Wollitz zur Reiche-Verletzung: "Ich habe kein Auge zugemacht"

Claus-Dieter "Pele" Wollitz, erfahrener Trainer des West-Regionalligisten FC Viktoria Köln, hat in seiner Karriere schon viel erlebt. Ein eigener Spieler, der nach einem Trainingsunfall in Lebensgefahr schwebt, war aber für den 48-Jährigen und die gesamte Mannschaft der Kölner ein Schock, den sie so schnell nicht vergessen werden.

Was war passiert? Bei einem Zusammenprall im Training hatte sich der 25-jährige Verteidiger Daniel Reiche eine schwere Schläfenknochen-Fraktur mit Hirnblutungen zugezogen. "Glücklicherweise befindet er sich inzwischen auf dem Wege der Besserung", so Wollitz, der sich mit seiner Mannschaft nun auf die nächsten Aufgaben in der Meisterschaft konzentrieren muss.

Nach den ersten beiden Saisonniederlagen beträgt der Rückstand der Viktoria auf den Stadtrivalen und Tabellenführer SC Fortuna Köln sechs Punkte. Einen weiteren Ausrutscher können sich Wollitz, seit Saisonbeginn im Amt, und die Viktoria nicht erlauben. Im DFB.de-Interview spricht "Pele" Wollitz mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Reiche-Verletzung, das Lippstadt-Spiel am Freitag (ab 19 Uhr) und die Widerstände im Aufstiegsrennen.

DFB.de: Ist bei Viktoria Köln nach der schlimmen Verletzung von Daniel Reiche wieder Normalität eingekehrt, Herr Wollitz?

Claus-Dieter Wollitz: In der Nacht nach seinem Trainingsunfall habe ich kein Auge zugemacht. Glücklicherweise haben wir richtig reagiert und Daniel Reiche umgehend ins Krankenhaus gebracht. Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn wir das nicht getan hätten. Es sah nämlich zunächst alles nach einem normalen Zusammenprall aus, wie er im Fußball häufig passiert. Wenn so etwas passiert, rückt der Sport zunächst einmal in den Hintergrund. Wir alle sind froh, dass Daniel aus dem Gröbsten heraus ist.

DFB.de: Wie sehr stand das Pokalspiel beim Landesligisten SpVg Wesseling-Urfeld (2:1; Anm. der Red.) unter dem Eindruck der Reiche-Verletzung?

Wollitz: Normalerweise bin ich nicht so, aber in diesem Fall war mir einzig und allein das Weiterkommen wichtig. Der Rest war uns egal.

DFB.de: Wie lange müssen Sie auf Daniel Reiche verzichten?

Wollitz: Er wird auf unbestimmte Zeit ausfallen. Genau lässt sich das noch nicht abschätzen. Mindestens vier Monate dürfte es dauern.

DFB.de: Der Ausfall von Reiche war nicht der einzige Rückschlag in den vergangenen Wochen. Beim 2:4 gegen den direkten Konkurrenten Fortuna Köln und beim 1:2 gegen den SC Verl gab es die ersten beiden Niederlagen in dieser Saison. Der Rückstand auf Spitzenreiter Fortuna beträgt nun immerhin schon sechs Punkte.

Wollitz: Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison ist das noch korrigierbar. Leider haben wir uns den Rückstand selbst zuzuschreiben. Im Fortuna-Spiel hatten wir die Chance zur zwischenzeitlichen 3:0-Führung. Eine Nachlässigkeit führte zum Anschlusstreffer. Danach haben wir erneut die Möglichkeit zum 3:1, und wieder unterläuft uns ein individueller Schnitzer. Die Niederlage hatte Spuren hinterlassen. Das konnte man gegen Verl deutlich merken. Dennoch hatte ich mit einer Niederlage gegen Verl nicht gerechnet. Solche Tage gibt es aber nun einmal.

DFB.de: Am Freitag treten Sie beim Aufsteiger SV Lippstadt 08 an, der nach einer langen Negativserie auf einem Abstiegsplatz rangiert. Ist ein Sieg Pflicht?

Wollitz: Absolut. Das war eigentlich auch schon gegen Verl so. Damals haben wir alles vermissen lassen. Jetzt müssen wir wieder ein anderes Gesicht zeigen. Meine Mannschaft muss wissen, dass wir jetzt - anders als vor dem Fortuna-Spiel - keinen Joker mehr in der Hinterhand haben.

DFB.de: Wie schätzen Sie Lippstadt ein?

Wollitz: Wir haben den SVL dreimal beobachtet. Lippstadt versucht als Aufsteiger alles, um die Klasse zu halten. Das imponiert mir, so etwas mag ich.

DFB.de: Was wollen Sie von Ihrer Mannschaft sehen?

Wollitz: Bis zum Winter zählen nur noch die nackten Ergebnisse. Wir müssen punkten, punkten und punkten. Die Art und Weise steht hintenan.

DFB.de: Wie sieht es neben dem Ausfall von Daniel Reiche personell aus?

Wollitz: Unser Kapitän Mike Wunderlich hat seine Rot-Sperre abgesessen und ist wieder dabei. Gleiches gilt für den Gelb-gesperrten Lukas Nottbeck. Timo Staffeldt fällt dagegen wegen seiner Syndesmosebandverletzung noch aus. Ich will darüber gar nicht groß jammern: Eine Mannschaft, die oben mitspielen will, muss auch personelle Rückschläge wegstecken können.

DFB.de: Was meinen Sie genau?

Wollitz: Die Sperren und Verletzungen waren und sind ärgerlich, weil wir auf einem richtig guten Weg waren, die Automatismen zu perfektionieren. Fällt dieses Element durch Ausfälle weg, müssen wir das unter anderem durch mehr läuferischen Einsatz kompensieren. Das haben wir gegen Verl aber nicht gemacht.

DFB.de: Die Viktoria gilt - vor allem wegen des teils bundesligaerfahrenen Kaders - als Meisterschaftsanwärter Nummer eins. Hätten Sie auf dem Weg zum Titel mit so vielen Widerständen und Rückschlägen gerechnet?

Wollitz: Ehrlich gesagt: nein. Es wird immer so dargestellt, als könnte die Viktoria zu jedem Zeitpunkt elf ausgebuffte Profis auf den Platz schicken, die sich durch nichts beeindrucken lassen. Das ist aber nicht so. Die Stimmung in manchen Stadien ist nicht gerade freundlich, wenn wir kommen. Der Gegner ist gegen uns immer noch einen Tick mehr motiviert. Ich kann bei meinen Spielern als Trainer nur bis zu einem gewissen Punkt verbal dagegen ankämpfen. Hilft das nicht, muss man mehr Qualität in die Mannschaft bringen. Deshalb sehen wir uns nach Verstärkungen für die Rückserie um.

[mspw]

Claus-Dieter "Pele" Wollitz, erfahrener Trainer des West-Regionalligisten FC Viktoria Köln, hat in seiner Karriere schon viel erlebt. Ein eigener Spieler, der nach einem Trainingsunfall in Lebensgefahr schwebt, war aber für den 48-Jährigen und die gesamte Mannschaft der Kölner ein Schock, den sie so schnell nicht vergessen werden.

Was war passiert? Bei einem Zusammenprall im Training hatte sich der 25-jährige Verteidiger Daniel Reiche eine schwere Schläfenknochen-Fraktur mit Hirnblutungen zugezogen. "Glücklicherweise befindet er sich inzwischen auf dem Wege der Besserung", so Wollitz, der sich mit seiner Mannschaft nun auf die nächsten Aufgaben in der Meisterschaft konzentrieren muss.

Nach den ersten beiden Saisonniederlagen beträgt der Rückstand der Viktoria auf den Stadtrivalen und Tabellenführer SC Fortuna Köln sechs Punkte. Einen weiteren Ausrutscher können sich Wollitz, seit Saisonbeginn im Amt, und die Viktoria nicht erlauben. Im DFB.de-Interview spricht "Pele" Wollitz mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Reiche-Verletzung, das Lippstadt-Spiel am Freitag (ab 19 Uhr) und die Widerstände im Aufstiegsrennen.

DFB.de: Ist bei Viktoria Köln nach der schlimmen Verletzung von Daniel Reiche wieder Normalität eingekehrt, Herr Wollitz?

Claus-Dieter Wollitz: In der Nacht nach seinem Trainingsunfall habe ich kein Auge zugemacht. Glücklicherweise haben wir richtig reagiert und Daniel Reiche umgehend ins Krankenhaus gebracht. Ich möchte mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn wir das nicht getan hätten. Es sah nämlich zunächst alles nach einem normalen Zusammenprall aus, wie er im Fußball häufig passiert. Wenn so etwas passiert, rückt der Sport zunächst einmal in den Hintergrund. Wir alle sind froh, dass Daniel aus dem Gröbsten heraus ist.

DFB.de: Wie sehr stand das Pokalspiel beim Landesligisten SpVg Wesseling-Urfeld (2:1; Anm. der Red.) unter dem Eindruck der Reiche-Verletzung?

Wollitz: Normalerweise bin ich nicht so, aber in diesem Fall war mir einzig und allein das Weiterkommen wichtig. Der Rest war uns egal.

DFB.de: Wie lange müssen Sie auf Daniel Reiche verzichten?

Wollitz: Er wird auf unbestimmte Zeit ausfallen. Genau lässt sich das noch nicht abschätzen. Mindestens vier Monate dürfte es dauern.

DFB.de: Der Ausfall von Reiche war nicht der einzige Rückschlag in den vergangenen Wochen. Beim 2:4 gegen den direkten Konkurrenten Fortuna Köln und beim 1:2 gegen den SC Verl gab es die ersten beiden Niederlagen in dieser Saison. Der Rückstand auf Spitzenreiter Fortuna beträgt nun immerhin schon sechs Punkte.

Wollitz: Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison ist das noch korrigierbar. Leider haben wir uns den Rückstand selbst zuzuschreiben. Im Fortuna-Spiel hatten wir die Chance zur zwischenzeitlichen 3:0-Führung. Eine Nachlässigkeit führte zum Anschlusstreffer. Danach haben wir erneut die Möglichkeit zum 3:1, und wieder unterläuft uns ein individueller Schnitzer. Die Niederlage hatte Spuren hinterlassen. Das konnte man gegen Verl deutlich merken. Dennoch hatte ich mit einer Niederlage gegen Verl nicht gerechnet. Solche Tage gibt es aber nun einmal.

DFB.de: Am Freitag treten Sie beim Aufsteiger SV Lippstadt 08 an, der nach einer langen Negativserie auf einem Abstiegsplatz rangiert. Ist ein Sieg Pflicht?

Wollitz: Absolut. Das war eigentlich auch schon gegen Verl so. Damals haben wir alles vermissen lassen. Jetzt müssen wir wieder ein anderes Gesicht zeigen. Meine Mannschaft muss wissen, dass wir jetzt - anders als vor dem Fortuna-Spiel - keinen Joker mehr in der Hinterhand haben.

DFB.de: Wie schätzen Sie Lippstadt ein?

Wollitz: Wir haben den SVL dreimal beobachtet. Lippstadt versucht als Aufsteiger alles, um die Klasse zu halten. Das imponiert mir, so etwas mag ich.

DFB.de: Was wollen Sie von Ihrer Mannschaft sehen?

Wollitz: Bis zum Winter zählen nur noch die nackten Ergebnisse. Wir müssen punkten, punkten und punkten. Die Art und Weise steht hintenan.

DFB.de: Wie sieht es neben dem Ausfall von Daniel Reiche personell aus?

Wollitz: Unser Kapitän Mike Wunderlich hat seine Rot-Sperre abgesessen und ist wieder dabei. Gleiches gilt für den Gelb-gesperrten Lukas Nottbeck. Timo Staffeldt fällt dagegen wegen seiner Syndesmosebandverletzung noch aus. Ich will darüber gar nicht groß jammern: Eine Mannschaft, die oben mitspielen will, muss auch personelle Rückschläge wegstecken können.

DFB.de: Was meinen Sie genau?

Wollitz: Die Sperren und Verletzungen waren und sind ärgerlich, weil wir auf einem richtig guten Weg waren, die Automatismen zu perfektionieren. Fällt dieses Element durch Ausfälle weg, müssen wir das unter anderem durch mehr läuferischen Einsatz kompensieren. Das haben wir gegen Verl aber nicht gemacht.

DFB.de: Die Viktoria gilt - vor allem wegen des teils bundesligaerfahrenen Kaders - als Meisterschaftsanwärter Nummer eins. Hätten Sie auf dem Weg zum Titel mit so vielen Widerständen und Rückschlägen gerechnet?

Wollitz: Ehrlich gesagt: nein. Es wird immer so dargestellt, als könnte die Viktoria zu jedem Zeitpunkt elf ausgebuffte Profis auf den Platz schicken, die sich durch nichts beeindrucken lassen. Das ist aber nicht so. Die Stimmung in manchen Stadien ist nicht gerade freundlich, wenn wir kommen. Der Gegner ist gegen uns immer noch einen Tick mehr motiviert. Ich kann bei meinen Spielern als Trainer nur bis zu einem gewissen Punkt verbal dagegen ankämpfen. Hilft das nicht, muss man mehr Qualität in die Mannschaft bringen. Deshalb sehen wir uns nach Verstärkungen für die Rückserie um.