 17.45 Uhr, live in der ARD) im Rahmen der Vorbereitung für die EURO 2016 auf die Slowakei. Zum zehnten Mal steht diese Paarung auf dem Terminplan, Historiker Udo Muras schaut auf ihre Geschichte zurück, die in schweren Zeiten begann. Die ersten fünf Spiele standen alle im Zeichen des Zweiten Weltkriegs.

27. August 1939: Premiere in Preßburg

Der Beginn war in mehrfacher Hinsicht merkwürdig. Für die Slowaken war es das allererste Länderspiel überhaupt. Nach der von Hitler-Deutschland erzwungenen Zerschlagung der Tschechoslowakei 1938 hatte sich die Slowakei im Folgejahr gegründet. Deutsche Panzer hatten also quasi einen Staat geschaffen und ihren Fußballern einen neuen Gegner beschert. Der Kicker schrieb damals in seinem Vorbericht: "Es verstand sich von selbst, dass die Slowaken zum ersten Länderkampf ihre Befreier einluden."

Es verpflichtete sie jedoch nicht, ihre "Befreier" auch siegen zu lassen, wie sich in Preßburg zeigen sollte. Für die 0:2-Niederlage waren aus deutscher Sicht durchaus mildernde Umstände anzuführen. Am 27. August 1939 sollten gleich zwei Länderspiele stattfinden – was damals nicht unüblich war. Die erste Vertretung hatte sich in Berlin eingefunden, um von dort nach Stockholm zu fliegen. Zeitgleich traf sich die nahezu nur aus Wienern bestehende Auswahl in Preßburg. Die vom Fachamt Fußball gewünschte Verschmelzung von "Altreich" und "Ostmark" hatte 1938 zum frühen WM-Aus geführt, Trainer Sepp Herberger hielt die beiden so unterschiedlichen Fußballer-Gruppen nun lieber auseinander.

Auch logistische Gründe sprachen dafür, aus Wien war die Anreise weit kürzer als etwa aus Hamburg oder Gelsenkirchen. Sie kamen übrigens am Vortag mit einem Dampfer die Donau herauf gefahren. Was da also als "Deutschland" auflief, war im Grunde eine Wiener Stadtauswahl, verstärkt mit dem Oberhausener Torwart Willy Jürissen, dem Karlsruher Verteidiger Franz Immig und Debütant Ludwig Gärtner von Olympia Lorsch, Linksaußen. "Die Wiener Spieler kannten kaum die Spieler aus dem Altreich dem Namen nach, so daß sich nicht die rechte Fühlung einstellen wollte…Was Deutschland in den Kampf schickte, war ohnehin keine Mannschaft, sondern eine Zusammenstellung von elf Spielern, die noch dazu von ganz unausgeglichenem Können.", entschuldigte der Kicker.

Der spätere Meistertrainer Max Merkel (1860 München, Nürnberg) gab an diesem Tag sein Debüt, ein gelungenes war es nicht: "…ein großer, etwas schwerfälliger, nicht gerade talentierter Spieler", mäkelte der Kicker. Expeditionsleiter der Auswahl war der Freiburger Professor Josef Glaser, der 1909 zu Länderspielehren gekommen war und nun als DFB-Sportwart Sepp Herberger vertrat. Dabei hätte Herberger durchaus selbst auf der Bank sitzen können, hätte er nur hellsehen können. Denn das Spiel der A-Elf in Schweden wurde wegen "drohender Kriegsgefahr" abgesagt.

Die Gewitterstimmung, die im Sommer 1939 über Europa lag, hielt zumindest die Slowaken nicht davon ab, ein Volksfest zu feiern. 17.000 Zuschauer überfüllten das kleine Stadion regelrecht, selbst auf dem Dach des Musikpavillons saßen Neugierige. Sie durften zwei Tore ihrer Mannschaft bejubeln: Nach 20 Minuten verwandelte Lokal-Matador Arpas eine Flanke zum 1:0, in der 80. Minute verschätzte sich Jürissen bei einer Flanke, die zum Torschuss wurde. Auch das zweite Tor dieser Länderspielpaarung ging an einen Preßburger – namens Luknar. Glücklich bilanzierte der slowakische "Sportführer" Jakubec: "Überrascht hat mich das schnelle Tempo und dass meine Mannschaft bis zum Schlusse mitgehalten hat." Das war vorläufig das letzte Mal. Vier Tage später brach der zweite Weltkrieg aus. Viermal traf man bis Kriegsende noch aufeinander, immer gewannen die Deutschen.



In Augsburg trifft die Nationalmannschaft heute (ab 17.45 Uhr, live in der ARD) im Rahmen der Vorbereitung für die EURO 2016 auf die Slowakei. Zum zehnten Mal steht diese Paarung auf dem Terminplan, Historiker Udo Muras schaut auf ihre Geschichte zurück, die in schweren Zeiten begann. Die ersten fünf Spiele standen alle im Zeichen des Zweiten Weltkriegs.

27. August 1939: Premiere in Preßburg

Der Beginn war in mehrfacher Hinsicht merkwürdig. Für die Slowaken war es das allererste Länderspiel überhaupt. Nach der von Hitler-Deutschland erzwungenen Zerschlagung der Tschechoslowakei 1938 hatte sich die Slowakei im Folgejahr gegründet. Deutsche Panzer hatten also quasi einen Staat geschaffen und ihren Fußballern einen neuen Gegner beschert. Der Kicker schrieb damals in seinem Vorbericht: "Es verstand sich von selbst, dass die Slowaken zum ersten Länderkampf ihre Befreier einluden."

Es verpflichtete sie jedoch nicht, ihre "Befreier" auch siegen zu lassen, wie sich in Preßburg zeigen sollte. Für die 0:2-Niederlage waren aus deutscher Sicht durchaus mildernde Umstände anzuführen. Am 27. August 1939 sollten gleich zwei Länderspiele stattfinden – was damals nicht unüblich war. Die erste Vertretung hatte sich in Berlin eingefunden, um von dort nach Stockholm zu fliegen. Zeitgleich traf sich die nahezu nur aus Wienern bestehende Auswahl in Preßburg. Die vom Fachamt Fußball gewünschte Verschmelzung von "Altreich" und "Ostmark" hatte 1938 zum frühen WM-Aus geführt, Trainer Sepp Herberger hielt die beiden so unterschiedlichen Fußballer-Gruppen nun lieber auseinander.

Auch logistische Gründe sprachen dafür, aus Wien war die Anreise weit kürzer als etwa aus Hamburg oder Gelsenkirchen. Sie kamen übrigens am Vortag mit einem Dampfer die Donau herauf gefahren. Was da also als "Deutschland" auflief, war im Grunde eine Wiener Stadtauswahl, verstärkt mit dem Oberhausener Torwart Willy Jürissen, dem Karlsruher Verteidiger Franz Immig und Debütant Ludwig Gärtner von Olympia Lorsch, Linksaußen. "Die Wiener Spieler kannten kaum die Spieler aus dem Altreich dem Namen nach, so daß sich nicht die rechte Fühlung einstellen wollte…Was Deutschland in den Kampf schickte, war ohnehin keine Mannschaft, sondern eine Zusammenstellung von elf Spielern, die noch dazu von ganz unausgeglichenem Können.", entschuldigte der Kicker.

Der spätere Meistertrainer Max Merkel (1860 München, Nürnberg) gab an diesem Tag sein Debüt, ein gelungenes war es nicht: "…ein großer, etwas schwerfälliger, nicht gerade talentierter Spieler", mäkelte der Kicker. Expeditionsleiter der Auswahl war der Freiburger Professor Josef Glaser, der 1909 zu Länderspielehren gekommen war und nun als DFB-Sportwart Sepp Herberger vertrat. Dabei hätte Herberger durchaus selbst auf der Bank sitzen können, hätte er nur hellsehen können. Denn das Spiel der A-Elf in Schweden wurde wegen "drohender Kriegsgefahr" abgesagt.

Die Gewitterstimmung, die im Sommer 1939 über Europa lag, hielt zumindest die Slowaken nicht davon ab, ein Volksfest zu feiern. 17.000 Zuschauer überfüllten das kleine Stadion regelrecht, selbst auf dem Dach des Musikpavillons saßen Neugierige. Sie durften zwei Tore ihrer Mannschaft bejubeln: Nach 20 Minuten verwandelte Lokal-Matador Arpas eine Flanke zum 1:0, in der 80. Minute verschätzte sich Jürissen bei einer Flanke, die zum Torschuss wurde. Auch das zweite Tor dieser Länderspielpaarung ging an einen Preßburger – namens Luknar. Glücklich bilanzierte der slowakische "Sportführer" Jakubec: "Überrascht hat mich das schnelle Tempo und dass meine Mannschaft bis zum Schlusse mitgehalten hat." Das war vorläufig das letzte Mal. Vier Tage später brach der zweite Weltkrieg aus. Viermal traf man bis Kriegsende noch aufeinander, immer gewannen die Deutschen.

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3. Dezember 1939: Erster Sieg im zweiten Spiel

Auch bei der Revanche tat sich Deutschland unerwartet schwer. Vor 30.000 Zuschauern gingen die Slowaken nach torloser erster Hälfte durch Luknar, der schon bei der Premiere traf, in Führung (63.). Doch die zerrann binnen drei Minuten, als der Fürther Hans Fiederer (65.) und der Dresdner Helmut Schön (66.), späterer Bundestrainer, ihnen einen Doppelschlag versetzten. Für die Entscheidung sorgte der Rechtsaußen der "Breslau-Elf", Ernst Lehner aus Augsburg (79.). Herberger musste auf etliche Stammkräfte verzichten und setzte drei Debütanten ein, von denen zwei (Kubus und Goede) nie wieder kamen. Den Sieg gefährdeten sie nicht.

Worte der Kritik fand der Kicker für das Publikum: "Es geht nie und nimmer an, daß Spieler der Nationalmannschaft ausgepfiffen werden oder mit Zurufen bedacht werden." Im Zentrum der Angriffe stand ausgerechnet "das Idol der Fußballmassen, ein Spieler, dem man oft zujubelte". Gemeint war Helmut Schön, der sicher nicht seinen besten Tag erwischt hatte, laut Kicker sogar "in einer Krise steckt". Und doch: ein Tor erzielt, eines vorbereitet und eines des Gegners auf der Torlinie verhindert. Solche Krise wünschte sich so mancher.

15. September 1940: Ein Debütant als Matchwinner

Schneidige preußische Märsche spielt die Militärkapelle zur Begrüßung vor dem zweiten Gastspiel der "Befreier", es war der Sound der Zeit. Nicht alles aber lief nach Programm. 1939 wurde quasi noch eine Nationalmannschaft eingeweiht, diesmal sollte es ein Stadion sein. Doch es wurde nicht rechtzeitig fertig, so traf man sich noch mal auf dem Platz des SK Bratislava – vor nur 15.000 Zuschauern. Die beste Garnitur konnte Herberger in Kriegszeiten eigentlich nie aufbieten, vor allem vermisste er Fritz Walter. Für den Pfälzer mag es besser gewesen sei, es war kein Platz für Techniker. "Auf dem Spielfeld ist kein Grashalm sichtbar, und der Regen, der seit der Mittagsstunde herunterprasselt, verwandelt langsam und sicher die Lehmschicht in einen recht netten Brei", schrieb der Kicker-Redakteur süffisant.

Den zähen Kampf entschied ein 19 Jahre alter Debütant: Ludwig Durek, den Herberger zusammen mit dem 18-jährigen Franz Jellinek auf der linken Seite ausprobierte. Beide kamen aus Wien und harmonierten prächtig: Nie gab es einen jüngeren Flügel in einem deutschen Länderspiel. Durek traf nach 77 Minuten, als er nach Jellineks Lattenschuss am schnellsten schaltete. Die Elf rettete den glücklichen Vorsprung über die Zeit. Fazit des Kicker: "So schwer hatten wir uns diese Aufgabe nicht vorgestellt. Sie wurde durch zwei Umstände erschwert: 1. Den Boden, 2. den Gegner!"

7. Dezember 1941: Höchster Sieg

Wieder fiel ein Schatten über das Spiel. Der Kriegseintritt der USA wurde durch den japanischen Luftangriff auf Pearl Harbour am selben Tag provoziert und damit die Kriegswende. Die 20.000 Zuschauer in Breslau wussten noch nichts davon und erfreuten sich eines klaren deutschen Sieges, der sich schon zur Halbzeit (3:0) abzeichnete. Fritz Walter hatte per Kopf vorgelegt (6.), auch Durek machte wieder sein Tor gegen die Slowaken (9.). Nach 27 Minuten krönte Edmund Conen eine Musterkombination zum 3:0, nach 64 Minuten sorgte der lange Stuttgarter für den Endstand.

"Es fehlte außerdem gar nicht viel, und es wäre ein neues 8:0 geworden", erinnerte der Kicker an die "Breslau-Elf" von 1937, die im bis dato letzten Spiel in dieser Stadt Geschichte geschrieben hatte. Die Elf von 1941 sorgte immerhin für den höchsten Sieg gegen die Slowaken, die "der heute gestellten Aufgabe nicht ganz gewachsen waren" (Kicker). Düsseldorfs Paul Janes wurde an diesem Tag übrigens Rekordnationalspieler, er überholte mit seinem 63. Einsatz Ernst Lehner.

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22. November 1942: Letztes Länderspiel für acht Jahre

Das fünfte Länderspiel mit den Slowaken markiert eine Zäsur in der deutschen Fußball-Geschichte. Acht Jahre lang, auf den Tag genau, trat die Nationalmannschaft nicht mehr an. Die Kriegswende von Stalingrad im Februar 1943, die Hitler-Deutschland in den "totalen Krieg" führte und zur Einstellung fast aller nicht kriegswichtiger Aktivitäten führte, wozu der Sport gehörte, war dafür verantwortlich. Trainer Sepp Herberger und die Spieler wussten das damals noch nicht, der Spielkalender sah für 1943 bereits vier Länderspieltermine vor. Aber die Stimmung in Preßburg an diesem Tag ließ schon nichts Gutes erahnen. Fritz Walter erinnerte sich: "Der wachsende Hass gegen das nationalsozialistische Deutschland wirkte sich aus. Die 12000 Zuschauer umgaben uns mit einer Mauer der Feindseligkeit. Bei der üblichen Gedenkminute für die Gefallenen brodelte es und murmelte es auf den Rängen des Preßburger Stadions. Wir sahen zu, dass wir schnell in die Kabinen kamen."

Vorher erledigten sie noch ihren Job. Stürmer August Klingler vom badischen Gau-Ligisten FV Daxlanden erzielte in seinem vierten Länderspiel einen beinah lupenreinen Hattrick, den nur der Pausenpfiff verdarb. Frühstarter Klingler traf in den ersten Minuten beider Halbzeiten, zudem zwei Minuten vor dem Pausentee. Wieder einmal Luknar (49.) und Biro (54.) sorgten für neue Spannung, ehe der Hamburger Edmund Adamkiewicz (63.) die deutschen Anhänger beruhigte. Der Wiener Karl Decker zeichnete für den letzten Treffer (83.) für lange Zeit verantwortlich. Mit einem Jubiläum, es war der 100. Sieg im 198. Länderspiel, ging Deutschlands Fußball in einen achtjährigen Dornröschenschlaf.

Als er erwachte, war die Welt eine andere. Deutschland hatte den Krieg verloren und alles, was er an territorialen Verschiebungen gebracht hatte. Auch einen slowakischen Staat gab es nicht mehr – bis zur nächsten Unabhängigkeit an Neujahr 1993.

29. Mai 2001: Asamoahs Debüt mit einem Tor

Wieder wurde Geschichte geschrieben, an diesem Dienstagabend in Bremen. Nicht die Weltpolitik wurde berührt in Bremen, aber ein Kapitel deutscher Fußballhistorie neu geschrieben. In der 50. Minute dieses Testspiels erzielte Gerald Asamoah, 22 Jahre alter Debütant von Schalke 04, das 1:0. Es war und ist das erste Tor eines dunkelhäutigen Spielers in der A-Nationalmannschaft und es krönte seinen Auftritt, der im Kicker mit der Note 1,5 bedacht wurde. Besser spielte keiner. "Ich muss auf dem Teppich bleiben, das zweite Spiel wird viel schwerer", kommentierte der stets fröhliche Stürmer mit ghanaischen Wurzeln seinen großen Tag gelassen.

Zwei weitere Debütanten schickte Bundestrainer Rudi Völler nach der Pause ins Rennen: Sebastian Kehl vom SC Freiburg und mit Jörg Böhme noch einen Spieler von Vizemeister Schalke. Böhme bereitete das 2:0 von Frank Baumann (59., Kopfball) vor. Nach diesem Testspiel hatte die gebeutelte Fußballnation wieder Hoffnung. Spiel gewonnen, neue Talente entdeckt, die Zukunft konnte kommen. "Diese Typen tun jeder Elf gut", lobte Michael Ballack den Auftritt der Frischlinge.

3. September 2005: Tiefpunkt auf dem Weg zur Heim-WM

Ganz anders die Stimmungslage nach diesem Spiel, das den zweiten slowakischen Sieg brachte. "Der Tiefpunkt – und was jetzt passieren muss", alarmierte der Kicker/i> seine Leser. Auf dem Weg zur Heim-WM war die Mannschaft von Jürgen Klinsmann etwas aus der Spur geraten. Mit welcher Elf, vor allem mit welcher Abwehr, Klinsmann die WM bestreiten wollte, war nach den 90 Minuten unklarer denn je. Der Bundestrainer hatte überraschend Oliver Kahn zuhause gelassen und die Torwartrotation ausgerufen, die Frage nach Nummer eins war für ihn noch keineswegs geklärt. Die Bilder vom Golf spielenden Kahn kommentierte Franz Beckenbauer verwundert: "Dass der beste Torwart Golf spielt, während ein Länderspiel läuft, das kann nicht sein." Noch mehr konnte und durfte so nicht sein wie es sich an diesem schwarzen Samstag darstellte. Kapitän Michael Ballack war ausnahmsweise ein Ausfall (Kicker-Note: 5) und doch nicht mal der Schwächste.

"Es war mein schlechtestes Länderspiel, ich war dankbar für meine Auswechslung", bekannte etwa der 20 Jahre alte Hannoveraner Per Mertesacker. Als er ausschied, stand es schon 2:0. Beide Tore für die von nur 9276 Zuschauern angefeuerten Gastgeber erzielte der Wolfsburger Miroslav Karhan (20., Elfmeter, 38.). Karhan sagte später: "Es kann nicht sein, wie leicht Mertesacker und Wörns ihre Zweikämpfe verlieren." Von der Abwehrkette von Bratislava schafften es schließlich nur Torwart Jens Lehmann und Mertesacker in die WM-Formation, Thomas Hitzlsperger immerhin noch in den Kader. Mit Patrick Owomoyela und Christian Wörns plante Klinsmann schon bald nicht mehr. Positiv am deutschen Auftritt waren nur die Flankenläufe von Sebastian Deisler und das Eckballverhältnis (13:3). Jürgen Klinsmann bekämpfte die Weltuntergangsstimmung mit verblüffendem Optimismus: "Unser Ziel, Weltmeister werden zu wollen, werden wir in keiner Weise korrigieren!"

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11. Oktober 2006: Überzeugender Prestigeerfolg

Beim fünften Spiel in Bratislava (bzw. Preßburg) ging es erstmals um mehr als das Prestige. Es war das dritte Spiel der Gruppe D in der EM-Qualifikation - und das fünfte in der Amtszeit von Joachim Löw. Es wurde gewonnen wie die vorherigen auch, und das in überzeugendem Stil. Wie 2005 spielte Deutschland in Rot, aber damit endeten die Parallelen. Von Anfang an dominierte der WM-Dritte, der wieder etwas für die Geschichtsbücher tat. Nach 13 Minuten erzielte Lukas Podolski nicht nur das 1:0, sondern auch das 1750. Länderspieltor. Nach zwei weiteren vergebenen Chancen erhöhte Kapitän Ballack per Kopf auf 0:2 (25.), die Flanke kam von Philipp Lahm. Ein Torwartfehler ermöglichte Bastian Schweinsteiger aus Abstauberposition das 0:3 (36.). 21.000 Zuschauer ließen alle Hoffnung fahren, die Punkteverteilung war frühzeitig geklärt. Eine etwas nachlässig geführte Anfangsviertelstunde der zweiten Hälfte wurde mit dem slowakischen Ehrentor von Varga (58.) bestraft. Es war der erste in der Löw-Ära, nach 417 Minuten scheinbarer Unverwundbarkeit.

Die Deutschen schalteten daraufhin wieder einen Gang höher und der überragende Podolski kam noch zu seinem zweiten Treffer (72.) nach Vorarbeit des gewohnt uneigennützigen Miroslav Klose. Kurios: In der Innenverteidigung stand der doppelte Friedrich. Dem Berliner Arne attestierte bereits zum vierten Mal der Mainzer Manuel. Und Bernd Schneider absolvierte sein 75. Länderspiel. Überschattet wurde "das beste Spiel seit Jahren" (Weltmeister Olaf Thon) von Hooligankrawallen im Stadion, 42 Deutsche wurden verhaftet.

6. Juni 2007: Arbeitssieg im "Urlaubsmodus"

Die Bundesligasaison war schon beendet, auch das Pokalfinale gespielt. Nun stand nur noch das Rückspiel in der EM-Qualifikation dem Urlaub der Nationalspieler im Wege und es war nicht zu übersehen, wie gerne einige ihn schon angetreten hätten. Wichtige Stammspieler wie Ballack, Podolski und Schweinsteiger hatten ihn bereits, sie fehlten alle verletzt. So kam gegen den krassen Außenseiter, vom Ex-Bundesligaspieler Jan Kocian (St. Pauli) trainiert, nur ein sogenannter "Arbeitssieg" heraus.

51.500 Zuschauer sahen schon vor der Pause alle Tore – und dabei gleich zwei, über die sich die Schützen nicht freuten. Auf das Eigentorgeschenk von Durica (10.), von Klose bedrängt, antwortete Christoph Metzelder in gleicher Währung. Sein Rettungsversuch ging nach hinten los - nach 20 Minuten hieß es 1:1. Doch noch vor dem Pausenpfiff fiel das zu dem Zeitpunkt überraschende 2:1 durch den frisch gekürten Deutschen Meister Thomas Hitzlsperger. Der Stuttgarter, eigentlich wegen seines linken "Hammers" gefürchtet, traf per Kopf (43.) – nach Flanke Philipp Lahm. Im zweiten Abschnitt machte der eingewechselte Mario Gomez, ebenfalls gerade Meister geworden, den meisten Wirbel. Tore aber fielen nicht mehr. Gomez ist der Einzige, der neun Jahre später wieder zum Aufgebot gehört, wenn es Sonntag zum zehnten Mal heißt: Deutschland gegen Slowakei!

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