Wunderlich und Viktoria: "Wir wollen in die 3. Liga"

Mike Wunderlich ist einer der überragenden Spieler der Regionalliga West. Mit acht Treffern liegt der Mittelfeldspieler des FC Viktoria Köln auf dem zweiten Platz der Torjägerliste - mit seinem Verein ist der 26-Jährige sogar souveräner Tabellenführer.

Für Schlagzeilen hat Wunderlich in der vergangenen Woche aber vor allem abseits des Fußballplatzes gesorgt - in Berlin ist er vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als einer der Gewinner der Initiative "Fair ist mehr" mit der Fairplay-Medaille ausgezeichnet worden. Warum? Das erzählt er im DFB.de-Interview Sven Winterschladen. Sicher ist: Es war eine der kuriosesten Szenen der jüngeren Fußball-Vergangenheit.

Aber Wunderlich spricht auch über das Duell am Samstag (ab 14 Uhr) gegen seinen Ex-Klub Rot-Weiß Essen, warum er nach seiner Burn-out-Erkrankung Köln nicht mehr verlassen will und seinen Traum, irgendwann noch einmal das Trikot des 1. FC Köln tragen zu dürfen. Denn Wunderlich sagt ganz klar: "Ich bin ein kölscher Junge, aus Köln gehe ich nie wieder weg."

DFB.de: Herr Wunderlich, in der vergangenen Woche sind Sie mit dem Fairplay-Preis des DFB ausgezeichnet worden. Was bedeutet Ihnen das?

Mike Wunderlich: Das ist natürlich großartig. Aber ich habe die Auszeichnung für die gesamte Mannschaft angenommen. Das ist nicht meine private Angelegenheit. Deshalb habe ich die Medaille auch direkt in die Kabine gehängt, da gehört sie hin. Auf jeden Fall waren das ein paar tolle Tage in Berlin, die ich sehr genossen habe.

DFB.de: Beschreiben Sie bitte noch mal die Szene, für die Sie später ausgezeichnet worden sind!

Wunderlich: Wir hatten ein Heimspiel gegen den KFC Uerdingen, das war im Frühjahr. Da haben wir noch in der NRW-Liga gespielt, es stand 2:3. Plötzlich läuft ein gegnerischer Spieler alleine auf unser Tor zu und schiebt den Ball ins verlassene Tor. Er kullert in diese Richtung. Genau da macht sich unser Spieler Andreas Moog warm. Plötzlich läuft er auf den Platz und schießt den Ball kurz vorm Überqueren der Linie weg. Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht.

DFB.de: Wie ging die Szene weiter?



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Mike Wunderlich ist einer der überragenden Spieler der Regionalliga West. Mit acht Treffern liegt der Mittelfeldspieler des FC Viktoria Köln auf dem zweiten Platz der Torjägerliste - mit seinem Verein ist der 26-Jährige sogar souveräner Tabellenführer.

Für Schlagzeilen hat Wunderlich in der vergangenen Woche aber vor allem abseits des Fußballplatzes gesorgt - in Berlin ist er vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als einer der Gewinner der Initiative "Fair ist mehr" mit der Fairplay-Medaille ausgezeichnet worden. Warum? Das erzählt er im DFB.de-Interview Sven Winterschladen. Sicher ist: Es war eine der kuriosesten Szenen der jüngeren Fußball-Vergangenheit.

Aber Wunderlich spricht auch über das Duell am Samstag (ab 14 Uhr) gegen seinen Ex-Klub Rot-Weiß Essen, warum er nach seiner Burn-out-Erkrankung Köln nicht mehr verlassen will und seinen Traum, irgendwann noch einmal das Trikot des 1. FC Köln tragen zu dürfen. Denn Wunderlich sagt ganz klar: "Ich bin ein kölscher Junge, aus Köln gehe ich nie wieder weg."

DFB.de: Herr Wunderlich, in der vergangenen Woche sind Sie mit dem Fairplay-Preis des DFB ausgezeichnet worden. Was bedeutet Ihnen das?

Mike Wunderlich: Das ist natürlich großartig. Aber ich habe die Auszeichnung für die gesamte Mannschaft angenommen. Das ist nicht meine private Angelegenheit. Deshalb habe ich die Medaille auch direkt in die Kabine gehängt, da gehört sie hin. Auf jeden Fall waren das ein paar tolle Tage in Berlin, die ich sehr genossen habe.

DFB.de: Beschreiben Sie bitte noch mal die Szene, für die Sie später ausgezeichnet worden sind!

Wunderlich: Wir hatten ein Heimspiel gegen den KFC Uerdingen, das war im Frühjahr. Da haben wir noch in der NRW-Liga gespielt, es stand 2:3. Plötzlich läuft ein gegnerischer Spieler alleine auf unser Tor zu und schiebt den Ball ins verlassene Tor. Er kullert in diese Richtung. Genau da macht sich unser Spieler Andreas Moog warm. Plötzlich läuft er auf den Platz und schießt den Ball kurz vorm Überqueren der Linie weg. Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht.

DFB.de: Wie ging die Szene weiter?

Wunderlich: Der Schiedsrichter zeigt Andreas Moog die Rote Karte und gibt indirekten Freistoß für Uerdingen an unserem Fünf-Meter-Raum. Wir haben uns als Mannschaft kurz beraten. Aber es stand praktisch direkt fest, dass wir den Gegner das Tor schießen lassen werden. Wir sind alle weggegangen. Uerdingen hat dann das 4:2 gemacht und am Ende so auch gewonnen. Zum Glück sind wir wenig später trotzdem aufgestiegen.

DFB.de: Was war nach dem Spiel los?

Wunderlich: Wir waren alle fassungslos. So etwas hatte noch keiner von uns erlebt. Vor allem konnten wir nicht glauben, dass ausgerechnet Andreas Moog so eine Aktion gemacht hat. Er ist eigentlich ein extrem fairer Sportler. Hinterher hat er sich direkt entschuldigt. Auch für ihn war das alles völlig unerklärlich. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball.

DFB.de: Was macht Andreas Moog heute?

Wunderlich: Er ist bei uns im Trainerstab. Andreas ist neben Markus Kurth Assistent von Chefcoach Heiko Scholz und vor allem für den Konditionsbereich verantwortlich.

DFB.de: Sie waren damals in der NRW-Liga Spitzenreiter. In der Regionalliga sind Sie als Aufsteiger schon wieder ganz vorne. War das abzusehen?

Wunderlich: Dass wir eine gute Mannschaft zusammen haben, wussten wir. Deshalb haben wir auch vorher sehr offensiv formuliert, dass wir unter die ersten Fünf wollen. Dass wir jetzt ganz oben stehen, ist natürlich umso schöner.

DFB.de: Läuft es auf einen Zweikampf mit Fortuna Köln hinaus?

Wunderlich: Im Moment sieht es so aus. Aber auch die Reserve von Schalke 04 ist uns noch auf den Fersen. Meinen ehemaligen Verein Rot-Weiß Essen halte ich ebenfalls für gefährlich, Lotte und Wuppertal haben wir schon etwas distanziert. Diese Liga macht mit den vielen Traditionsvereinen auf jeden Fall richtig Spaß.

DFB.de: Wie groß ist die Rivalität mit Fortuna Köln?

Wunderlich: Es ist in Ordnung, so wie es sein muss. Ich schätze die Arbeit des Konkurrenten sehr, denn ich habe viele Freunde in der Mannschaft. In Köln sollte man stolz darauf sein, hinter dem FC zwei so ambitionierte Vereine zu haben, die derzeit die Regionalliga dominieren. Ich habe viele Begegnungen der Fortuna gesehen und kann wirklich nur den Hut ziehen. Das ist ein großer Konkurrent für uns. Die stehen derzeit absolut zu Recht auf dem zweiten Tabellenplatz. Ich freue mich auf den 24. November. Das steht das große Derby auf dem Programm. Für solche Duelle spielt man doch Fußball.

DFB.de: Was entgegen Sie den Kritikern, die behaupten, dass der Erfolg der Viktoria nur dank eines großen Geldgebers möglich ist?

Wunderlich: Darüber kann ich nur lachen. Das können lediglich Leute sagen, die noch nie bei uns waren. Wir arbeiten sehr hart für den Erfolg. Und ich bin davon überzeugt, dass der eine oder andere Verein in der Regionalliga einen höheren Etat hat. Aber für mich spielt es keine Rolle, was andere sagen. Denn genauso muss ich immer laut lachen, wenn wir mit Klubs wie RB Leipzig und der TSG Hoffenheim verglichen werden. Dazwischen liegen Welten. Wir haben noch nicht einmal ein Trainingszentrum, das Regionalliga-tauglich ist. Sportlich läuft es gut, aber infrastrukturell hinken wir noch ordentlich hinterher.

DFB.de: Werden Sie mit der Viktoria in dieser Saison in die 3. Liga aufsteigen?

Wunderlich: Wir geben alles dafür, aber das ist noch ein weiter Weg. Selbst wenn wir Erster werden, kommen ja noch die Aufstiegsspiele. Sicher ist es mein Ziel, in dieser oder der nächsten Saison den Sprung zu schaffen. Die Hinrunde ist jetzt zu einem großen Teil beendet. Da kann man durchaus ein erstes Zwischenfazit ziehen. Und in unserem Fall muss man sagen, dass wir ganz sicher das Potenzial dazu haben. Wir haben alle Konkurrenten geschlagen: Lotte, Schalke, zuletzt die Sportfreunde Siegen. Dazu haben wir gegen Wuppertal in der letzten Minute ein Unentschieden gesichert, das war wichtig. Am kommenden Wochenende empfangen wir Essen, darauf freue ich mich sehr. Ich erwarte eine tolle Atmosphäre. Danach steht schon bald das Duell gegen Fortuna Köln auf dem Programm. Es ist ganz klar: Wir wollen diese Gegner möglichst distanzieren.

DFB.de: Ist auch der Einzug in den DFB-Pokal realistisch?

Wunderlich: Sicher, auch das ist möglich. Aber wir haben mit Alemannia Aachen und erneut Fortuna Köln auch hier starke Konkurrenten. Außerdem haben wir ja in der ersten Runde erlebt, wie schnell es vorbei sein kann. Wir haben uns gegen den SV Bergisch Gladbach erst im Elfmeterschießen durchgesetzt, da hatten wir viel Glück. Ich bin ganz ehrlich: Diesen Sieg hatten wir nicht verdient. Aber wen interessiert das am nächsten Tag schon noch?

DFB.de: Wie sieht Ihre persönliche Lebensplanung aus? Es ist bekannt, dass Sie seit Ihrer Burn-out-Erkrankung sehr auf Köln fixiert sind.

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Wunderlich: Ich hatte eine schwere Zeit, jetzt bin ich glücklich bei der Viktoria. Wir haben hier noch viele Möglichkeiten. Ich kann mir vorstellen, noch lange dem Verein die Treue zu halten. Aber ich will auch nicht ausschließen, vielleicht noch einmal woanders mein Glück zu suchen, vielleicht in der zweiten Liga. Allerdings muss es ein Verein in der Nähe sein. Denn eines steht für mich fest: Köln verlasse ich nie mehr.

DFB.de: Träumen Sie also auch davon, noch einmal das Trikot des 1. FC Köln zu tragen?

Wunderlich: Ach wissen Sie, im Fußball kann so viel passieren. Ich habe schon so viel erlebt, ich würde nichts mehr ausschließen. Aber ich bin kein Träumer, ich bin keine 18 oder 19 Jahre mehr. Trotzdem sage ich Ihnen auch hier gerne die Wahrheit: Ja, ich bin ein kölscher Junge. Ja, ich würde mir wünschen, irgendwann noch mal das FC-Trikot zu tragen. Das liegt jedoch nicht nur in meiner Hand. Ich werde weiterhin versuchen, meine Leistung Woche für Woche zu bringen. Was dann dabei herauskommt, werden wir sehen. Aber so weit will ich noch gar nicht in die Zukunft gucken. Dafür haben wir hier beim FC Viktoria noch zu viel vor.