"Wir konnten nicht defensiv spielen": Bobic und ein kurioses 4:4

Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle. Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) empfängt Hannover 96 im Abstiegskampf den SV Werder Bremen. Diese Partie findet seit 13 Jahren regelmäßig statt. Der heute 43 Jahre alte Ex-Nationalspieler Fredi Bobic erinnert sich im Gespräch mit dem Historiker Udo Muras an die Rutschpartie beim ersten Spiel nach dem Wiederaufstieg von 96 am 19. Oktober 2002.

DFB.de: Wenn Hannover 96 auf Werder Bremen trifft, wird von einem Nordderby gesprochen. War Ihnen als Schwabe die besondere Bedeutung bewusst, Herr Bobic?

Fredi Bobic: Als erstes wurde mir zwar erklärt, dass das wichtigste Derby das gegen Eintracht Braunschweig sei. Die waren aber nicht in der Bundesliga, und der VfL Wolfsburg wurde damals einfach noch nicht so akzeptiert. Also war Bremen unser Derby der Saison. Ich habe schon gemerkt, dass es etwas Besonderes war. Es herrschte eine große Euphorie, das Stadion hat gebrannt. Obwohl der Platz unter Wasser stand...

DFB.de: Wieso das? Mitte Oktober, es war ein milder Herbsttag...

Bobic: Ja, aber unser Trainer Ralf Rangnick hatte die Order ausgegeben, den Platz zu wässern. Da hat es unser Platzwart etwas übertrieben, es waren große Pfützen auf dem Platz. Das war schon lustig.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch an den Spielverlauf?

Bobic: Ja. Wir hatten einen guten Start, gingen früh in Führung. Dann hat mein Freund Frank Verlaat, den ich aus Stuttgarter Zeiten kannte und der mein Gegenspieler war, das 1:1 geköpft. Das war ein kurioses Tor, aber es war mein Ding.

DFB.de: Was Sie zu Großtaten angespornt hat...

Bobic: Na ja, es lief gut bei mir. Das 1:0 hatte ich schon vorbereitet, mit 2:1 gingen wir in die Kabinen. Wir waren keine Mannschaft, die defensiv spielen konnte. Von daher war klar, dass das noch nicht reichen würde. Werder hatte super Leute in der Offensive mit Johan Micoud und Ailton - das war ja schon fast die Mannschaft, die im Jahr darauf Meister wurde.

DFB.de: Was sie dann zwischenzeitlich eindrucksvoll demonstrierte. Binnen 15 Minuten stand es plötzlich 2:4 durch Tore von Ailton, Angelos Charisteas und Johan Micoud. Sie sprachen später von "Naivität" und "saudummen Toren".

Bobic: Werder hat uns da mal kurz unsere Grenzen aufgezeigt, wir waren ja nur der Aufsteiger. Aber dann...



Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle. Am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) empfängt Hannover 96 im Abstiegskampf den SV Werder Bremen. Diese Partie findet seit 13 Jahren regelmäßig statt. Der heute 43 Jahre alte Ex-Nationalspieler Fredi Bobic erinnert sich im Gespräch mit dem Historiker Udo Muras an die Rutschpartie beim ersten Spiel nach dem Wiederaufstieg von 96 am 19. Oktober 2002.

DFB.de: Wenn Hannover 96 auf Werder Bremen trifft, wird von einem Nordderby gesprochen. War Ihnen als Schwabe die besondere Bedeutung bewusst, Herr Bobic?

Fredi Bobic: Als erstes wurde mir zwar erklärt, dass das wichtigste Derby das gegen Eintracht Braunschweig sei. Die waren aber nicht in der Bundesliga, und der VfL Wolfsburg wurde damals einfach noch nicht so akzeptiert. Also war Bremen unser Derby der Saison. Ich habe schon gemerkt, dass es etwas Besonderes war. Es herrschte eine große Euphorie, das Stadion hat gebrannt. Obwohl der Platz unter Wasser stand...

DFB.de: Wieso das? Mitte Oktober, es war ein milder Herbsttag...

Bobic: Ja, aber unser Trainer Ralf Rangnick hatte die Order ausgegeben, den Platz zu wässern. Da hat es unser Platzwart etwas übertrieben, es waren große Pfützen auf dem Platz. Das war schon lustig.

DFB.de: Erinnern Sie sich noch an den Spielverlauf?

Bobic: Ja. Wir hatten einen guten Start, gingen früh in Führung. Dann hat mein Freund Frank Verlaat, den ich aus Stuttgarter Zeiten kannte und der mein Gegenspieler war, das 1:1 geköpft. Das war ein kurioses Tor, aber es war mein Ding.

DFB.de: Was Sie zu Großtaten angespornt hat...

Bobic: Na ja, es lief gut bei mir. Das 1:0 hatte ich schon vorbereitet, mit 2:1 gingen wir in die Kabinen. Wir waren keine Mannschaft, die defensiv spielen konnte. Von daher war klar, dass das noch nicht reichen würde. Werder hatte super Leute in der Offensive mit Johan Micoud und Ailton - das war ja schon fast die Mannschaft, die im Jahr darauf Meister wurde.

DFB.de: Was sie dann zwischenzeitlich eindrucksvoll demonstrierte. Binnen 15 Minuten stand es plötzlich 2:4 durch Tore von Ailton, Angelos Charisteas und Johan Micoud. Sie sprachen später von "Naivität" und "saudummen Toren".

Bobic: Werder hat uns da mal kurz unsere Grenzen aufgezeigt, wir waren ja nur der Aufsteiger. Aber dann...

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DFB.de: ... haben Sie noch zwei Tore gemacht, in der 81. und 83. Minute - und damit das Spiel noch ausgeglichen.

Bobic: Ja, es war wirklich ein verrücktes Spiel. Ich werde übrigens seit Jahren wegen des Rückspiels von Hannovers Presse angerufen.

DFB.de: Darauf wollten wir auch noch zu sprechen kommen. Hannover gewann 2:1 in Bremen, wieder gab es zwei Bobic-Tore...

Bobic: Dabei habe ich noch einen Elfmeter verschossen. Trotzdem war es bis heute der letzte Hannoveraner Sieg in Bremen.

DFB.de: Hat man als Spieler einen Lieblingsgegner? In Ihrem Fall scheint das so zu sein.

Bobic: Ja, das ist schon komisch. Meine meisten Tore habe ich allerdings gegen den HSV gemacht, auch am Betzenberg hatte ich immer das Gefühl zu treffen. Und gegen Werder sind mir immerhin neun Tore gelungen in meiner Karriere.

DFB.de: Sie blieben nur ein Jahr in Hannover. Welchen Stellenwert hat diese Station in Ihrer sportlichen Vita?

Bobic: Es war eine sehr intensive, tolle Zeit. Diese zehn Monate haben meiner Karriere noch mal einen Schub gegeben, und ich kehrte nach vierjähriger Pause in die Nationalelf zurück. Mit der Stadt verbinde ich beste Erinnerungen, ich habe dort viele nette Menschen kennengelernt.

DFB.de: Da müsste Ihnen ja derzeit das Herz bluten. Sowohl 96 als auch der VfB, für den Sie spielten und bis vor kurzem noch als Sportdirektor arbeiteten, droht der Abstieg.

Bobic: Ja, und das wäre sehr schade. 96 hat sich längst in der Bundesliga etabliert, über den VfB muss ich ja wohl nicht viel sagen. Ich drücke beiden die Daumen, dass sie es schaffen.

FREDI BOBIC spielte zwischen 1994 und 2005 für vier Klubs - VfB Stuttgart, Borussia Dortmund, Hannover 96 und Hertha BSC - 285-mal in der Bundesliga und schoss dabei 108 Tore. Für Deutschland bestritt er 37 Länderspiele und wurde 1996 Europameister.