Weltmeister und Schalke-Ikone: Thon wird 50

Sein erstes Länderspiel wurde nur im Radio übertragen, sein Abschiedsspiel kam live auf Sat1. Für seinen ersten Sieg bekam er noch zwei Punkte, für seinen letzten drei. Sein Debüt gab er in einem Stadion, seinen Abschied in einer Arena.Olaf Thon, der heute 50 wird, war 19 Jahre Profi und hat an vielen Kapiteln der deutschen Fußballhistorie mitgeschrieben. DFB.de hat in den Geschichtsbüchern geblättert und würdigt den Weltmeister und Schalke-Helden an seinem Ehrentag.

Als Olaf Thon als 17-Jähriger in der 2. Bundesliga für Schalke 04 debütierte, verschwendete noch niemand einen Gedanken daran, diese Spiele im Unterhaus live zu übertragen. Es waren magere Zeiten. Der große Fußball-Boom kam zu Beginn der Neunziger durch drei Faktoren: die deutsche Wiedervereinigung, der WM-Triumph von Rom und das Aufkommen der Privatsender. Thon war Teil dieses Booms, und er hatte Anteil daran, dass der Fußball trotz allem nicht alle seine Werte verlor. Seine Karriere war typisch für die neue Zeit und auch wieder nicht. Wie andere Jungstars, die in kleinen Vereinen den Unterschied machten, wechselte er zu den Bayern. Damals, nach Schalkes Abstieg 1988, war er der teuerste Transfer der Bundesligageschichte (für 3,8 Millionen Mark). Aber im Herzen blieb der in Gelsenkirchen geborene Sohn eines Oberliga-Fußballers immer Schalker. Vereinstreue war für ihn wichtig. Und so kehrte er nach sechs Jahren zu dem Verein zurück, in dessen Traditionsmannschaft er noch heute spielt.

Schalke und Bayern, Bayern und Schalke - das waren die Fixpunkte seiner Karriere. Es war nicht die schlechteste, Weltmeister darf er sich nennen, Deutscher Meister, UEFA- und DFB-Pokalsieger. Nach seinem größten Glück gefragt, antwortete er in der Woche vor seinem Abschiedsspiel: "Dass ich trotz meiner vielen Verletzungen 19 Jahre Profi sein durfte." Nur seltsam, dass der größte Tag gleich am Anfang seiner Karriere kam, "danach hätte ich eigentlich aufhören müssen, besser ging es nicht", hat er später halb im Spaß und halb im Ernst gesagt.

6:6 im Pokal gegen Bayern: Dreierpack macht Thon zum Helden

Ins Rampenlicht schoss sich der kleine Kerl (1,69 Meter) einen Tag nach seinem 18. Geburtstag. Der 2. Mai 1984 sah das wohl unglaublichste Spiel der deutschen Pokalgeschichte. Es regnete vom Himmel an diesem Mittwoch im Gelsenkirchener Parkstadion - und es regnete Tore. Schalke gegen Bayern, 2. Bundesliga gegen Bundesliga. Damals war der Unterschied noch nicht so groß, dass der Sieger schon vor Anpfiff feststand, und so kamen 70.000 hoffnungsfroh ins Parkstadion. Das ZDF übertrug live, und so kam es, dass am nächsten Tag die ganze Fußballwelt wusste, wer Olaf Thon ist. Das Spiel endete 6:6 nach Verlängerung - und der 18-jährige Thon schoss und köpfte drei Tore. Das letzte quasi mit Abpfiff in der 120. Minute.

Die Fans stürmten den Platz und umringten den Helden des Abends. Jeder suchte seine Nähe, wollte den neuen Kuzorra anfassen und hochleben lassen. Im legendären Interview mit Reporter Rolf Töpperwien gestand Olaf, dass er noch in Bayern-Bettwäsche schlafe, aber selbst das konnte seiner Beliebtheit keinen Abbruch tun. Trotzdem schickte ihm eine 60 Jahre alte Lehrerin aus Gelsenkirchen Schalke-Bettwäsche, damit er in den richtigen Farben träumen möge.



Sein erstes Länderspiel wurde nur im Radio übertragen, sein Abschiedsspiel kam live auf Sat1. Für seinen ersten Sieg bekam er noch zwei Punkte, für seinen letzten drei. Sein Debüt gab er in einem Stadion, seinen Abschied in einer Arena.Olaf Thon, der heute 50 wird, war 19 Jahre Profi und hat an vielen Kapiteln der deutschen Fußballhistorie mitgeschrieben. DFB.de hat in den Geschichtsbüchern geblättert und würdigt den Weltmeister und Schalke-Helden an seinem Ehrentag.

Als Olaf Thon als 17-Jähriger in der 2. Bundesliga für Schalke 04 debütierte, verschwendete noch niemand einen Gedanken daran, diese Spiele im Unterhaus live zu übertragen. Es waren magere Zeiten. Der große Fußball-Boom kam zu Beginn der Neunziger durch drei Faktoren: die deutsche Wiedervereinigung, der WM-Triumph von Rom und das Aufkommen der Privatsender. Thon war Teil dieses Booms, und er hatte Anteil daran, dass der Fußball trotz allem nicht alle seine Werte verlor. Seine Karriere war typisch für die neue Zeit und auch wieder nicht. Wie andere Jungstars, die in kleinen Vereinen den Unterschied machten, wechselte er zu den Bayern. Damals, nach Schalkes Abstieg 1988, war er der teuerste Transfer der Bundesligageschichte (für 3,8 Millionen Mark). Aber im Herzen blieb der in Gelsenkirchen geborene Sohn eines Oberliga-Fußballers immer Schalker. Vereinstreue war für ihn wichtig. Und so kehrte er nach sechs Jahren zu dem Verein zurück, in dessen Traditionsmannschaft er noch heute spielt.

Schalke und Bayern, Bayern und Schalke - das waren die Fixpunkte seiner Karriere. Es war nicht die schlechteste, Weltmeister darf er sich nennen, Deutscher Meister, UEFA- und DFB-Pokalsieger. Nach seinem größten Glück gefragt, antwortete er in der Woche vor seinem Abschiedsspiel: "Dass ich trotz meiner vielen Verletzungen 19 Jahre Profi sein durfte." Nur seltsam, dass der größte Tag gleich am Anfang seiner Karriere kam, "danach hätte ich eigentlich aufhören müssen, besser ging es nicht", hat er später halb im Spaß und halb im Ernst gesagt.

6:6 im Pokal gegen Bayern: Dreierpack macht Thon zum Helden

Ins Rampenlicht schoss sich der kleine Kerl (1,69 Meter) einen Tag nach seinem 18. Geburtstag. Der 2. Mai 1984 sah das wohl unglaublichste Spiel der deutschen Pokalgeschichte. Es regnete vom Himmel an diesem Mittwoch im Gelsenkirchener Parkstadion - und es regnete Tore. Schalke gegen Bayern, 2. Bundesliga gegen Bundesliga. Damals war der Unterschied noch nicht so groß, dass der Sieger schon vor Anpfiff feststand, und so kamen 70.000 hoffnungsfroh ins Parkstadion. Das ZDF übertrug live, und so kam es, dass am nächsten Tag die ganze Fußballwelt wusste, wer Olaf Thon ist. Das Spiel endete 6:6 nach Verlängerung - und der 18-jährige Thon schoss und köpfte drei Tore. Das letzte quasi mit Abpfiff in der 120. Minute.

Die Fans stürmten den Platz und umringten den Helden des Abends. Jeder suchte seine Nähe, wollte den neuen Kuzorra anfassen und hochleben lassen. Im legendären Interview mit Reporter Rolf Töpperwien gestand Olaf, dass er noch in Bayern-Bettwäsche schlafe, aber selbst das konnte seiner Beliebtheit keinen Abbruch tun. Trotzdem schickte ihm eine 60 Jahre alte Lehrerin aus Gelsenkirchen Schalke-Bettwäsche, damit er in den richtigen Farben träumen möge.

###more###

Debüt im DFB-Team mit 18 Jahren und sieben Monaten

Zwei Wochen später war Schalke aufgestiegen, Thon wurde Bundesligaspieler. Und nach nur 16 Einsätzen beförderte ihn Franz Beckenbauer zum Nationalspieler. Damals auf Malta, als das Fernsehen nicht live übertragen durfte. 45 Minuten währte sein Debüt, er war mit 18 Jahren sieben Monaten der zweitjüngste Debütant nach dem Krieg. Deutschland gewann das WM-Qualifikationsspiel in La Valetta mühsam 3:2, und der Kaiser fand nur für einen lobende Worte: "Das Positive an diesem Spiel sind die Punkte und das glänzende Debüt von Olaf Thon." Zur WM nach Mexiko nahm er THon mit, aber verletzungsbedingt kam er nicht zum Einsatz und reiste früher ab. Dafür handelte er sich von Torwart Toni Schumacher Kritik ein, er hätte doch etwas lernen und Erfahrungen sammeln können, nach denen sich andere sehnten.

Thon aber ging immer seinen eigenen Weg und hatte seinen eigenen Kopf. Er reifte früh, früher als andere. "Er redet schon wie ein Alter", schrieb der renommierte Autor Peter Stützer nach einem Interviewtermin mit dem damals 21-Jährigen in der "Sport Illustrierten". Als Olaf Thon nach Schalkes Abstieg 1988 zu den Bayern ging, nannten sie ihn alsbald "Professor", viel Ehre für einen Mann mit einer abgebrochenen Schlosser-Lehre.

Thon wird 1990 Weltmeister

Uli Hoeneß beeindruckte eine andere Eigenschaft: "Der Olaf ist ein ganz kühler Rechner." Womit er nicht rechnen konnte, waren Verletzungen. Allein drei Bänderrisse zwischen Oktober 1989 und Juli 1990, drei Operationen - drei längere Pausen. Das hatte Konsequenzen für den vielseitigen Kicker, der auf Schalke stürmte, bei den Bayern im Mittelfeld begann und als Libero endet. Von 163 möglichen Länderspielen zwischen seinem Debüt und seinem Ausstand bei der WM 1998 bestritt er nur 52 - nur jedes dritte. Sein erstes Turnier, an dem er aktiv teilnahm, war die EM 1988 im eigenen Land, noch als Schalker. In Gelsenkirchen schoss er ein Tor gegen die Dänen und freute sich doppelt, es war der passende Abschied von diesem Stadion, wie er fand. Das 1:2 im Halbfinale von Hamburg gegen die Holländer bezeichnete er als "meine schlimmste Niederlage, denn ich konnte den entscheidenden Pass auf Marco van Basten nicht verhindern."

Dann 1990, in Italien, gab es eine weitere bittere Enttäuschung. Im Aufstellungspoker um die offensiven Plätze im deutschen Mittelfeld - zwei aus vier - hatte Thon bis zum Halbfinale gegen England schlechte Karten gehabt. Zwei Minuten gegen Kolumbien, das war seine WM gewesen. Dann plötzlich nominierte ihn der Kaiser statt Pierre Littbarski. Und Thon enttäuschte nicht, behielt auch im Elfmeterschießen die Nerven - aber im Finale saß er wieder auf der Bank. Als er das am Vortag erfuhr, rannte er enttäuscht aus dem Besprechungsraum. "Wenn ich da noch gespielt hätte, hätte ich als Fußballer alles erreicht", fand er. Weltmeister darf er sich trotzdem nennen. Verteidigen durfte er den Titel nicht, die WM 1994 verpasste Thon ebenso wie die EM-Endrunden 1992 und 1996.

Aber auf seine alten Tage erlebte er auf Schalke seinen dritten Frühling, war Kapitän der "Euro-Fighter", die 1997 in Mailand den UEFA-Pokal gewannen. Weil Berti Vogts nach der vorläufigen Verbannung von Lothar Matthäus keinen Libero hatte, holte er Thon nach vierjähriger Pause 1997 zurück. Das Abenteuer Frankreich 1998 endete mit einem Missklang, nach dem letzten WM-Vorrundenspiel gegen den Iran, das für Olaf Thon zur Pause beendet war, hatte er seinen Posten an Platzhirsch Lothar Matthäus verloren. "Ich habe mich für den Bayern-Block entschieden", begründete Vogts.

###more###

Thon bleibt Schalke auch nach der aktiven Karriere treu

Wieder spielten die Bayern Schicksal für Olaf Thon, nun weil er kein Münchner mehr war. Mit 52 Länderspielen ging Olaf Thon in die DFB-Annalen ein, doppelt so viele hätten es sein können. Das Talent dafür hatte er. "Wegen der Verletzungen hat es letztlich nicht zu der Weltkarriere eines Lothar Matthäus gereicht", stellte er sachlich fest. Aber zum Schalker Klubidol hat es gereicht, beim Abschiedsspiel war die Veltins-Arena ausverkauft (60.672 Zuschauer) - nicht nur, weil die Bayern kamen.

Ganz verschwunden ist Thon nie von der Fußballbühne, war im Schalker Aufsichtsrat und hatte sogar eine Anstellung im Marketingbereich. Dann zog es ihn zurück auf den Rasen, in der Saison 2010/2011 trainierte er den VfB Hüls. Jetzt ist er Kapitän der Traditionsmannschaft, was kein Beruf, aber eine Berufung ist. TV-Zuschauer sehen ihn immer noch als Experte bei Sport1, oft montags bei der "Spieltagsanalyse". Da fühlt er sich durchaus in seinem Element - als Fußball-Professor. "Mal schauen, wie sich der Fußball entwickelt", sagte er dem Internetportal "Der Westen". "Vielleicht braucht man mich irgendwann einmal am Monitor, wenn die DFL den Oberschiedsrichter einführt. Ich glaube, das könnte etwas für mich sein."

Seinen runden Geburtstag feiert Olaf Thon im Familien- und Freundeskreis. Mit Ehefrau Andrea, die er schon über 30 Jahre kennt und liebt, hat er zwei Töchter. Sie wird im Dezember ebenfalls runde 50 - dann wollen sie "ein großes Fest feiern - deshalb muss meine Feier aus finanziellen Gründen kleiner ausfallen", sagte er dem SID. Lächelnd, wohlgemerkt. Den ersten Geburtstagswunsch haben ihm seine Schalker schon erfüllt: Drei Punkte aus Hannover sollten sie mitbringen. Da wollten sie ihren Olaf doch nicht enttäuschen und siegten 3:1.

Olaf Thon in Zahlen

Stationen:
STV Horst Emscher (1971 bis1980)
Schalke 04 (1980 bis 1988)
Bayern München (1988 bis 1994)
Schalke 04 (1994 bis Januar 2003)

Bilanz:
Bundesliga: 443 Spiele/82 Tore
2. Bundesliga: 38/14
Europapokal: 39/7
A-Länderspiele: 52/3
U 21: 3/2

Titel:
Weltmeister 1990
UEFA-Cup-Sieger 1997
Deutscher Meister 1989, 1990, 1994
DFB-Pokalsieger: 2001, 2002

###more###