Vor 50 Jahren: Das erste zweistellige Bundesliga-Ergebnis

Am heutigen Samstag, den 7. Januar 2017, jährt sich das erste zweistellige Bundesliga-Ergebnis zum 50. Mal. Schauplatz war der Bökelberg in Mönchengladbach, wo die Borussia den FC Schalke 04 mit 11:0 vom Platz fegte. DFB.de blickt anlässlich des Jubiläums zurück.

Dreieinhalb Jahre gab es die Bundesliga schon, knapp 1000 Spiele waren ausgetragen worden. Tore fielen in den ersten Jahren am Fließband. 3,33 pro Spiel ermittelten die Statistiker. Doch selbst Tasmania Berlin hatte es im Vorjahr des historsichen Ergebnisses vermeiden können, eine zweistellige Niederlage zu kassieren. Das war am 18. Spieltag der Saison 1966/1967 vor genau 50 Jahren den ruhmreichen Schalkern vorbehalten. Sie wurden am Gladbacher Bökelberg zum Spielball der legendären Fohlen-Elf, die damals noch ganz am Anfang einer großen Ära stand.

Schon in der Vorrunde sagte ihr Trainer Hennes Weisweiler nach einer Niederlage in Essen: "Sagen Sie mir, wer schöner spielt in der Bundesliga." Doch die Schönheit hatte ihren Preis, so furios sie stürmten, so wackelig waren sie zuweilen hinten. Vor dem Heimspiel gegen die Schalker waren die Borussen Fünfter und favorisiert, denn Schalke spielte als 13. wie in den beiden Vorjahren gegen den Abstieg und hatte auswärts erst einen Punkt geholt.

Schock um Kreuz nach Tod der Ehefrau

Trainer Fritz Langner hatte schon ein schlechtes Gefühl und faltete seine Schützlinge nach dem letzten Vorbereitungsspiel gegen Lok Moskau (0:3) zusammen. "Zum Jahreswechsel knöpfte er sich jeden Spieler einzeln vor, ermahnte ihn im Hinblick auf die schwere zweite Serie zum sportlichen Lebenswandel", schrieb das Sport Magazin zwei Tage vor dem Debakel vom Bökelberg. Doch der beste Lebenswandel hätte nichts an den Umständen geändert, die dieses Spiel überschatteten und wesentlich beeinflussten.

Als Schalke an jenem Samstag auflief, fehlte zur allgemeinen Überraschung der Zuschauer Mittelfeldspieler Manfred Kreuz. Seine erst 27 Jahre alte Frau war am Donnerstag unerwartet an einem Virus verstorben. "Der Schock nach Rosemaries Tod war bei mir und der Mannschaft riesig, weil die Kameradschaft sehr groß war." Es war noch die Zeit, als das Wort von den elf Freunden in manchen Klubs seine Berechtigung hatte. Und so standen elf deprimierte Schalker gegen elf vor Spielfreude sprühende Borussen auf verlorenem Posten.

"Es hätte 20 Tore sein können"

Mit Josef Elting spielte nach langer Verletzung wieder der Stammtorwart statt des jungen Norbert Nigbur, Langner wollte "den erfahreneren Mann" einsetzen. Nigbur war angefressen und sagte der WAZ nur: "Ich möchte mich dazu nicht äußern." Hinterher wird er heilfroh gewesen sein, dass er diesen "Schneewalzer" nicht hatte mittanzen müssen. Elfmal schlug der rote Ball hinter, über oder neben Elting ein und das Sport Magazin verstieg sich zu der kühnen Behauptung: "Sicher sind die Knappen mit dieser Niederlage noch sehr zufrieden, weil sie wissen, dass es sogar 20 Tore hätten sein können."

17.000 Zuschauer waren auch mit elf mehr als zufrieden und feierten ihre Borussia euphorisch. Bernd Rupp eröffnete nach einem Netzer-Freistoß den Torreigen (7.) und legte nach 21 Minuten nach. Ein Kopfball von Herbert Laumen (30.) und ein weiterer Rupp-Treffer (40.) nach Netzer-Vorarbeit sorgten schon zur Pause für klare Verhältnisse. Aber Borussia hatte kein Mitleid und dachte nicht daran, Kräfte zu schonen. Netzer legte gleich nach Wiederanpfiff ein brillantes Solo aufs Schneeparkett und schloss mit dem 5:0 ab (47.). Das Kunststück wiederholte er nach 68 Minuten erneut, da hieß es schon 8:0. Dazwischen hatten sich erneut Laumen (57.) und Rupp (62.) gedrängelt. Einer Kombination der beiden entfesselt auftrumpfenden Stürmer entsprang das 9:0, das Laumen köpfte (71.).

"Die haben für zehn Jahre genug"

Und dann, man schrieb die 85. Minute, wurde es erstmals zweistellig in der Bundesliga: Jupp Heynckes, der sich bis dahin noch zurückgehalten hatte, stellte per Kopf den historischen Spielstand her. Nun auf den Geschmack gekommen, schloss er in letzter Minute noch mit dem 11:0 ab. Hinterher hatten die Borussen dann doch Mitleid. Günter Netzer sagte: "Ich möchte nur wünschen, dass man bei Schalke diese hohe Niederlage so schnell wie möglich vergisst. Wenn es einmal 4:0 steht, dann läuft eben beim Gewinner alles richtig und dem Verlierer gelingt nichts mehr." Weniger einfühlsam kommentierte Borussias Ersatzkeeper Manfred Orzessek, 1958 noch Meister mit Schalke, das Geschehen: "Die haben für zehn Jahre genug."

Die Presse kritisierte Langner dafür, dass er keinen Spieler stur auf Netzer angesetzt habe. "Während etwa Klaus Fichtel Jupp Heynckes förmlich auf den Füßen stand, schaltete Netzer im Mittelfeld, oft sogar im Zeitlupentempo, wie er wollte", schrieb die WAZ.

Auf der Schalker Geschäftsstelle stapelten sich die bösen Briefe, die wohl ausgeblieben wären, hätten alle Schreiber die Vorgeschichte gekannt. Doch bereits eine Woche später war der königsblaue Anhang beinahe wieder versöhnt. Denn wie es der Fußballgott wollte, musste Borussia im Pokal in die Glückauf-Kampfbahn – und diesmal gewannen die Schalker 4:2. Manfred Kreuz gehörte zu den elf Siegern, die die Fans auf Schultern vom Platz trugen. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball.

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Am heutigen Samstag, den 7. Januar 2017, jährt sich das erste zweistellige Bundesliga-Ergebnis zum 50. Mal. Schauplatz war der Bökelberg in Mönchengladbach, wo die Borussia den FC Schalke 04 mit 11:0 vom Platz fegte. DFB.de blickt anlässlich des Jubiläums zurück.

Dreieinhalb Jahre gab es die Bundesliga schon, knapp 1000 Spiele waren ausgetragen worden. Tore fielen in den ersten Jahren am Fließband. 3,33 pro Spiel ermittelten die Statistiker. Doch selbst Tasmania Berlin hatte es im Vorjahr des historsichen Ergebnisses vermeiden können, eine zweistellige Niederlage zu kassieren. Das war am 18. Spieltag der Saison 1966/1967 vor genau 50 Jahren den ruhmreichen Schalkern vorbehalten. Sie wurden am Gladbacher Bökelberg zum Spielball der legendären Fohlen-Elf, die damals noch ganz am Anfang einer großen Ära stand.

Schon in der Vorrunde sagte ihr Trainer Hennes Weisweiler nach einer Niederlage in Essen: "Sagen Sie mir, wer schöner spielt in der Bundesliga." Doch die Schönheit hatte ihren Preis, so furios sie stürmten, so wackelig waren sie zuweilen hinten. Vor dem Heimspiel gegen die Schalker waren die Borussen Fünfter und favorisiert, denn Schalke spielte als 13. wie in den beiden Vorjahren gegen den Abstieg und hatte auswärts erst einen Punkt geholt.

Schock um Kreuz nach Tod der Ehefrau

Trainer Fritz Langner hatte schon ein schlechtes Gefühl und faltete seine Schützlinge nach dem letzten Vorbereitungsspiel gegen Lok Moskau (0:3) zusammen. "Zum Jahreswechsel knöpfte er sich jeden Spieler einzeln vor, ermahnte ihn im Hinblick auf die schwere zweite Serie zum sportlichen Lebenswandel", schrieb das Sport Magazin zwei Tage vor dem Debakel vom Bökelberg. Doch der beste Lebenswandel hätte nichts an den Umständen geändert, die dieses Spiel überschatteten und wesentlich beeinflussten.

Als Schalke an jenem Samstag auflief, fehlte zur allgemeinen Überraschung der Zuschauer Mittelfeldspieler Manfred Kreuz. Seine erst 27 Jahre alte Frau war am Donnerstag unerwartet an einem Virus verstorben. "Der Schock nach Rosemaries Tod war bei mir und der Mannschaft riesig, weil die Kameradschaft sehr groß war." Es war noch die Zeit, als das Wort von den elf Freunden in manchen Klubs seine Berechtigung hatte. Und so standen elf deprimierte Schalker gegen elf vor Spielfreude sprühende Borussen auf verlorenem Posten.

"Es hätte 20 Tore sein können"

Mit Josef Elting spielte nach langer Verletzung wieder der Stammtorwart statt des jungen Norbert Nigbur, Langner wollte "den erfahreneren Mann" einsetzen. Nigbur war angefressen und sagte der WAZ nur: "Ich möchte mich dazu nicht äußern." Hinterher wird er heilfroh gewesen sein, dass er diesen "Schneewalzer" nicht hatte mittanzen müssen. Elfmal schlug der rote Ball hinter, über oder neben Elting ein und das Sport Magazin verstieg sich zu der kühnen Behauptung: "Sicher sind die Knappen mit dieser Niederlage noch sehr zufrieden, weil sie wissen, dass es sogar 20 Tore hätten sein können."

17.000 Zuschauer waren auch mit elf mehr als zufrieden und feierten ihre Borussia euphorisch. Bernd Rupp eröffnete nach einem Netzer-Freistoß den Torreigen (7.) und legte nach 21 Minuten nach. Ein Kopfball von Herbert Laumen (30.) und ein weiterer Rupp-Treffer (40.) nach Netzer-Vorarbeit sorgten schon zur Pause für klare Verhältnisse. Aber Borussia hatte kein Mitleid und dachte nicht daran, Kräfte zu schonen. Netzer legte gleich nach Wiederanpfiff ein brillantes Solo aufs Schneeparkett und schloss mit dem 5:0 ab (47.). Das Kunststück wiederholte er nach 68 Minuten erneut, da hieß es schon 8:0. Dazwischen hatten sich erneut Laumen (57.) und Rupp (62.) gedrängelt. Einer Kombination der beiden entfesselt auftrumpfenden Stürmer entsprang das 9:0, das Laumen köpfte (71.).

"Die haben für zehn Jahre genug"

Und dann, man schrieb die 85. Minute, wurde es erstmals zweistellig in der Bundesliga: Jupp Heynckes, der sich bis dahin noch zurückgehalten hatte, stellte per Kopf den historischen Spielstand her. Nun auf den Geschmack gekommen, schloss er in letzter Minute noch mit dem 11:0 ab. Hinterher hatten die Borussen dann doch Mitleid. Günter Netzer sagte: "Ich möchte nur wünschen, dass man bei Schalke diese hohe Niederlage so schnell wie möglich vergisst. Wenn es einmal 4:0 steht, dann läuft eben beim Gewinner alles richtig und dem Verlierer gelingt nichts mehr." Weniger einfühlsam kommentierte Borussias Ersatzkeeper Manfred Orzessek, 1958 noch Meister mit Schalke, das Geschehen: "Die haben für zehn Jahre genug."

Die Presse kritisierte Langner dafür, dass er keinen Spieler stur auf Netzer angesetzt habe. "Während etwa Klaus Fichtel Jupp Heynckes förmlich auf den Füßen stand, schaltete Netzer im Mittelfeld, oft sogar im Zeitlupentempo, wie er wollte", schrieb die WAZ.

Auf der Schalker Geschäftsstelle stapelten sich die bösen Briefe, die wohl ausgeblieben wären, hätten alle Schreiber die Vorgeschichte gekannt. Doch bereits eine Woche später war der königsblaue Anhang beinahe wieder versöhnt. Denn wie es der Fußballgott wollte, musste Borussia im Pokal in die Glückauf-Kampfbahn – und diesmal gewannen die Schalker 4:2. Manfred Kreuz gehörte zu den elf Siegern, die die Fans auf Schultern vom Platz trugen. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball.

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