Weltmeister "Icke" Häßler wird 50

Der 101-malige Ex-Nationalspieler Thomas "Icke" Häßler wird heute 50 Jahre alt. Zu seinem Ehrentag schaut DFB.de auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurück - vom WM-Titel 1990 in Italien über den EM-Triumph 1996 in England.

Wer an einem Montag einen runden Geburtstag hat, der feiert wohl besser im kleinen Kreis. Thomas Häßler jedenfalls hält es so, was aber auch an seinem Wesen liegt. "Ich bin nicht der Freund großer Partys, ich gehe lieber mit meiner Frau essen, da habe ich mehr von", sagt der in zweiter Ehe verheiratet Weltmeister von 1990 der Deutschen Presse-Agentur. Immer noch scheut er das Rampenlicht, immer noch gilt, was vor 20 Jahren geschrieben wurde über ihn: "Häßler, der scheue Star" (Süddeutsche Zeitung). Oder: "Häßler spielt im Leben defensiv." (Sports)

So klein die Festtafel des Vaters zweier Söhne auch sein mag, so groß ist die Fan-Gemeinde im Land. Immer noch. Seine Art sich zu geben und seine Art, Fußball zu spielen, machten es fast unmöglich, diesen Kerl nicht zu mögen. Immer der Kleinste zu sein, mag manchmal von Nachteil sein, auf dem Fußballplatz war es das definitiv nicht. Seine Haken und Dribblings trieben ganze Abwehrreihen zur Verzweiflung und ganze Sitzreihen in Verzückung. Kurze, schnelle Drehungen, die mit 166 Zentimetern eben leichter sind als mit 190, verschafften ihm oft entscheidende Vorteile gegen weit robustere Spieler. Seine feine Technik prädestinierte ihn zum Freistoß-Spezialisten, dem Deutschland so manch erlösendes Tor zu verdanken hat. Sein Sportlerleben war frei von Skandalen, nur seine schillernde erste Frau Angela, zugleich seine Managerin, brachte ihn zuweilen in die Schlagzeilen.

101 Länderspiele für Deutschland

Nur einmal ist Häßler vom Platz geflogen in 400 Bundesligaspielen, das war in seinem schwarzen Jahr 1998/1999 bei Borussia Dortmund. Sauber blieb die Weste jedoch in 120 Serie-A-Spielen, in seinen 19 Einsätzen für Austria Salzburg am Abend der Karriere und im Dress der A-Nationalmannschaft, das er stolze 101-mal trug. Sein erstes Spiel bestritt der Junge aus dem Berliner Wedding für den BFC Meteor 08 im Alter von fünf Jahren. Die Schule schloss er mit der Mittleren Reife ab, die Lehre als Bauzeichner nicht. Denn da wusste er schon, was er wollte: Profifußballer werden.

Er war 17 und bereits U-Nationalspieler, als er die damalige Inselstadt Berlin verließ und in den Westen ging: zum 1. FC Köln. Dafür erhielten die Reinickendorfer Füchse 33.000 Mark Ablöse. Er genoss seine neue Freiheit, nur professionell lebte er nicht. "In Discos war er zu Hause, in Bars, aber nicht auf dem Fußballplatz", wurde Häßler 1993 in einem Fußball-Buch porträtiert. Mit Vorliebe ernährte er sich von Chips und Cola, ein Junggeselle wie aus dem Bilderbuch. Sein unstetes Leben freute insbesondere die Spediteure: Siebenmal zog er in drei Jahren um. Zum Glück machte es irgendwann "Klick" bei dem Mann, der sich seinen Spitznamen quasi selbst gab. Weil er - janz Berliner - immer "icke" sagte, wenn er von sich sprach, nannten sie ihn auch so: Icke Häßler wurde zum Markenbegriff.



Der 101-malige Ex-Nationalspieler Thomas "Icke" Häßler wird heute 50 Jahre alt. Zu seinem Ehrentag schaut DFB.de auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurück - vom WM-Titel 1990 in Italien über den EM-Triumph 1996 in England.

Wer an einem Montag einen runden Geburtstag hat, der feiert wohl besser im kleinen Kreis. Thomas Häßler jedenfalls hält es so, was aber auch an seinem Wesen liegt. "Ich bin nicht der Freund großer Partys, ich gehe lieber mit meiner Frau essen, da habe ich mehr von", sagt der in zweiter Ehe verheiratet Weltmeister von 1990 der Deutschen Presse-Agentur. Immer noch scheut er das Rampenlicht, immer noch gilt, was vor 20 Jahren geschrieben wurde über ihn: "Häßler, der scheue Star" (Süddeutsche Zeitung). Oder: "Häßler spielt im Leben defensiv." (Sports)

So klein die Festtafel des Vaters zweier Söhne auch sein mag, so groß ist die Fan-Gemeinde im Land. Immer noch. Seine Art sich zu geben und seine Art, Fußball zu spielen, machten es fast unmöglich, diesen Kerl nicht zu mögen. Immer der Kleinste zu sein, mag manchmal von Nachteil sein, auf dem Fußballplatz war es das definitiv nicht. Seine Haken und Dribblings trieben ganze Abwehrreihen zur Verzweiflung und ganze Sitzreihen in Verzückung. Kurze, schnelle Drehungen, die mit 166 Zentimetern eben leichter sind als mit 190, verschafften ihm oft entscheidende Vorteile gegen weit robustere Spieler. Seine feine Technik prädestinierte ihn zum Freistoß-Spezialisten, dem Deutschland so manch erlösendes Tor zu verdanken hat. Sein Sportlerleben war frei von Skandalen, nur seine schillernde erste Frau Angela, zugleich seine Managerin, brachte ihn zuweilen in die Schlagzeilen.

101 Länderspiele für Deutschland

Nur einmal ist Häßler vom Platz geflogen in 400 Bundesligaspielen, das war in seinem schwarzen Jahr 1998/1999 bei Borussia Dortmund. Sauber blieb die Weste jedoch in 120 Serie-A-Spielen, in seinen 19 Einsätzen für Austria Salzburg am Abend der Karriere und im Dress der A-Nationalmannschaft, das er stolze 101-mal trug. Sein erstes Spiel bestritt der Junge aus dem Berliner Wedding für den BFC Meteor 08 im Alter von fünf Jahren. Die Schule schloss er mit der Mittleren Reife ab, die Lehre als Bauzeichner nicht. Denn da wusste er schon, was er wollte: Profifußballer werden.

Er war 17 und bereits U-Nationalspieler, als er die damalige Inselstadt Berlin verließ und in den Westen ging: zum 1. FC Köln. Dafür erhielten die Reinickendorfer Füchse 33.000 Mark Ablöse. Er genoss seine neue Freiheit, nur professionell lebte er nicht. "In Discos war er zu Hause, in Bars, aber nicht auf dem Fußballplatz", wurde Häßler 1993 in einem Fußball-Buch porträtiert. Mit Vorliebe ernährte er sich von Chips und Cola, ein Junggeselle wie aus dem Bilderbuch. Sein unstetes Leben freute insbesondere die Spediteure: Siebenmal zog er in drei Jahren um. Zum Glück machte es irgendwann "Klick" bei dem Mann, der sich seinen Spitznamen quasi selbst gab. Weil er - janz Berliner - immer "icke" sagte, wenn er von sich sprach, nannten sie ihn auch so: Icke Häßler wurde zum Markenbegriff.

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Beckenbauer prophezeit 1989: "Häßler kann ein ganz Großer werden"

Am 24. September 1984 wurde der Icke auch Bundesligaspieler. Elf Minuten beim 6:1 gegen Borussia Dortmund. Er verdankte seinen Einsatz einem Hauskrach, Jimmy Hartwig hatte sich mit Pierre Littbarski angelegt und war aus dem Kader geflogen. Klaus Allofs schoss vier Tore, Icke fiel nicht weiter auf und kam erst ein halbes Jahr später wieder zum Einsatz. Es folgten zwei weitere harte Lehrjahre, sein erstes Bundesliga-Tor fiel im 43. Einsatz am 22. November 1986 zum 2:2 gegen Kaiserslautern, als er "die Lauterer mit einer schönen Körpertäuschung düpierte und überlegt einschoß", wie der kicker vermeldete.

Erst ab 1987/1988 avancierte Thomas Häßler unter Christoph Daum zum Stammspieler. In den kommenden drei Jahren verpasste er nur ein Spiel, und sein erster Bundesliga-Trainer Hannes Löhr nahm ihn mit zu Olympia, wo er 1988 in Seoul im Bronze-Team stand. Und dermaßen überzeugte, dass ihn Franz Beckenbauer im ersten Länderspiel nach der EM 1988 in Finnland debütieren ließ. "Ich wusste nach ein paar Minuten, dass er in Kürze in der A-Mannschaft spielen wird", erinnerte sich der Kaiser an die ersten Trainingseindrücke.

1988/1989 wurde die Saison des Durchbruchs. Thomas Häßler wurde Vizemeister mit Köln, Nationalspieler und am Saisonende Fußballer des Jahres mit 216 Stimmen, deutlich vor Klaus Augenthaler (152) und Andreas Möller (132). Franz Beckenbauer gratulierte öffentlich: "Thomas Häßler ist eines der ganz großen Talente, die der deutsche Fußball in den letzten Jahren hervorbrachte. Er hat mit seiner Technik, seinem Spielwitz, seiner Schnelligkeit, seinem Tordrang und der Art, einem Spiel seinen Stempel aufzudrücken, ungeahnte Möglichkeiten und bringt alle Voraussetzungen mit, um ein ganz Großer zu werden."

Häßler schießt Deutschland zur WM nach Italien

Für Millionen Fußballfans war er schon am 15. November 1989, sechs Tage nach dem Mauerfall, der Allergrößte. In Köln, in seinem Stadion, schoss er die Nationalmannschaft beim 2:1 im Krimi gegen Wales zur WM nach Italien, und die Nation lag dem klein gewachsenen Instinktfußballer zu Füßen.

Nach Italien reiste er in gedrückter Stimmung, denn nach der WM 1990 blieb er gleich dort. Er hatte ein Angebot von Juventus Turin angenommen, aber Zweifel plagten ihn, ob es das Richtige gewesen sei. Der rührende Abschied der Kollegen, die ihm ein Ständchen sangen ("Echte Fründe ston zesamme") tat sein Übriges. Häßler spielte keine gute WM, pendelte zwischen Platz und Bank, verpasste Achtel- und Viertelfinale. Im Halbfinale gegen England wurde er ausgewechselt. Er blieb ein Wackelkandidat, doch am 8. Juli stand er in Rom wieder auf dem Platz - die vollen 90 Minuten. Den Ausschlag gegenüber Olaf Thon und Uwe Bein, gab Beckenbauer offen zu, gab sein Tor gegen Wales. Dankbarkeit im Fußball-Geschäft - es gibt sie doch.

Als Weltmeister trat Icke seinen Dienst in Turin an, mit einem 15 Millionen Mark schweren Rucksack. Nie war ein Bundesliga-Spieler teurer gewesen. Für Icke war er zu schwer, nach einem Jahr mit nur einem Tor beendete er das Kapitel Juventus. Mit Ehefrau Angela an seiner Seite wechselte er zu AS Rom, wo Rudi Völler schon auf ihn wartete. Nun folgten drei glückliche Jahre unter Italiens Sonne, wenn auch kein Titel hinzukam.

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1992: Bester EM-Spieler und Dritter bei der "Weltfußballer"-Wahl

Zur EM 1992 aber fuhr er in Hochform, was alle Welt sehen konnte. Seine Freistoßtore in letzter Minute gegen die GUS in der Vorrunde zum 1:1-Endstand und im Halbfinale beim 3:2 gegen Gastgeber Schweden bahnten den Weg ins Finale, das aber 0:2 gegen Dänemark verloren wurde. Häßler jedoch ging als Sieger der schwedischen Wochen hervor, wurde als bester Spieler der EM ausgezeichnet. Er spielte so gut, dass er sogar bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres den dritten Platz belegte. In Deutschland wurde er zum zweiten Mal die Nummer eins, und der kicker schrieb: "Wo Häßler ist, ist der Mittelpunkt des Spiels." Die FAZ philosophierte, Häßler stünde "für die reine Lehre des Fußballs, die natürliche Ästhetik des Sports". Günter Netzer nannte ihn einen "der perfektesten Fußballer der Welt".

Als der Italien-Boom nach Deutschlands Entthronung bei der WM 1994, bei der auch Häßler enttäuscht hatte, allmählich abebbte, zog es ihn wieder Richtung Heimat. Es war freilich eine neue Heimat, der Karlsruher SC landete im Sommer 1994 für 6,1 Millionen Mark einen echten Überraschungscoup. Als Karlsruher wurde Häßler zwei Jahre später in England Europameister. Wieder mussten sie sich intern um ihn kümmern, dem ewig Sensiblen setzte das verlorene DFB-Pokalfinale gegen Kaiserslautern noch zu. An seine Leistungen von 1992 kam er nicht heran, aber seine Ballsicherheit und Routine tat der von zahlreichen Ausfällen geplagten Mannschaft gut. Im Elfmeterschießen gegen die Engländer bewies er Nervenstärke. Als einer von vier Helden von Rom durfte er sich also nun auch Europameister nennen.

1998: Bundesliga-Abstieg mit dem KSC

Damit hatte Häßler den Gipfel seiner Karriere erreicht, es musste geradezu bergab gehen. 1998 stieg er zum einzigen Mal in seinem Leben ab - mit dem KSC. Wieder fuhr er frustriert zu einem Turnier, der WM in Frankreich. Er bestritt vier von fünf Spielen, mehr wurden es nicht - Aus im Viertelfinale gegen Kroatien. Häßler war 32 und trat im A-Team zurück, konzentrierte sich auf seinen neuen Verein Borussia Dortmund. Dort wartete der nächste Tiefpunkt, Jungtrainer Michael Skibbe schätzte ihn wenig und bot ihn nur achtmal in der Startelf auf. Ein Bild, das ihn mit einer Wasserkiste zeigte, erhielt Symbolcharakter. Ein Weltmeister als Wasserträger.

Beide Seiten beendeten das Missverständnis nach einem Jahr, und Häßler fand bei 1860 München einen neuen Arbeitgeber. In 115 Bundesligaspielen kam er bis 2003 noch auf 21 Tore, und im Jahr eins nach Icke stiegen die Löwen ab. Sein Formanstieg war so eklatant wie der Formverfall der Nationalmannschaft nach der WM in Frankreich, und so klopfte Bundestrainer Erich Ribbeck im Frühjahr 2000 bei Thomas Häßler an. Mit Erfolg. Vielleicht war es ein Fehler, dass er noch an der EM in Belgien und den Niederlanden teilnahm, aber immerhin brachte sie ihn noch in den exklusiven Hunderter-Klub.

Und sein positives Image als WM-Held und Liebling der Kinder, deren Herzen er 1990 mit einer "Dingsda"-Parodie gemeinsam mit Pierre Littbarski erobert hatte, ist unzerstörbar. Nach der 2004 in Salzburg beendeten Karriere war Häßler lange auf der Suche nach dem richtigen Platz im Leben. Jobs als Technik-Trainer beim 1. FC Köln, Assistent von Berti Vogts in Nigeria, Sportdirektor im Iran, ein Show-Auftritt bei "Let's Dance" und Zeiten, in denen er "nur die Wand angestarrt hat", liegen hinter ihm. Nun ist er bei einem Achtligisten als Trainer eingesteigen - der Club Italia 80 residiert in Berlin. Icke ist wieder zu Hause, und das dürfte mit 50 nicht das Falscheste sein.

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