"Wichtigstes Datum ist der 10. Oktober in Moskau"

In der 3. Liga hat die Saison begonnen, am kommenden Wochenende steht die erste Runde im DFB-Pokal an. Der deutsche Fußball startet in eine neue, richtungsweisende Spielzeit. Grund genug, DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach zu den wichtigsten Ereignissen und Entwicklungen, zu den Konsequenzen diverserer Neuerungen, aber auch zu der einen oder anderen verbandspolitisch schwierigen Situation zu befragen.

Im aktuellen DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Wolfgang Tobien gibt der Chef der Frankfurter DFB-Zentrale auf die Bedeutung der im Herbst für die Nationalmannschaft zu Ende gehenden WM-Qualifikation Antworten. Er verweist auf weitere positive Änderungen im DFB-Pokal und in der 3. Liga und spricht die Probleme in der dreigeteilten Regionalliga sowie eine eventuelle Umstrukturierung an.

Der 58 Jahre alte Düsseldorfer nennt Indizien, wonach die Fans die mit dem neuen Fernsehformat zusammenhängenden, veränderten Anstoßzeiten bereits akzeptiert haben und sieht die Vorbereitungen für die Frauen-WM 2011 auf einem sehr guten Weg.

Frage: Die Saison 2009/2010 ist angepfiffen. Welchem Ereignis der kommenden Wochen blicken Sie als Generalsekretär mit besonderer Spannung entgegen?

Wolfgang Niersbach: Das wichtigste Datum ist eindeutig der 10. Oktober in Moskau. Dort findet gegen Russland höchstwahrscheinlich das Finale um den Gruppensieg in der WM-Qualifikation statt. Wir haben dabei den kleinen Vorteil, dass uns, falls sich keins der beiden Teams vorher einen Ausrutscher leistet, ein Unentschieden genügen würde. Moskau wird also ein ganz brisantes Ereignis.

Frage: Der Kunstrasen, auf dem die deutsche Mannschaft erstmals spielen muss, und vor allem die Stärke des russischen Teams in Verbindung mit dem Heimvorteil könnten trotzdem den Gang in die Relegation möglich werden lassen. Was würde dies für die Nationalmannschaft und den DFB bedeuten?

Niersbach: Diesen Gedanken möchte ich am liebsten verdrängen, weil ich allen Beteiligten, vor allem unseren Spielern und Trainern, diese gewaltige Nervenanspannung ersparen will. Ich kann mich noch gut an die Relegation im November 2001 gegen die Ukraine erinnern. Rudi Völler, der zu meinen besten Freunden gehört, war damals überhaupt nicht mehr ansprechbar, so sehr hat ihn diese enorme Anspannung belastet. Die klare Zielrichtung ist der Gruppensieg. Wir sind nicht überheblich, aber wir sind immerhin so optimistisch, dass wir mit Chile und Ägypten für den November schon zwei Heimländerspiele abgeschlossen haben. Auch das ist ein Hinweis, wie sehr wir unserer Mannschaft, den Trainern und dem Management vertrauen.

Frage: Der DFB-Pokal hat über den neuen Fernsehvertrag in der vergangenen Saison eine weitere erhebliche Aufwertung erfahren. Gibt es in der neuen Saison noch zusätzliche Anreize für die Teilnehmer?



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In der 3. Liga hat die Saison begonnen, am kommenden Wochenende steht die erste Runde im DFB-Pokal an. Der deutsche Fußball startet in eine neue, richtungsweisende Spielzeit. Grund genug, DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach zu den wichtigsten Ereignissen und Entwicklungen, zu den Konsequenzen diverserer Neuerungen, aber auch zu der einen oder anderen verbandspolitisch schwierigen Situation zu befragen.

Im aktuellen DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Wolfgang Tobien gibt der Chef der Frankfurter DFB-Zentrale auf die Bedeutung der im Herbst für die Nationalmannschaft zu Ende gehenden WM-Qualifikation Antworten. Er verweist auf weitere positive Änderungen im DFB-Pokal und in der 3. Liga und spricht die Probleme in der dreigeteilten Regionalliga sowie eine eventuelle Umstrukturierung an.

Der 58 Jahre alte Düsseldorfer nennt Indizien, wonach die Fans die mit dem neuen Fernsehformat zusammenhängenden, veränderten Anstoßzeiten bereits akzeptiert haben und sieht die Vorbereitungen für die Frauen-WM 2011 auf einem sehr guten Weg.

Frage: Die Saison 2009/2010 ist angepfiffen. Welchem Ereignis der kommenden Wochen blicken Sie als Generalsekretär mit besonderer Spannung entgegen?

Wolfgang Niersbach: Das wichtigste Datum ist eindeutig der 10. Oktober in Moskau. Dort findet gegen Russland höchstwahrscheinlich das Finale um den Gruppensieg in der WM-Qualifikation statt. Wir haben dabei den kleinen Vorteil, dass uns, falls sich keins der beiden Teams vorher einen Ausrutscher leistet, ein Unentschieden genügen würde. Moskau wird also ein ganz brisantes Ereignis.

Frage: Der Kunstrasen, auf dem die deutsche Mannschaft erstmals spielen muss, und vor allem die Stärke des russischen Teams in Verbindung mit dem Heimvorteil könnten trotzdem den Gang in die Relegation möglich werden lassen. Was würde dies für die Nationalmannschaft und den DFB bedeuten?

Niersbach: Diesen Gedanken möchte ich am liebsten verdrängen, weil ich allen Beteiligten, vor allem unseren Spielern und Trainern, diese gewaltige Nervenanspannung ersparen will. Ich kann mich noch gut an die Relegation im November 2001 gegen die Ukraine erinnern. Rudi Völler, der zu meinen besten Freunden gehört, war damals überhaupt nicht mehr ansprechbar, so sehr hat ihn diese enorme Anspannung belastet. Die klare Zielrichtung ist der Gruppensieg. Wir sind nicht überheblich, aber wir sind immerhin so optimistisch, dass wir mit Chile und Ägypten für den November schon zwei Heimländerspiele abgeschlossen haben. Auch das ist ein Hinweis, wie sehr wir unserer Mannschaft, den Trainern und dem Management vertrauen.

Frage: Der DFB-Pokal hat über den neuen Fernsehvertrag in der vergangenen Saison eine weitere erhebliche Aufwertung erfahren. Gibt es in der neuen Saison noch zusätzliche Anreize für die Teilnehmer?

Niersbach: Bei allen künftigen DFB-Pokalspielen werden wir einen einheitlichen visuellen Auftritt haben. Dazu gehört auch eine zentrale Bandenvermarktung. Selbst bei DFB-Pokalspielen von Amateurvereinen wird es keine lokale Werbung mehr geben. Die dabei erzielten zusätzlichen Gelder in zweistelliger Millionenhöhe wandern in einen gemeinsamen Topf und werden dann unter den Vereinen aufgeteilt.

Frage: Hat Ihrer Meinung nach die deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Ausstattung die Leistungsbereitschaft bei den Erstligisten erhöht, so dass es Zweiligisten wie 2004 Alemannia Aachen oder gar Amateurvereine wie 2001 Union Berlin künftig noch schwerer haben, das Finale zu erreichen?

Niersbach: Ich kann es nicht beweisen, doch die Vermutung liegt schon nahe, dass der eine oder andere Bundesligist in früheren Jahren hin und wieder halbherzig angetreten ist, obwohl Berlin, unabhängig von den finanziellen Erwartungen, eine einzigartige Faszination ausübt. Doch wenn ich gerade in der vergangenen Saison das Auftreten der Profivereine in den ersten Runden rekapituliere, dann scheint es - auch dies ist eine Vermutung - in allen Klubs zumindest einen Verantwortlichen gegeben zu haben, der dem Team die wirtschaftliche Bedeutung erfolgreicher Pokalspiele klargemacht hat. Ich will nicht ausschließen, dass sich auch in Zukunft ein Außenseiter bis ins Finale durchkämpft. Ich verweise auf die Mainzer, die sich vorige Saison als Zweitligist im Halbfinale erst nach Verlängerung Leverkusen geschlagen gaben. Doch es wird immer schwerer, weil der Wettbewerb für die Bundesligisten noch lukrativer geworden ist.

Frage: Am Ende dieser Saison wird der Nationalfeiertag des deutschen Fußballs mit den Pokal-Endspielen der Männer und Frauen erstmals seit 25 Jahren an zwei verschiedenen Standorten stattfinden. Was bedeutet das für Berlin und Köln?

Niersbach: Es ist eine neue organisatorische Herausforderung, an diesem Tag an zwei Schauplätzen für optimale Voraussetzungen und perfekte Abläufe zu sorgen. Wir sind mit dem ZDF als die im nächsten Jahr übertragende TV-Anstalt schon im Gespräch. Es kann sein, dass am 15. Mai das Frauen-Finale in Köln um 16.30 Uhr und das Männer-Endspiel in Berlin um 20 Uhr angepfiffen wird. Sichergestellt ist jetzt, dass auch das Frauen-Finale bei einem Unentschieden nach 90 Minuten erst einmal in die Verlängerung geht. In Berlin musste ja bisher aus zeitlichen und organisatorischen Gründen gleich das Elfmeterschießen entscheiden. Mit dieser Sonderregel waren wir nie richtig glücklich. Im Hinblick auf Berlin arbeiten wir bereits an einem attraktiven Rahmenprogramm, weil die Zuschauer möglichst früh ins Stadion kommen sollen.

Frage: Und in Köln?

Niersbach: Unsere Wunschvorstellung ist, dass sich Köln mit einem ähnlich hohen Stellenwert für das Frauen-Finale etabliert, den Berlin mit dem Männer-Endspiel seit Jahren hat. Der Vertrag ist aber vorerst für ein Jahr abgeschlossen. Wir sind gespannt, wie Köln im nächsten Jahr aufgestellt sein wird.

Frage: Als nunmehr höchste Spielklasse des DFB schrieb die 3. Liga 2008/2009 mit weit mehr als 5000 Zuschauern im Schnitt und hervorragenden Fernseh-Einschaltquoten auf Anhieb eine tolle Erfolgsstory. Fortsetzung folgt jetzt in der zweiten Saison?

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Niersbach: Auch wenn der eine oder andere Verein die aus unserer Sicht sehr guten Rahmenbedingen nicht als optimal empfindet, so kann ich nur darauf hinweisen, dass es nirgendwo in der Fußballwelt eine dritte Spielklasse gibt, die wirtschaftlich so stark ausgestattet ist und die zudem so hervorragend von den Medien angenommen wird. Sie hat sich wirklich fest und gut etabliert als dritte bundesweite Spielklasse. Zudem haben wir weitere Verbesserungen im Auge – bis hin zur Präsentation eines möglichen Hauptsponsors ab der Saison 2010/2011.

Frage: Mit Borussia Dortmund ist nun eine vierte zweite Reservemannschaft aus der Bundesliga am Start. Mit welchen Auswirkungen?

Niersbach: Dies ist eine Frage, die mit sehr viel Feingefühl beantwortet werden muss. Die Zusammensetzung einer solchen Spielklasse ist nun einmal in erster Linie ausschlaggebend für ihren Erfolg. Ich weiß, für wie wichtig die Profiklubs diese Liga im Hinblick auf ihre jungen Spieler und Rekonvaleszenten halten. Ich denke zum Beispiel an Bernd Schneider, der dort nach langer Verletzungspause erstmals wieder für Leverkusen gespielt hat. Auf der anderen Seite üben die Traditionsklubs einen großen Anreiz auf die Zuschauer und die Medien aus. Diese beiden Interessen unter einen Hut zu bringen, ist ungeheuer schwierig. Ganz wertneutral sage ich, dass wir bei der Entwicklung der 3. Liga einige Probleme mehr bekämen, wenn aus den jetzt vier Zweitmannschaften in der nächsten Saison fünf oder sechs würden. Dann hätten wir ein Darstellungsproblem.

Frage: Ein Darstellungsproblem, das jetzt schon die dreigeteilte Regionalliga hat, in der sich inzwischen 21 Reserveteams von Profiklubs tummeln?

Niersbach: Hier ist die Situation noch gravierender, und wir stehen möglicherweise vor der Frage, ob wir diese Strukturreform noch einmal überdenken und neu reformieren müssen. Die Antwort kann erst der Bundestag 2010 in Essen geben. Dabei muss man wissen, dass eine bessere Alternative, so es sie gibt, nicht vor 2012 realisiert werden kann.

Frage: Auf dem Prüfstand stehen in dieser Saison ganz besonders aus Sicht der Amateurvereine das neue TV-Format und die damit einhergehenden neuen Anstoßzeiten für die Bundesliga.

Niersbach: Ich weiß von den Kollegen der DFL, wie sorgfältig sie die Auswirkungen und Vorgänge rund um die neuen Anstoß- und Fernsehzeiten beoabachten, analysieren und auswerten. Der Sonntag ist seit einiger Zeit als Spieltag für die Bundesligen akzeptiert. Allein schon wegen der Situation, dass den Mannschaften, die am Donnerstag bisher im UEFA-Pokal gespielt haben und künftig in der Europa League spielen werden, aus sportlichen Gründen eine nötige Ruhepause zugestanden werden muss. Der ganze Komplex Fußball, Fernsehen, Sponsoren und Zuschauer in den Stadien wird uns begleiten. In diesem Zusammenhang beweist der Verlauf des Dauerkartenverkaufs, dass die Fans kein Problem haben mit den neuen Anstoßzeiten. Sie akzeptieren sie und kommen dann, wenn ihr Verein spielt.

Frage: Wo stehen der DFB und Gastgeber Deutschland insgesamt auf dem Weg zur Frauen-WM 2011, für die im Oktober 2009 bereits der Kartenvorverkauf beginnt?

Niersbach: Wir sind glänzend aufgestellt. Auch wirtschaftlich. In ökonomisch schwierigen Zeiten haben wir bereits fünf von sechs Nationalen Förderern gewinnen können - und der sechste steht kurz vor der Unterschrift. Das ist ein sensationell gutes Ergebnis. In den neun Spielorten ist man unglaublich positiv unterwegs. Die Stadien werden rechtzeitig fertig. Alles ist auf einem guten Weg, wobei der Verkauf der Eintrittskarten die große Herausforderung ist.

Frage: Wie wird der Verkauf der Tickets gestartet?

Niersbach: Wir beginnen am 29. Oktober mit dem Verkauf der so genannten Städteserien. Das heißt, dass zum Beispiel der Fan in Augsburg und Umgebung die Eintrittskarten für alle vier Spiele in Augsburg im Paket erwerben kann. Dieses attraktive Angebot hatten wir 2006 nicht, was damals viel Kritik hervorgerufen hat. Insgesamt ist bereits so viel Vorfreude und Begeisterung spürbar, dass Deutschland 2011 als Gastgeber wieder ein Sommermärchen anbieten wird, wenn auch in etwas kleineren Dimensionen.

Frage: Worauf freuen Sie sich als Fußballfan in der gerade begonnenen Saison ganz besonders?

Niersbach: Ich freue mich immer wieder auf die einzigartige Atmosphäre in den Stadien. Vor allem, wenn es dort friedlich und ohne Krawalle abgeht. Darum werden wir von der ganzen Welt beneidet. Das Stadion-Erlebnis steht für mich nach wie vor meilenweit über dem Fernseh-Erlebnis. Und wenn diese faszinierende Stimmung, die ich Woche für Woche in den Stadien von Köln, Frankfurt, München oder Hamburg erlebe, nun auch nach dem Zweitligaaufstieg der Fortuna in meine Heimatstadt Düsseldorf überschwappt, dann steigert sich meine persönliche Zufriedenheit noch weiter.