Wochenschau: Werder und das "kleine Wunder"

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

3. Juni

Vor 90 Jahren trifft die Nationalmannschaft in Basel auf die Schweiz. Es wird das Spiel des Karl Hartmann von Union Potsdam, der beim 2:1 beide Tore erzielt – und das im erst zweiten Länderspiel.

Vor 80 Jahren schlägt eine Kombination von Spielern der Frankfurter Eintracht und des FSV den ungarischen Meister Ujpest Budapest mit 7:3! "Wer nicht Augenzeuge dieser erhebenden Begebenheit war, könnte versucht sein, in den mit 3:7 Toren vernichtend abgefertigten Gästen eine von den berüchtigten Ferienmannschaften zu erblicken, wie wir sie früher des öfteren gegen schweres deutsches Geld urteilslos ins Land hereingelassen haben. Dem war nicht so", schreibt der Kicker. August Möbs gelingen vier Tore.

4. Juni

Vor 80 Jahren kommt es in der Glückauf-Kampfbahn zum Treffen zwischen Schalke 04 und dem 1. FC Nürnberg. Es ist nur ein Freundschaftsspiel, die Schalker bereiten sich auf das Meister-Finale vor. Und doch werden 6000 Zuschauer Zeuge einer historischen Partie, denn sie sehen den ersten Schalker Sieg (4:1) überhaupt in diesem Klassiker. Für Schalke treffen Hermann Nattkämper (2), Hans Rosen und Fritz Szepan, Richard Oehm glückt per Elfmeter das Ehrentor. "Nürnberg schoss zwar viele Ecken, aber kein reguläres Tor", schreibt der Kicker.

Vor 75 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft in Paris ihr erstes Spiel bei der WM 1938. Die Deutschen reisen erst am Tag vor dem Spiel aus ihrem Quartier in Duisburg an und nehmen aus Kostengründen nur 15 der 22 Spieler mit, zumal nicht ausgewechselt werden darf. Die Fußball-Woche schreibt: "Es sei uns erlaubt, auszusprechen, dass uns für diese Maßnahme das Verständnis fehlt." Gegen die Schweiz kommt die "großdeutsche Elf" (Herberger muss auf politischen Druck sechs Deutsche und fünf Österreicher aufstellen) nur zu einem 1:1. "120 Minuten nervenaufpeitschender Kampf" überschreibt die Fußball-Woche ihren Bericht; 30.000 Zuschauer sind mehrheitlich gegen die Vertreter Nazi-Deutschlands eingestellt. Die Führung von Jupp Gauchel (29.) gleicht Abegglen noch vor der Pause (43.) aus. In der Folge rettet der Wiener Keeper Raftl das 1:1. In der Verlängerung kommt es zu einer traurigen Premiere. Hans Pesser leistet sich eine Tätlichkeit und geht als erster deutscher Spieler, der bei einer WM vom Feld fliegt, in die Annalen ein. "Dass wir den Kampf nicht gewannen, verdrießt uns weniger als dieser peinliche Abschluss", findet die Fußball-Woche. Da das Turnierreglement keine Gruppenspiele vorsieht und es sich um ein K.o.-Spiel handelt, muss die Partie wiederholt werden.

Vor 30 Jahren wird der letzte Spieltag der Saison 1982/1983 ausgetragen. Der HSV wird im Fernduell mit Werder Bremen zum vierten Mal Deutscher Meister. Den Hamburgern reicht ein 2:1 auf Schalke; dank der besseren Tordifferenz (acht mehr) gegenüber Werder geht die Schale erneut an die Elbe. Die Bremer trösten sich damit, immerhin drei Minuten Erster gewesen sein (49. bis 52.), ehe Wolfgang Rolff das entscheidende 2:1 für den HSV schießt. Noch ein Trost: Rudi Völler erzielt sein 23. Tor und wird Torschützenkönig. Auf dem Rückflug nach Hamburg dreht der Flieger mit der HSV-Mannschaft an Bord auf Wunsch der Aktiven eine Ehrenrunde über dem Weserstadion – als Geste des Respekts. 45 Tore fallen an diesem letzten Spieltag, die meisten in Dortmund. Das 4:6 gegen Gladbach kostet den 4:3 führenden BVB die UEFA-Cup-Teilnahme. Über die freut sich der 1. FC Kaiserslautern trotz der 2:3-Heimpleite gegen den VfB Stuttgart, dessen Fans nach Abpfiff randalieren. Die Abstiegsentscheidung fällt in Köln, wo Hertha BSC schon einen hohen Sieg gebraucht hätte, aber 2:3 unterliegt. Auch der KSC (1:1 gegen Bielefeld) muss runter, woran es nur theoretische Zweifel gegeben hat. Schalke 04 muss in die Relegation gegen Bayer Uerdingen. Mann des Tages ist der Düsseldorfer Atli Edvaldsson, der Eintracht Frankfurt quasi alleine abschießt und alle fünf Tore beim 5:1 erzielt. Der Isländer stürmt damit auf Platz zwei der Torjägerliste. Am selben Tag wird in Ost-Berlin das Pokalfinale der DDR ausgetragen. Der 1. FC Magdeburg setzt sich gegen FC Karl-Marx-Stadt klar mit 4:0 durch, zweimal trifft Joachim Streich.

Vor 25 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft in Bremen ihr letztes Testspiel vor der EM im eigenen Land. Gegen Jugoslawien reicht es dabei nur zu einem 1:1, und der Kicker analysiert: "Kaum 100 Tage vor dem Start gegen Italien weiß der geplagte Teamchef philosophisch nur, dass er immer noch nichts weiß." Nach dem Eigentor von Eike Immel (15.) gleicht Lothar Matthäus in der 66. Minute aus, aber von EM-Euphorie ist nichts zuspüren. Auch nicht auf den Rängen, nur 13.000 finden den Weg ins Weserstadion und produzieren ein Pfeifkonzert. Matthäus: "An Pfiffe sind wir doch gewöhnt. Wir werden einfach zu kritisch beäugt."

5. Juni

Vor 40 Jahren trennen sich der 1. FC Kaiserslautern und Trainer Dietrich Weise einen Spieltag vor Saisonende. Der Grund ist ausnehmend kurios: Der FCK-Vorstand hat ihm verboten, den bereits an Düsseldorf verkauften Stürmer Wolfgang Seel einzusetzen, was die Fortuna zur Bedingung gemacht hat. Nicht dass sich der Neue noch verletze. Weise lässt sich das nicht bieten und tritt auf der Busfahrt vor einem Freundschaftsspiel zurück; auch im Wissen darum, dass er 1973/1974 ohnehin bei Eintracht Frankfurt antritt.

Vor 25 Jahren ist auch nach dem zweiten Relegationsspiel keine Entscheidung gefallen. Waldhof Mannheim führt in Ludwigshafen gegen Darmstadt 98 in der 87. Minute 2:0, da erzwingt ein Treffer von Uwe Kuhl ein drittes Spiel.

Vor 20 Jahren endet die Bundesligasaison 1992/1993. Werder Bremen wird nach einem 3:0 in Stuttgart zum dritten Mal Deutscher Meister. Joker Bernd Hobsch erzielt zwei Tore, Thomas Wolter das dritte. Trainer Otto Rehhagel sagt: "Diese Meisterschaft ist für mich viel wertvoller als die von 1988. Wenn ich sage, es ist ein kleines Wunder geschehen, dann ist das nicht zu hoch gegriffen." Auf Kosten der Bayern, die an 32 Spieltagen Erster gewesen sind. Auf Schalke (3:3) vergeben sie ihre Titelchance. Lothar Matthäus differenziert: "Es ist eine Enttäuschung, aber kein Unglück." Auch beim VfL Bochum trägt man das Los, erstmals abgestiegen zu sein, mit Fassung. Die Fans feiern die Spieler und Trainer Jürgen Gelsdorf nach dem 3:1 gegen Wattenscheid 09. Noch mehr Grund zum Feiern hat aber der 1. FC Nürnberg, der sich durch ein 4:1 gegen Absteiger 1. FC Saarbrücken rettet. Die Torjägerkanone wird zum vierten Mal an zwei Spieler vergeben: Frankfurts Tony Yeboah erzielt in Hamburg (2:1) sein 21. Tor, Leverkusens Ulf Kirsten beim 4:0 gegen Gladbach auch.

6. Juni

Vor 40 Jahren wird erstmals in Deutschland der Ligapokal vergeben. Im Finale treffen der HSV und Borussias Mönchengladbach aufeinander. Die Hamburger gewinnen vor eigenem Publikum (30.000) überraschend klar mit 4:0. Trainer Kuno Klötzer fürchtet, dass die Erwartungen ins Unermessliche wachsen: "Das Publikum wird den HSV an der Leistung gegen Gladbach messen. Das wäre aber unfair, denn eine Sternstunde darf man nicht zum Maßstab machen." Am selben Tag gewinnt die DDR-Auswahl gegen Finnland in Tampere mit 5:1. Torschützen in diesem WM-Qualifikationsspiel sind Joachim Streich (2), Peter Ducke, Hans-Jürgen Kreische und Wolfram Löwe.

Vor 20 Jahren steigt der VfB Leipzig in die Bundesliga auf. Die Sachsen gewinnen vor 38.000 Zuschauern gegen Mainz 05 mit 2:0, aber erst nachdem ein gewisser Jürgen Klopp wegen Schiedsrichter-Beleidigung vom Platz geflogen ist. Trainer Jürgen Sundermann wechselt dennoch zu Waldhof Mannheim, das beim 3:4 in Wuppertal seine Aufstiegschance einbüßt.

7. Juni

Vor 60 Jahren wird die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft fortgesetzt. Nur noch eine der vier Partien ist von Bedeutung, denn in ihr wird der Finalgegner von Kaiserslautern ermittelt. Es wird der VfB Stuttgart, der den Heimvorteil gegen Borussia Dortmund nutzt und vor 63.000 im Neckarstadion 2:1 gewinnt. Die Tore fallen in den letzten 20 Minuten: 1:0 Erwin Waldner (70.), 2:0 Otto Baitinger (78.), 2:1 Hans Flügel (80.). Es ist der erste VfB-Sieg gegen den BVB nach dem Krieg, nun fährt er nach Berlin. Gegner 1. FC Kaiserslautern lässt sich auch im letzten Gruppenspiel nicht hängen und gewinnt bei Holstein Kiel mit 4:2, Fritz Walter überzeugt erneut als Dirigent und schießt auch ein Tor. Der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt haben keine Ambitionen mehr, folgerichtig trennt man sich 0:0. Der HSV kommt wenigstens noch zum ersten Sieg und fertigt Schlusslicht Union Berlin 3:1 ab, vor nur noch 8000 Neugierigen.

Vor 30 Jahren trifft die Nationalmannschaft auf Jugoslawien. Das Spiel findet in Luxemburg statt, dessen Verband 75-jähriges Bestehen feiert. Die Partie beginnt mit dreißigminütiger Verspätung, weil die Luxemburger eine veraltete jugoslawische Hymne spielen, weshalb die Elf nicht antreten will. Erst muss die richtige Platte geholt werden. Auf dem Platz macht die deutsche Elf die Musik. Der Bremer Norbert Meier überragt und schießt zwei herrliche Tore (13., 20.), nach Jesic’ 2:1 (62.) gelingt auch Berns Schuster ein Traumtor (79.). Auf das 3:2 im Gegenzug gegen Debütant Uli Stein vom HSV antwortet Karl-Heinz Rummenigge auf Vorlage des zweiten Debütanten, dem Leverkusener Herbert Waas. "Am Ende der Saison ein überwiegend erfreuliches Bild, das unsere Nationalmannschaft zeichnet", bilanziert der Kicker und titelt: "Jetzt ist Schuster der Chef!"

Vor 20 Jahren entlässt der 1. FC Kaiserslautern zwei Tage nach Saisonende überraschend Trainer Rainer Zobel. In seiner Presseerklärung gibt der FCK zu, die "Reaktionen aus dem Umfeld" hätten dazu beigetragen. Die Zuschauer haben beim letzten Heimspiel ihren Unmut über das Verpassen des UEFA-Pokals kundgetan.

Vor zehn Jahren trifft die Nationalmannschaft im vierten EM-Qualifikationsspiel auf die von Berti Vogts betreute Auswahl von Schottland. Nach einem hart umkämpften Spiel auf mäßigem Niveau trennt man sich 1:1, das deutsche Tor erzielt Jubilar Fredi Bobic in seinem 25. Länderspiel (22. Minute). Nach 69 Minuten gleichen die Schotten durch Miller aus, Christian Wörns und Michael Ballack vergeben noch zwei Siegchancen. Oliver Kahn sagt kritisch: "Wenn wir so spielen wie in Glasgow, werden wir gegen die Färöer unser blaues Wunder erleben."

8. Juni

Vor 100 Jahren wird in Berlin das Deutsche Stadion eröffnet. In der Hoffnung, die beim IOC beantragte Ausrichtung der Olympischen Spiele 1916 zu erhalten, entsteht im Grunewald das erste Olympiastadion auf deutschem Boden. Man nennt es nur nicht so. Zur Einweihung erscheint Kaiser Wilhelm II höchstselbst als ranghöchster von 27.000 Zuschauern. Fußball wird auch gespielt, Süddeutschland schlägt Berlin-Brandenburg im Finale um den Kronprinzen-Pokal mit 6:5. Der erste Weltkrieg (1914 bis 1918) verhindert bekanntlich die Austragung der Spiele 1916, aber 1936 bekommt Berlin doch noch sein Olympia – an selber Stätte, in einem allerdings weit größeren Stadion. Doch jene Arena, in der heute alljährlich das DFB-Pokalfinale ausgetragen wird, hat ihren Ursprung im Deutschen Stadion, das vor 100 Jahren eröffnet worden ist.

Vor 50 Jahren wird der 4. Spieltag der Meisterschaftsendrunde ausgetragen. In Gruppe 1 feiern die Favoriten synchron ein Schützenfest: der 1. FC Köln verteidigt mit einem 5:1 gegen Hertha BSC die Spitze, Verfolger Nürnberg kommt gegen Kaiserslautern zum gleichen Erfolgserlebnis. Dabei führen die Pfälzer noch bis zur Halbzeit, aber dann erweist sich der fränkische Pausentee als eindeutig stärker. Tasso Wild (2), Max Morlock, Kurt Dachlauer und Stefan Reisch bringen den Valznerweiher zum Kochen. In Gruppe 2 können noch alle Mannschaften das Finale erreichen, auch wenn der HSV nach dem unglücklichen 0:1 gegen den BVB ein kleines Wunder benötigt. 58.000 sehen im Volkspark-Stadion einen glücklichen BVB-Sieg, den der Treffer von Jürgen Schütz und die Glanzparaden von Bernhard Wessel sichern. "So viel Pech gibt es nicht ein zweites Mal", klagt Uwe Seeler. Borussia bleibt Erster, punktgleich vor der Überraschungs-Elf Borussia Neunkirchen, die 1860 München 2:1 schlägt. Borussia-Trainer Hans Pilz erklärt den Erfolg: "Keine Mannschaft hat sich gewissenhafter vorbereitet als wir. Jeder Einzelne hat von sich aus spartanisch gelebt."

9. Juni

Vor 75 Jahren endet der deutsche Traum von der Weltmeisterschaft bereits im Achtelfinale. Im Wiederholungsspiel unterliegt die DFB-Auswahl der Schweiz in Paris trotz 2:0-Führung mit 2:4. An einem Donnerstag ist der Prinzenpark nicht ausverkauft, nur 20.000 sehen die schwärzeste Stunde des Reichstrainers Sepp Herberger, der erneut nicht aufstellen kann, wen er will, sondern wen er muss. Zunächst hat es keine Auswirkungen, Wilhelm Hahnemann von Admira Wien und ein Eigentor von Lörtscher stellen nach 20 Minuten eine beruhigende Führung her. Die deutschen Tore wurden laut Fußball-Woche vom feindseligen Publikum "so aufgenommen, als wenn jeder der Zuschauer mit eingebauter Kältemaschine ausgestattet sei." Danach können sie viermal umso heftiger jubeln – über Schweizer Tore. Der Einbruch der Deutschen wird in der Heimatpresse der vergifteten Atmosphäre geschuldet. Die Fußball Woche analysiert: "Eingeschüchtert durch skandalöses Verhalten des 'neutralen' Publikums, wagt unsere Mannschaft nichts mehr, lässt sich im Endspurt den Sieg und die Teilnahmeberechtigung rauben." Sepp Herberger aber kennt die plausibleren Gründe: "Aus zwei guten mach eine bessere! Oh heilige Einfalt", kritisiert er die Zwangsvereinigung der unterschiedlichen Spielertypen und Spielsysteme.

Vor 50 Jahren findet ein DFB-Pokalspiel statt. Weil es nach 120 Minuten zwischen Hessen Kassel und Wuppertal 2:2 steht, entscheidet, wie damals üblich, das Los – für Gastgeber KSV. Das Los wird aus einer Polizeimütze gezogen. Am selben Tag tritt der große Pelé in Stuttgart auf. Sein FC Santos schlägt den VfB vor 55.000 mit 3:1, Pelé verwandelt einen Elfmeter. Wegen der rauen Gangart verabschieden die Zuschauer den zunächst freundlich begrüßten Weltpokalsieger aber mit bösen Pfiffen.

Vor 40 Jahren findet der 34. Bundesliga-Spieltag statt. Der zweite Absteiger nach Oberhausen ist überraschend Eintracht Braunschweig, die zu Hause Nerven zeigt und Fortuna Düsseldorf 1:2 unterliegt. Hannover 96 rettet sich dank eines 4:0 in Wuppertal. Eintracht-Trainer Otto Knefler spricht entsetzt von der "schwärzesten Stunde meiner Laufbahn". Die Zahl der ewigen Bundesligisten, die seit 1963 dabei sind, reduziert sich somit auf acht Klubs. Meister Bayern gibt im letzten Heimspiel doch noch einen Punkt ab, Vizemeister 1. FC Köln führt sogar bis zur 80. Minute, ehe Uli Hoeneß ausgleicht. Gerd Müller geht leer aus, beendet die Saison aber erneut als Torschützenkönig – mit 36 Treffern. Die Saison 1972/1973 ist nach zehn Jahren die torreichste, geht aber auch als die mit den wenigsten Zuschauern in 50 Jahren in die Annalen ein. Bezeichnend die Kulisse beim 2:1-Heimsieg von Absteiger RW Oberhausen gegen Offenbach: 800 Zuschauer erinnern an einen Landesliga-Kick. Schalke 04 feiert dagegen trotz Skandal-Sorgen vor ausverkauftem Haus gegen den HSV (2:0) die Rettung.

Vor 25 Jahren fällt endlich die Entscheidung in der Relegation. Auch das dritte Spiel wird zum Drama. Nach zwei Stunden steht es in Saarbrücken zwischen Waldhof Mannheim und Darmstadt 98 nur 0:0, es kommt zum Elfmeterschießen. Erst der 14. Elfmeter bringt die Entscheidung, Waldhof bleibt in der Bundesliga und feiert Torwart Uwe Zimmermann, der zwei Bälle pariert. Einen davon gegen die tragische Figur im Ludwigspark – Karl-Heinz Emig. Der Ex-Mannheimer im SV-Trikot hat beim Stand von 2:2 die Bundesliga auf dem Fuß.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

3. Juni

Vor 90 Jahren trifft die Nationalmannschaft in Basel auf die Schweiz. Es wird das Spiel des Karl Hartmann von Union Potsdam, der beim 2:1 beide Tore erzielt – und das im erst zweiten Länderspiel.

Vor 80 Jahren schlägt eine Kombination von Spielern der Frankfurter Eintracht und des FSV den ungarischen Meister Ujpest Budapest mit 7:3! "Wer nicht Augenzeuge dieser erhebenden Begebenheit war, könnte versucht sein, in den mit 3:7 Toren vernichtend abgefertigten Gästen eine von den berüchtigten Ferienmannschaften zu erblicken, wie wir sie früher des öfteren gegen schweres deutsches Geld urteilslos ins Land hereingelassen haben. Dem war nicht so", schreibt der Kicker. August Möbs gelingen vier Tore.

4. Juni

Vor 80 Jahren kommt es in der Glückauf-Kampfbahn zum Treffen zwischen Schalke 04 und dem 1. FC Nürnberg. Es ist nur ein Freundschaftsspiel, die Schalker bereiten sich auf das Meister-Finale vor. Und doch werden 6000 Zuschauer Zeuge einer historischen Partie, denn sie sehen den ersten Schalker Sieg (4:1) überhaupt in diesem Klassiker. Für Schalke treffen Hermann Nattkämper (2), Hans Rosen und Fritz Szepan, Richard Oehm glückt per Elfmeter das Ehrentor. "Nürnberg schoss zwar viele Ecken, aber kein reguläres Tor", schreibt der Kicker.

Vor 75 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft in Paris ihr erstes Spiel bei der WM 1938. Die Deutschen reisen erst am Tag vor dem Spiel aus ihrem Quartier in Duisburg an und nehmen aus Kostengründen nur 15 der 22 Spieler mit, zumal nicht ausgewechselt werden darf. Die Fußball-Woche schreibt: "Es sei uns erlaubt, auszusprechen, dass uns für diese Maßnahme das Verständnis fehlt." Gegen die Schweiz kommt die "großdeutsche Elf" (Herberger muss auf politischen Druck sechs Deutsche und fünf Österreicher aufstellen) nur zu einem 1:1. "120 Minuten nervenaufpeitschender Kampf" überschreibt die Fußball-Woche ihren Bericht; 30.000 Zuschauer sind mehrheitlich gegen die Vertreter Nazi-Deutschlands eingestellt. Die Führung von Jupp Gauchel (29.) gleicht Abegglen noch vor der Pause (43.) aus. In der Folge rettet der Wiener Keeper Raftl das 1:1. In der Verlängerung kommt es zu einer traurigen Premiere. Hans Pesser leistet sich eine Tätlichkeit und geht als erster deutscher Spieler, der bei einer WM vom Feld fliegt, in die Annalen ein. "Dass wir den Kampf nicht gewannen, verdrießt uns weniger als dieser peinliche Abschluss", findet die Fußball-Woche. Da das Turnierreglement keine Gruppenspiele vorsieht und es sich um ein K.o.-Spiel handelt, muss die Partie wiederholt werden.

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Vor 30 Jahren wird der letzte Spieltag der Saison 1982/1983 ausgetragen. Der HSV wird im Fernduell mit Werder Bremen zum vierten Mal Deutscher Meister. Den Hamburgern reicht ein 2:1 auf Schalke; dank der besseren Tordifferenz (acht mehr) gegenüber Werder geht die Schale erneut an die Elbe. Die Bremer trösten sich damit, immerhin drei Minuten Erster gewesen sein (49. bis 52.), ehe Wolfgang Rolff das entscheidende 2:1 für den HSV schießt. Noch ein Trost: Rudi Völler erzielt sein 23. Tor und wird Torschützenkönig. Auf dem Rückflug nach Hamburg dreht der Flieger mit der HSV-Mannschaft an Bord auf Wunsch der Aktiven eine Ehrenrunde über dem Weserstadion – als Geste des Respekts. 45 Tore fallen an diesem letzten Spieltag, die meisten in Dortmund. Das 4:6 gegen Gladbach kostet den 4:3 führenden BVB die UEFA-Cup-Teilnahme. Über die freut sich der 1. FC Kaiserslautern trotz der 2:3-Heimpleite gegen den VfB Stuttgart, dessen Fans nach Abpfiff randalieren. Die Abstiegsentscheidung fällt in Köln, wo Hertha BSC schon einen hohen Sieg gebraucht hätte, aber 2:3 unterliegt. Auch der KSC (1:1 gegen Bielefeld) muss runter, woran es nur theoretische Zweifel gegeben hat. Schalke 04 muss in die Relegation gegen Bayer Uerdingen. Mann des Tages ist der Düsseldorfer Atli Edvaldsson, der Eintracht Frankfurt quasi alleine abschießt und alle fünf Tore beim 5:1 erzielt. Der Isländer stürmt damit auf Platz zwei der Torjägerliste. Am selben Tag wird in Ost-Berlin das Pokalfinale der DDR ausgetragen. Der 1. FC Magdeburg setzt sich gegen FC Karl-Marx-Stadt klar mit 4:0 durch, zweimal trifft Joachim Streich.

Vor 25 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft in Bremen ihr letztes Testspiel vor der EM im eigenen Land. Gegen Jugoslawien reicht es dabei nur zu einem 1:1, und der Kicker analysiert: "Kaum 100 Tage vor dem Start gegen Italien weiß der geplagte Teamchef philosophisch nur, dass er immer noch nichts weiß." Nach dem Eigentor von Eike Immel (15.) gleicht Lothar Matthäus in der 66. Minute aus, aber von EM-Euphorie ist nichts zuspüren. Auch nicht auf den Rängen, nur 13.000 finden den Weg ins Weserstadion und produzieren ein Pfeifkonzert. Matthäus: "An Pfiffe sind wir doch gewöhnt. Wir werden einfach zu kritisch beäugt."

5. Juni

Vor 40 Jahren trennen sich der 1. FC Kaiserslautern und Trainer Dietrich Weise einen Spieltag vor Saisonende. Der Grund ist ausnehmend kurios: Der FCK-Vorstand hat ihm verboten, den bereits an Düsseldorf verkauften Stürmer Wolfgang Seel einzusetzen, was die Fortuna zur Bedingung gemacht hat. Nicht dass sich der Neue noch verletze. Weise lässt sich das nicht bieten und tritt auf der Busfahrt vor einem Freundschaftsspiel zurück; auch im Wissen darum, dass er 1973/1974 ohnehin bei Eintracht Frankfurt antritt.

Vor 25 Jahren ist auch nach dem zweiten Relegationsspiel keine Entscheidung gefallen. Waldhof Mannheim führt in Ludwigshafen gegen Darmstadt 98 in der 87. Minute 2:0, da erzwingt ein Treffer von Uwe Kuhl ein drittes Spiel.

Vor 20 Jahren endet die Bundesligasaison 1992/1993. Werder Bremen wird nach einem 3:0 in Stuttgart zum dritten Mal Deutscher Meister. Joker Bernd Hobsch erzielt zwei Tore, Thomas Wolter das dritte. Trainer Otto Rehhagel sagt: "Diese Meisterschaft ist für mich viel wertvoller als die von 1988. Wenn ich sage, es ist ein kleines Wunder geschehen, dann ist das nicht zu hoch gegriffen." Auf Kosten der Bayern, die an 32 Spieltagen Erster gewesen sind. Auf Schalke (3:3) vergeben sie ihre Titelchance. Lothar Matthäus differenziert: "Es ist eine Enttäuschung, aber kein Unglück." Auch beim VfL Bochum trägt man das Los, erstmals abgestiegen zu sein, mit Fassung. Die Fans feiern die Spieler und Trainer Jürgen Gelsdorf nach dem 3:1 gegen Wattenscheid 09. Noch mehr Grund zum Feiern hat aber der 1. FC Nürnberg, der sich durch ein 4:1 gegen Absteiger 1. FC Saarbrücken rettet. Die Torjägerkanone wird zum vierten Mal an zwei Spieler vergeben: Frankfurts Tony Yeboah erzielt in Hamburg (2:1) sein 21. Tor, Leverkusens Ulf Kirsten beim 4:0 gegen Gladbach auch.

6. Juni

Vor 40 Jahren wird erstmals in Deutschland der Ligapokal vergeben. Im Finale treffen der HSV und Borussias Mönchengladbach aufeinander. Die Hamburger gewinnen vor eigenem Publikum (30.000) überraschend klar mit 4:0. Trainer Kuno Klötzer fürchtet, dass die Erwartungen ins Unermessliche wachsen: "Das Publikum wird den HSV an der Leistung gegen Gladbach messen. Das wäre aber unfair, denn eine Sternstunde darf man nicht zum Maßstab machen." Am selben Tag gewinnt die DDR-Auswahl gegen Finnland in Tampere mit 5:1. Torschützen in diesem WM-Qualifikationsspiel sind Joachim Streich (2), Peter Ducke, Hans-Jürgen Kreische und Wolfram Löwe.

Vor 20 Jahren steigt der VfB Leipzig in die Bundesliga auf. Die Sachsen gewinnen vor 38.000 Zuschauern gegen Mainz 05 mit 2:0, aber erst nachdem ein gewisser Jürgen Klopp wegen Schiedsrichter-Beleidigung vom Platz geflogen ist. Trainer Jürgen Sundermann wechselt dennoch zu Waldhof Mannheim, das beim 3:4 in Wuppertal seine Aufstiegschance einbüßt.

7. Juni

Vor 60 Jahren wird die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft fortgesetzt. Nur noch eine der vier Partien ist von Bedeutung, denn in ihr wird der Finalgegner von Kaiserslautern ermittelt. Es wird der VfB Stuttgart, der den Heimvorteil gegen Borussia Dortmund nutzt und vor 63.000 im Neckarstadion 2:1 gewinnt. Die Tore fallen in den letzten 20 Minuten: 1:0 Erwin Waldner (70.), 2:0 Otto Baitinger (78.), 2:1 Hans Flügel (80.). Es ist der erste VfB-Sieg gegen den BVB nach dem Krieg, nun fährt er nach Berlin. Gegner 1. FC Kaiserslautern lässt sich auch im letzten Gruppenspiel nicht hängen und gewinnt bei Holstein Kiel mit 4:2, Fritz Walter überzeugt erneut als Dirigent und schießt auch ein Tor. Der 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt haben keine Ambitionen mehr, folgerichtig trennt man sich 0:0. Der HSV kommt wenigstens noch zum ersten Sieg und fertigt Schlusslicht Union Berlin 3:1 ab, vor nur noch 8000 Neugierigen.

Vor 30 Jahren trifft die Nationalmannschaft auf Jugoslawien. Das Spiel findet in Luxemburg statt, dessen Verband 75-jähriges Bestehen feiert. Die Partie beginnt mit dreißigminütiger Verspätung, weil die Luxemburger eine veraltete jugoslawische Hymne spielen, weshalb die Elf nicht antreten will. Erst muss die richtige Platte geholt werden. Auf dem Platz macht die deutsche Elf die Musik. Der Bremer Norbert Meier überragt und schießt zwei herrliche Tore (13., 20.), nach Jesic’ 2:1 (62.) gelingt auch Berns Schuster ein Traumtor (79.). Auf das 3:2 im Gegenzug gegen Debütant Uli Stein vom HSV antwortet Karl-Heinz Rummenigge auf Vorlage des zweiten Debütanten, dem Leverkusener Herbert Waas. "Am Ende der Saison ein überwiegend erfreuliches Bild, das unsere Nationalmannschaft zeichnet", bilanziert der Kicker und titelt: "Jetzt ist Schuster der Chef!"

Vor 20 Jahren entlässt der 1. FC Kaiserslautern zwei Tage nach Saisonende überraschend Trainer Rainer Zobel. In seiner Presseerklärung gibt der FCK zu, die "Reaktionen aus dem Umfeld" hätten dazu beigetragen. Die Zuschauer haben beim letzten Heimspiel ihren Unmut über das Verpassen des UEFA-Pokals kundgetan.

Vor zehn Jahren trifft die Nationalmannschaft im vierten EM-Qualifikationsspiel auf die von Berti Vogts betreute Auswahl von Schottland. Nach einem hart umkämpften Spiel auf mäßigem Niveau trennt man sich 1:1, das deutsche Tor erzielt Jubilar Fredi Bobic in seinem 25. Länderspiel (22. Minute). Nach 69 Minuten gleichen die Schotten durch Miller aus, Christian Wörns und Michael Ballack vergeben noch zwei Siegchancen. Oliver Kahn sagt kritisch: "Wenn wir so spielen wie in Glasgow, werden wir gegen die Färöer unser blaues Wunder erleben."

8. Juni

Vor 100 Jahren wird in Berlin das Deutsche Stadion eröffnet. In der Hoffnung, die beim IOC beantragte Ausrichtung der Olympischen Spiele 1916 zu erhalten, entsteht im Grunewald das erste Olympiastadion auf deutschem Boden. Man nennt es nur nicht so. Zur Einweihung erscheint Kaiser Wilhelm II höchstselbst als ranghöchster von 27.000 Zuschauern. Fußball wird auch gespielt, Süddeutschland schlägt Berlin-Brandenburg im Finale um den Kronprinzen-Pokal mit 6:5. Der erste Weltkrieg (1914 bis 1918) verhindert bekanntlich die Austragung der Spiele 1916, aber 1936 bekommt Berlin doch noch sein Olympia – an selber Stätte, in einem allerdings weit größeren Stadion. Doch jene Arena, in der heute alljährlich das DFB-Pokalfinale ausgetragen wird, hat ihren Ursprung im Deutschen Stadion, das vor 100 Jahren eröffnet worden ist.

Vor 50 Jahren wird der 4. Spieltag der Meisterschaftsendrunde ausgetragen. In Gruppe 1 feiern die Favoriten synchron ein Schützenfest: der 1. FC Köln verteidigt mit einem 5:1 gegen Hertha BSC die Spitze, Verfolger Nürnberg kommt gegen Kaiserslautern zum gleichen Erfolgserlebnis. Dabei führen die Pfälzer noch bis zur Halbzeit, aber dann erweist sich der fränkische Pausentee als eindeutig stärker. Tasso Wild (2), Max Morlock, Kurt Dachlauer und Stefan Reisch bringen den Valznerweiher zum Kochen. In Gruppe 2 können noch alle Mannschaften das Finale erreichen, auch wenn der HSV nach dem unglücklichen 0:1 gegen den BVB ein kleines Wunder benötigt. 58.000 sehen im Volkspark-Stadion einen glücklichen BVB-Sieg, den der Treffer von Jürgen Schütz und die Glanzparaden von Bernhard Wessel sichern. "So viel Pech gibt es nicht ein zweites Mal", klagt Uwe Seeler. Borussia bleibt Erster, punktgleich vor der Überraschungs-Elf Borussia Neunkirchen, die 1860 München 2:1 schlägt. Borussia-Trainer Hans Pilz erklärt den Erfolg: "Keine Mannschaft hat sich gewissenhafter vorbereitet als wir. Jeder Einzelne hat von sich aus spartanisch gelebt."

9. Juni

Vor 75 Jahren endet der deutsche Traum von der Weltmeisterschaft bereits im Achtelfinale. Im Wiederholungsspiel unterliegt die DFB-Auswahl der Schweiz in Paris trotz 2:0-Führung mit 2:4. An einem Donnerstag ist der Prinzenpark nicht ausverkauft, nur 20.000 sehen die schwärzeste Stunde des Reichstrainers Sepp Herberger, der erneut nicht aufstellen kann, wen er will, sondern wen er muss. Zunächst hat es keine Auswirkungen, Wilhelm Hahnemann von Admira Wien und ein Eigentor von Lörtscher stellen nach 20 Minuten eine beruhigende Führung her. Die deutschen Tore wurden laut Fußball-Woche vom feindseligen Publikum "so aufgenommen, als wenn jeder der Zuschauer mit eingebauter Kältemaschine ausgestattet sei." Danach können sie viermal umso heftiger jubeln – über Schweizer Tore. Der Einbruch der Deutschen wird in der Heimatpresse der vergifteten Atmosphäre geschuldet. Die Fußball Woche analysiert: "Eingeschüchtert durch skandalöses Verhalten des 'neutralen' Publikums, wagt unsere Mannschaft nichts mehr, lässt sich im Endspurt den Sieg und die Teilnahmeberechtigung rauben." Sepp Herberger aber kennt die plausibleren Gründe: "Aus zwei guten mach eine bessere! Oh heilige Einfalt", kritisiert er die Zwangsvereinigung der unterschiedlichen Spielertypen und Spielsysteme.

Vor 50 Jahren findet ein DFB-Pokalspiel statt. Weil es nach 120 Minuten zwischen Hessen Kassel und Wuppertal 2:2 steht, entscheidet, wie damals üblich, das Los – für Gastgeber KSV. Das Los wird aus einer Polizeimütze gezogen. Am selben Tag tritt der große Pelé in Stuttgart auf. Sein FC Santos schlägt den VfB vor 55.000 mit 3:1, Pelé verwandelt einen Elfmeter. Wegen der rauen Gangart verabschieden die Zuschauer den zunächst freundlich begrüßten Weltpokalsieger aber mit bösen Pfiffen.

Vor 40 Jahren findet der 34. Bundesliga-Spieltag statt. Der zweite Absteiger nach Oberhausen ist überraschend Eintracht Braunschweig, die zu Hause Nerven zeigt und Fortuna Düsseldorf 1:2 unterliegt. Hannover 96 rettet sich dank eines 4:0 in Wuppertal. Eintracht-Trainer Otto Knefler spricht entsetzt von der "schwärzesten Stunde meiner Laufbahn". Die Zahl der ewigen Bundesligisten, die seit 1963 dabei sind, reduziert sich somit auf acht Klubs. Meister Bayern gibt im letzten Heimspiel doch noch einen Punkt ab, Vizemeister 1. FC Köln führt sogar bis zur 80. Minute, ehe Uli Hoeneß ausgleicht. Gerd Müller geht leer aus, beendet die Saison aber erneut als Torschützenkönig – mit 36 Treffern. Die Saison 1972/1973 ist nach zehn Jahren die torreichste, geht aber auch als die mit den wenigsten Zuschauern in 50 Jahren in die Annalen ein. Bezeichnend die Kulisse beim 2:1-Heimsieg von Absteiger RW Oberhausen gegen Offenbach: 800 Zuschauer erinnern an einen Landesliga-Kick. Schalke 04 feiert dagegen trotz Skandal-Sorgen vor ausverkauftem Haus gegen den HSV (2:0) die Rettung.

Vor 25 Jahren fällt endlich die Entscheidung in der Relegation. Auch das dritte Spiel wird zum Drama. Nach zwei Stunden steht es in Saarbrücken zwischen Waldhof Mannheim und Darmstadt 98 nur 0:0, es kommt zum Elfmeterschießen. Erst der 14. Elfmeter bringt die Entscheidung, Waldhof bleibt in der Bundesliga und feiert Torwart Uwe Zimmermann, der zwei Bälle pariert. Einen davon gegen die tragische Figur im Ludwigspark – Karl-Heinz Emig. Der Ex-Mannheimer im SV-Trikot hat beim Stand von 2:2 die Bundesliga auf dem Fuß.