Weltmeister Höwedes: "Halbe Sachen mag ich nicht"

Bälle und Bärte, Berlin und Brasilien. Dazu das Schoss Bellevue und der Bundespräsident. Ziemlich viel Programm, ziemlich viel Gesprächsstoff vor dem EM-Qualifikationspiel am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Nürnberg gegen Gibraltar und dem Duell mit Europameister Spanien am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Vigo. Benedikt Höwedes hat im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über die Nachwehen der WM, aktuelle Aufgaben und sein soziales Engagement gesprochen.

DFB.de: Herr Höwedes, Darmstadt 98 führt die Tabelle an, ihr Team wird lediglich auf Platz zwölf geführt. Was läuft da falsch?

Benedikt Höwedes: Wie jetzt, mit Schalke sind wir Elfter - und Darmstadt?! Da komme ich nicht mit.

DFB.de: Nicht die Tabelle der Bundesliga, nicht Schalke, sondern die "MoBros".

Höwedes: Ah, jetzt klingelt es. Die "Movember Football Challenge". Und Platz zwölf ist nicht zufriedenstellend, ganz klar. Ich muss da wieder offensiver agieren und mehr Menschen mitreißen und begeistern. Je größer mein Team, die Schalker MoBros, sein wird, und je mehr Menschen wir zu Spenden animieren, umso höher steigen wir in der Tabelle.

DFB.de: Sie engagieren sich auch in diesem Jahr für "Movember", diesmal sogar als Botschafter. Die Initiative zielt darauf ab, zu informieren und Spenden zugunsten der Erforschung und Vorbeugung gegen Prostatakrebs und bei anderen Gesundheitsproblemen von Männern zu sammeln. Was motiviert Sie?

Höwedes: Ich habe dazu aus meiner Familie und meinem Umfeld zum Glück keine persönliche Geschichte. Aber Prostatakrebs ist bei Männern die häufigste Erkrankung, ich bin ein Mann, also geht mich dies was an. Die Gesundheit ist das Wichtigste, was wir Menschen haben. Und oft ist ein kleiner Arztbesuch zum richtigen Zeitpunkt entscheidend dafür, ob ein Mensch gesund bleibt oder nicht. Ich stehe in der Öffentlichkeit, dies gibt mir die Möglichkeit, nicht nur selbst Geld zu geben, sondern durch meine Bekanntheit eine größere Öffentlichkeit zu erreichen und für diese Thematik zu sensibilisieren.



Bälle und Bärte, Berlin und Brasilien. Dazu das Schoss Bellevue und der Bundespräsident. Ziemlich viel Programm, ziemlich viel Gesprächsstoff vor dem EM-Qualifikationspiel am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Nürnberg gegen Gibraltar und dem Duell mit Europameister Spanien am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Vigo. Benedikt Höwedes hat im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke über die Nachwehen der WM, aktuelle Aufgaben und sein soziales Engagement gesprochen.

DFB.de: Herr Höwedes, Darmstadt 98 führt die Tabelle an, ihr Team wird lediglich auf Platz zwölf geführt. Was läuft da falsch?

Benedikt Höwedes: Wie jetzt, mit Schalke sind wir Elfter - und Darmstadt?! Da komme ich nicht mit.

DFB.de: Nicht die Tabelle der Bundesliga, nicht Schalke, sondern die "MoBros".

Höwedes: Ah, jetzt klingelt es. Die "Movember Football Challenge". Und Platz zwölf ist nicht zufriedenstellend, ganz klar. Ich muss da wieder offensiver agieren und mehr Menschen mitreißen und begeistern. Je größer mein Team, die Schalker MoBros, sein wird, und je mehr Menschen wir zu Spenden animieren, umso höher steigen wir in der Tabelle.

DFB.de: Sie engagieren sich auch in diesem Jahr für "Movember", diesmal sogar als Botschafter. Die Initiative zielt darauf ab, zu informieren und Spenden zugunsten der Erforschung und Vorbeugung gegen Prostatakrebs und bei anderen Gesundheitsproblemen von Männern zu sammeln. Was motiviert Sie?

Höwedes: Ich habe dazu aus meiner Familie und meinem Umfeld zum Glück keine persönliche Geschichte. Aber Prostatakrebs ist bei Männern die häufigste Erkrankung, ich bin ein Mann, also geht mich dies was an. Die Gesundheit ist das Wichtigste, was wir Menschen haben. Und oft ist ein kleiner Arztbesuch zum richtigen Zeitpunkt entscheidend dafür, ob ein Mensch gesund bleibt oder nicht. Ich stehe in der Öffentlichkeit, dies gibt mir die Möglichkeit, nicht nur selbst Geld zu geben, sondern durch meine Bekanntheit eine größere Öffentlichkeit zu erreichen und für diese Thematik zu sensibilisieren.

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DFB.de: Sie haben nicht nur mit Geld geholfen, mit Ihrem Schnurrbart erzeugen Sie auch optisch Aufmerksamkeit. Wie verträgt sich dieses Engagement mit Ihrer Eitelkeit?

Höwedes: Ich kann schlecht leugnen, dass ich durchaus eitel bin, sonst hätte ich ja auch keine Haartransplantation vornehmen lassen. Bei der Geschichte mit dem Schnurrbart finde ich es nicht ganz so tragisch. Natürlich sieht das irgendwie Käse aus. Aber ein bisschen hat es auch was. Es sieht nach den 70er-Jahren aus, der Style von früher halt. Ganz so schlimm finde ich es also nicht, außerdem ist es ja eine zeitlich begrenzte Geschichte.

DFB.de: Was sagt denn Ihre Freundin zu dieser alljährlichen optischen Änderung?

Höwedes: Sie findet es auch nicht so schlimm. Mir ist bewusst, dass das Ganze ein bisschen merkwürdig aussieht - vor allem, wenn der Rest glatt rasiert ist und wirklich nur der Schnurres stehen bleibt. Aber das ist ja Sinn der Sache. Natürlich gucken viele Leute etwas blöd, aber genau darum geht es ja. Ich werde ständig gefragt, was ich da im Gesicht habe. Und ich kann dann immer über die Hintergründe der "Movember"-Bewegung informieren.

DFB.de: Sie sind nicht der einzige Nationalspieler, der sich für soziale Belange engagiert. Tauschen sich die Spieler über diese Erfahrungen aus? Wie oft werden Sie im Kreis des A-Teams auf Ihren Oberlippenbart angesprochen?

Höwedes: Hier sehen das ja auch alle, natürlich werde ich auch bei der Nationalmannschaft und von meinen Teamkollegen darauf angesprochen. Aber hier muss ich niemanden mehr aufklären. Diesmal haben sich einige aber gewundert, dass ich auch bei einem so offiziellen und förmlichen Termin wie der Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes im Schloss Bellevue beim Bundespräsidenten mit Schnauzer auftauche. Natürlich haben wir darüber gelacht. Aber ich finde, dass man so etwas auch durchziehen muss. Halbe Sachen mag ich nicht.

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DFB.de: Sie waren auch vor der WM schon ein Star, als Weltmeister hat sich die Aufmerksamkeit noch einmal gesteigert. Resultiert für Sie daraus auch die Verpflichtung, Ihr Engagement im sozialen Bereich auszuweiten?

Höwedes: Nein, das nicht. Ich engagiere mich nicht, weil ich das Gefühl habe, dass die Leute dies von mir erwarten. Es kommt ja von innen, aus mir heraus. Ich lebe meinen Traum, mir geht es extrem gut. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich deswegen etwas zurückgeben muss. Ich will etwas zurückgeben, das ist meine Motivation. Verpflichtet fühle ich mich nicht. Ich bin außerdem ziemlich sicher, dass ich mich auch engagieren würde, wenn mein Lebensweg anders verlaufen und ich kein Fußballprofi geworden wäre. Auch bei Menschen mit einem "normalen" Job gibt es welche, die mehr verdienen und mehr geben können als andere. Auf die Höhe kommt es dabei gar nicht so sehr an, es ist eher ein Gedanke der gesellschaftlichen Solidarität. Den kann man auch mit kleinen Aktionen und Beträgen leben.

DFB. de: Der Montag stand noch einmal ganz im Zeichen der WM. Zunächst wurde das Team im Schloss Bellevue vom Bundespräsidenten mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt. Wie war es bei Joachim Gauck?

Höwedes: Das Schloss Bellevue ist riesengroß, viel größer, als ich gedacht hatte. Ein paar Spieler waren ja bereits einige Mael da, für mich war es das erste Mal. Auf mich hat alles sehr eindrucksvoll gewirkt. Die Auszeichnung mit dem Silbernen Lorbeerblatt empfinde ich als Riesenehre, es war eine sehr würdige Feier in einem sehr würdigen Rahmen.

DFB.de: Haben Sie für das Silberne Lorbeerblatt einen besonderen Platz?

Höwedes: Ich habe mir vor Kurzem endlich einen Ort eingerichtet, an dem ich verschiedene Erinnerungsstücke aufbewahre. Alle "Erfolgstrikots" zum Beispiel, das Trikot von der U 21-EM 2009, mein Trikot von der Deutschen Meisterschaft in der A-Jugend, das WM-Trikot. Dort sind auch all meine Medaillen, selbstverständlich auch die WM-Medaille - und dort wird auch das Silberne Lorbeerblatt seinen Platz finden.

DFB.de: Vom Schloss Bellevue ging es ins Kino am Potsdamer Platz. Die Mannschaft hat "Die Mannschaft" geschaut. Wie hat Ihnen der Film gefallen?

Höwedes: Richtig gut. Es sind grandiose Bilder von grandiosen Momenten. Ich glaube, da kann ich für alle sprechen: Wir haben im Kino gesessen und häufig Gänsehaut bekommen. Es war insgesamt ein toller Abend, auch wenn sich nicht alle auf dem Roten Teppich sonderlich wohl fühlen. Ich bin da auch eher drübergerannt. (lacht)

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DFB.de: Im Film ist auch zu sehen, wie Sie im Finale mit einem Kopfball kurz vor der Halbzeit den Pfosten treffen. Wie oft haben Sie diese Szene zuvor schon gesehen? Und wie oft haben Sie sich gefragt, was gewesen wäre, hätten Sie den entscheidenden Treffer gegen Argentinien erzielt?

Höwedes: Was wäre wenn - so denke ich fast nie. Auch nicht, dass ich dann jetzt quasi Marios Job als WM-Siegtorschütze hätte. Ich habe mich auch damals einfach nur für die Mannschaft geärgert, dass ich den nicht gemacht habe. Ich kam ziemlich frei zum Kopfball, ich musste zwar ein wenig zurückspringen, deswegen sieht das auch so komisch aus, aber es war dennoch eine riesengroße Chance. Mich hat es extrem gewurmt, dass ich daraus kein Tor erzielt habe. Auf dem Weg in die Halbzeit war ich richtig sauer.

DFB.de: Die WM war für alle ein großer Rausch. Feier, Jubel, Ehrungen, Auszeichnungen. Und dann steht das erste Training im Trainingslager des Vereins an, auf einmal heißen die Gegner nicht mehr Argentinien und Brasilien. Wie hart war für Sie die Landung im Alltag?

Höwedes: Weltmeister zu werden, ist das Größte, was ein Fußballer erreichen kann. Ich habe dadurch aber weder Ehrgeiz noch Motivation verloren. Die größte Herausforderung für Fußballer ist nicht, erfolgreich zu sein. Die größte Herausforderung ist, erfolgreich zu bleiben. Ich will immer gewinnen, daran hat sich durch den WM-Titel nichts geändert.

DFB.de: Der Weltmeister ist mit ausbaufähigen Resultaten in die EM-Qualifikation gestartet. Zufall? Pech? Oder fast logische Folge nach einem so großen Erfolg?

Höwedes: Für uns ist es nicht leichter geworden. Die Erwartungshaltung an uns war schon immer extrem, das ist nun noch extremer geworden. Die Gegner wachsen gegen uns regelmäßig über sich hinaus - jeder will den Weltmeister schlagen, jeder will sich gegen den Weltmeister beweisen. Bei unseren Spielen zuletzt kam einiges zusammen. Dir Iren haben in der 94. Minute den Ausgleich erzielt (1:1 in Gelsenkirchen; Anm. d. Red.), das Spiel in Polen (0:2 in Warschau; Anm. d. Red.) hätten auch wir gewinnen können. Aber klar, der Start für uns war nicht ganz einfach. Das war aber auch zu erwarten. Wir hatten nach der WM nur wenig Urlaub, wir haben nur eine kurze Vorbereitung mit den Vereinen gehabt. Dass man da als Mannschaft nicht gleich wieder bei 100 Prozent ist, ist keine große Überraschung.

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DFB.de: Am Freitag geht es in Nürnberg gegen Gibraltar. Dieses Spiel müsste auch mit weniger als 100 Prozent gewonnen werden können, oder?

Höwedes: Ja, aber das ist nicht unser Anspruch. Wir wollen alles geben, wir wollen jedes Spiel auch nutzen, um uns als Mannschaft zu entwickeln. Die Frage nach dem Favoriten müssen wir in dieser Konstellation nicht stellen. Natürlich müssen und werden wir dieses Spiel gewinnen, daran darf es keinen Zweifel geben.

DFB.de: Das finale Spiel des Weltmeisterjahres findet am Dienstag zwischen altem und neuem Weltmeister statt. Deutschland trifft in Vigo auf Spanien. Gegen Spanien sind noch einige Rechungen offen...

Höwedes: Für mich persönlich im Grunde zwar nicht, ich war weder im EM-Finale 2008 noch im Halbfinale der WM 2010 dabei. Aber mich als Deutschen und als Fan hat es damals gewurmt, dass die Spanier diese Spiele gewonnen haben. Eine Möglichkeit zur Revanche dafür sehe ich in dem Spiel am Dienstag aber nicht. Wenn wir gewinnen, ändert dies ja nichts daran, dass die Spanier die wichtigen Spiele damals zu ihren Gunsten entschieden haben. Für mich ist das einfach eine Toppartie gegen ein Topteam. Spanien spielt immer noch auf wahnsinnig hohem Niveau, auch wenn sich die Mannschaft im Umbruch befindet. Das Team gehört zu den besten in Europa und der Welt. Für uns ist dies zum Ende des Jahres ein toller Test. Wir können ein unglaubliches Jahr würdig beschließen, diese Chance wollen wir nutzen.