Weltmeister Bodo Illgner wird 50

Seinen runden Geburtstag feiert Bodo Illgner, der heute 50 wird, mit der Familie in Boca Raton in den USA. Eine große Sause ist nicht geplant, es würde auch nicht zu ihm passen. Seit jeher zurückhaltend und kein bisschen extrovertiert, sucht der Weltmeistertorwart von 1990 das Rampenlicht auch nach der Karriere nicht. Die endete vor 16 Jahren bei Real Madrid. Seitdem fand er in der deutschen Öffentlichkeit kaum statt, und so mancher sprach vom vergessenen Weltmeister. Sein Credo: "Ich biedere mich nie an."

In Interviews anlässlich seines Geburtstags hat er nun ein paar Lebenszeichen gesendet, und man erfährt, dass er weiterhin Spaß daran hat, in den USA als TV-Experte zu arbeiten. Für Fußball natürlich. Gelegentlich. Und dass er sich ein Bundesliga-Comeback vorstellen könne - als Sportdirektor. Da es bei seinem Herzensklub 1. FC Köln gerade so gut läuft und keine Vakanz besteht, "könnte ich es mir auch woanders vorstellen, aber ich betreibe es nicht mit großer Obsession", hat er dem Kicker gesagt. Das galt nicht für seine Karriere als Torhüter. DFB.de porträtiert den 54-maligen Nationalspieler, DFB-TV hat die Bewegtbilder dazu.



Seinen runden Geburtstag feiert Bodo Illgner, der heute 50 wird, mit der Familie in Boca Raton in den USA. Eine große Sause ist nicht geplant, es würde auch nicht zu ihm passen. Seit jeher zurückhaltend und kein bisschen extrovertiert, sucht der Weltmeistertorwart von 1990 das Rampenlicht auch nach der Karriere nicht. Die endete vor 16 Jahren bei Real Madrid. Seitdem fand er in der deutschen Öffentlichkeit kaum statt, und so mancher sprach vom vergessenen Weltmeister. Sein Credo: "Ich biedere mich nie an."

In Interviews anlässlich seines Geburtstags hat er nun ein paar Lebenszeichen gesendet, und man erfährt, dass er weiterhin Spaß daran hat, in den USA als TV-Experte zu arbeiten. Für Fußball natürlich. Gelegentlich. Und dass er sich ein Bundesliga-Comeback vorstellen könne - als Sportdirektor. Da es bei seinem Herzensklub 1. FC Köln gerade so gut läuft und keine Vakanz besteht, "könnte ich es mir auch woanders vorstellen, aber ich betreibe es nicht mit großer Obsession", hat er dem Kicker gesagt. Das galt nicht für seine Karriere als Torhüter. DFB.de porträtiert den 54-maligen Nationalspieler, DFB-TV hat die Bewegtbilder dazu.

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Schwerer Start in der Bundesliga

Eigentlich wollte der kleine Bodo, in Koblenz aufgewachsen, ja Schwimmer werden. Schließlich war er schon mit zwölf Bezirksmeister im Kraulen, aber sein Vater war Fußballtrainer und lenkte Illgners Karriere in die "richtigen" Bahnen. Er meldete ihn beim FC Hardtberg bei Bonn an, schon mit 15 landete der Gymnasiast beim 1. FC Köln, wurde von den DFB-Scouts entdeckt und mit 17 Europameister im Juniorenbereich - das war 1984. Dann machte Bodo sein Abitur (Note: 2,3) und rückte 1985 in den Profikader des 1. FC Köln auf. Und hier, so schien es, war sein rasanter Aufstieg erst mal zu Ende.

März 1987. Bodo Illgner ist zwar einer der talentiertesten, aber auch der bemitleidenswertesten deutschen Torhüter. Vor seiner Nase steht, hechtet und boxt im Verein einer, der sich nur selbst zu Fall bringen kann. Harald "Toni" Schumacher. Die Nummer eins des 1. FC Köln, die Nummer eins der Nation. Ein Typ, ein Idol. Er ist 33 Jahre, für einen Torwart wie ihn kein Alter. Der junge Bodo, noch zarte 19, würde ihm noch lange beim Bällehalten zusehen müssen. Zwei Einsätze hatte er bekommen in der Saison 1985/1986, als Schumacher in München vom Platz geflogen war. Erste Amtshandlung des Bundesligakeepers Illgner: den Ball aus dem Netz holen, den ihm Lothar Matthäus per Elfmeter ins Netz gedroschen hatte. Das war am 22. Februar 1986. Willkommen in der Bundesliga.

Maier über Illgner: "Ausgeglichen, sachlich, überaus trainingsfleißig"

Bodo kehrte zurück auf die Bank, und dort saß er noch ein Jahr, ehe dieses Buch kam, das sein Konkurrent schrieb. Es kam das Enthüllungsbuch "Anpfiff", das für Schumacher ein Abpfiff war. Er präsentierte seine Wahrheiten aus dem Lagerleben eines Fußballprofis in Verein und Nationalmannschaft. Es entstand ein Sittengemälde, das der Branche nicht gefallen konnte. Das Buch wurde ein Bestseller und in 13 Sprachen übersetzt, aber Schumacher flog aus dem deutschen und dem Kölner Tor. Sein Verein löste auch den Vertrag zum Saisonende auf.

Und plötzlich war er frei, der Platz im Kölner Tor - und der im deutschen. Illgner, der schon in Nürnberg einen Vertrag unterschrieben hatte, wollte und durfte nun doch bleiben. Im Verein etablierte sich der smarte Modellathlet sofort, auch wenn die Fanherzen noch immer dem "Tünn" gehörten. Aber schon sechs Monate später stand Illgner gegen Dänemark in Hamburg erstmals im deutschen Tor. Die Nummer eins, auch bei der EM 1988, wurde aber Eike Immel. Bodo Illgner verbrachte das Turnier brav auf der Bank, aber Franz Beckenbauer, damals Teamchef, sah in ihm den Torwart der Zukunft. Und Sepp Maier, der Bundestorwarttrainer, schwärmte über den Herausforderer: "Er ist ausgeglichen, hat eine sachliche Spielweise und ist überaus trainingsfleißig."

Als Illgner im Spiel eins nach dem Turnier in Helsinki randurfte, trat Immel zurück, was er schnell bereute - es half aber wenig. So hatten sich binnen eineinhalb Jahren zwei Illgner-Konkurrenten selbst eliminiert, und er wurde 1990 in Italien Weltmeister. Viel zu tun bekam er nicht bei der WM, in Erinnerung ist vor allem sein gehaltener Elfmeter gegen die Engländer im Halbfinale von Turin. Den Schuss von Stuart Pearce wehrte er mit den Beinen ab, er selbst will noch heute nicht von einer Parade sprechen - "ich wurde ja mehr oder weniger angeschossen." Wo andere sich feiern lassen, bittet Illgner um Sachlichkeit. Den Typen des verrückten Torhüters hat er wahrlich nie verkörpert. Keine Extravaganzen, keine Späßchen. Wer Sepp Maier oder Toni Schumacher gewohnt war, den mag das enttäuscht haben.

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Kritik nach WM-Aus 1994

Die Sympathien, die seinen Vorgängern zuflogen, die erntete Illgner nie. "Kühler Kopf, heißer Kern", schrieb das Fußball Magazin 1989, "der junge Mann bleibt auf dem Teppich. Illgner ist keiner, der in die Gefahr gerät auszuflippen". O-Ton Illgner: "Die Nummer eins im Land wie auch im Klub wird man nicht durch große Worte, sondern durch große Taten." Und Weltmeister auch.

Seit fast 27 Jahren ist er nun schon Weltmeister, seit 23 aber kein Nationalspieler mehr. Denn es gab sehr wohl ein paar Extravaganzen in seinem Leben. Die Rede ist weniger vom eigenen Duschkopf, den er in Köln hatte. Eher von seiner Frau Bianca, mit der er drei Kinder hat und die er schon mit 22 heiratete ("Sie ist das Beste, was mir im Leben passiert ist"). Illgners Image war die Frau seines Lebens nicht sonderlich förderlich.

Die Speerspitze der neuen Spielerfrauengeneration war eine Mischung aus Managerin, PR-Beraterin, Hausfrau und Mutter. Bei der WM 1994 in den USA sorgten die Frauen für einige Unruhe, Bundestrainer Berti Vogts fand sogar: "Sie haben alles kaputt gemacht". Der Titelverteidiger und Vizeeuropameister 1992 (mit Illgner im Tor gab es ein 0:2 gegen die Dänen) schied im Viertelfinale gegen Bulgarien aus, den Freistoß von Hristo Stoitchkov zum 1:1 hätte der Keeper nach Meinung der Öffentlichkeit halten sollen.

Rücktritt in der Kabine

Illgner trat gleich nach dem WM-Aus zurück, noch in der Kabine. Das findet er heute selbst falsch: "Direkt nach dem Spiel, das war politisch nicht korrekt." Berti Vogts betrachtete es als seinen "einzigen Fehler", dass er Bodo Illgner dem braven Andreas Köpke in Amerika vorgezogen hatte. Karrieren können schöner enden, in den Chroniken stehen trotzdem beachtliche 54 A-Länderspiele.

Im Sommer 1996 wechselte Illgner am letzten Tag der Transferphase dank einer Freigabeklausel zu Real Madrid. Ein abruptes Ende einer Bundesligakarriere nach 376 Einsätzen. Bodo Illgner gewann in Spanien je zweimal die Meisterschaft und die Champions League, immer ist er sich treu geblieben. Das Privatleben blieb tabu. Für die spanische Presse blieb er "der mysteriöse Deutsche". 2001 trat er - nunmehr Reservist - ab und begann ein Leben als Privatier.

Drei Wohnsitze sind bei Wikipedia verzeichnet: Boca Raton und Miami in den USA, Alicante in Spanien. Wenn Illgner in Spanien ist und es sich ergibt, spielt er noch für die "Veteranos" von Real Madrid. 2005 schrieb auch er, mit Bianca, ein Enthüllungsbuch. "Alles. Ein fiktiver Tatsachenroman", enthielt angeblich nur zu 80 Prozent die Wahrheit und wurde hier zu Lande kaum beachtet. Aber wenn das einem egal ist, dann Bodo Illgner.

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