Wolfgang Dremmler besucht die JVA Landshut

Etwas außerhalb vom Stadtzentrum, inmitten von Wäldern und Wiesen, liegt die Justizvollzugsanstalt (JVA) Landshut. Die im Jahr 2008 eröffnete Haftanstalt zählt zu den modernsten ihrer Art in Deutschland. Insgesamt bietet die Einrichtung Platz für 515 Inhaftierte in Untersuchungs- und Strafhaft. "Aktuell liegt die Belegungszahl bei 465 Personen im Alter zwischen 16 und 76 Jahren", sagt Marcus Hegele, stellvertretender Anstaltsleiter. In seiner Freizeit ist der Jurist als AH-Spieler und im Vorstand eines nahen Fußballvereins tätig. Klar, dass auch in der Justizvollzugsanstalt der Fußball eine besondere Rolle spielt: "Wir sind stets bemüht, den Inhaftierten eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anzubieten", berichtet Hegele. "Im Jahr 2011 hatten wir erstmals Kontakt zur Sepp-Herberger-Stiftung. Kurz darauf kam es zum ersten Besuch von Wolfgang Dremmler. Der Termin ist noch heute bei allen Beteiligten in bester Erinnerung."

Knapp drei Jahre später kam der 27-fache Nationalspieler und Vize-Weltmeister von 1982 am vergangenen Donnerstag erneut zu Besuch. Als Botschafter der ältesten deutschen Fußball-Stiftung hatte der gebürtige Niedersachse die Schirmherrschaft über das Fußballturnier der JVA übernommen. Fünf Mannschaften mit insgesamt 40 Sportlern nahmen an der Veranstaltung teil. Als Dremmler kurz nach 14.00 Uhr die Sporthalle betritt, ist die Luft stickig. Sechs Stunden sind die Sportler bereits auf Torejagd. Dremmler geht direkt auf die jungen Männer zu. Berührungsängste? "Das gibt es für mich nicht. Jeder hat eine zweite Chance verdient." Der frühere Rechtsverteidiger kämpft um diese Männer, sucht aktiv die Gespräche. Insgesamt 50 verschiedene Nationalitäten haben die Insassen der Haftanstalt. Für den früheren Chefscout und heutigen Nachwuchschef des FC Bayern München kein Problem, fließend wechselt er zwischen den Sprachen hin und her - Deutsch, Englisch, Spanisch.

Engagement für Ex-Profi Breno

Bereits als junger Profi kam Dremmler mit dem Justizvollzug in Berührung. Als 17-jähriger Shootingstar bei Union Salzgitter zeigte ihm sein damaliger Trainer Hannes Wittfoth die Justizvollzugsanstalt in Wolfenbüttel, deren Direktor Wittfoth war. Nach einer Gesprächsrunde mit Gefangenen sagte Wittfoth: "Junge, du kannst das. Das ist wird dir ein Leben lang gut tun."

Dremmler kommt am 12. Juli 1954, acht Tage nach dem "Wunder von Bern", in Salzgitter zur Welt. Zwölf Jahre später verlieren er und seine sechs Geschwister den Vater bei einem Unfall. Dremmler macht seinen Hauptschulabschluss ("Da war ich als Nachkriegskind stolz drauf, viele haben damals gar keinen Abschluss gemacht") und widmet sich dem Sport. Schnell kristallisiert sich das Fußballtalent des jungen Mittelfeldspielers heraus. Über Eintracht Braunschweig kommt er 1979 zum FC Bayern und wird Nationalspieler. In München verantwortet er heute als Abteilungsleiter "Junior Team" den kompletten Nachwuchsbereich des Rekordmeisters. In den letzten Monaten kümmerte er sich dabei nicht nur um den Neubau des Nachwuchsleistungszentrums, sondern insbesondere auch um den früheren Bayern-Profi Breno. "Den habe ich aus Brasilien geholt", sagt Dremmler über den 25-Jährigen, der eine Haftstrafe wegen Brandstiftung verbüßte: "Das ist mein Junge." Als Freigänger half Breno unter der Woche in Dremmlers Sekretariat aus. Mitte Dezember war sein letzter Arbeitstag, die Haftentlassung steht noch vor Weihnachten bevor. Breno reist anschließend mit seiner Frau und den beiden Kindern direkt nach Brasilien aus. "Ich drücke ihm alle Daumen", sagt Dremmler.

Ziel: Erfolgreiche Resozialisierung

Resozialisierung, das ist Dremmlers Thema. "Wir dürfen es nicht nur bei Besuchen in den Haftanstalten belassen", fordert er. "Der Fußball ist eine große Familie, hat viele Möglichkeiten und ein starkes Netzwerk. Worte, die bei Werner Leuermann Gehör finden. Der Obmann der Schiedsrichter-Gruppe Landshut ist ebenfalls zum Fußballturnier in die JVA gekommen. Es ist nicht sein erster Besuch hinter Gittern. Leuermann engagiert sich seit Jahren in der Haftanstalt. Der Pensionär bildet ehrenamtlich Schiedsrichter aus und integriert sie, wenn es der Vollzugsplan zulässt, in den Spielbetrieb. "Die Inhaftierten pfeifen dann am Wochenende in Landshut ihre Spiele. Sie machen ihre Sache mehr als gut und sind mit Leidenschaft dabei", sagt Leuermann. Bei den Vereinen gibt es keine Akzeptanzprobleme. "Niemand weiß, dass der Schiedsrichter aus der JVA kommt. So wollen wir Vorurteilen vorbeugen." Wolfgang Dremmler ist beeindruckt. "Das ist ein großartiges Engagement. Genau der richtige Weg!"

Kurze Zeit später steht das letzte Spiel des Turniers an. Das Team "Arbeiter 1" gegen die "Küche". Die Arbeiter setzen sich durch. Mit einem Torverhältnis von 32:8-Treffern werden sie Turniersieger. Dremmler teilt die Freude der Mannschaft, überreicht DFB-Trikots und Futsal-Bälle. Er verspricht wiederzukommen. Niemand zweifelt daran.

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Etwas außerhalb vom Stadtzentrum, inmitten von Wäldern und Wiesen, liegt die Justizvollzugsanstalt (JVA) Landshut. Die im Jahr 2008 eröffnete Haftanstalt zählt zu den modernsten ihrer Art in Deutschland. Insgesamt bietet die Einrichtung Platz für 515 Inhaftierte in Untersuchungs- und Strafhaft. "Aktuell liegt die Belegungszahl bei 465 Personen im Alter zwischen 16 und 76 Jahren", sagt Marcus Hegele, stellvertretender Anstaltsleiter. In seiner Freizeit ist der Jurist als AH-Spieler und im Vorstand eines nahen Fußballvereins tätig. Klar, dass auch in der Justizvollzugsanstalt der Fußball eine besondere Rolle spielt: "Wir sind stets bemüht, den Inhaftierten eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anzubieten", berichtet Hegele. "Im Jahr 2011 hatten wir erstmals Kontakt zur Sepp-Herberger-Stiftung. Kurz darauf kam es zum ersten Besuch von Wolfgang Dremmler. Der Termin ist noch heute bei allen Beteiligten in bester Erinnerung."

Knapp drei Jahre später kam der 27-fache Nationalspieler und Vize-Weltmeister von 1982 am vergangenen Donnerstag erneut zu Besuch. Als Botschafter der ältesten deutschen Fußball-Stiftung hatte der gebürtige Niedersachse die Schirmherrschaft über das Fußballturnier der JVA übernommen. Fünf Mannschaften mit insgesamt 40 Sportlern nahmen an der Veranstaltung teil. Als Dremmler kurz nach 14.00 Uhr die Sporthalle betritt, ist die Luft stickig. Sechs Stunden sind die Sportler bereits auf Torejagd. Dremmler geht direkt auf die jungen Männer zu. Berührungsängste? "Das gibt es für mich nicht. Jeder hat eine zweite Chance verdient." Der frühere Rechtsverteidiger kämpft um diese Männer, sucht aktiv die Gespräche. Insgesamt 50 verschiedene Nationalitäten haben die Insassen der Haftanstalt. Für den früheren Chefscout und heutigen Nachwuchschef des FC Bayern München kein Problem, fließend wechselt er zwischen den Sprachen hin und her - Deutsch, Englisch, Spanisch.

Engagement für Ex-Profi Breno

Bereits als junger Profi kam Dremmler mit dem Justizvollzug in Berührung. Als 17-jähriger Shootingstar bei Union Salzgitter zeigte ihm sein damaliger Trainer Hannes Wittfoth die Justizvollzugsanstalt in Wolfenbüttel, deren Direktor Wittfoth war. Nach einer Gesprächsrunde mit Gefangenen sagte Wittfoth: "Junge, du kannst das. Das ist wird dir ein Leben lang gut tun."

Dremmler kommt am 12. Juli 1954, acht Tage nach dem "Wunder von Bern", in Salzgitter zur Welt. Zwölf Jahre später verlieren er und seine sechs Geschwister den Vater bei einem Unfall. Dremmler macht seinen Hauptschulabschluss ("Da war ich als Nachkriegskind stolz drauf, viele haben damals gar keinen Abschluss gemacht") und widmet sich dem Sport. Schnell kristallisiert sich das Fußballtalent des jungen Mittelfeldspielers heraus. Über Eintracht Braunschweig kommt er 1979 zum FC Bayern und wird Nationalspieler. In München verantwortet er heute als Abteilungsleiter "Junior Team" den kompletten Nachwuchsbereich des Rekordmeisters. In den letzten Monaten kümmerte er sich dabei nicht nur um den Neubau des Nachwuchsleistungszentrums, sondern insbesondere auch um den früheren Bayern-Profi Breno. "Den habe ich aus Brasilien geholt", sagt Dremmler über den 25-Jährigen, der eine Haftstrafe wegen Brandstiftung verbüßte: "Das ist mein Junge." Als Freigänger half Breno unter der Woche in Dremmlers Sekretariat aus. Mitte Dezember war sein letzter Arbeitstag, die Haftentlassung steht noch vor Weihnachten bevor. Breno reist anschließend mit seiner Frau und den beiden Kindern direkt nach Brasilien aus. "Ich drücke ihm alle Daumen", sagt Dremmler.

Ziel: Erfolgreiche Resozialisierung

Resozialisierung, das ist Dremmlers Thema. "Wir dürfen es nicht nur bei Besuchen in den Haftanstalten belassen", fordert er. "Der Fußball ist eine große Familie, hat viele Möglichkeiten und ein starkes Netzwerk. Worte, die bei Werner Leuermann Gehör finden. Der Obmann der Schiedsrichter-Gruppe Landshut ist ebenfalls zum Fußballturnier in die JVA gekommen. Es ist nicht sein erster Besuch hinter Gittern. Leuermann engagiert sich seit Jahren in der Haftanstalt. Der Pensionär bildet ehrenamtlich Schiedsrichter aus und integriert sie, wenn es der Vollzugsplan zulässt, in den Spielbetrieb. "Die Inhaftierten pfeifen dann am Wochenende in Landshut ihre Spiele. Sie machen ihre Sache mehr als gut und sind mit Leidenschaft dabei", sagt Leuermann. Bei den Vereinen gibt es keine Akzeptanzprobleme. "Niemand weiß, dass der Schiedsrichter aus der JVA kommt. So wollen wir Vorurteilen vorbeugen." Wolfgang Dremmler ist beeindruckt. "Das ist ein großartiges Engagement. Genau der richtige Weg!"

Kurze Zeit später steht das letzte Spiel des Turniers an. Das Team "Arbeiter 1" gegen die "Küche". Die Arbeiter setzen sich durch. Mit einem Torverhältnis von 32:8-Treffern werden sie Turniersieger. Dremmler teilt die Freude der Mannschaft, überreicht DFB-Trikots und Futsal-Bälle. Er verspricht wiederzukommen. Niemand zweifelt daran.