Wetklo: "Schönes Gefühl, nach Hause zurückzukehren"

Für Christian Wetklo, den Torhüter von Mainz 05, ist das DFB-Pokalachtelfinale heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) beim FC Schalke 04 eine Reise in die Vergangenheit. Der 32-Jährige spielte nicht nur vier Jahre lang in der Jugend der Königsblauen, sondern ist auch in Gelsenkirchen unweit des Parkstadions aufgewachsen.

Nach einem einjährigen Zwischenspiel bei Rot-Weiss Essen wechselte Wetklo 2000 zum damaligen Zweitligisten FSV Mainz. Zwölfeinhalb Jahre und zwei Aufstiege später haben sich die Mainzer unter Trainer Thomas Tuchel in der Bundesliga etabliert. Als Tabellensechster überwintern sie auf einem Europapokalplatz und hoffen mit dem Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale auf einen krönenden Jahresabschluss.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Thorsten Langenbahn spricht Christian Wetklo über Heimatgefühle, kritische Schalke-Fans und Deutschlands U 21-Kapitän Lewis Holtby als Kopfballungeheuer.

DFB.de: Herr Wetklo, Sie stammen aus dem Gelsenkirchener Ortsteil Hassel. Wie viele Ihrer Verwandten wohnen noch dort?

Christian Wetklo: Alle. Die wohnen innerhalb einem Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Ob meine Eltern, mein Bruder, meine Schwester oder die Brüder von meiner Frau - die leben noch alle in Hassel.

DFB.de: Und bei allen fließt königsblaues Blut in den Adern?

Wetklo: Bei den meisten ja. Die sind fast alle mit Herzblut dabei. Meine beiden Schwager haben auch eine Dauerkarte auf Schalke.

DFB.de: Wem drücken die Verwandten denn im Pokalachtelfinale die Daumen?



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Für Christian Wetklo, den Torhüter von Mainz 05, ist das DFB-Pokalachtelfinale heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) beim FC Schalke 04 eine Reise in die Vergangenheit. Der 32-Jährige spielte nicht nur vier Jahre lang in der Jugend der Königsblauen, sondern ist auch in Gelsenkirchen unweit des Parkstadions aufgewachsen.

Nach einem einjährigen Zwischenspiel bei Rot-Weiss Essen wechselte Wetklo 2000 zum damaligen Zweitligisten FSV Mainz. Zwölfeinhalb Jahre und zwei Aufstiege später haben sich die Mainzer unter Trainer Thomas Tuchel in der Bundesliga etabliert. Als Tabellensechster überwintern sie auf einem Europapokalplatz und hoffen mit dem Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale auf einen krönenden Jahresabschluss.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Thorsten Langenbahn spricht Christian Wetklo über Heimatgefühle, kritische Schalke-Fans und Deutschlands U 21-Kapitän Lewis Holtby als Kopfballungeheuer.

DFB.de: Herr Wetklo, Sie stammen aus dem Gelsenkirchener Ortsteil Hassel. Wie viele Ihrer Verwandten wohnen noch dort?

Christian Wetklo: Alle. Die wohnen innerhalb einem Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Ob meine Eltern, mein Bruder, meine Schwester oder die Brüder von meiner Frau - die leben noch alle in Hassel.

DFB.de: Und bei allen fließt königsblaues Blut in den Adern?

Wetklo: Bei den meisten ja. Die sind fast alle mit Herzblut dabei. Meine beiden Schwager haben auch eine Dauerkarte auf Schalke.

DFB.de: Wem drücken die Verwandten denn im Pokalachtelfinale die Daumen?

Wetklo: Der eine Schwager sagt immer, der Bessere soll gewinnen. Wenn Schalke aber um die Meisterschaft spielt, und wir Mainzer haben nichts mehr mit dem Abstieg zu tun, dann will er die Punkte natürlich auf Schalke behalten. Aber im Pokal ist er auch nicht traurig, wenn wir weiterkommen, weil er mich ja dann in der nächsten Runde sehen kann.

DFB.de: Wie überrascht waren Sie von Huub Stevens' Entlassung als Schalke-Trainer?

Wetklo: Da möchte ich gar nicht viel zu sagen. Das ist nicht mein Bier - ich spiele bei Mainz und nicht bei Schalke.

DFB.de: Aber für Mainz macht's das im Achtelfinale nicht einfacher, oder?

Wetklo: Einfach ist die Aufgabe sowieso nicht. Ein Trainerwechsel zwei Tage vor dem Spiel soll auch ein Zeichen nach außen sein, dass der Verein die Reißleine gezogen hat - und um den Spielern ein Alibi wegzunehmen. Ob es wirklich eins war, kann ich nicht beurteilen.

DFB.de: Tritt Mainz nach dem 3:1 gegen Stuttgart mit viel Selbstvertrauen an?

Wetklo: Sicherlich. Wir haben eine gute Hinrunde gespielt und 26 Punkte geholt. Die Schwere der Aufgabe ist uns bewusst, aber uns ist auch klar, dass wir nicht chancenlos sein werden.

DFB.de: Wie fühlt sich das heutzutage an, wenn Sie zum FC Schalke zurückkehren und aus der Ferne auf die futuristische Arena blicken?

Wetklo: Es ist immer ein sehr schönes Gefühl, nach Hause zurückzukehren. Als ich noch dort gespielt habe, wurde gerade angefangen, die Straßen drumherum anzulegen, um überhaupt die Arena bauen zu können. Wenn man das Gelände rund ums Parkstadion heute sieht, ist das schon ein Riesenfortschritt - damals gab es nur einen Aschenplatz und einen Rasenplatz für die Profis. Wenn ich dann noch in der Arena einlaufen darf, ist es sicher auch sehr emotional. Ich bin drei Kilometer vom Parkstadion entfernt aufgewachsen. Als kleiner Junge, im Alter von sechs Jahren, war ich mit meinem Vater zum ersten Mal dort. Da war es schon mein Traum, hier zu spielen.

DFB.de: Sie haben ein Jahr als B- und drei Jahre als A-Junior bei Schalke gespielt, von 1995 bis 1998. Wen im Verein kennen Sie noch aus dieser Zeit?

Wetklo: Im Jugendbereich sind noch einige dabei wie Norbert Elgert (Trainer der U 19, Anm. d. Red.) oder Bodo Menze (Administrativer Leiter der Knappenschmiede, Anm. d. Red.). Unter Huub Stevens durfte ich in der Saison 1997/1998 als A-Jugendlicher im Profibereich immer mal wieder mittrainieren. Erster Torwart war seinerzeit Jens Lehmann, bevor er zum AC Mailand ging, danach wurde Oliver Reck verpflichtet.

DFB.de: Sie haben damals auch sechs Länderspiele in der U 18-Nationalmannschaft bestritten. Wer war seinerzeit mit dabei und ist auch heute noch aktiv?

Wetklo: Zum Beispiel Sebastian Kehl oder Roman Weidenfeller. Wer noch in unserem Jahrgang war, aber kein Fußball mehr spielt, ist Sebastian Deisler.

DFB.de: Wie ist aktuell Ihr Draht zu Schalkes Ex-Mainzern Christian Fuchs und Lewis Holtby?

Wetklo: Wir schreiben uns ab und zu mal eine Nachricht, wenn Schalke gewinnt oder Mainz siegt. Oder man kriegt einen Spruch, zum Beispiel nach meiner Roten Karte.

DFB.de: Sie haben im Spiel gegen Hannover den Ball außerhalb des Strafraums mit der Hand geklärt. Es war im 96. Bundesligaeinsatz Ihre erste Rote Karte.

Wetklo: Das stimmt. Aber ich hatte in dem Moment keine andere Wahl, sonst wäre der Ball reingegangen. Da musste ich einfach reagieren. Durch unseren 2:1-Heimsieg mit zehn Mann in der letzten Minute war der Ärger dann auch relativ schnell verflogen.

DFB.de: Vorteil Schalke, dass Sie jetzt zwei Bundesligaspiele nicht im Tor standen?

Wetklo: Nein. Das ist kein Vorteil und auch kein Nachteil. Ich bin nicht fitter oder motivierter deswegen.

DFB.de: Beim 0:3 in der Bundesliga am fünften Spieltag war der zweite Treffer eine Koproduktion von Ihren ehemaligen Kollegen: Maßflanke Fuchs, Kopfball Holtby. Müssen Sie sich erneut vor dem "Kopfballungeheuer", wie Schalkes Stadionsprecher meinte, in Acht nehmen?

Wetklo: Bestimmt nicht. Aber wir müssen allgemein aufpassen. In dem Spiel waren wir die bessere Mannschaft und haben Schalke im eigenen Stadion spielerisch dominiert - das gelingt nicht vielen Mannschaften. Allerdings ist das brotlose Kunst, wenn man seine Chancen nicht nutzt und 0:3 verliert.

DFB.de: Macht das Ligaspiel aus Mainzer Sicht dennoch Mut fürs Pokalachtelfinale?

Wetklo: Wir malen uns eine große Chance aufs Weiterkommen aus. Wir haben das Potenzial, Schalke zu schlagen.

DFB.de: Im Ligaspiel waren die Schalke-Fans extrem unruhig. Haben Sie das Publikum früher auch so kritisch erlebt?

Wetklo: Die Fans waren immer schon sehr leidenschaftlich. Schalke 04 bedeutet den Fans alles, sie verehren den Verein wie eine Religion. Deswegen sind die Fans auch emotional, wenn es einmal nicht so gut läuft. Aber das ist doch bei anderen großen Klubs ähnlich.

DFB.de: Und könnte für Mainz eine Chance sein?

Wetklo: Klar. Wenn wir auf Schalke gut spielen, und es steht noch 0:0, dann werden die Fans bestimmt nicht applaudieren. Wenn das Publikum vielleicht schnell ungeduldig wird, kann uns das in die Karten spielen.

DFB.de: Anfang Februar könnten Sie mit Ihrem 100. Einsatz Jubiläum feiern. Haben Sie sich das vor zwölfeinhalb Jahren vorstellen können, als Sie zu Mainz wechselten?

Wetklo: Die Bundesliga war auch schon damals mein Ziel, aber dass es in Mainz tatsächlich klappt, damit konnte zum damaligen Zeitpunkt keiner rechnen. Wir haben in der 2. Bundesliga eher gegen den Abstieg gespielt. Dass so eine Wende einkehrt und wir jetzt auch noch in einem neuen Stadion spielen, das alles war damals nicht abzusehen.

DFB.de: Ihr Vertrag läuft im Sommer aus, Sie werden im Januar 33 Jahre alt. Wie lange wollen Sie noch weiterspielen?

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Wetklo: Solange, wie die Leistung stimmt und der Trainer und der Verein mich gerne haben wollen. Ich möchte nicht, dass man mich irgendwann vom Hof jagen muss. Ich hoffe, dass man weiter fair miteinander umgeht und ich irgendwann ein Zeichen bekomme, sollte ich in den Planungen keine Rolle mehr spielen.

DFB.de: Das heißt, Sie würden schon gerne in Mainz verlängern?

Wetklo: Auf jeden Fall. So viele Möglichkeiten werden sich in meinem Alter auch nicht mehr ergeben.

DFB.de: Oder ist eine Rückkehr zu Schalke geplant?

Wetklo: Der Gedanke war immer ein Traum, aber die Frage stellt sich nicht.

DFB.de: Sie haben elf Spiele im DFB-Pokal gemacht. Was war Ihre spannendste Pokalschlacht?

Wetklo: Die war 2001 mit den Mainzer Amateuren in der ersten Runde gegen Borussia Mönchengladbach. Als Oberligist haben wir den Bundesligisten in die Verlängerung gezwungen. Ich konnte als junger Spieler mit 21 Jahren einen großen Beitrag dazu leisten, dass es nach 120 Minuten noch 0:0 stand. Leider haben wir dann im Elfmeterschießen 2:4 verloren.

DFB.de: Voriges Jahr kam im Achtelfinale das Aus mit 0:2 gegen Viertligist Holstein Kiel. Nun sind es wieder nur drei Spiele bis nach Berlin. Gibt es noch den Traum vom Finale?

Wetklo: Den gab es schon immer. Deutscher Meister mit Mainz 05 zu werden, wird vermutlich immer schwer sein. Aber ein DFB-Pokalendspiel zu erreichen, das haben schon ganz andere vorgemacht. Einmal auf dem Platz ein Finale in Berlin erleben zu dürfen - das war schon immer ein Traum von mir. Dieses Ziel ist nicht unerreichbar.