WM 1954 - Ottmar Walter: "Es war ein Erfolg der 22 Mann"

Ottmar Walter war ein so genannter "spielender Mittelstürmer". Der seit März 80-Jährige bestritt bei der WM 1954 neben dem Finale vier weitere Partien und erzielte dabei vier Treffer. Insgesamt spielte Ottmar Walter, bis 1959 beim 1. FC Kaiserslautern aktiv, 21-mal für die deutsche Nationalmannschaft (10 Tore) - sein vier Jahre älterer und im Juni 2002 verstorbener Bruder Fritz brachte es auf 61 Einsätze. In einem Interview äußert sich Ottmar Walter zum "Wunder von Bern":

Ottmar Walter, Ihr Name ist untrennbar mit dem historischen WM-Erfolg von 1954 verbunden. Was war für sie der ausschlaggebende Punkt für den Triumph?

Ottmar Walter: "Es war ein Erfolg der 22 Mann. Es war nie Neid in der Truppe, und wir haben ständig Blödsinn gemacht. Es war einfach einmalig, wie die 22 Leute kompakt zusammengehalten haben. Es gab keinen Streit, wenn einer mal nicht spielte. Wir waren eine verschworene Einheit und die elf Mann, die spielten, hatten auch eine Verantwortung für die anderen."

Welchen Anteil am Erfolg hatte Trainer Sepp Herberger?

Walter: "Es war sein Verdienst, dass sich jeder seiner Aufgabe bewusst war. Nur ein Mann wie Herberger konnte es fertigbringen, dass wir vor dem Finale nicht mehr an das 3:8 gegen die Ungarn in der Vorrunde gedacht haben. Seine väterliche Art war einmalig. Er blieb ruhig, wenn andere schon längst rumgeschrien hätten."

Sind denn diese Mythen, die sich um den Erfolg ranken, wirklich alle so richtig? Die Sprüche von Herberger, der Vorteil bei Fritz-Walter-Wetter?

Walter: "Die berühmten Sprüche von Herberger fielen tatsächlich so, und genau dabei wurde er während der Spielersitzung auch immer etwas lauter. Es ist auch richtig, dass wir mit dem Regen viel besser klar gekommen sind als die Ungarn. Die haben uns nach dem Sieg in der Vorrunde aber vielleicht auch nicht mehr richtig ernst genommen. Was kurz nach dem Spiel in mir vorging, kann man nicht beschreiben. Dazu muss man auf dem Platz gestanden haben. Aber Ferenc Puskas hat Jahre nach dem Endspiel zu mir gesagt, dass wir an diesem Tag einfach besser waren. Darauf bin ich sehr stolz."

Sie haben damals nicht nur eine WM gewonnen, sondern der Erfolg gilt in gewisser Weise auch als die wahre Geburtsstunde der Bundesrepublik nach dem Krieg. Sind sie darauf besonders stolz?

Walter: "Das ist alles unvorstellbar. Als wir nach Hause kamen herrschte eine unglaubliche Begeisterung. Die Heimfahrt war sagenhaft, und in Kaiserslautern war die Hölle los. Aber wir dachten alle, dass man das Ganze nach fünf Jahren vergessen hat. Jetzt sind 50 Jahre vorbei und es wird immer noch darüber geredet. Eines verdeutlicht dieses unglaubliche Ereignis vielleicht am besten: Als wir uns in Karlsruhe trafen und zur WM aufbrachen, sagten die Leute, wir sollten zu Hause bleiben. Das koste nur Geld und wir würden sowieso eine aufs Dach bekommen. Ein paar Wochen später wurden wir als Helden begrüßt." [us]


[bild1]Ottmar Walter war ein so genannter "spielender Mittelstürmer". Der seit März 80-Jährige bestritt bei der WM 1954 neben dem Finale vier weitere Partien und erzielte dabei vier Treffer. Insgesamt spielte Ottmar Walter, bis 1959 beim 1. FC Kaiserslautern aktiv, 21-mal für die deutsche Nationalmannschaft (10 Tore) - sein vier Jahre älterer und im Juni 2002 verstorbener Bruder Fritz brachte es auf 61 Einsätze. In einem Interview äußert sich Ottmar Walter zum "Wunder von Bern":



Ottmar Walter, Ihr Name ist untrennbar mit dem
historischen WM-Erfolg von 1954 verbunden. Was war für sie der
ausschlaggebende Punkt für den Triumph?



Ottmar Walter: "Es war ein Erfolg der 22 Mann. Es war nie Neid
in der Truppe, und wir haben ständig Blödsinn gemacht. Es war
einfach einmalig, wie die 22 Leute kompakt zusammengehalten haben.
Es gab keinen Streit, wenn einer mal nicht spielte. Wir waren eine
verschworene Einheit und die elf Mann, die spielten, hatten auch
eine Verantwortung für die anderen."



Welchen Anteil am Erfolg hatte Trainer Sepp Herberger?



Walter: "Es war sein Verdienst, dass sich jeder seiner Aufgabe
bewusst war. Nur ein Mann wie Herberger konnte es fertigbringen,
dass wir vor dem Finale nicht mehr an das 3:8 gegen die Ungarn in
der Vorrunde gedacht haben. Seine väterliche Art war einmalig. Er
blieb ruhig, wenn andere schon längst rumgeschrien hätten."



Sind denn diese Mythen, die sich um den Erfolg ranken,
wirklich alle so richtig? Die Sprüche von Herberger, der Vorteil
bei Fritz-Walter-Wetter?



Walter: "Die berühmten Sprüche von Herberger fielen
tatsächlich so, und genau dabei wurde er während der Spielersitzung auch immer etwas lauter. Es ist auch richtig, dass wir mit dem Regen viel besser klar gekommen sind als die Ungarn. Die haben uns nach dem Sieg in der Vorrunde aber vielleicht auch nicht mehr richtig ernst genommen. Was kurz nach dem Spiel in mir vorging, kann man nicht beschreiben. Dazu muss man auf dem Platz gestanden haben. Aber Ferenc Puskas hat Jahre nach dem Endspiel zu mir gesagt, dass wir an diesem Tag einfach besser waren. Darauf bin ich sehr stolz."



Sie haben damals nicht nur eine WM gewonnen, sondern der Erfolg gilt in gewisser Weise auch als die wahre Geburtsstunde der Bundesrepublik nach dem Krieg. Sind sie darauf besonders stolz?



Walter: "Das ist alles unvorstellbar. Als wir nach Hause kamen
herrschte eine unglaubliche Begeisterung. Die Heimfahrt war
sagenhaft, und in Kaiserslautern war die Hölle los. Aber wir
dachten alle, dass man das Ganze nach fünf Jahren vergessen hat.
Jetzt sind 50 Jahre vorbei und es wird immer noch darüber geredet.
Eines verdeutlicht dieses unglaubliche Ereignis vielleicht am
besten: Als wir uns in Karlsruhe trafen und zur WM aufbrachen,
sagten die Leute, wir sollten zu Hause bleiben. Das koste nur Geld
und wir würden sowieso eine aufs Dach bekommen. Ein paar Wochen
später wurden wir als Helden begrüßt."