"Wir retten nicht die Welt, aber…"

9.15 Uhr im Arcotel Camino in Stuttgart. Allmählich füllt sich der Tagungsraum Leon-Burgos-Jaca. Nach der festlichen Preisverleihung im futuristischen Mercedes-Benz-Museum am Vorabend sollen heute Ideen ausgetauscht werden. Die Feier war gestern, heute wird wieder an morgen gedacht. Gespannt lauschen die Sieger des DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreises den einleitenden Worten der Moderatorin Claudia Wagner-Nieberding. Es geht um vorbildliche Projekte und um die Menschen, die hinter diesen Projekten stehen. Denn von der Öffentlichkeit kaum beachtet, sind sie es, die der Integrationsarbeit im Fußball auf lokaler Ebene Leben einhauchen. Im Verein, an der Schule, bei Projekten wie dem MitternachtsSport in Berlin-Spandau.

Einmal im Jahr schenkt der Deutsche Fußball-Bund genau diesen Menschen das Rampenlicht. Für kurze Zeit sind nicht Philipp Lahm, Mesut Özil oder Manuel Neuer, sondern Suayip Günler, Cornelia Ney, Ismail Öner und Stefanie Reuter die Spielgestalter. Mit ihrem bemerkenswerten Engagement stehen sie stellvertretend für die vielfältigen Integrationsprojekte in ganz Deutschland. Ob im Norden, Süden, Westen oder Osten. Ob in Schulen, Vereinen, oder freien und kommunalen Trägern. Das respektvolle Miteinander, unerheblich der kulturellen Herkunft, Religion oder Hautfarbe, wird im Fußball in Deutschland gelebt.

Etwa in Kassel. Suayip Günler und sein Verein SV Türkgücü unterstützen Kindergärten und Grundschulen mit Sportangeboten, durch unzählige Aktionen wird für ein interkulturelles Miteinander geworben. "Ich kann mit dem Begriff der Integration wenig anfangen. Für mich sind die Dinge, die sich dahinter verbergen, einfach selbstverständlich", sagt der kräftig gebaute Vereinsvorsitzende.

Förderung für Mädchen und Jungs

In Völklingen fördert Cornalia Ney und ihr Kollegium fußballspielende Mädchen, die beim Projekt "GoldenGoal – Zusammen treffen" und dort ihre Freude am Sport ausleben. "Unsere Mädchen sind begeisterte Fußballerinnnen und genießen es, den Jungs zu beweisen, dass sie mithalten können", so die Leiterin der Grundschule Bergstraße/Röchlinghöhe.

Ismail Öner gründete zusammen mit Nationalspieler Jérôme Boateng den Verein MitternachtsSport, um Jugendlichen aus dem Spandauer Problembezirk Wilhelmstadt eine sinnvolle Alternative zum Rumhängen zu bieten. "Große Brüder" wie Boateng, Hertha-Profi Änis Ben-Hatira oder Hannovers Manuel Schmiedebach locken die Jugendlichen zum Kicken in die Halle, wo sie beim Sozialpädagogen Öner auch bei Problemen in der Schule, beim Berufseinstieg oder in der Familie ein offenes Ohr finden.

Bei Mainz 05 zeigen Stefanie Reuter und Kathrin Barth, wie vielfältig sich ein Bundesligaklub für Integration einsetzen kann. Im Projekt "Klassenzimmer" besuchen Bundesligastars wie Yunus Malli oder Ekin Soto Schulen, um den Jugendlichen ihre Heimatländer näherzubringen. Das Projekt "Classics" schafft Freizeitangebote für Ältere und im "Kid’s Club" sind bereits über 1000 Kinder Mitglied.

Einladung nach Stuttgart

Als Dankeschön lud der DFB die Preisträger also für zwei Tage nach Stuttgart ein. Es ist die Belohnung für ihr außergewöhnliches Engagement. "Natürlich retten wir nicht die Welt, aber es sind die Erfolge im Kleinen. Selbst wenn wir durch die Projekte nur wenige Jugendliche wieder auf die gerade Bahn bringen, ist das unheimlich wichtig", sagt Michael Konermann, Lehrer und Leiter des Projekts "Integration durch Ausbildung" am Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg in Köln. "Vielleicht gibt es dann einen kleinen Bruder, der nicht den kriminellen Bruder als Vorbild hat, sondern stolz sagt: 'Mein Bruder hat’s geschafft!'"

Diese kleinen Erfolge, aber auch die Misserfolge stehen beim Workshop am Mittwoch im Mittelpunkt. Am Tag des Chile-Länderspiels, zu dem abends alle eingeladen waren, kommen die Preisträger mit DFB-Repräsentanten sowie mit der Bundespolitik zusammen. Gelingens- und Misslingensfaktoren gilt es herauszuarbeiten. Wie überwinden wir gesellschaftliche Barrieren, wie kontern wir Vorurteile, wie stärken wir Zusammenhalt – immer mit den Mitteln des Fußballs: das soll diskutiert werden.



9.15 Uhr im Arcotel Camino in Stuttgart. Allmählich füllt sich der Tagungsraum Leon-Burgos-Jaca. Nach der festlichen Preisverleihung im futuristischen Mercedes-Benz-Museum am Vorabend sollen heute Ideen ausgetauscht werden. Die Feier war gestern, heute wird wieder an morgen gedacht. Gespannt lauschen die Sieger des DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreises den einleitenden Worten der Moderatorin Claudia Wagner-Nieberding. Es geht um vorbildliche Projekte und um die Menschen, die hinter diesen Projekten stehen. Denn von der Öffentlichkeit kaum beachtet, sind sie es, die der Integrationsarbeit im Fußball auf lokaler Ebene Leben einhauchen. Im Verein, an der Schule, bei Projekten wie dem MitternachtsSport in Berlin-Spandau.

Einmal im Jahr schenkt der Deutsche Fußball-Bund genau diesen Menschen das Rampenlicht. Für kurze Zeit sind nicht Philipp Lahm, Mesut Özil oder Manuel Neuer, sondern Suayip Günler, Cornelia Ney, Ismail Öner und Stefanie Reuter die Spielgestalter. Mit ihrem bemerkenswerten Engagement stehen sie stellvertretend für die vielfältigen Integrationsprojekte in ganz Deutschland. Ob im Norden, Süden, Westen oder Osten. Ob in Schulen, Vereinen, oder freien und kommunalen Trägern. Das respektvolle Miteinander, unerheblich der kulturellen Herkunft, Religion oder Hautfarbe, wird im Fußball in Deutschland gelebt.

Etwa in Kassel. Suayip Günler und sein Verein SV Türkgücü unterstützen Kindergärten und Grundschulen mit Sportangeboten, durch unzählige Aktionen wird für ein interkulturelles Miteinander geworben. "Ich kann mit dem Begriff der Integration wenig anfangen. Für mich sind die Dinge, die sich dahinter verbergen, einfach selbstverständlich", sagt der kräftig gebaute Vereinsvorsitzende.

Förderung für Mädchen und Jungs

In Völklingen fördert Cornalia Ney und ihr Kollegium fußballspielende Mädchen, die beim Projekt "GoldenGoal – Zusammen treffen" und dort ihre Freude am Sport ausleben. "Unsere Mädchen sind begeisterte Fußballerinnnen und genießen es, den Jungs zu beweisen, dass sie mithalten können", so die Leiterin der Grundschule Bergstraße/Röchlinghöhe.

Ismail Öner gründete zusammen mit Nationalspieler Jérôme Boateng den Verein MitternachtsSport, um Jugendlichen aus dem Spandauer Problembezirk Wilhelmstadt eine sinnvolle Alternative zum Rumhängen zu bieten. "Große Brüder" wie Boateng, Hertha-Profi Änis Ben-Hatira oder Hannovers Manuel Schmiedebach locken die Jugendlichen zum Kicken in die Halle, wo sie beim Sozialpädagogen Öner auch bei Problemen in der Schule, beim Berufseinstieg oder in der Familie ein offenes Ohr finden.

Bei Mainz 05 zeigen Stefanie Reuter und Kathrin Barth, wie vielfältig sich ein Bundesligaklub für Integration einsetzen kann. Im Projekt "Klassenzimmer" besuchen Bundesligastars wie Yunus Malli oder Ekin Soto Schulen, um den Jugendlichen ihre Heimatländer näherzubringen. Das Projekt "Classics" schafft Freizeitangebote für Ältere und im "Kid’s Club" sind bereits über 1000 Kinder Mitglied.

Einladung nach Stuttgart

Als Dankeschön lud der DFB die Preisträger also für zwei Tage nach Stuttgart ein. Es ist die Belohnung für ihr außergewöhnliches Engagement. "Natürlich retten wir nicht die Welt, aber es sind die Erfolge im Kleinen. Selbst wenn wir durch die Projekte nur wenige Jugendliche wieder auf die gerade Bahn bringen, ist das unheimlich wichtig", sagt Michael Konermann, Lehrer und Leiter des Projekts "Integration durch Ausbildung" am Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg in Köln. "Vielleicht gibt es dann einen kleinen Bruder, der nicht den kriminellen Bruder als Vorbild hat, sondern stolz sagt: 'Mein Bruder hat’s geschafft!'"

Diese kleinen Erfolge, aber auch die Misserfolge stehen beim Workshop am Mittwoch im Mittelpunkt. Am Tag des Chile-Länderspiels, zu dem abends alle eingeladen waren, kommen die Preisträger mit DFB-Repräsentanten sowie mit der Bundespolitik zusammen. Gelingens- und Misslingensfaktoren gilt es herauszuarbeiten. Wie überwinden wir gesellschaftliche Barrieren, wie kontern wir Vorurteile, wie stärken wir Zusammenhalt – immer mit den Mitteln des Fußballs: das soll diskutiert werden.

Nach zwei Inputreferaten von Marius Dietrich, Referent im Arbeitsstab der Integrationsbeauftragten im Bundeskanzleramt, und Eckhard Drewicke, dem Referenten für Schulsport im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, präsentierten die Preisträger ihre Projekte in Kurzvorträgen. Im Anschluss teilten sich die Teilnehmer in Kleingruppen auf, um Erfahrungen aus ihren Projekten auszutauschen. Die Ergebnisse dieser lebendigen Gespräche, in denen neue Ideen für Netzwerke, aber auch Hemmnisse der Integrationsarbeit diskutiert wurden, stellten die Kleingruppen anschließend dem Plenum vor.

"Sie haben uns die Möglichkeit gegeben, das Ohr auf die Schiene zu legen. Wir haben nicht nur verstanden, sondern sind gut unterwegs", resümierte Eugen Gehlenborg, DFB-Vizepräsident für sozial- und gesellschaftspolitische Aufgaben, und bedankte sich für den produktiven Austausch.

"Eine einmalige Gelegenheit"

Auch die Teilnehmer profitierten vom Dialog. "Es ist eine einmalige Gelegenheit, diese Leute persönlich zu treffen. Ich habe hier die Möglichkeit, auf meine ganz spezifischen Fragen, direkte Antworten zu bekommen", berichtet Suayip Günler. "Ich habe sehr viele Leute kennengelernt, mit denen ich in Zukunft Netzwerke aufbauen kann. Durch den Austausch mit den anderen Vereinen bieten sich möglicherweise auch neue Wege, um unsere Projekte zu finanzieren."

Auch Michael Konermann freut sich über neue Anregungen: "Sonst fehlt mir der Blick über die Schule hinaus. Gerade die Arbeit der freien Träger ist schon wahnsinnig. Vor allem das Projekt LERN-reich des Kinderschutzbundes Ostholstein war für mich sehr interessant, da es an unserer Schule im nächsten Schuljahr eine Klasse mit Flüchtlingen geben wird."

Die kurze Zeit im Rampenlicht ist für die Preisträger des DFB- und Mercedes-Benz-Integrationspreises erstmal vorbei. Die Arbeit geht wieder weiter.