Willi Lippens: "Wir hatten einen Fehler gemacht"

Willi Lippens hat ein Länderspiel für die Niederlande absolviert. Heute sagt er, dass er lieber für den DFB gespielt hätte. Der in Hau am Niederrhein geboren Torjäger verfolgt vor diesem Hintergrund das Länderspiel am Mittwoch zwischen den Niederlanden und Deutschland mit besonderem Interesse. Vor der Partie unterhielt sich DFB-Redakteur Niels Barnhofer mit Willi Lippens über sein Herz, die Ente und Respektlosigkeit.

fanclub.dfb.de: Herr Lippens, für wen schlägt am Mittwoch Ihr Herz?

Willi Lippens: Natürlich für Deutschland. Das hat sich so ergeben. Ich bin von Zuhause aus zwar anders erzogen, aber ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich habe mich eigentlich immer als Deutscher gefühlt.

fanclub.dfb.de: Denn haben Sie ein Länderspiel für die Niederlande bestritten.

Willi Lippens: Ja, ich habe ein Länderspiel für die Niederlande gegen Luxemburg bestritten, das war Ende 1971. Ich habe gleich das 1:0 gemacht, am Ende hatten wir 6:0 gewonnen. Ich sollte danach auch das Länderspiel gegen Jugoslawien in Split mitmachen, aber ich hatte mich verletzt und musste absagen.

fanclub.dfb.de: Hätten Sie lieber für den DFB gespielt?

Willi Lippens: Ja, klar. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Ich sage mal so: Die WM 1974 wäre mir gerade recht gekommen. Helmut Schön hatte zu der damaligen Zeit oft mit mir gesprochen. Deswegen bin ich nach Hause gefahren und habe das mit meinem Vater besprochen. Aber der hatte die Kriegsjahre mitgemacht und war ganz anderer Meinung. Weil ich meinem Vater zum Gehorsam verpflichtet war, bin ich Holländer geblieben. Zum Schluss, kurz bevor er starb, haben wir noch einmal darüber gesprochen, und da hatte er doch wohl eingesehen, dass wir da einen Fehler gemacht hatten.

fanclub.dfb.de: Schwingt noch Bitternis bei Ihnen mit?

Willi Lippens: Nein, das ist vorbei. Ich bin ja sehr zufrieden mit meiner Karriere. Obwohl ich kein deutscher Nationalspieler gewesen bin, genieße ich eine gewisse Popularität in Deutschland. Viele haben es auch gar nicht gewusst, dass ich Holländer bin. Man hörte das auch nicht an meiner Sprache. Vielleicht war es auch gut für Deutschland, dass ich 1974 nicht gespielt habe. Dann wäre ich vielleicht der einzige Weltmeister in Deutschland gewesen. (lacht) Aber das ist ja wieder eine andere Geschichte. Zu der Zeit hatte ich einen richtigen Lauf. Ich konnte die Augen zu machen, da war er drin.

fanclub.dfb.de: Wie schätzen Sie die beiden Nationalmannschaften derzeit ein?

Willi Lippens: Wie immer! Bei den Freundschaftsspielen ist alles möglich. Wenn es um etwas geht, hat die deutsche Mannschaft die Nase vorn. Und daran wird sich auch nichts mehr ändern, denke ich mal. Die Holländer spielen teilweise einen super Fußball. Aber im entscheidenden Moment vergessen sie, das Tor zu machen.

fanclub.dfb.de: Welche Spieler gefallen Ihnen derzeit?

Willi Lippens: In der deutschen Mannschaft steckt im Moment viel Niveau. Vor allen hinten raus mit dem Manuel Neuer im Tor. Der steht ganz souverän. Und wenn man so einen in der Kiste hat, ist das schon ein riesiges Plus. Generell, finde ich, ist die Mannschaft jedoch sehr ausgeglichen besetzt.

fanclub.dfb.de: Kommt denn irgendjemand Ihrem Stil nah?

Willi Lippens: Das geht nicht. Das war ja angeboren. Dieser Laufstil. In dem waren Körpertäuschungen enthalten, die andere gar nicht lernen konnten.

fanclub.dfb.de: Beschreiben Sie das mal genauer?

Willi Lippens: Ja, gut, dieser wiegende Entengang, hat man immer gesagt, man könnte auch Seemannsschritt sagen. Ich hatte halt meinen Körper im Griff und konnte viele Sachen machen, die andere nicht hinbekommen haben.

fanclub.dfb.de: Hat Sie Ihr Spitzname „Ente“ geärgert?

Willi Lippens: Anfangs schon. Wenn man jung ist und dann mit einer Ente verglichen wird, ist man sicherlich sauer. Spätestens nach einem Jahr habe ich gemerkt, dass das ein riesiger Vorteil ist, einen Spitznamen zu haben. Das kommt ja nicht von ungefähr, dass Leute, die einen Spitznamen haben, sehr populär sind.

fanclub.dfb.de: Spielen Sie denn immer noch aktiv Fußball?

Willi Lippens: Ja, einmal in der Woche. Aber nicht mehr in der Mannschaft um Punkte – das tu ich mir nicht mehr an.

fanclub.dfb.de: 1965 antworteten Sie einem Schiedsrichter, der Ihnen mit den Worten „Ich verwarnen Ihnen“ die Gelbe Karte zeigt: „Ich danke Sie!“ Sind Sie denn weiterhin „respektlos” gegenüber den Unparteiischen?

Willi Lippens: (lacht) Ich hatte immer Respekt. Es war nur die Situation, die mich dazu verleitet hatte. Ich hatte immer mit den Schiedsrichtern diskutiert. Zu unserer Zeit sollte man immer tunlichst vor dem Schiedsrichter stehen und „jawohl, jawohl“ sagen. Und da war es natürlich etwas Besonderes. Auf jeden Fall war es eine gute Geschichte.

fanclub.dfb.de: Haben Sie es respektlos gemeint?

Willi Lippens: Im Endeffekt habe ich gedacht, da stimmt doch etwas nicht, was sagt denn der da. Ich habe dann einfach so reagiert. Der hat das ja auch so nicht mitbekommen, denke ich mal. Sondern er hat die Widerworte bestraft.

fanclub.dfb.de: Sie sind zwar wegen Schiedsrichterbeleidigung zwei Wochen gesperrt worden, aber im Nachhinein konnten Sie Ihren Spruch „Ich danke Sie“ gewinnbringend nutzen – nämlich an dem Restaurant, das Sie betreiben.

Willi Lippens: Es ist einer der markantesten Sprüche, die in der Bundesliga gefallen sind. Das ist schön. Da habe ich ein bisschen Geschichte mitgeschrieben.

fanclub.dfb.de: Läuft am Mittwoch in Ihrem Restaurant ein Fernseher?

Willi Lippens: Ja, das mache ich immer.

fanclub.dfb.de: Wie geht das Spiel aus?

Willi Lippens: Das wird Deutschland gewinnen.

fanclub.dfb.de: Wagen Sie einen Tipp?

Willi Lippens: Ich sage mal 2:1.

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Willi Lippens hat ein Länderspiel für die Niederlande absolviert. Heute sagt er, dass er lieber für den DFB gespielt hätte. Der in Hau am Niederrhein geboren Torjäger verfolgt vor diesem Hintergrund das Länderspiel am Mittwoch zwischen den Niederlanden und Deutschland mit besonderem Interesse. Vor der Partie unterhielt sich DFB-Redakteur Niels Barnhofer mit Willi Lippens über sein Herz, die Ente und Respektlosigkeit.

fanclub.dfb.de: Herr Lippens, für wen schlägt am Mittwoch Ihr Herz?

Willi Lippens: Natürlich für Deutschland. Das hat sich so ergeben. Ich bin von Zuhause aus zwar anders erzogen, aber ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich habe mich eigentlich immer als Deutscher gefühlt.

fanclub.dfb.de: Denn haben Sie ein Länderspiel für die Niederlande bestritten.

Willi Lippens: Ja, ich habe ein Länderspiel für die Niederlande gegen Luxemburg bestritten, das war Ende 1971. Ich habe gleich das 1:0 gemacht, am Ende hatten wir 6:0 gewonnen. Ich sollte danach auch das Länderspiel gegen Jugoslawien in Split mitmachen, aber ich hatte mich verletzt und musste absagen.

fanclub.dfb.de: Hätten Sie lieber für den DFB gespielt?

Willi Lippens: Ja, klar. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Ich sage mal so: Die WM 1974 wäre mir gerade recht gekommen. Helmut Schön hatte zu der damaligen Zeit oft mit mir gesprochen. Deswegen bin ich nach Hause gefahren und habe das mit meinem Vater besprochen. Aber der hatte die Kriegsjahre mitgemacht und war ganz anderer Meinung. Weil ich meinem Vater zum Gehorsam verpflichtet war, bin ich Holländer geblieben. Zum Schluss, kurz bevor er starb, haben wir noch einmal darüber gesprochen, und da hatte er doch wohl eingesehen, dass wir da einen Fehler gemacht hatten.

fanclub.dfb.de: Schwingt noch Bitternis bei Ihnen mit?

Willi Lippens: Nein, das ist vorbei. Ich bin ja sehr zufrieden mit meiner Karriere. Obwohl ich kein deutscher Nationalspieler gewesen bin, genieße ich eine gewisse Popularität in Deutschland. Viele haben es auch gar nicht gewusst, dass ich Holländer bin. Man hörte das auch nicht an meiner Sprache. Vielleicht war es auch gut für Deutschland, dass ich 1974 nicht gespielt habe. Dann wäre ich vielleicht der einzige Weltmeister in Deutschland gewesen. (lacht) Aber das ist ja wieder eine andere Geschichte. Zu der Zeit hatte ich einen richtigen Lauf. Ich konnte die Augen zu machen, da war er drin.

fanclub.dfb.de: Wie schätzen Sie die beiden Nationalmannschaften derzeit ein?

Willi Lippens: Wie immer! Bei den Freundschaftsspielen ist alles möglich. Wenn es um etwas geht, hat die deutsche Mannschaft die Nase vorn. Und daran wird sich auch nichts mehr ändern, denke ich mal. Die Holländer spielen teilweise einen super Fußball. Aber im entscheidenden Moment vergessen sie, das Tor zu machen.

fanclub.dfb.de: Welche Spieler gefallen Ihnen derzeit?

Willi Lippens: In der deutschen Mannschaft steckt im Moment viel Niveau. Vor allen hinten raus mit dem Manuel Neuer im Tor. Der steht ganz souverän. Und wenn man so einen in der Kiste hat, ist das schon ein riesiges Plus. Generell, finde ich, ist die Mannschaft jedoch sehr ausgeglichen besetzt.

fanclub.dfb.de: Kommt denn irgendjemand Ihrem Stil nah?

Willi Lippens: Das geht nicht. Das war ja angeboren. Dieser Laufstil. In dem waren Körpertäuschungen enthalten, die andere gar nicht lernen konnten.

fanclub.dfb.de: Beschreiben Sie das mal genauer?

Willi Lippens: Ja, gut, dieser wiegende Entengang, hat man immer gesagt, man könnte auch Seemannsschritt sagen. Ich hatte halt meinen Körper im Griff und konnte viele Sachen machen, die andere nicht hinbekommen haben.

fanclub.dfb.de: Hat Sie Ihr Spitzname „Ente“ geärgert?

Willi Lippens: Anfangs schon. Wenn man jung ist und dann mit einer Ente verglichen wird, ist man sicherlich sauer. Spätestens nach einem Jahr habe ich gemerkt, dass das ein riesiger Vorteil ist, einen Spitznamen zu haben. Das kommt ja nicht von ungefähr, dass Leute, die einen Spitznamen haben, sehr populär sind.

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fanclub.dfb.de: Spielen Sie denn immer noch aktiv Fußball?

Willi Lippens: Ja, einmal in der Woche. Aber nicht mehr in der Mannschaft um Punkte – das tu ich mir nicht mehr an.

fanclub.dfb.de: 1965 antworteten Sie einem Schiedsrichter, der Ihnen mit den Worten „Ich verwarnen Ihnen“ die Gelbe Karte zeigt: „Ich danke Sie!“ Sind Sie denn weiterhin „respektlos” gegenüber den Unparteiischen?

Willi Lippens: (lacht) Ich hatte immer Respekt. Es war nur die Situation, die mich dazu verleitet hatte. Ich hatte immer mit den Schiedsrichtern diskutiert. Zu unserer Zeit sollte man immer tunlichst vor dem Schiedsrichter stehen und „jawohl, jawohl“ sagen. Und da war es natürlich etwas Besonderes. Auf jeden Fall war es eine gute Geschichte.

fanclub.dfb.de: Haben Sie es respektlos gemeint?

Willi Lippens: Im Endeffekt habe ich gedacht, da stimmt doch etwas nicht, was sagt denn der da. Ich habe dann einfach so reagiert. Der hat das ja auch so nicht mitbekommen, denke ich mal. Sondern er hat die Widerworte bestraft.

fanclub.dfb.de: Sie sind zwar wegen Schiedsrichterbeleidigung zwei Wochen gesperrt worden, aber im Nachhinein konnten Sie Ihren Spruch „Ich danke Sie“ gewinnbringend nutzen – nämlich an dem Restaurant, das Sie betreiben.

Willi Lippens: Es ist einer der markantesten Sprüche, die in der Bundesliga gefallen sind. Das ist schön. Da habe ich ein bisschen Geschichte mitgeschrieben.

fanclub.dfb.de: Läuft am Mittwoch in Ihrem Restaurant ein Fernseher?

Willi Lippens: Ja, das mache ich immer.

fanclub.dfb.de: Wie geht das Spiel aus?

Willi Lippens: Das wird Deutschland gewinnen.

fanclub.dfb.de: Wagen Sie einen Tipp?

Willi Lippens: Ich sage mal 2:1.