Wochenschau: Vor 50 Jahren - Köln wird erster Bundesliga-Meister

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

14. April

Vor 30 Jahren wird der 28. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Im Spitzenquartett ändert sich die Konstellation, nur Tabellenführer FC Bayern behält seine Position. Aber auch die Münchner müssen bangen, liegen bei Schlusslicht 1. FC Nürnberg schon 0:2 zurück und kommen erst in den letzten sechs Minuten zu den Sieg-Toren (2:4). Joker Reinhold Mathy verhindert mit einem Doppelschlag die Blamage vor 40.000 Augenpaaren. Meister HSV schlägt im Verfolger-Duell Borussia Mönchengladbach mit 2:1, auch er hat einen Joker, der sticht: Dieter "Schatzschneider kann’s noch", titelt der "Kicker". Auf Platz zwei steht der VfB Stuttgart, der am Vortag Fortuna Düsseldorf 6:0 abgefertigt hat. Im Tabellenkeller verlieren die drei Letzten, auch für Offenbach ist der Zug nach dem 1:3 in Bielefeld fast abgefahren. Eintracht Frankfurt bleibt nach dem 0:2 gegen Köln auf dem Relegations-Platz, die Gäste feiern Doppeltorschütze Klaus Allofs und Torwart Toni Schumacher. "Um ein Tor zu schießen, hätten wir den Toni heute mit dem Ball durchs Netz jagen müssen", sagt Eintracht-Legende Karl-Heinz Körbel.

Vor 20 Jahren steigt am Betzenberg das vorgezogene Spitzenspiel der Bundesliga. Der 1. FC Kaiserslautern schlägt die Bayern an einem Donnerstagabend mit 4:0 und macht die Meisterschaft wieder spannend. Die Tore fallen nach der Pause, der überragende Pavel Kuka trifft doppelt. "Deutscher Meister wird nur der FCK!", singen die euphorischen Fans und auch Trainer Friedel Rausch steht noch unter Adrenalin, als er sagt: "Ich hoffe, dass durch das 0:4 bei Bayern Unruhe reinkommt, der Franz Theater macht, ein paar rausschmeißt und wir davon profitieren." Das Gegenteil ist der Fall, Trainer Franz Beckenbauer gibt seinen Spielern einen Tag frei, freilich nicht ohne einen Seitenhieb: "Jeder soll machen, was er will. Also so wie sie gespielt haben!"

15. April

Vor 80 Jahren wird die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft fortgesetzt. In Gruppe A feiert Viktoria Berlin ihren zweiten Sieg (4:2 gegen Viktoria Stolp), der Beuthener SV gewinnt bei Preußen Danzig mit 4:1 und zieht nach Punkten gleich. In Gruppe B hat Favorit Schalke 04 mit dem TV Eimsbüttel zunächst Mühe, gewinnt aber nach Rückstand noch mit 4:1. Ein Doppelschlag von Hermann Nattkämper (62., 63.) sorgt für die Entscheidung. Werder Bremen ist nach dem 2:2 gegen Benrath schon fast aus dem Rennen. In Gruppe C fallen die meisten Tore. Waldhof Mannheim verteidigt mit einem 4:2 bei Union Böckingen die Spitze, der Mülheimer SV 06 und Kickers Offenbach trennen sich 4:4. In Gruppe D gibt es das größte Schützenfest: der Dresdner SC putzt Wacker Halle trotz 0:2-Rückstands mit 7:2, aber der 1.FC Nürnberg bleibt nach dem 2:1 bei Borussia Fulda Erster. Die meisten Zuschauer kommen nach Dortmund (35.000), wo Schalke sein Heimspiel austrägt. 1934 ist das noch kein Sakrileg.

Am selben Tag gewinnt Bayern München ein Freundschaftsspiel gegen Hertha BSC vor 10.000 Zuschauern mit 4:2. Die 2:0-Pausenführung der Berliner drehen die Bayern mit drei Toren binnen fünf Minuten. Zweimal trifft Robert Breindl, herausragend aber ist der Mittelläufer. "Goldbrunner beherrschte den Kampf", schreibt das Fachblatt "Fußball".

Vor 50 Jahren steht Borussia Dortmund im Halbfinale des Landesmeisterpokals. Zuhause trennt sie sich im Hinspiel von Inter Mailand 2:2, Franz Brungs erzielt beide Tore.

Am selben Tag gewinnt Hertha BSC das Bundesliga-Nachholspiel gegen Werder Bremen mit 5:2 und verlässt den zweiten Abstiegsplatz. Mann des Tages ist der dreimalige Torschütze Eberhard Borchert.

Vor 25 Jahren findet der 26. Bundesliga-Spieltag statt. Ein Tor von Verteidiger Hans Pflügler verhindert Bayerns zweite Saison-Niederlage, das 1:1 in Dortmund ist das einzig ausverkaufte Spiel des Tages. Verfolger 1. FC Köln lässt im Derby bei Bayer Leverkusen auch einen Punkt (0:0). Meister Werder Bremen stellt mit dem 4:0 gegen Kickers Stuttgart den Anschluss wieder her. Im Keller gelingt Eintracht Frankfurt eine große Überraschung; die Hessen gewinnen 3:1 in Karlsruhe, der Pole Janusz Turowski sichert mit seinen drei Toren den höchsten Saisonsieg der Eintracht, die es in 26 Spielen auf nur 19 Treffer gebracht hat. Und mit nun vier Toren ist Turowski sogar Schützenkönig der Eintracht. Sein Erfolgsrezept: zwei Tage vor dem Spiel hat er sich das Video mit seinen schönsten Toren angeschaut.

Der Tag wird von der Stadion-Katastrophe in Sheffield überschattet, wo beim englischen Pokal-Spiel zwischen Nottingham Forest und dem FC Liverpool 96 Menschen das Leben verlieren. Das Spiel wird nach sechs Minuten abgebrochen. Das völlig überfüllte Hillsborough-Stadion ist Schauplatz der größten Sport-Katastrophe in Europa.

Vor 20 Jahren gibt Bundesliga-Aufsteiger SC Freiburg die Hoffnung auf den Klassenerhalt auf. Nach dem 0:1 im Heimspiel gegen Dynamo Dresden beträgt der Abstand zum rettenden Ufer drei Spiele vor Schluss vier Punkte. Trainer Volker Finke sagt trotzig: "Wir kommen wieder!" Keine Rückkehr soll es dagegen für HSV-Profi Harald Spörl geben, dem Trainer Benno Möhlmann nach dem 0:3 in Köln zuruft: "Am Montag kannst Du Dir Deine Papiere holen!" Spörl entgeistert: "Ich bin fix und fertig. Ich weiß nicht, warum sich der Trainer immer mich rauspickt." Doch es ist nur ein Warnschuss, "Lumpi" wird Möhlmann beim HSV um sieben Jahre überleben.

16. April

Vor 75 Jahren wird der zweite Spieltag der Meister-Endrunde ausgetragen. Zu den acht Spielen kommen insgesamt 140.000 Zuschauer, die nur 21 Tore sehen, vier Partien enden 1:0. In Gruppe 1 klagt niemand über Tor-Mangel. Tabellenführer HSV schlägt den VfL Osnabrück mit 5:1 und jubelt dank Friedrich Dörfel schon nach 30 Sekunden, Blau-Weiß Berlin gewinnt bei Hindenburg Allenstein 2:1. Gruppe 2 erlebt zwei 1:0-Heimsiege, für Fortuna Düsseldorf (gegen Viktoria Stolp) und Schweinfurt 05 (in Bamberg gegen den Dresdner SC). Fortunas Tor fällt quasi mit Abpfiff durch Willi Wigold. Gruppe 3 ist nach zwei Spieltagen komplett ausgeglichen. Nach Dessaus überraschendem Sieg gegen Admira Wien (1:0) und dem 3:2 der Stuttgarter Kickers gegen VfR Mannheim nach 0:2-Rückstand haben alle Teams 2:2 Punkte. Ganz anders die Lage in Gruppe IV, wo Schalke 04 (1:0 in Frankfurt gegen Wormatia Worms) und Vorwärts Gleiwitz (2:1 beim Kasseler CSC) mit je 4:0 Punkten enteilt sind. Der "Kicker" zieht ein Zwischenfazit: "Wir glauben kaum, dass der Endkampf um die Deutsche Meisterschaft jemals spannender gewesen ist als in diesem Jahre."

Vor 70 Jahren beginnt die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft. Sie wird seit 1942 wieder im K.o.-Modus ausgetragen, der Krieg erlaubt keine aufwendigen Gruppenspiele. Von 15 Spielen finden 14 statt, eine wird verschoben und Borussia Fulda erhält ein Freilos. Der LSV Danzig und Hertha BSC halten den Spielbetrieb zusätzlich aus, die torlose Partie muss in die Wiederholung. Den höchsten Sieg feiert der 1. FC Nürnberg (8:0 bei Sudeten-Meister NSTG Brüx), gefolgt vom Dresdner SC (9:2 gegen Germania Königshütte) und dem STV Hirschberg (7:0 gegen SDW Posen). Der 18 Jahre junge Max Morlock trifft für Nürnberg, das seinen Kantersieg erst in der letzten halben Stunde einfährt. "Bis zur 60. Minute war der Sieg umstritten!", schreibt der "Kicker" in seiner nur achtseitigen Kriegsausgabe. Schalke 04 hat auch keine Mühe mit TuS Neuendorf (5:0), während für die Bayern schon Endstation ist (1:2 beim VfR Mannheim).

Vor 20 Jahren steht mit dem VfB Leipzig der erste Bundesliga-Absteiger 1993/1994 fest. Die Sachsen sind nach dem 2:3 beim Karlsruher SC nicht mehr zu retten. Auch für Wattenscheid 09 sieht es nach dem 1:5 bei Eintracht Frankfurt immer schlechter aus. Die Eintracht hingegen kehrt unter ihrem neuen Trainer "Charly" Körbel mit dem Sieg noch einmal ins Titelrennen zurück und überholt die punktgleichen Leverkusener. Noch schmerzlicher als Bayers 1:2 in Bremen (beide Tore durch Mario Basler) ist für Trainer Dragoslav Stepanovic sein Ausrutscher auf der Tartanbahn, denn "Stepi" kugelt sich die Schulter aus.

17. April

Vor 60 Jahren findet das DFB-Pokal-Finale zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln statt. Der VfB reist erst am Spieltag nach Ludwigshafen und hat mit dieser Methode Erfolg. Nach torlosen 90 Minuten glückt Linksaußen Erwin Waldner vor 55.000 Zuschauern das einzige Tor des Ostersamstags 1954, man schreibt die 95. Minute. Die Kölner trauern nun erst recht dem verschossenen Elfmeter Herbert Dörners nach, der in der 75. Minute in Abwesenheit von Spezialist Jupp Röhrig die Verantwortung übernimmt – und den Ball am Tor vorbeisetzt. "Köln wird noch lange von der 75. Minute sprechen…", titelt das Sport Magazin nach einem über weite Strecken enttäuschendem Finale. Einen Gewinner gibt es auch beim Verlierer. "Paul Mebus erspielte und erkämpfte sich die Fahrkarte für die Fußball-Weltmeisterschaft", prophezeit das Blatt durchaus zutreffend. Als einer von zwei Kölnern wird Mebus in der Schweiz Weltmeister werden, während es kein Stuttgarter in den Kader schaffen wird. Da der Pokalsieger nach damaligem Reglement auch an der Meister-Endrunde teilnehmen darf, was Süd-Meister VfB ohnehin gestattet ist, freut sich auch Vizemeister Eintracht Frankfurt über das Finalergebnis.

Vor 40 Jahren kommt die Nationalmannschaft allmählich in WM-Form. In Dortmund schlägt sie die Ungarn mit 5:0 und der Kicker titelt: "Wie ein Weltmeister gespielt!". Herbert Wimmer (11.) erzielt das einzige Tor vor der Pause, danach brechen alle Dämme. Bernd Hölzenbein (54.), Erwin Kremers (67.) und natürlich Gerd Müller (74., 87.) erzielen die Tore zum zweithöchsten Sieg überhaupt gegen die Ungarn, deren Torwart Meszaros noch einen Grabowski-Elfmeter hält. Zum zweiten Mal stehen die Schalker Kremers-Zwillinge in der Startformation, ihr Teamkamerad Norbert Nigbur hütet in seinem zweiten Länderspiel das deutsche Tor. Rechtsverteidiger Berti Vogts feiert Jubiläum – das 50. Länderspiel. Zwei fehlen jedoch: Günter Netzer und Wolfgang Overath. Ohne ihre Regisseure ist die glänzende deutsche Leistung umso überraschender. Den Antreiber gibt an diesem Tag der 22-jährige Münchner Uli Hoeneß.

Vor 30 Jahren platzt der deutsche Olympia-Traum. Die Auswahl von Erich Ribbeck unterliegt Frankreich in Bochum mit 0:1 und verpasst die Teilnahme an den Spielen in Los Angeles. Der Hamburger Jimmy Hartwig gerät wegen seines verschossenen Elfmeters ins Kreuzfeuer der Kritik, auch weil er dem vorgesehenen Schützen Joachim Groh den Ball wegnimmt.

Vor zehn Jahren findet der 29. Spieltag der Bundesliga statt. In München findet ein groteskes Schauspiel ab, weil 1860-Trainer Falko Götz auf der Pressekonferenz von Journalisten auf seine Entlassung angesprochen wird - von der er nichts weiß. Doch Minuten zuvor hat Vizepräsident Zehetmair diese bekannt gegeben. Auf Platz 15 zieht der TSV 1860 nach dem 1:2 gegen den HSV die Notbremse, aber die Art und Weise erntet Kritik. Sportdirektor Dirk Dufner entschuldigt sich bei Götz und gesteht: "Dafür habe ich mich geschämt."

Auch bei den Bayern ist dicke Luft, nach dem 0:2 in Dortmund wird es immer wahrscheinlicher, dass sie 2004 keinen Titel holen. Michael Ballack fliegt vom Platz und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge befeuert die Trainerfrage, "die entscheide ich nicht alleine". Der designierte Hitzfeld-Nachfolger sitzt ihm schon im Nacken. Felix Magath führt den VfB Stuttgart zu einem 3:1 gegen Frankfurt. Dem VfB fehlen nur noch zwei Punkte zu Platz zwei, der für die Bayern laut Manager Uli Hoeneß Pflicht ist. Magath ist es egal: "Wir sind der Jäger und der Jäger ist immer in der besseren Position als der Gejagte." Schalke 04 kann den nicht mehr erreichen, nach dem 2:3 gegen Leverkusen ist selbst der UEFA-Cup in weite Ferne gerückt. Aber immerhin schießt Stürmer Mike Hanke das Tor des Tages. Nachdem Bayer-Torwart Hans-Jörg Butt wie üblich einen Elfmeter verwandelt hat, schießt der 20jährige Hanke vom Mittelkreis aus über den zurückeilenden Butt ins Netz und findet’s "einfach geil".

18. April

Vor 50 Jahren wird der 1. FC Köln erster Bundesliga-Meister. Mit einem 5:2 gegen Titelverteidiger Borussia Dortmund machen die Kölner schon am 28. Spieltag alles klar. 46.000 Zuschauer feiern ihren FC, Trainer Georg Knöpfle sagt stolz: "Mit einer solchen Mannschaft kann man schon Bäume ausreißen." Bundestrainer Sepp Herberger, Augenzeuge des Ereignisses, lobt: "Köln ist ein ausgezeichneter Meister." Der Kampf um Platz zwei bleibt offen; Meiderich (0:0 gegen Nürnberg) und Eintracht Frankfurt (3:1 in Münster) sind punktgleich, während der VfB Stuttgart (0:2 in Braunschweig) zurückfällt. Schalke 04, nach der Vorrunde noch Zweiter, "krönt" seine desaströse Rückrunde mit der bis dahin höchsten Bundesliga-Pleite - 1:7 bei 1860 München.

Kaum besser ergeht es Kaiserslautern beim HSV, der mit 7:3 gewinnt. Uwe Seeler trifft drei Mal und hat mit 27 Saisontoren schon einen beruhigenden Vorsprung auf Timo Konietzka (20) – auch der Titel des ersten Torschützenkönigs der Bundesliga scheint vergeben. Offen bleibt, wer Saarbrücken (3:2 gegen Werder) in die 2. Liga folgt. Preußen Münster ist nach der Heimpleite gegen Frankfurt erster Kandidat, denn der KSC und Hertha helfen sich gegenseitig (1:1).

Vor 30 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein Testspiel bei EM-Gastgeber Frankreich. In Straßburg steht sie meist mit dem Rücken zur Wand, doch Toni Schumacher ist nur einmal zu bezwingen: Genghini (69.) erzielt das Tor des Tages, der wenig positive Erkenntnisse für Bundestrainer Jupp Derwall bringt. "Die Sorgen im Mittelfeld bleiben!", schreibt der "Kicker". Torwart Schumacher sieht sich Schmähungen ausgesetzt wegen seines Fouls an Patrick Battiston zwei Jahre zuvor, lässt sich dadurch aber nicht beeinträchtigen und ist der beste Deutsche.

Vor zehn Jahren endet der 29. Bundesliga-Spieltag. Tabellenführer Werder Bremen kann sich sogar ein 0:0 gegen Hannover leisten, sein Vorsprung wächst nach dem 20. Spiel ohne Niederlage trotzdem an. Immer aussichtsloser wird dagegen die Lage für den 1. FC Köln, der vor 43.500 Zuschauern gegen den VfL Bochum 1:2 verliert und zehn Punkte Rückstand auf Platz 15 aufweist.

19. April

Vor 100 Jahren findet das letzte Spiel um die Süddeutsche Meisterschaft statt. Die ist längst entscheiden, Spielvereinigung Fürth heißt der Meister. Das Nachholspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfR Mannheim (3:1) ist dennoch von Bedeutung, da es einen Präzedenzfall erzeugt. Die Neuansetzung der Partie untergräbt das Prinzip der Tatsachenentscheidung, sie erfolgt "wegen falscher Schiedsrichter-Entscheidungen". Frankfurt bringt die Wiederholung den zweiten Platz in der Abschlusstabelle.

Vor 60 Jahren endet das FIFA-Jugendturnier in Deutschland. Die Gastgeber-Elf trennt sich in Düsseldorf von Spanien 2:2 und belegt wegen des schlechteren Torverhältnisses den zweiten von 18 Plätzen. Herausragender Spieler des Turniers ist der 17-jährige Hamburger Uwe Seeler, der mit seinem Doppelschlag im Finale auf insgesamt 13 Treffer kommt. Die DDR-Auswahl, die bei der Abschiedsfeier mit der der BRD hinter derselben Fahne einläuft, belegt den siebten Platz.

Vor 25 Jahren erreicht der VfB Stuttgart das UEFA-Cup-Finale. Das Tor von Karl Allgöwer beim 1:1 in Dresden reicht den Schwaben, Frank Lieberams Ausgleich kommt zu spät für Dynamo. Zu einem Bundesliga-Finale kommt es aber nicht, denn Bayern München scheitert am selben Tag am SSC Neapel. Nach der 0:2-Hinspielpleite ist das 2:2 zu wenig für die Elf von Jupp Heynckes. Bis zur 62. Minute hoffen die 73.500 Zuschauer im Olympiastadion abzüglich der Gästefans, dann produziert Norbert Nachtweih einen Querschläger, Diego Maradona setzt Careca in Szene und dessen 0:1 ist die Vorentscheidung. Wohlfarths postwendender Ausgleich kontert erneut Careca, Stefan Reuter verhindert wenigstens eine Heimniederlage. Bis zu seiner Auswechslung erlebt Nachtweih einen Spießrutenlauf, das Publikum buht den Bayern-Verteidiger gnadenlos aus.

Vor 20 Jahren wird bekannt, dass Giovanni Trapattoni Beckenbauers Nachfolger wird – als erster Italiener der Bundesliga auf einem Trainerstuhl.

20. April

Vor 40 Jahren wird der 30. Bundesliga-Spieltag ausgetragen, Während die Partie 1. FC Köln – Hertha BSC (3:4) aus dem Rahmen fällt, gibt es in den anderen acht Spielen nur zwölf Tore. Meister Bayern (1:1 in Stuttgart) verteidigt seinen knappen Vorsprung vor Mönchengladbach (1:1 in Bochum). Das Titelrennen scheint am letzten Spieltag mit dem "Finale" am Bökelberg entschieden zu werden. Fortuna Düsseldorf (1:1 gegen Werder Bremen) versäumt jedenfalls, etwas aufzuschließen zum Spitzenduo. Ab Platz elf beginnt der Abstiegskampf, in dem das neue Schlusslicht Hannover 96 nach dem 0:1 gegen Schalke die schlechtesten Chancen hat. Auch Fortuna Köln steht unter dem Strich, wird in Kaiserslautern aber unglücklich 2:1 bezwungen: Fritz Fuchs trifft aus 30 Metern (82.).

Am selben Tag passiert in der Oberliga West Wattenscheid 09 die 100-Tore-Marke, das Jubiläums-Tor gelingt Helmut Zyla beim 2:2 in Gütersloh. Meister ist 09 aber noch nicht, Aufsteiger RW Oberhausen liegt nur einen Zähler zurück.

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Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

14. April

Vor 30 Jahren wird der 28. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Im Spitzenquartett ändert sich die Konstellation, nur Tabellenführer FC Bayern behält seine Position. Aber auch die Münchner müssen bangen, liegen bei Schlusslicht 1. FC Nürnberg schon 0:2 zurück und kommen erst in den letzten sechs Minuten zu den Sieg-Toren (2:4). Joker Reinhold Mathy verhindert mit einem Doppelschlag die Blamage vor 40.000 Augenpaaren. Meister HSV schlägt im Verfolger-Duell Borussia Mönchengladbach mit 2:1, auch er hat einen Joker, der sticht: Dieter "Schatzschneider kann’s noch", titelt der "Kicker". Auf Platz zwei steht der VfB Stuttgart, der am Vortag Fortuna Düsseldorf 6:0 abgefertigt hat. Im Tabellenkeller verlieren die drei Letzten, auch für Offenbach ist der Zug nach dem 1:3 in Bielefeld fast abgefahren. Eintracht Frankfurt bleibt nach dem 0:2 gegen Köln auf dem Relegations-Platz, die Gäste feiern Doppeltorschütze Klaus Allofs und Torwart Toni Schumacher. "Um ein Tor zu schießen, hätten wir den Toni heute mit dem Ball durchs Netz jagen müssen", sagt Eintracht-Legende Karl-Heinz Körbel.

Vor 20 Jahren steigt am Betzenberg das vorgezogene Spitzenspiel der Bundesliga. Der 1. FC Kaiserslautern schlägt die Bayern an einem Donnerstagabend mit 4:0 und macht die Meisterschaft wieder spannend. Die Tore fallen nach der Pause, der überragende Pavel Kuka trifft doppelt. "Deutscher Meister wird nur der FCK!", singen die euphorischen Fans und auch Trainer Friedel Rausch steht noch unter Adrenalin, als er sagt: "Ich hoffe, dass durch das 0:4 bei Bayern Unruhe reinkommt, der Franz Theater macht, ein paar rausschmeißt und wir davon profitieren." Das Gegenteil ist der Fall, Trainer Franz Beckenbauer gibt seinen Spielern einen Tag frei, freilich nicht ohne einen Seitenhieb: "Jeder soll machen, was er will. Also so wie sie gespielt haben!"

15. April

Vor 80 Jahren wird die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft fortgesetzt. In Gruppe A feiert Viktoria Berlin ihren zweiten Sieg (4:2 gegen Viktoria Stolp), der Beuthener SV gewinnt bei Preußen Danzig mit 4:1 und zieht nach Punkten gleich. In Gruppe B hat Favorit Schalke 04 mit dem TV Eimsbüttel zunächst Mühe, gewinnt aber nach Rückstand noch mit 4:1. Ein Doppelschlag von Hermann Nattkämper (62., 63.) sorgt für die Entscheidung. Werder Bremen ist nach dem 2:2 gegen Benrath schon fast aus dem Rennen. In Gruppe C fallen die meisten Tore. Waldhof Mannheim verteidigt mit einem 4:2 bei Union Böckingen die Spitze, der Mülheimer SV 06 und Kickers Offenbach trennen sich 4:4. In Gruppe D gibt es das größte Schützenfest: der Dresdner SC putzt Wacker Halle trotz 0:2-Rückstands mit 7:2, aber der 1.FC Nürnberg bleibt nach dem 2:1 bei Borussia Fulda Erster. Die meisten Zuschauer kommen nach Dortmund (35.000), wo Schalke sein Heimspiel austrägt. 1934 ist das noch kein Sakrileg.

Am selben Tag gewinnt Bayern München ein Freundschaftsspiel gegen Hertha BSC vor 10.000 Zuschauern mit 4:2. Die 2:0-Pausenführung der Berliner drehen die Bayern mit drei Toren binnen fünf Minuten. Zweimal trifft Robert Breindl, herausragend aber ist der Mittelläufer. "Goldbrunner beherrschte den Kampf", schreibt das Fachblatt "Fußball".

Vor 50 Jahren steht Borussia Dortmund im Halbfinale des Landesmeisterpokals. Zuhause trennt sie sich im Hinspiel von Inter Mailand 2:2, Franz Brungs erzielt beide Tore.

Am selben Tag gewinnt Hertha BSC das Bundesliga-Nachholspiel gegen Werder Bremen mit 5:2 und verlässt den zweiten Abstiegsplatz. Mann des Tages ist der dreimalige Torschütze Eberhard Borchert.

Vor 25 Jahren findet der 26. Bundesliga-Spieltag statt. Ein Tor von Verteidiger Hans Pflügler verhindert Bayerns zweite Saison-Niederlage, das 1:1 in Dortmund ist das einzig ausverkaufte Spiel des Tages. Verfolger 1. FC Köln lässt im Derby bei Bayer Leverkusen auch einen Punkt (0:0). Meister Werder Bremen stellt mit dem 4:0 gegen Kickers Stuttgart den Anschluss wieder her. Im Keller gelingt Eintracht Frankfurt eine große Überraschung; die Hessen gewinnen 3:1 in Karlsruhe, der Pole Janusz Turowski sichert mit seinen drei Toren den höchsten Saisonsieg der Eintracht, die es in 26 Spielen auf nur 19 Treffer gebracht hat. Und mit nun vier Toren ist Turowski sogar Schützenkönig der Eintracht. Sein Erfolgsrezept: zwei Tage vor dem Spiel hat er sich das Video mit seinen schönsten Toren angeschaut.

Der Tag wird von der Stadion-Katastrophe in Sheffield überschattet, wo beim englischen Pokal-Spiel zwischen Nottingham Forest und dem FC Liverpool 96 Menschen das Leben verlieren. Das Spiel wird nach sechs Minuten abgebrochen. Das völlig überfüllte Hillsborough-Stadion ist Schauplatz der größten Sport-Katastrophe in Europa.

Vor 20 Jahren gibt Bundesliga-Aufsteiger SC Freiburg die Hoffnung auf den Klassenerhalt auf. Nach dem 0:1 im Heimspiel gegen Dynamo Dresden beträgt der Abstand zum rettenden Ufer drei Spiele vor Schluss vier Punkte. Trainer Volker Finke sagt trotzig: "Wir kommen wieder!" Keine Rückkehr soll es dagegen für HSV-Profi Harald Spörl geben, dem Trainer Benno Möhlmann nach dem 0:3 in Köln zuruft: "Am Montag kannst Du Dir Deine Papiere holen!" Spörl entgeistert: "Ich bin fix und fertig. Ich weiß nicht, warum sich der Trainer immer mich rauspickt." Doch es ist nur ein Warnschuss, "Lumpi" wird Möhlmann beim HSV um sieben Jahre überleben.

16. April

Vor 75 Jahren wird der zweite Spieltag der Meister-Endrunde ausgetragen. Zu den acht Spielen kommen insgesamt 140.000 Zuschauer, die nur 21 Tore sehen, vier Partien enden 1:0. In Gruppe 1 klagt niemand über Tor-Mangel. Tabellenführer HSV schlägt den VfL Osnabrück mit 5:1 und jubelt dank Friedrich Dörfel schon nach 30 Sekunden, Blau-Weiß Berlin gewinnt bei Hindenburg Allenstein 2:1. Gruppe 2 erlebt zwei 1:0-Heimsiege, für Fortuna Düsseldorf (gegen Viktoria Stolp) und Schweinfurt 05 (in Bamberg gegen den Dresdner SC). Fortunas Tor fällt quasi mit Abpfiff durch Willi Wigold. Gruppe 3 ist nach zwei Spieltagen komplett ausgeglichen. Nach Dessaus überraschendem Sieg gegen Admira Wien (1:0) und dem 3:2 der Stuttgarter Kickers gegen VfR Mannheim nach 0:2-Rückstand haben alle Teams 2:2 Punkte. Ganz anders die Lage in Gruppe IV, wo Schalke 04 (1:0 in Frankfurt gegen Wormatia Worms) und Vorwärts Gleiwitz (2:1 beim Kasseler CSC) mit je 4:0 Punkten enteilt sind. Der "Kicker" zieht ein Zwischenfazit: "Wir glauben kaum, dass der Endkampf um die Deutsche Meisterschaft jemals spannender gewesen ist als in diesem Jahre."

Vor 70 Jahren beginnt die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft. Sie wird seit 1942 wieder im K.o.-Modus ausgetragen, der Krieg erlaubt keine aufwendigen Gruppenspiele. Von 15 Spielen finden 14 statt, eine wird verschoben und Borussia Fulda erhält ein Freilos. Der LSV Danzig und Hertha BSC halten den Spielbetrieb zusätzlich aus, die torlose Partie muss in die Wiederholung. Den höchsten Sieg feiert der 1. FC Nürnberg (8:0 bei Sudeten-Meister NSTG Brüx), gefolgt vom Dresdner SC (9:2 gegen Germania Königshütte) und dem STV Hirschberg (7:0 gegen SDW Posen). Der 18 Jahre junge Max Morlock trifft für Nürnberg, das seinen Kantersieg erst in der letzten halben Stunde einfährt. "Bis zur 60. Minute war der Sieg umstritten!", schreibt der "Kicker" in seiner nur achtseitigen Kriegsausgabe. Schalke 04 hat auch keine Mühe mit TuS Neuendorf (5:0), während für die Bayern schon Endstation ist (1:2 beim VfR Mannheim).

Vor 20 Jahren steht mit dem VfB Leipzig der erste Bundesliga-Absteiger 1993/1994 fest. Die Sachsen sind nach dem 2:3 beim Karlsruher SC nicht mehr zu retten. Auch für Wattenscheid 09 sieht es nach dem 1:5 bei Eintracht Frankfurt immer schlechter aus. Die Eintracht hingegen kehrt unter ihrem neuen Trainer "Charly" Körbel mit dem Sieg noch einmal ins Titelrennen zurück und überholt die punktgleichen Leverkusener. Noch schmerzlicher als Bayers 1:2 in Bremen (beide Tore durch Mario Basler) ist für Trainer Dragoslav Stepanovic sein Ausrutscher auf der Tartanbahn, denn "Stepi" kugelt sich die Schulter aus.

17. April

Vor 60 Jahren findet das DFB-Pokal-Finale zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln statt. Der VfB reist erst am Spieltag nach Ludwigshafen und hat mit dieser Methode Erfolg. Nach torlosen 90 Minuten glückt Linksaußen Erwin Waldner vor 55.000 Zuschauern das einzige Tor des Ostersamstags 1954, man schreibt die 95. Minute. Die Kölner trauern nun erst recht dem verschossenen Elfmeter Herbert Dörners nach, der in der 75. Minute in Abwesenheit von Spezialist Jupp Röhrig die Verantwortung übernimmt – und den Ball am Tor vorbeisetzt. "Köln wird noch lange von der 75. Minute sprechen…", titelt das Sport Magazin nach einem über weite Strecken enttäuschendem Finale. Einen Gewinner gibt es auch beim Verlierer. "Paul Mebus erspielte und erkämpfte sich die Fahrkarte für die Fußball-Weltmeisterschaft", prophezeit das Blatt durchaus zutreffend. Als einer von zwei Kölnern wird Mebus in der Schweiz Weltmeister werden, während es kein Stuttgarter in den Kader schaffen wird. Da der Pokalsieger nach damaligem Reglement auch an der Meister-Endrunde teilnehmen darf, was Süd-Meister VfB ohnehin gestattet ist, freut sich auch Vizemeister Eintracht Frankfurt über das Finalergebnis.

Vor 40 Jahren kommt die Nationalmannschaft allmählich in WM-Form. In Dortmund schlägt sie die Ungarn mit 5:0 und der Kicker titelt: "Wie ein Weltmeister gespielt!". Herbert Wimmer (11.) erzielt das einzige Tor vor der Pause, danach brechen alle Dämme. Bernd Hölzenbein (54.), Erwin Kremers (67.) und natürlich Gerd Müller (74., 87.) erzielen die Tore zum zweithöchsten Sieg überhaupt gegen die Ungarn, deren Torwart Meszaros noch einen Grabowski-Elfmeter hält. Zum zweiten Mal stehen die Schalker Kremers-Zwillinge in der Startformation, ihr Teamkamerad Norbert Nigbur hütet in seinem zweiten Länderspiel das deutsche Tor. Rechtsverteidiger Berti Vogts feiert Jubiläum – das 50. Länderspiel. Zwei fehlen jedoch: Günter Netzer und Wolfgang Overath. Ohne ihre Regisseure ist die glänzende deutsche Leistung umso überraschender. Den Antreiber gibt an diesem Tag der 22-jährige Münchner Uli Hoeneß.

Vor 30 Jahren platzt der deutsche Olympia-Traum. Die Auswahl von Erich Ribbeck unterliegt Frankreich in Bochum mit 0:1 und verpasst die Teilnahme an den Spielen in Los Angeles. Der Hamburger Jimmy Hartwig gerät wegen seines verschossenen Elfmeters ins Kreuzfeuer der Kritik, auch weil er dem vorgesehenen Schützen Joachim Groh den Ball wegnimmt.

Vor zehn Jahren findet der 29. Spieltag der Bundesliga statt. In München findet ein groteskes Schauspiel ab, weil 1860-Trainer Falko Götz auf der Pressekonferenz von Journalisten auf seine Entlassung angesprochen wird - von der er nichts weiß. Doch Minuten zuvor hat Vizepräsident Zehetmair diese bekannt gegeben. Auf Platz 15 zieht der TSV 1860 nach dem 1:2 gegen den HSV die Notbremse, aber die Art und Weise erntet Kritik. Sportdirektor Dirk Dufner entschuldigt sich bei Götz und gesteht: "Dafür habe ich mich geschämt."

Auch bei den Bayern ist dicke Luft, nach dem 0:2 in Dortmund wird es immer wahrscheinlicher, dass sie 2004 keinen Titel holen. Michael Ballack fliegt vom Platz und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge befeuert die Trainerfrage, "die entscheide ich nicht alleine". Der designierte Hitzfeld-Nachfolger sitzt ihm schon im Nacken. Felix Magath führt den VfB Stuttgart zu einem 3:1 gegen Frankfurt. Dem VfB fehlen nur noch zwei Punkte zu Platz zwei, der für die Bayern laut Manager Uli Hoeneß Pflicht ist. Magath ist es egal: "Wir sind der Jäger und der Jäger ist immer in der besseren Position als der Gejagte." Schalke 04 kann den nicht mehr erreichen, nach dem 2:3 gegen Leverkusen ist selbst der UEFA-Cup in weite Ferne gerückt. Aber immerhin schießt Stürmer Mike Hanke das Tor des Tages. Nachdem Bayer-Torwart Hans-Jörg Butt wie üblich einen Elfmeter verwandelt hat, schießt der 20jährige Hanke vom Mittelkreis aus über den zurückeilenden Butt ins Netz und findet’s "einfach geil".

18. April

Vor 50 Jahren wird der 1. FC Köln erster Bundesliga-Meister. Mit einem 5:2 gegen Titelverteidiger Borussia Dortmund machen die Kölner schon am 28. Spieltag alles klar. 46.000 Zuschauer feiern ihren FC, Trainer Georg Knöpfle sagt stolz: "Mit einer solchen Mannschaft kann man schon Bäume ausreißen." Bundestrainer Sepp Herberger, Augenzeuge des Ereignisses, lobt: "Köln ist ein ausgezeichneter Meister." Der Kampf um Platz zwei bleibt offen; Meiderich (0:0 gegen Nürnberg) und Eintracht Frankfurt (3:1 in Münster) sind punktgleich, während der VfB Stuttgart (0:2 in Braunschweig) zurückfällt. Schalke 04, nach der Vorrunde noch Zweiter, "krönt" seine desaströse Rückrunde mit der bis dahin höchsten Bundesliga-Pleite - 1:7 bei 1860 München.

Kaum besser ergeht es Kaiserslautern beim HSV, der mit 7:3 gewinnt. Uwe Seeler trifft drei Mal und hat mit 27 Saisontoren schon einen beruhigenden Vorsprung auf Timo Konietzka (20) – auch der Titel des ersten Torschützenkönigs der Bundesliga scheint vergeben. Offen bleibt, wer Saarbrücken (3:2 gegen Werder) in die 2. Liga folgt. Preußen Münster ist nach der Heimpleite gegen Frankfurt erster Kandidat, denn der KSC und Hertha helfen sich gegenseitig (1:1).

Vor 30 Jahren bestreitet die Nationalmannschaft ein Testspiel bei EM-Gastgeber Frankreich. In Straßburg steht sie meist mit dem Rücken zur Wand, doch Toni Schumacher ist nur einmal zu bezwingen: Genghini (69.) erzielt das Tor des Tages, der wenig positive Erkenntnisse für Bundestrainer Jupp Derwall bringt. "Die Sorgen im Mittelfeld bleiben!", schreibt der "Kicker". Torwart Schumacher sieht sich Schmähungen ausgesetzt wegen seines Fouls an Patrick Battiston zwei Jahre zuvor, lässt sich dadurch aber nicht beeinträchtigen und ist der beste Deutsche.

Vor zehn Jahren endet der 29. Bundesliga-Spieltag. Tabellenführer Werder Bremen kann sich sogar ein 0:0 gegen Hannover leisten, sein Vorsprung wächst nach dem 20. Spiel ohne Niederlage trotzdem an. Immer aussichtsloser wird dagegen die Lage für den 1. FC Köln, der vor 43.500 Zuschauern gegen den VfL Bochum 1:2 verliert und zehn Punkte Rückstand auf Platz 15 aufweist.

19. April

Vor 100 Jahren findet das letzte Spiel um die Süddeutsche Meisterschaft statt. Die ist längst entscheiden, Spielvereinigung Fürth heißt der Meister. Das Nachholspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfR Mannheim (3:1) ist dennoch von Bedeutung, da es einen Präzedenzfall erzeugt. Die Neuansetzung der Partie untergräbt das Prinzip der Tatsachenentscheidung, sie erfolgt "wegen falscher Schiedsrichter-Entscheidungen". Frankfurt bringt die Wiederholung den zweiten Platz in der Abschlusstabelle.

Vor 60 Jahren endet das FIFA-Jugendturnier in Deutschland. Die Gastgeber-Elf trennt sich in Düsseldorf von Spanien 2:2 und belegt wegen des schlechteren Torverhältnisses den zweiten von 18 Plätzen. Herausragender Spieler des Turniers ist der 17-jährige Hamburger Uwe Seeler, der mit seinem Doppelschlag im Finale auf insgesamt 13 Treffer kommt. Die DDR-Auswahl, die bei der Abschiedsfeier mit der der BRD hinter derselben Fahne einläuft, belegt den siebten Platz.

Vor 25 Jahren erreicht der VfB Stuttgart das UEFA-Cup-Finale. Das Tor von Karl Allgöwer beim 1:1 in Dresden reicht den Schwaben, Frank Lieberams Ausgleich kommt zu spät für Dynamo. Zu einem Bundesliga-Finale kommt es aber nicht, denn Bayern München scheitert am selben Tag am SSC Neapel. Nach der 0:2-Hinspielpleite ist das 2:2 zu wenig für die Elf von Jupp Heynckes. Bis zur 62. Minute hoffen die 73.500 Zuschauer im Olympiastadion abzüglich der Gästefans, dann produziert Norbert Nachtweih einen Querschläger, Diego Maradona setzt Careca in Szene und dessen 0:1 ist die Vorentscheidung. Wohlfarths postwendender Ausgleich kontert erneut Careca, Stefan Reuter verhindert wenigstens eine Heimniederlage. Bis zu seiner Auswechslung erlebt Nachtweih einen Spießrutenlauf, das Publikum buht den Bayern-Verteidiger gnadenlos aus.

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Vor 20 Jahren wird bekannt, dass Giovanni Trapattoni Beckenbauers Nachfolger wird – als erster Italiener der Bundesliga auf einem Trainerstuhl.

20. April

Vor 40 Jahren wird der 30. Bundesliga-Spieltag ausgetragen, Während die Partie 1. FC Köln – Hertha BSC (3:4) aus dem Rahmen fällt, gibt es in den anderen acht Spielen nur zwölf Tore. Meister Bayern (1:1 in Stuttgart) verteidigt seinen knappen Vorsprung vor Mönchengladbach (1:1 in Bochum). Das Titelrennen scheint am letzten Spieltag mit dem "Finale" am Bökelberg entschieden zu werden. Fortuna Düsseldorf (1:1 gegen Werder Bremen) versäumt jedenfalls, etwas aufzuschließen zum Spitzenduo. Ab Platz elf beginnt der Abstiegskampf, in dem das neue Schlusslicht Hannover 96 nach dem 0:1 gegen Schalke die schlechtesten Chancen hat. Auch Fortuna Köln steht unter dem Strich, wird in Kaiserslautern aber unglücklich 2:1 bezwungen: Fritz Fuchs trifft aus 30 Metern (82.).

Am selben Tag passiert in der Oberliga West Wattenscheid 09 die 100-Tore-Marke, das Jubiläums-Tor gelingt Helmut Zyla beim 2:2 in Gütersloh. Meister ist 09 aber noch nicht, Aufsteiger RW Oberhausen liegt nur einen Zähler zurück.