Weltmeister Podolski: "Auf der Bank wird man nicht besser"

Istanbul, eine Stadt, 15 Millionen Einwohner, zwei Kontinente, ein Lukas Podolski. Im Sommer ist der Weltmeister aus London vom FC Arsenal zu Galatasaray Istanbul in die Türkei gewechselt. Nach einem schwierigen Jahr in London inklusive Leihe zu Inter Mailand will Podolski am Bosporus neu angreifen. Aktuell weilt der 30-Jährige in Frankfurt bei der Nationalmannschaft, die EM-Qualifikationsspiele gegen Polen am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) und in Schottland am Montag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) stehen an. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Lukas Podolski über sein neues Leben in der Türkei, seine Ambitionen in der Nationalmannschaft und die Besonderheit des Spiels gegen Polen.

DFB.de: Herr Podolski, die Süper Lig läuft, für Galatasaray begann die Saison mit einem Sieg, einem Remis und einer Niederlage. Wie zufrieden sind Sie mit dieser Bilanz?

Lukas Podolski: Galatasaray ist Titelverteidiger, und vom amtierenden Meister muss man mehr erwarten. Enttäuschend war vor allem das erste Heimspiel, das haben wir verloren. Wichtig war, dass wir jetzt das letzte Spiel vor der Länderspielphase gewonnen haben. Wir haben nun vier Zähler auf dem Konto, das ist nicht berauschend, aber auch kein Drama. Von Platz eins trennen uns drei Punkte, und wir haben noch die ganze Saison Zeit, dies zu korrigieren.

DFB.de: Neben den Punkten für Gala steht für Sie persönlich eine andere Zahl nach drei Spieltagen: 258 Minuten Fußball. Sie standen fast durchgehend auf dem Platz, ist dies vor den Punkten für Gala für Sie sogar die wichtigere Zahl?

Podolski: Ich bin Mannschaftsspieler, wichtig sind die Ergebnisse für mein Team. Aber es ist doch klar, dass es mir gut tut, dass ich jetzt wieder meine Spiele bekomme. Ich bin Fußballer, ich will spielen, auf dem Platz fühle ich mich am wohlsten. In den vergangenen sechs Monaten habe ich weniger gespielt, umso mehr freut es mich, dass ich jetzt wieder Rhythmus aufnehmen kann.

DFB.de: Sie merken also schon jetzt, dass Ihnen die Spielpraxis gut tut?

Podolski: Klar. Über die Spiele, über gelungene Aktionen und über Tore holt man sich Kraft und Selbstvertrauen. Keinem Spieler tut es gut, wenn er weniger spielt, auf der Bank wird man nicht besser. Ich fühle mich jetzt generell sehr gut. Ich hatte etwas länger Urlaub, hatte danach eine gute Vorbereitung und mache jetzt konstant meine Spiele. Natürlich wirkt sich dies positiv aus. Kein Training der Welt kann Wettkampfpraxis ersetzen.



Istanbul, eine Stadt, 15 Millionen Einwohner, zwei Kontinente, ein Lukas Podolski. Im Sommer ist der Weltmeister aus London vom FC Arsenal zu Galatasaray Istanbul in die Türkei gewechselt. Nach einem schwierigen Jahr in London inklusive Leihe zu Inter Mailand will Podolski am Bosporus neu angreifen. Aktuell weilt der 30-Jährige in Frankfurt bei der Nationalmannschaft, die EM-Qualifikationsspiele gegen Polen am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) und in Schottland am Montag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) stehen an. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht Lukas Podolski über sein neues Leben in der Türkei, seine Ambitionen in der Nationalmannschaft und die Besonderheit des Spiels gegen Polen.

DFB.de: Herr Podolski, die Süper Lig läuft, für Galatasaray begann die Saison mit einem Sieg, einem Remis und einer Niederlage. Wie zufrieden sind Sie mit dieser Bilanz?

Lukas Podolski: Galatasaray ist Titelverteidiger, und vom amtierenden Meister muss man mehr erwarten. Enttäuschend war vor allem das erste Heimspiel, das haben wir verloren. Wichtig war, dass wir jetzt das letzte Spiel vor der Länderspielphase gewonnen haben. Wir haben nun vier Zähler auf dem Konto, das ist nicht berauschend, aber auch kein Drama. Von Platz eins trennen uns drei Punkte, und wir haben noch die ganze Saison Zeit, dies zu korrigieren.

DFB.de: Neben den Punkten für Gala steht für Sie persönlich eine andere Zahl nach drei Spieltagen: 258 Minuten Fußball. Sie standen fast durchgehend auf dem Platz, ist dies vor den Punkten für Gala für Sie sogar die wichtigere Zahl?

Podolski: Ich bin Mannschaftsspieler, wichtig sind die Ergebnisse für mein Team. Aber es ist doch klar, dass es mir gut tut, dass ich jetzt wieder meine Spiele bekomme. Ich bin Fußballer, ich will spielen, auf dem Platz fühle ich mich am wohlsten. In den vergangenen sechs Monaten habe ich weniger gespielt, umso mehr freut es mich, dass ich jetzt wieder Rhythmus aufnehmen kann.

DFB.de: Sie merken also schon jetzt, dass Ihnen die Spielpraxis gut tut?

Podolski: Klar. Über die Spiele, über gelungene Aktionen und über Tore holt man sich Kraft und Selbstvertrauen. Keinem Spieler tut es gut, wenn er weniger spielt, auf der Bank wird man nicht besser. Ich fühle mich jetzt generell sehr gut. Ich hatte etwas länger Urlaub, hatte danach eine gute Vorbereitung und mache jetzt konstant meine Spiele. Natürlich wirkt sich dies positiv aus. Kein Training der Welt kann Wettkampfpraxis ersetzen.

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DFB.de: Sie sind aus London nach Istanbul gewechselt. Wie bewerten Sie Ihre drei Jahre bei Arsenal?

Podolski: Ich hatte insgesamt eine tolle Zeit, in einem tollen Verein, in einer tollen Stadt. Zwei, zweieinhalb Jahre waren für mich persönlich auch sehr erfolgreich. Das letzte halbe Jahr war schwierig, davor war vieles sehr positiv.

DFB.de: Kennen Sie Ihre Torquote bei Arsenal?

Podolski: Ja. Aber ich gehe damit nicht hausieren.

DFB.de: Sie haben in der Premier League alle 170 Minuten getroffen, alle 140 Minuten waren Sie an einem Tor beteiligt. In der Champions League waren Sie für Arsenal alle 80 Minuten erfolgreich.

Podolski: Das stimmt alles, aber ich stelle mich jetzt nicht hin und erzähle jedem von meiner Quote. Ich weiß, wie es war, ich weiß, dass ich eine gute Zeit dort hatte. Wenn Außenstehende dies permanent anders sehen wollen, dann kann ich das nicht ändern. Das hat aber keinen Einfluss darauf, wie ich über Arsenal denke. Ich lasse mir nicht diktieren, wie meine Zeit dort gewesen ist. Aber Arsenal ist vorbei, für mich zählt jetzt Galatasaray.

DFB.de: Inwieweit haben Sie sich schon eingelebt in Istanbul? Wir hören, Sie haben schon ein Haus am Bosporus gefunden, das Hotelleben hat also ein Ende.

Podolski: Das mit dem Haus ist nicht zu 100 Prozent sicher. Ich hoffe, dass sich dies nach der Länderspielphase schnell klärt. Ich bin froh, dass der Transfer nicht auf den letzten Drücker erfolgt ist. Bei mir lief alles ruhig und ohne Hektik. Ich konnte mich also auf den Klub und auf die Stadt ein wenig vorbereiten. Bisher kann ich wirklich nichts Negatives sagen, es passt alles.

DFB.de: Bei Ihrer Landung in Istanbul wurden Sie von Hunderten Fans begeistert empfangen. Waren Sie davon überrascht?

Podolski: Es hat mich sehr gefreut. Überhaupt war die Begrüßung in der Türkei großartig. Ich bin im Verein super aufgenommen worden, in der Mannschaft, von den Kollegen. Ich fühle mich schon jetzt wohl. Die Mentalität der Menschen in der Türkei kommt mir entgegen, die Herzlichkeit, die Lebensfreude. Auch sonst stimmt in Istanbul vieles, das Stadion, die Stadt. Ich hoffe sehr, dass ich hier in den kommenden drei, vier Jahren eine erfolgreiche Zeit haben werde.

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DFB.de: Gibt es Dinge bei Galatasaray, die Sie überrascht haben? Wird anders trainiert? Oder häufiger, früher, später, länger, kürzer, seltener?

Podolski: Überrascht nicht. An die Temperaturen muss ich mich gewöhnen, das ist schon eine Umstellung. Es ist sehr heiß und schwül, das kenne ich in dieser Form nicht. Auch die Anstoßzeiten sind neu für mich. In der Süper Lig wird häufig erst um 21 oder 22 Uhr angepfiffen, es braucht ein wenig, bis man darauf eingestellt ist. Diese Anstoßzeiten sehe ich eher kritisch.

DFB.de: Warum?

Podolski: Vor allem aus Sicht der Fans. Ich glaube, dass dies ein Grund ist, warum die Zuschauerzahlen nicht noch besser sind. Wenn ein Spiel erst um 22 Uhr angepfiffen wird, ist es für Familien mit Kindern fast unmöglich, ins Stadion zu gehen. Das wäre ganz anders, wenn die Spiele am Nachmittag stattfinden würden.

DFB.de: Haben Sie die Größe Istanbuls schon erfasst? Die Stadt hat 15 Millionen Einwohner.

Podolski: Offiziell. Mir wurde gesagt, dass es erheblich mehr sind. Es wird ein wenig dauern, bis ich die Stadt richtig kenne. Istanbul begreift man nicht von heute auf morgen.

DFB.de: Die Stadt ist sehr voll, die Straßen sind verstopft. Wie oft haben Sie sich schon über den Verkehr geärgert?

Podolski: Das weiß man ja, darauf muss man sich einstellen. Bislang habe ich damit kein Problem, aber es ist schon Wahnsinn.

DFB.de: Sie werden türkisch - noch - nicht fließend sprechen. Wie läuft die Kommunikation beim Training?

Podolski: Das ist völlig unkompliziert. Fast alle Spieler sprechen Englisch, ansonsten haben wir einen Dolmetscher. Aber es sind ohnehin einige Spieler im Kader, die einen deutschen Hintergrund haben und Deutsch können. Für mich ist es wirklich sehr einfach - mit der Kommunikation hatte ich noch nie ein Problem.

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DFB.de: Jupp Derwall, Karl-Heinz Feldkamp, Reinhard Saftig oder Reiner Hollmann – viele deutsche Trainer waren bei den Rot-Gelben beschäftigt. Ist dieser deutsche Einfluss bei Gala zu spüren?

Podolski: Ich weiß nicht, ob es unbedingt der deutsche Einfluss ist. Aber ich habe den Eindruck, dass Gala ein sehr gut organisierter und strukturierter Verein ist. Die Bedingungen sind top, in allen Bereichen ist der Verein sehr professionell aufgestellt. Ich merke auch, dass deutsche Fußballer und Trainer in Istanbul einen sehr guten Ruf haben. Das gilt nicht nur für Galatasaray.

DFB.de: Ein Aspekt Ihres Wechsels zu Galatasaray war auch, dass Sie mit diesem Team die Möglichkeit haben, Champions League zu spielen. Gala spielt in einer Gruppe mit Atletico Madrid, Astana und Benfica Lissabon. Wie groß schätzen Sie die Chancen Galas ein, die Gruppenphase zu überstehen?

Podolski: Ich habe Respekt vor allen Gegnern, aber wir haben die Qualität, uns in dieser Gruppe zu behaupten. Sehr wichtig wird das erste Spiel. Wir fangen zu Hause an mit der Partie gegen Atletico, da können und wollen wir gleich ein Zeichen setzen. Überhaupt müssen wir unsere Heimstärke nutzen, unsere Fans sind phantastisch, mit ihrer Unterstützung sollte für uns einiges machbar sein. Ich bin sehr optimistisch, dass wir nach der Gruppenphase noch im Wettbewerb sind. Und danach muss man schauen, in der K.o.-Phase ist in zwei Spielen immer alles möglich.

DFB.de: Am Freitag steht das Spiel in der EM-Qualifikation gegen Polen an. Das Land, in dem Sie geboren wurden. Ist diese Konstellation für Sie immer noch sehr speziell. Oder wird es immer gewöhnlicher, sie spielen schließlich nicht zum ersten Mal gegen Polen…

Podolski: Wie bei vielen Dingen im Leben sind die Premieren immer besonders besonders. Das erste Mal Achterbahn fahren ist wahnsinnig aufregend, beim zehnten Mal macht es noch Spaß, aber man kennt jede Kurve, die Aufregung ist weg. Das heißt aber nicht, dass ein Spiel gegen Polen für mich ein Spiel wie jedes andere ist. Das wird auch nie so sein, die Konstellation ist schließlich speziell. Ich spiele gegen das Land, in dem ich geboren wurde, das Land, in dem Teile meiner Familie leben. Selbstverständlich ist diese Paarung für mich mit besonderen Emotionen verbunden.

DFB.de: Wie schätzen Sie das Spiel sportlich ein?

Podolski: Die Polen sind Tabellenführer, und wir wollen dies ändern. Wir wissen um die Stärke der Polen, wir wissen aber auch, was wir können. Wir sind Weltmeister, wir spielen zu Hause, wir wollen gewinnen. Meine Wunschvorstellung ist, dass wir als Gruppenerster die Qualifikation schaffen und die Polen als Zweiter hinter uns. Und ich glaube, das ist gar nicht so unrealistisch.