Wollitz: "Manche haben Existenzängste"

Nein, seinen Einstand als neuer Trainer des Drittligisten FC Energie Cottbus hatte sich Claus-Dieter "Pele" Wollitz ganz anders vorgestellt. Nach einem 0:5 gegen Aufstiegsanwärter SG Sonnenhof Großaspach belegen die Lausitzer mit zwei Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz den vorletzten Tabellenplatz. Der 50-jährige Wollitz ist bereits zum zweiten Mal Trainer beim FCE. Bereits von Mitte 2009 bis Dezember 2011 stand der Ex-Profi beim ehemaligen Erstligisten an der Seitenlinie, damals in der 2. Bundesliga.

Vier Spiele bleiben ihm nun, um den Traditionsklub vor dem Abstieg in die Regionalliga zu bewahren. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht "Pele" Wollitz mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Aufarbeitung des Großaspach-Spiels, das Duell mit Schlusslicht VfB Stuttgart II am Freitag (ab 19 Uhr) und das Verschieben der Schmerzgrenze.

DFB.de: Wie haben Sie in den vergangenen Nächten geschlafen, Herr Wollitz?

Claus-Dieter Wollitz: Ich gebe zu, dass ich schon einmal besser geschlafen habe. Es gibt ganz sicher angenehmere Situationen in einem Fußballer-Leben. Aber auch so einen Genickschlag muss man überwinden.

DFB.de: Was haben Sie Ihrer Mannschaft zum 0:5 gegen Sonnenhof Großaspach gesagt?

Wollitz: Vor dem Spiel hätte ich an alles geglaubt, nur nicht an ein 0:5. Schon unmittelbar nach dem Abpfiff habe ich - so schwer es auch war - daran gearbeitet, die Mannschaft wieder in eine positive Bahn zu lenken. Bei der Videoanalyse wurden die Fehler klar angesprochen. Wir dürfen sie nicht wiederholen. Ich bin davon überzeugt, dass man mit unserer Mannschaft richtig guten Fußball spielen lassen kann. Unser größtes Problem ist der Faktor Zeit. Es geht jetzt einzig und allein darum, Ergebnisse einzufahren.

DFB.de: Gibt es - mit etwas Abstand - eine Erklärung für den Auftritt gegen die SGS?

Wollitz: Ich kann mich nicht erinnern, wann das erste Spiel unter einem neuen Trainer 0:5 endete. Das ist in der 3. Liga wohl einzigartig. Daran sieht man, in welch instabilem Zustand sich das Gesamtgefüge befindet. Es gibt für mich nach wie vor viele Fragen, wie dieses Ergebnis zu Stande kam. Bisher konnte ich sie nicht schlüssig beantworten. Wir arbeiten noch daran.

DFB.de: Die Fans haben teilweise mit Schweigen, teilweise mit höhnischem Applaus reagiert. Bekommen Sie die Energie-Anhänger wieder hinter das Team?

Wollitz: Als die Mannschaft gegen Großaspach ins Stadion kam, waren die Zuschauer voll da. Auch beim Abschlusstraining tags zuvor hatten uns rund 300 Fans lautstark signalisiert, dass sie hinter dem Team stehen. Daran sieht man, dass unsere Anhänger bereit sind, uns trotz der Enttäuschungen zu unterstützen. Wenn dann ein Spiel so läuft, kann ich den Unmut absolut verstehen. Manche sagen dann auch mal etwas, was sie vielleicht gar nicht so meinen. Die Fans warten doch nur darauf, dass wir die Kurve kriegen, dass wir mit aller Macht versuchen, die Liga zu halten. Wenn sie das merken, ist die Unterstützung auch da. Uns muss aber bewusst sein, dass wir auf dem Platz dafür in Vorleistung gehen müssen.

DFB.de: Wie arbeiten Sie im Training, um die Mannschaft wieder in die Spur zu bekommen?

Wollitz: Wir müssen es im Vergleich zum Auftritt gegen Großaspach vor allem im Kollektiv besser machen. Darauf legen wir aktuell besonderen Wert. Ich denke grundsätzlich nach vorn, lasse gern offensiv spielen. Doch es kommt auf die richtige Mischung an. Eine gute Zweikampfführung und kompakte Grundordnung sind die Basis. Das müssen wir innerhalb kurzer Zeit hinbekommen. Ich weiß, dass die Spieler nachdenklich und enttäuscht sind. Auch über sich selbst. Manche haben auch Existenzängste. Doch der Kopf muss auch wieder nach oben gehen.



Nein, seinen Einstand als neuer Trainer des Drittligisten FC Energie Cottbus hatte sich Claus-Dieter "Pele" Wollitz ganz anders vorgestellt. Nach einem 0:5 gegen Aufstiegsanwärter SG Sonnenhof Großaspach belegen die Lausitzer mit zwei Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz den vorletzten Tabellenplatz. Der 50-jährige Wollitz ist bereits zum zweiten Mal Trainer beim FCE. Bereits von Mitte 2009 bis Dezember 2011 stand der Ex-Profi beim ehemaligen Erstligisten an der Seitenlinie, damals in der 2. Bundesliga.

Vier Spiele bleiben ihm nun, um den Traditionsklub vor dem Abstieg in die Regionalliga zu bewahren. Im DFB.de-Drittligainterview der Woche spricht "Pele" Wollitz mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Aufarbeitung des Großaspach-Spiels, das Duell mit Schlusslicht VfB Stuttgart II am Freitag (ab 19 Uhr) und das Verschieben der Schmerzgrenze.

DFB.de: Wie haben Sie in den vergangenen Nächten geschlafen, Herr Wollitz?

Claus-Dieter Wollitz: Ich gebe zu, dass ich schon einmal besser geschlafen habe. Es gibt ganz sicher angenehmere Situationen in einem Fußballer-Leben. Aber auch so einen Genickschlag muss man überwinden.

DFB.de: Was haben Sie Ihrer Mannschaft zum 0:5 gegen Sonnenhof Großaspach gesagt?

Wollitz: Vor dem Spiel hätte ich an alles geglaubt, nur nicht an ein 0:5. Schon unmittelbar nach dem Abpfiff habe ich - so schwer es auch war - daran gearbeitet, die Mannschaft wieder in eine positive Bahn zu lenken. Bei der Videoanalyse wurden die Fehler klar angesprochen. Wir dürfen sie nicht wiederholen. Ich bin davon überzeugt, dass man mit unserer Mannschaft richtig guten Fußball spielen lassen kann. Unser größtes Problem ist der Faktor Zeit. Es geht jetzt einzig und allein darum, Ergebnisse einzufahren.

DFB.de: Gibt es - mit etwas Abstand - eine Erklärung für den Auftritt gegen die SGS?

Wollitz: Ich kann mich nicht erinnern, wann das erste Spiel unter einem neuen Trainer 0:5 endete. Das ist in der 3. Liga wohl einzigartig. Daran sieht man, in welch instabilem Zustand sich das Gesamtgefüge befindet. Es gibt für mich nach wie vor viele Fragen, wie dieses Ergebnis zu Stande kam. Bisher konnte ich sie nicht schlüssig beantworten. Wir arbeiten noch daran.

DFB.de: Die Fans haben teilweise mit Schweigen, teilweise mit höhnischem Applaus reagiert. Bekommen Sie die Energie-Anhänger wieder hinter das Team?

Wollitz: Als die Mannschaft gegen Großaspach ins Stadion kam, waren die Zuschauer voll da. Auch beim Abschlusstraining tags zuvor hatten uns rund 300 Fans lautstark signalisiert, dass sie hinter dem Team stehen. Daran sieht man, dass unsere Anhänger bereit sind, uns trotz der Enttäuschungen zu unterstützen. Wenn dann ein Spiel so läuft, kann ich den Unmut absolut verstehen. Manche sagen dann auch mal etwas, was sie vielleicht gar nicht so meinen. Die Fans warten doch nur darauf, dass wir die Kurve kriegen, dass wir mit aller Macht versuchen, die Liga zu halten. Wenn sie das merken, ist die Unterstützung auch da. Uns muss aber bewusst sein, dass wir auf dem Platz dafür in Vorleistung gehen müssen.

DFB.de: Wie arbeiten Sie im Training, um die Mannschaft wieder in die Spur zu bekommen?

Wollitz: Wir müssen es im Vergleich zum Auftritt gegen Großaspach vor allem im Kollektiv besser machen. Darauf legen wir aktuell besonderen Wert. Ich denke grundsätzlich nach vorn, lasse gern offensiv spielen. Doch es kommt auf die richtige Mischung an. Eine gute Zweikampfführung und kompakte Grundordnung sind die Basis. Das müssen wir innerhalb kurzer Zeit hinbekommen. Ich weiß, dass die Spieler nachdenklich und enttäuscht sind. Auch über sich selbst. Manche haben auch Existenzängste. Doch der Kopf muss auch wieder nach oben gehen.

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DFB.de: Die Nichtabstiegszone ist nach wie vor "nur" zwei Zähler entfernt. Wie beurteilen Sie die Situation?

Wollitz: Der knappe Rückstand ist einer unserer Ansätze. Nach wie vor ist für uns alles drin. Ich bemühe mich immer, Vergleiche zu finden. In der 2. Bundesliga war die Mannschaft des SC Paderborn 07 nach dem 0:4 gegen den 1. FC Union Berlin quasi zum Abschuss freigegeben worden. Eine Woche später geht der SCP raus und bezwingt den FSV Frankfurt 2:0. Diese Mannschaft hat die harschen Urteile widerlegt und ist mit diesem einen Sieg wieder voll im Geschäft. Genau eine solche Reaktion haben wir jetzt in der eigenen Hand. Klar, der Gegner möchte das auch. Aber wir müssen es mehr wollen. Selbst wenn wir dabei über die Schmerzgrenze gehen müssen.

DFB.de: Würden Sie mit Energie Cottbus auch in die Regionalliga Nordost gehen?

Wollitz: Ich verschwende keinen Gedanken an die vierte Liga. Mein Fokus liegt auf den verbleibenden Drittligaspielen. Ich kenne die Vereinsführung seit Jahren. Ich würde mir wünschen, beim FC Energie eine Aufbruchstimmung zu erzeugen, die über einen langen Zeitraum anhält.

DFB.de: Gibt es auf das wichtige Spiel beim Schlusslicht VfB Stuttgart II eine besondere Vorbereitung?

Wollitz: Ich glaube nicht, dass wir mit einem Kurztrainingslager oder ähnlichem Aktionismus noch einmal zusätzliche Spannung aufbauen können. Für mich geht es darum, die Spieler zu begleiten und zu überzeugen, dass wir es schaffen können. Ich setze dabei auch auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Die Spieler sind ebenfalls gefordert, sich untereinander zu sagen, was sie beschäftigt, wie sie ticken. Wenn der Mitspieler einem sagt, dass man noch mehr aus sich herausholen kann, fruchtet das häufig mehr.

DFB.de: Wie schätzen Sie die zweite Mannschaft des VfB ein, die noch mehr mit dem Rücken zu Wand steht?

Wollitz: Die Stuttgarter wollen ihre letzte Chance nutzen. Wir werden es mit einer gut ausgebildeten U-Mannschaft zu tun bekommen, die ihre Spielweise zuletzt ein wenig umgestellt hat. Der VfB streut nun vermehrt auch lange Bälle ein und versucht, nicht jede Situation spielerisch zu lösen.

DFB.de: Blieb Ihnen eigentlich Zeit, sich einzugewöhnen?

Wollitz: Das muss ich gar nicht. Ich kenne fast jeden im Verein, und die Mitarbeiter kennen mich mit all meinen Stärken und Schwächen. Sie wissen, dass ich 24 Stunden am Tag alles für den Klub gebe.

DFB.de: Was halten Sie vom Begriff "Himmelfahrtskommando"?

Wollitz: Ich habe beim FC Energie ganz sicher kein Himmelfahrtskommando übernommen. Die Situation ist extrem kompliziert, keine Frage. Aber sie ist lösbar. Cottbus ist ein Verein, in dem sich ein Trainer extrem wohl fühlen kann. Es war für mich klar: Wenn ich helfen kann, dann helfe ich auch. Ich werfe alles in die Waagschale, um das in mich gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen.

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