Wiegen der Weltmeister: Schon früher war Ginter immer der Jüngste

Auch Weltmeister haben mal klein angefangen. Die meisten auch bei "kleinen" Vereinen aus dem Amateurfußball, der ab 29. Juli eine neue Online-Heimat auf FUSSBALL.DE bekommt. DFB.de stellt die "Wiegen der Nationalspieler" vor. Heute: Matthias Ginter, der das Fußballspielen beim SC March im Breisgau lernte.

Fünf Tage sind es nur, zwischen denen zwei Welten liegen. Doch für Matthias Ginter rücken sie ganz eng zusammen. In der magischen Nacht von Rio, gleich nach dem Finale, hatte er noch kurz im Maracana mit den Eltern und Bruder Niklas gejubelt, bevor er zurück zu seinen Teamkameraden auf den Rasen eilte. Nur fünf Tage später steht der 20-Jährige wieder auf einem Rasenplatz, dem des SC March. "Auf geht’s Matze, sing ein Lied!" rufen die Kameraden ausgelassen – jetzt sind es aber die Jungs, mit denen alles anfing, mit denen er einst den ersten Bällen nachgerannt ist. Hier, im flachen Land im Westen von Freiburg, liegen die Wurzeln der Fußballerkarriere des jüngsten deutschen Fußballweltmeisters von 2014 .

Matthias fing im Sommer 1998 bei den Bambini des damaligen SV March an. Er eiferte seinem älteren Bruder Niklas nach. Im Jahr darauf, er war erst fünf, ging es in die F-Jugend. Viele Mitspieler waren ein, zwei Jahre älter, doch der kleine "Matze" ließ sich nicht entmutigen. Ganz im Gegenteil: "Er kam immer freiwillig zum Training, ihn musste man nicht treiben, er konnte eigentlich nie genug kriegen", sagt sein Jugendtrainer Edwin "Eddy" Friedrich rückblickend.

Matthias Ginter: "Bin dankbar, dass ich Fußball als Beruf machen kann"

"Wir spielten ja die ganze Zeit fast nichts anderes wie Fußball, auch bei ihm daheim im Hof oder an der Playstation" erinnert sich Marc Friedrich, einer der Kameraden aus dem Dorf, die jetzt, fünf Tage nach Rio, mit Matze auf einem schwarz-rot gold geschmückten Traktoranhänger durch March tuckern. Kurzer Stopp am Elternhaus. Rasch wird dort das in der Sommerhitze klatschnass gewordene weiße Hemd abgestreift, das er zuvor beim offiziellen Empfang im Rathaus trug. Matthias Ginter eilt zurück im schwarzen T-Shirt, auf dem hell die große 1 prangt- es ist das Trikot, in dem sich die ganze Mannschaft in Berlin, auf der Fanmeile, feiern ließ.

Jetzt, in March, gilt der Jubel nur ihm. "Ich bin überwältigt, von so vielen Menschen begrüßt zu werden", sagt Ginter, gefasst und bewegt zugleich. Er ist kein Typ der flotten Sprüche. Von Auftritten in den Medien nach Spielen des SC Freiburg kennt man ihn als bedacht die Worte wählenden, fast stoischen jungen Athleten. Aber hier, in der von klein auf vertrauten Umgebung und schon angesteckt von der Feierlaune der Freunde, wird er locker, spontan. So gibt es erst mal eine kleine Sektdusche für die Fans.

Hat Eddy Friedrich schon in den frühen Jahren das große Fußballtalent erkannt? "Ganz ehrlich, das kann ich nicht behaupten, so früh sieht man das nicht", sagt Matzes erster Lehrmeister, schiebt aber nach, "er wollte unbedingt Fußball spielen, er hatte den Willen, das war wirklich auffallend". Und daran hat sich nichts geändert: "Fußball macht mir unglaublich Freude und ich bin dankbar, dass ich das als Beruf machen kann", sagt Ginter selbst. Und unter dem Jubel der Menge hebt er jetzt ein Trikot des SC March hoch, zeigt es in alle Richtungen.

Ginter – schon immer ein Name in der Marcher Fußballszene

SC March heißt der Verein erst seit 2009, als sich der SV March mit dem SC Neuershausen zusammenschloss. Der SV March selbst entstand 1973 aus der Fusion der Buchheimer und Hugstetter Vereine. Der Name Ginter war schon damals eine feste Größe der Marcher Fußballszene. Großvater Josef Ginter gehörte nach dem Krieg zu den Gründern des SV Hugstetten. Vater Thomas Ginter war Fußballer und lange Jahre auch als Trainer engagiert, bis hinauf in die Oberliga. Bis heute pflegt der Marcher Verein eine breit aufgestellte Jugendarbeit über alle Klassen, ab der D-Jugend in Spielgemeinschaften mit Nachbarvereinen aus Hochdorf und Holzhausen.

"Wir wollen natürlich die Jungs bei uns halten", sagt Thomas Roth, Beisitzer im Vorstand und einer der Jugendbetreuer, "aber wir freuen uns auch, wenn aus unserer Jugendarbeit kommende Fußballer später in höheren Klassen Erfolg haben." So wie etwa Max Jund, der zuletzt beim Verbandsligisten FC Denzlingen spielte und nun, zur neuen Saison, als Spielertrainer für den SC March in der Kreisliga Verantwortung übernimmt. Max, ein Endzwanziger, ist ein Cousin von Matthias Ginter - einer von insgesamt sechs Cousins, die alle aktiv Fußball spielen, bis hoch zur Oberliga.



Auch Weltmeister haben mal klein angefangen. Die meisten auch bei "kleinen" Vereinen aus dem Amateurfußball, der ab 29. Juli eine neue Online-Heimat auf FUSSBALL.DE bekommt. DFB.de stellt die "Wiegen der Nationalspieler" vor. Heute: Matthias Ginter, der das Fußballspielen beim SC March im Breisgau lernte.

Fünf Tage sind es nur, zwischen denen zwei Welten liegen. Doch für Matthias Ginter rücken sie ganz eng zusammen. In der magischen Nacht von Rio, gleich nach dem Finale, hatte er noch kurz im Maracana mit den Eltern und Bruder Niklas gejubelt, bevor er zurück zu seinen Teamkameraden auf den Rasen eilte. Nur fünf Tage später steht der 20-Jährige wieder auf einem Rasenplatz, dem des SC March. "Auf geht’s Matze, sing ein Lied!" rufen die Kameraden ausgelassen – jetzt sind es aber die Jungs, mit denen alles anfing, mit denen er einst den ersten Bällen nachgerannt ist. Hier, im flachen Land im Westen von Freiburg, liegen die Wurzeln der Fußballerkarriere des jüngsten deutschen Fußballweltmeisters von 2014 .

Matthias fing im Sommer 1998 bei den Bambini des damaligen SV March an. Er eiferte seinem älteren Bruder Niklas nach. Im Jahr darauf, er war erst fünf, ging es in die F-Jugend. Viele Mitspieler waren ein, zwei Jahre älter, doch der kleine "Matze" ließ sich nicht entmutigen. Ganz im Gegenteil: "Er kam immer freiwillig zum Training, ihn musste man nicht treiben, er konnte eigentlich nie genug kriegen", sagt sein Jugendtrainer Edwin "Eddy" Friedrich rückblickend.

Matthias Ginter: "Bin dankbar, dass ich Fußball als Beruf machen kann"

"Wir spielten ja die ganze Zeit fast nichts anderes wie Fußball, auch bei ihm daheim im Hof oder an der Playstation" erinnert sich Marc Friedrich, einer der Kameraden aus dem Dorf, die jetzt, fünf Tage nach Rio, mit Matze auf einem schwarz-rot gold geschmückten Traktoranhänger durch March tuckern. Kurzer Stopp am Elternhaus. Rasch wird dort das in der Sommerhitze klatschnass gewordene weiße Hemd abgestreift, das er zuvor beim offiziellen Empfang im Rathaus trug. Matthias Ginter eilt zurück im schwarzen T-Shirt, auf dem hell die große 1 prangt- es ist das Trikot, in dem sich die ganze Mannschaft in Berlin, auf der Fanmeile, feiern ließ.

Jetzt, in March, gilt der Jubel nur ihm. "Ich bin überwältigt, von so vielen Menschen begrüßt zu werden", sagt Ginter, gefasst und bewegt zugleich. Er ist kein Typ der flotten Sprüche. Von Auftritten in den Medien nach Spielen des SC Freiburg kennt man ihn als bedacht die Worte wählenden, fast stoischen jungen Athleten. Aber hier, in der von klein auf vertrauten Umgebung und schon angesteckt von der Feierlaune der Freunde, wird er locker, spontan. So gibt es erst mal eine kleine Sektdusche für die Fans.

Hat Eddy Friedrich schon in den frühen Jahren das große Fußballtalent erkannt? "Ganz ehrlich, das kann ich nicht behaupten, so früh sieht man das nicht", sagt Matzes erster Lehrmeister, schiebt aber nach, "er wollte unbedingt Fußball spielen, er hatte den Willen, das war wirklich auffallend". Und daran hat sich nichts geändert: "Fußball macht mir unglaublich Freude und ich bin dankbar, dass ich das als Beruf machen kann", sagt Ginter selbst. Und unter dem Jubel der Menge hebt er jetzt ein Trikot des SC March hoch, zeigt es in alle Richtungen.

Ginter – schon immer ein Name in der Marcher Fußballszene

SC March heißt der Verein erst seit 2009, als sich der SV March mit dem SC Neuershausen zusammenschloss. Der SV March selbst entstand 1973 aus der Fusion der Buchheimer und Hugstetter Vereine. Der Name Ginter war schon damals eine feste Größe der Marcher Fußballszene. Großvater Josef Ginter gehörte nach dem Krieg zu den Gründern des SV Hugstetten. Vater Thomas Ginter war Fußballer und lange Jahre auch als Trainer engagiert, bis hinauf in die Oberliga. Bis heute pflegt der Marcher Verein eine breit aufgestellte Jugendarbeit über alle Klassen, ab der D-Jugend in Spielgemeinschaften mit Nachbarvereinen aus Hochdorf und Holzhausen.

"Wir wollen natürlich die Jungs bei uns halten", sagt Thomas Roth, Beisitzer im Vorstand und einer der Jugendbetreuer, "aber wir freuen uns auch, wenn aus unserer Jugendarbeit kommende Fußballer später in höheren Klassen Erfolg haben." So wie etwa Max Jund, der zuletzt beim Verbandsligisten FC Denzlingen spielte und nun, zur neuen Saison, als Spielertrainer für den SC March in der Kreisliga Verantwortung übernimmt. Max, ein Endzwanziger, ist ein Cousin von Matthias Ginter - einer von insgesamt sechs Cousins, die alle aktiv Fußball spielen, bis hoch zur Oberliga.

Die Sichtungsspiele auf Bezirksebene sind der Weg, auf dem vielversprechende Jugendliche beim Übergang von der E- in die D-Jugend gesucht und dann gezielt gefördert werden. "Wir melden so fünf bis sechs unserer Jungs zu den Turnieren an", erläutert Thomas Roth. Wer dort einen guten Eindruck macht, kann beim DFB-Stützpunkt des Freiburger Bezirks weiter geschult und in die Bezirksauswahl berufen werden. Die nächste Stufe ist dann die Südbadische Verbandsauswahl. "Natürlich schaffen es nur wenige in ein Auswahlteam, aber schon die Erfahrung dieser Talentsichtungen ist für die Jungs wertvoll", ist Thomas Roth überzeugt.

Mit der Mutter zu den "Füchsletagen" des SC Freiburg

Mit dem SC Freiburg hat man nun einen Proficlub in der Nachbarschaft, der mit der Freiburger Fußballschule ein eigenes Nachwuchszentrum betreibt. Seine Scouts behalten die E-Jugendszene der Region im Blick. Für sie werden die "Füchsletage" ausgerichtet, benannt nach dem Maskottchen des Bundesligisten. Bei Matthias war es die Mutter, Rita Ginter, die ihn in den Sommerferien 2004 zu den "Füchsletagen" anmeldete. Im Winter darauf folgte die Einladung zu einem Probetraining und danach, im Sommer 2005, warb der SC Freiburg den Elfjährigen für seine D-Jugend ab.

Bruder Niklas spielte damals in der Jugend des FC Denzlingen und wechselte später auch nach Freiburg, in die B-Jugend. Fußball, das war nun mehr als nur Freizeitgestaltung. Vater Thomas Ginter: "So mit 14, 15 Jahren sah ich bei Matthias, dass sich das zu Fußball als Beruf entwickeln könnte." Wie beim älteren Bruder: Niklas wechselte zum SV Waldhof nach Mannheim, machte dort auch das Abitur. Nach dem Abstieg des Regionalligisten, aus wirtschaftlichen Gründen, kehrte er in den Breisgau zurück, sattelte aber nach Verletzungen um. Heute schließt Niklas erfolgreich ein duales Studium im Sportmanagement ab, mit dem SC Freiburg als Ausbildungsbetrieb.

Der SC wurde auch für Matthias zum Arbeitgeber. Ende 2011 klopfte Trainer Marcus Sorg bei ihm an: Könnte sich der A-Junior vorstellen, in der ersten Mannschaft zu spielen? Die stand damals auf dem letzten Tabellenplatz. Matthias ging mit ins Training in der Winterpause, da auch Christian Streich, der neue Trainer, ihn haben wollte. Kein Wunder, der langjährige Jugendtrainer des SC kannte ihn bestens. Doch Matthias hatte die Abiprüfung vor der Brust. "Wir setzten uns mit Verein und Schule hin, um zu planen, ob das geht", erinnern sich Thomas und Rita Ginter. Es ging – und wie: Matthias spielte am 21. Januar 2012, zwei Tage nach seinem 18. Geburtstag, erstmals Bundesliga und schoss gleich, kurz nach seiner Einwechslung, das Siegtor gegen den FC Augsburg. Das weitere ist Bundesligageschichte: Der Club sichert sich bis zum Saisonende den Klassenerhalt und Matthias Ginter einen Stammplatz. Er, der jüngste Torschütze der Breisgauer.

"Er war ja fast immer der Jüngste, schon zuvor in den verschiedenen Jugendklassen" erinnert sich sein Vater. Matthias, 2012 und 2013 mit der Fritz-Walter Medaille als bester deutscher Nachwuchsspieler seiner jeweiligen Altersklasse ausgezeichnet, war auch in Brasilien wieder der Jüngste im Weltmeisterteam von Jogi Löw.

Von der Fritz-Walter-Medaille profitiert auch der SC March

Matthias weiß, wo er herkommt. Er nimmt sich die Zeit, in der Schule seines Heimatorts Schülern eine Stunde lang Rede und Antwort zu stehen. Er schaut bei der Weihnachtsfeier der Jugend seines Heimatclubs vorbei und bestreitet mit den F-Kids eine Trainingseinheit. Beim SC March ist man stolz auf den Jungen, den man bereits 2012 zum Ehrenmitglied ernannte. Schließlich hat die Fritz-Walter-Medaille dem Marcher Club ordentliche Schecks vom DFB eingebracht, als Anerkennung für die geleistete Ausbildungsarbeit. Nur, die Ablöse, die jetzt für Ginter aus Dortmund fällig wurde, streicht freilich der SC Freiburg alleine ein.

"Fußballprofi", das schrieb Matthias schon mit acht Jahren als Berufswunsch ins Freundebuch seines Kumpels Benedikt Hügele, wie dieser sich bei der WM-Fete auf dem Marcher Sportplatz erinnert. Und das mit dem direkt nach der WM vollzogenen Wechsel nach Dortmund überrascht in March auch niemanden. Schließlich lief Matze schon im Bambini-Alter mit einem knallgelben Trikot des BVB herum, das war schon immer sein Verein. Neben dem SC Freiburg natürlich. Und dem SC March. "Der Matthias weiß, hier ist er daheim, hier ist er immer willkommen2, ruft Vorstand Wolfgang Tritsch. Der Beifall, der nun auf dem Sportplatz aufbrandet, lässt da keinen Zweifel.