Wolfgang Overath: "Das Wertvollste und Größte in meiner Karriere"

Der Ehrgeiz hat ihn nie verlassen. "Man braucht diesen Biss, wenn man im Fußball etwas erreichen will. Oder im Leben", sagt Wolfgang Overath. Drei Weltmeisterschaften spielte er, mit überragenden Ergebnissen: 2. Platz, 3. Platz, Weltmeister. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth sprach mit Wolfgang Overath über seine WM 1974.

DFB.de: Der Fußball feiert das "Fest der Weltmeister". Wie nah sind Ihnen die Momente, die Spiele, Herr Overath?

Wolfgang Overath: Natürlich denke ich gerne an diese Zeit zurück. Bei drei WM-Endrunden war ich dabei und habe alle Spiele gemacht. ´66 war ich ein junger Kerl, meine erste internationale Geschichte und wir werden Zweiter. Mexiko war vielleicht die größte WM, nach dem Jahrhundertspiel mit den Italienern werden wir Dritter. Ich war noch nicht zu alt, so dass ich ´74 die Chance hatte, Weltmeister zu werden.

DFB.de: Eine Chance, die Sie und die Mannschaft mit sieben unvergesslichen Spielen nutzten.

Overath: Weltmeister geworden zu sein, ist mit Sicherheit das Wertvollste und Größte in einer Karriere. Der Titel ‚Weltmeister’ zählt ein Leben lang, das kann Dir keiner nehmen, und das vergessen die Menschen auch nicht.

DFB.de: Im Frühjahr 1974 gab es eine Zeit des Zögerns bei Ihnen, Sie überlegten allen Ernstes, Helmut Schön abzusagen. Wie knapp war es?

Overath: Ich laborierte an einem Leistenbruch. Bei der heutigen Bedeutung einer EM würde ich mich nicht operieren lassen. Die Wertigkeit einer EM war weit hinter einer Weltmeisterschaft. Also habe ich zu Helmut Schön gesagt, dass ich mich operieren lasse.

DFB.de: Günter Netzer spielt überragend, Deutschland holt 1972 den Titel. Hat das Ihre Freundschaft zu ihm belastet?

Overath: Nein, überhaupt nicht, Günter und ich waren trotz aller Rivalität gute Freunde. In Mexiko hat er sich riesig mit mir gefreut. Ich weiß noch, wie er nach dem Spiel gegen Uruguay bei mir auf dem Zimmer vorbeigeschaut hatte. Bis zum heutigen Tag pflegen wir beide diese Freundschaft. Auf dem Platz ist eine andere Sache, da ging’s zur Sache. Und es ging um eine Position, um den Spielmacher. Also forderten alle Netzer und das ließ mich nicht kalt. Ich spürte den Druck und wurde immer unsicherer. Techniker sind sensibel, ohne Selbstbewusstsein habe ich damals schlechte Spiele in der Nationalmannschaft und beim 1. FC Köln abgeliefert. Also sagte ich mit damals 74 Länderspielen zu meiner Frau: 'Du, ich sage die WM ab'. Sie hat das gefreut. Aber ein paar Tage später rief Helmut Schön an.

DFB.de: Wie hat er Sie überzeugt, doch nach Malente zu kommen?

Overath: Er hat mir einfach gesagt, um wie viel Uhr ich dort sein soll. Ich sagte ihm also, dass ich ernsthaft überlege, meine Teilnahme an der WM abzusagen. Und er antwortete nur: 'Darüber müssen wir gar nicht diskutieren. Du kommst'. So etwas vergisst man nicht. Am Wochenende trafen die Spieler ein. Montags bin ich zum Training runter gegangen. Das versteht nur jemand, der selbst vor Millionen Zuschauern gespielt und den Druck der Menschen erlebt hat. Auf einen Schlag war alles besser, binnen drei Minuten klappte wieder jede Aktion. Für ein gutes Spiel ist das Selbstvertrauen wichtiger als Kraft und alles andere.

DFB.de: Nach dem 1:0-Sieg gegen Chile kam das Australien-Spiel.

Overath: Der endgültige Durchbruch. Ich habe super gespielt und ein schönes Tor geschossen.

DFB.de: Das dritte Gruppenspiel in Hamburg gegen die DDR folgte.

Overath: Ganz komische Stimmung, die spielten vom Anpfiff weg viel freier, trauten sich viel mehr zu. In der Halbzeit spürte ich eine leichte Muskelzerrung, doch ich blieb drin, auch weil ich hoffte, dass wir das noch packen können. Günter (Netzer, Anm. d. Red.) wurde in der 70. Minute für mich eingewechselt. Über diese 0:1-Niederlage wurde schon viel spekuliert, was sie für den weiteren Verlauf bedeutet hat. Ich bin mir sicher, das wir dadurch als Mannschaft verstanden haben, das wir mehr fighten müssen.

DFB.de: Ist erst mit dem DDR-Spiel und der schmerzhaften Niederlage der Druck von der Mannschaft abgefallen?

Overath: Klar wussten wir, was wir können. Wir waren Europameister. Wir spielten eine WM im eigenen Land. Als es ‚nur’ 3:0 gegen Australien stand, pfiffen die Zuschauer die letzten 20 Minuten. Die Erwartungshaltung war enorm.

DFB.de: Hat sich Helmut Schöns Position im Gesamtgefüge nach dem DDR-Spiel verändert?

Overath: Nein. Helmut Schön wurde lange verkehrt dargestellt. Ein hervorragender Trainer, der einem Bundestrainer folgte, der einen anderen Stil pflegte. Unter Herberger, das war eine ganz eigene Atmosphäre in der Nationalmannschaft. Beim ersten Lehrgang, ich war 18 oder 19 Jahre alt, wir hatten die Klamotten rumliegen, da kam Herberger aufs Zimmer und sagte 'Wenn das in 10 Minuten nicht aufgeräumt ist, könnt ihr nach Hause fahren'. Habe ich nie vergessen. Herberger war ein großer Trainer mit seinem Führungsstil. Helmut Schön hat sich mit den älteren Spielern, etwa mit Franz und mir, immer ausgetauscht. Aber die Entscheidung hat er immer selbst getroffen. Er war clever, hat sich eine Meinung gebildet und dann seine Entscheidung durchgezogen.

DFB.de: Das Achtelfinale – ein 2:0-Sieg über Jugoslawien.

Overath: Über den Kampf haben wir zu unserer Formation und unserem Spiel gefunden und sind zu einer richtigen Mannschaft zusammen gewachsen.

DFB.de: Viertelfinale gegen Schweden, die Wasserschlacht gegen die Polen, das Finale von München gegen die Niederlande – drei Spiele, die auch 40 Jahre danach unvergessen sind.

Overath: In Düsseldorf, nasser Boden, auch die Schweden hatten damals eine gute Mannschaft. Ihr Stürmer Edström war brandgefährlich. Aber wir waren in unserer Entwicklung einen Schritt weiter. Wir haben nicht nur gekämpft, wir haben auch guten Fußball gespielt. In Frankfurt gegen die Polen ging das nicht, dafür sorgten der Regen und der überflutete Platz. Hätte auch anders ausgehen können.

DFB.de: Dachten Sie, dass überhaupt angepfiffen wird?

Overath: Als wir ins Stadien kamen, dachte ich, das Ding wird verschoben.

DFB.de: Wie war denn während des Turniers die Stimmung im Land. Heute kennt man die Bilder von 2006, vom Sommermärchen. Wie war es 1974?

Overath: War eine andere Konstellation. Die Menschen rechneten 1974 mit dem Titel, mindestens mit dem Einzug ins Endspiel. Man kann die Begeisterung ohnehin nicht mit 2006 vergleichen. Der Fußball und das Umfeld haben sich seitdem extrem weiter entwickelt. Die Tage vor München sind mir bis heute präsent. Mir wurde bewusst, dass wir etwas ganz Besonderes geleistet haben, aber auch wie stark der Gegner im Finale sein würde.

DFB.de: Wer weiß, was passiert wäre ohne Ihren langen Ball auf Bernd Hölzenbein.

Overath: Ja, der war wichtig.

DFB.de: Foul?

Overath: Klares Foul.

DFB.de: Wo standen Sie bei Gerd Müllers 2:1?

Overath: In der Nähe des Strafraums. Das sehe ich vor mir, als wäre es gestern gewesen. Rainer Bonhofs Flanke, Gerds Ballannahme, der platzierte Schuss ins lange Eck. Mich ärgert immer, wenn gesagt wird, die Holländer hätten so gedrängt, wir hätten glücklich gewonnen. Wir hatten auch gute Chancen, einige Konter, die wir nicht genutzt haben. Es war jedenfalls nach dem 2:1 keine Abwehrschlacht. Sepp hat großartig gehalten, aber wir hätten auch das dritte Tor machen müssen.

DFB.de: Freuen Sie sich auf das "Fest der Weltmeister" am 31. Mai in Düsseldorf?

Overath: Immer wieder schön, die alten Kollegen zu sehen, auch die 54er, Horst Eckel und vielleicht kommt ja auch Hans Schäfer. Manchmal übertreibt der DFB mit den Nostalgieveranstaltungen. Wenn man da überall hinläuft…Aber ja, ich freue mich auf Düsseldorf, der Abend wird etwas Besonderes.

DFB.de: Der Ehrgeiz auf dem Fußballplatz hat Sie nie verlassen. Mit Ihnen Fußball zu spielen, muss bis heute ein Erlebnis sein. Wahrheit oder Legende?

Overath: Sie dürfen nicht alles glauben, was Ihnen die Alten so erzählen…(lacht) Wenn ich Fußball spiele, muss es ein Ziel geben. Wir wollen den Gegner schlagen, dafür spiele ich Fußball. Genauso wie im Leben. Das Spiel zeigt, wie der Mensch im Leben ist. Wenn ich alles gebe, kann ich damit leben, das Ziel nicht zu erreichen. Das hat nichts mit überzogenem Ehrgeiz zu tun. So ist mein Charakter. Das hat mich in meinem Leben ganz gut begleitet. Ob ich 30 oder 50 oder 70 bin, ich habe meinen Mitspielern immer gesagt 'Jetzt zählt’s'. Wenn man im Fußball oder im Leben etwas erreichen will, braucht man diesen Willen, diesen Biss. Davon bin ich überzeugt.

Das meinen DFB.de-User:

"Er war wohl der größte Spielmacher, den Deutschland je hatte. Solche Charaktere gibt es heute nicht mehr." (Wolfgang Becker, Nideggen)

[th]

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Der Ehrgeiz hat ihn nie verlassen. "Man braucht diesen Biss, wenn man im Fußball etwas erreichen will. Oder im Leben", sagt Wolfgang Overath. Drei Weltmeisterschaften spielte er, mit überragenden Ergebnissen: 2. Platz, 3. Platz, Weltmeister. DFB.de-Redakteur Thomas Hackbarth sprach mit Wolfgang Overath über seine WM 1974.

DFB.de: Der Fußball feiert das "Fest der Weltmeister". Wie nah sind Ihnen die Momente, die Spiele, Herr Overath?

Wolfgang Overath: Natürlich denke ich gerne an diese Zeit zurück. Bei drei WM-Endrunden war ich dabei und habe alle Spiele gemacht. ´66 war ich ein junger Kerl, meine erste internationale Geschichte und wir werden Zweiter. Mexiko war vielleicht die größte WM, nach dem Jahrhundertspiel mit den Italienern werden wir Dritter. Ich war noch nicht zu alt, so dass ich ´74 die Chance hatte, Weltmeister zu werden.

DFB.de: Eine Chance, die Sie und die Mannschaft mit sieben unvergesslichen Spielen nutzten.

Overath: Weltmeister geworden zu sein, ist mit Sicherheit das Wertvollste und Größte in einer Karriere. Der Titel ‚Weltmeister’ zählt ein Leben lang, das kann Dir keiner nehmen, und das vergessen die Menschen auch nicht.

DFB.de: Im Frühjahr 1974 gab es eine Zeit des Zögerns bei Ihnen, Sie überlegten allen Ernstes, Helmut Schön abzusagen. Wie knapp war es?

Overath: Ich laborierte an einem Leistenbruch. Bei der heutigen Bedeutung einer EM würde ich mich nicht operieren lassen. Die Wertigkeit einer EM war weit hinter einer Weltmeisterschaft. Also habe ich zu Helmut Schön gesagt, dass ich mich operieren lasse.

DFB.de: Günter Netzer spielt überragend, Deutschland holt 1972 den Titel. Hat das Ihre Freundschaft zu ihm belastet?

Overath: Nein, überhaupt nicht, Günter und ich waren trotz aller Rivalität gute Freunde. In Mexiko hat er sich riesig mit mir gefreut. Ich weiß noch, wie er nach dem Spiel gegen Uruguay bei mir auf dem Zimmer vorbeigeschaut hatte. Bis zum heutigen Tag pflegen wir beide diese Freundschaft. Auf dem Platz ist eine andere Sache, da ging’s zur Sache. Und es ging um eine Position, um den Spielmacher. Also forderten alle Netzer und das ließ mich nicht kalt. Ich spürte den Druck und wurde immer unsicherer. Techniker sind sensibel, ohne Selbstbewusstsein habe ich damals schlechte Spiele in der Nationalmannschaft und beim 1. FC Köln abgeliefert. Also sagte ich mit damals 74 Länderspielen zu meiner Frau: 'Du, ich sage die WM ab'. Sie hat das gefreut. Aber ein paar Tage später rief Helmut Schön an.

DFB.de: Wie hat er Sie überzeugt, doch nach Malente zu kommen?

Overath: Er hat mir einfach gesagt, um wie viel Uhr ich dort sein soll. Ich sagte ihm also, dass ich ernsthaft überlege, meine Teilnahme an der WM abzusagen. Und er antwortete nur: 'Darüber müssen wir gar nicht diskutieren. Du kommst'. So etwas vergisst man nicht. Am Wochenende trafen die Spieler ein. Montags bin ich zum Training runter gegangen. Das versteht nur jemand, der selbst vor Millionen Zuschauern gespielt und den Druck der Menschen erlebt hat. Auf einen Schlag war alles besser, binnen drei Minuten klappte wieder jede Aktion. Für ein gutes Spiel ist das Selbstvertrauen wichtiger als Kraft und alles andere.

DFB.de: Nach dem 1:0-Sieg gegen Chile kam das Australien-Spiel.

Overath: Der endgültige Durchbruch. Ich habe super gespielt und ein schönes Tor geschossen.

DFB.de: Das dritte Gruppenspiel in Hamburg gegen die DDR folgte.

Overath: Ganz komische Stimmung, die spielten vom Anpfiff weg viel freier, trauten sich viel mehr zu. In der Halbzeit spürte ich eine leichte Muskelzerrung, doch ich blieb drin, auch weil ich hoffte, dass wir das noch packen können. Günter (Netzer, Anm. d. Red.) wurde in der 70. Minute für mich eingewechselt. Über diese 0:1-Niederlage wurde schon viel spekuliert, was sie für den weiteren Verlauf bedeutet hat. Ich bin mir sicher, das wir dadurch als Mannschaft verstanden haben, das wir mehr fighten müssen.

DFB.de: Ist erst mit dem DDR-Spiel und der schmerzhaften Niederlage der Druck von der Mannschaft abgefallen?

Overath: Klar wussten wir, was wir können. Wir waren Europameister. Wir spielten eine WM im eigenen Land. Als es ‚nur’ 3:0 gegen Australien stand, pfiffen die Zuschauer die letzten 20 Minuten. Die Erwartungshaltung war enorm.

DFB.de: Hat sich Helmut Schöns Position im Gesamtgefüge nach dem DDR-Spiel verändert?

Overath: Nein. Helmut Schön wurde lange verkehrt dargestellt. Ein hervorragender Trainer, der einem Bundestrainer folgte, der einen anderen Stil pflegte. Unter Herberger, das war eine ganz eigene Atmosphäre in der Nationalmannschaft. Beim ersten Lehrgang, ich war 18 oder 19 Jahre alt, wir hatten die Klamotten rumliegen, da kam Herberger aufs Zimmer und sagte 'Wenn das in 10 Minuten nicht aufgeräumt ist, könnt ihr nach Hause fahren'. Habe ich nie vergessen. Herberger war ein großer Trainer mit seinem Führungsstil. Helmut Schön hat sich mit den älteren Spielern, etwa mit Franz und mir, immer ausgetauscht. Aber die Entscheidung hat er immer selbst getroffen. Er war clever, hat sich eine Meinung gebildet und dann seine Entscheidung durchgezogen.

DFB.de: Das Achtelfinale – ein 2:0-Sieg über Jugoslawien.

Overath: Über den Kampf haben wir zu unserer Formation und unserem Spiel gefunden und sind zu einer richtigen Mannschaft zusammen gewachsen.

DFB.de: Viertelfinale gegen Schweden, die Wasserschlacht gegen die Polen, das Finale von München gegen die Niederlande – drei Spiele, die auch 40 Jahre danach unvergessen sind.

Overath: In Düsseldorf, nasser Boden, auch die Schweden hatten damals eine gute Mannschaft. Ihr Stürmer Edström war brandgefährlich. Aber wir waren in unserer Entwicklung einen Schritt weiter. Wir haben nicht nur gekämpft, wir haben auch guten Fußball gespielt. In Frankfurt gegen die Polen ging das nicht, dafür sorgten der Regen und der überflutete Platz. Hätte auch anders ausgehen können.

DFB.de: Dachten Sie, dass überhaupt angepfiffen wird?

Overath: Als wir ins Stadien kamen, dachte ich, das Ding wird verschoben.

DFB.de: Wie war denn während des Turniers die Stimmung im Land. Heute kennt man die Bilder von 2006, vom Sommermärchen. Wie war es 1974?

Overath: War eine andere Konstellation. Die Menschen rechneten 1974 mit dem Titel, mindestens mit dem Einzug ins Endspiel. Man kann die Begeisterung ohnehin nicht mit 2006 vergleichen. Der Fußball und das Umfeld haben sich seitdem extrem weiter entwickelt. Die Tage vor München sind mir bis heute präsent. Mir wurde bewusst, dass wir etwas ganz Besonderes geleistet haben, aber auch wie stark der Gegner im Finale sein würde.

DFB.de: Wer weiß, was passiert wäre ohne Ihren langen Ball auf Bernd Hölzenbein.

Overath: Ja, der war wichtig.

DFB.de: Foul?

Overath: Klares Foul.

DFB.de: Wo standen Sie bei Gerd Müllers 2:1?

Overath: In der Nähe des Strafraums. Das sehe ich vor mir, als wäre es gestern gewesen. Rainer Bonhofs Flanke, Gerds Ballannahme, der platzierte Schuss ins lange Eck. Mich ärgert immer, wenn gesagt wird, die Holländer hätten so gedrängt, wir hätten glücklich gewonnen. Wir hatten auch gute Chancen, einige Konter, die wir nicht genutzt haben. Es war jedenfalls nach dem 2:1 keine Abwehrschlacht. Sepp hat großartig gehalten, aber wir hätten auch das dritte Tor machen müssen.

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DFB.de: Freuen Sie sich auf das "Fest der Weltmeister" am 31. Mai in Düsseldorf?

Overath: Immer wieder schön, die alten Kollegen zu sehen, auch die 54er, Horst Eckel und vielleicht kommt ja auch Hans Schäfer. Manchmal übertreibt der DFB mit den Nostalgieveranstaltungen. Wenn man da überall hinläuft…Aber ja, ich freue mich auf Düsseldorf, der Abend wird etwas Besonderes.

DFB.de: Der Ehrgeiz auf dem Fußballplatz hat Sie nie verlassen. Mit Ihnen Fußball zu spielen, muss bis heute ein Erlebnis sein. Wahrheit oder Legende?

Overath: Sie dürfen nicht alles glauben, was Ihnen die Alten so erzählen…(lacht) Wenn ich Fußball spiele, muss es ein Ziel geben. Wir wollen den Gegner schlagen, dafür spiele ich Fußball. Genauso wie im Leben. Das Spiel zeigt, wie der Mensch im Leben ist. Wenn ich alles gebe, kann ich damit leben, das Ziel nicht zu erreichen. Das hat nichts mit überzogenem Ehrgeiz zu tun. So ist mein Charakter. Das hat mich in meinem Leben ganz gut begleitet. Ob ich 30 oder 50 oder 70 bin, ich habe meinen Mitspielern immer gesagt 'Jetzt zählt’s'. Wenn man im Fußball oder im Leben etwas erreichen will, braucht man diesen Willen, diesen Biss. Davon bin ich überzeugt.

Das meinen DFB.de-User:

"Er war wohl der größte Spielmacher, den Deutschland je hatte. Solche Charaktere gibt es heute nicht mehr." (Wolfgang Becker, Nideggen)