Von Turek bis Neuer: "Gute Torhüter ziehen gute Torhüter nach sich"

Im Elfmeterkrimi gegen Italien war Welttorhüter Manuel Neuer einen gehaltenen Ball besser als Gianluigi Buffon, sein Kontrahent auf italienischer Seite. Nicht erst seit dem Spiel gegen Italien setzt Neuer die Tradition herausragende deutscher Torhüter fort. Seit 1987 wird der Welttorhüter gewählt, siebenmal kam der Welttorhüter aus Deutschland: Andreas Köpke 1996. Oliver Kahn 1999, 2001, 2002. Manuel Neuer, 2013, 2014, 2015.

Deutschland ist das Torwartland. Seit Generationen, eigentlich seit immer. Mit Marc-André ter Stegen und Bernd Leno gehören zwei weitere Ausnahmekönner dem Kader des Weltmeisters an. Trainiert werden sie beim DFB-Team von Andreas Köpke. Im Interview mit DFB.de spricht der 54-Jährige über das konstante deutsche Torhüter-Wunder und über die Aufgaben eines Torwarttrainers.

DFB.de: Herr Köpke, haben Sie eine Erklärung dafür, warum Deutschland seit Generationen so viele herausragende Torhüter hervorgebracht hat?

Andreas Köpke: Ein Teil der Erklärung liegt darin, dass gute Torhüter gute Torhüter nach sich ziehen. Es gab immer Vorbilder, an denen sich nachfolgende Generationen orientieren konnten. Ganz zentral natürlich Toni Turek, nach ihm Bert Trautmann, Hans Tilkowski, Sepp Maier, Toni Schumacher, mein Name gehört vielleicht auch dazu, später dann Oliver Kahn, Jens Lehmann und aktuell Manuel Neuer.

DFB.de: Vorbilder sorgen für neue Vorbilder. Das ist alles?

Köpke: Nein. Wesentlich ist daneben die generell sehr gute Förderung des Nachwuchses über die Stützpunkte des DFB und die Leistungszentren der Bundesligavereine. Wenn ich mir heute anschaue, wie weit Torhüter der Altersklasse U 15 bereits sind - von der Fangtechnik, vom Stellungsspiel, vom Fußballerischen her -, dann ist das ein Wahnsinn.

DFB.de: In Ihren Anfängen als Torhüter gab es kein torwartspezifisches Torwarttraining. Wann hat sich das für Sie geändert?

Köpke: 1986 in Nürnberg. Ich habe in meiner Entwicklung sehr von Manni Müller profitiert. Er konnte sich in mein Spiel hineinversetzen, er wusste, worauf er achten muss. Seine Übungen waren viel komplexer, seine Beobachtungen waren sehr wertvoll. Es war einfach gut, einen Ansprechpartner zu haben, jemanden, der sich in der Materie auskennt.

DFB.de: Müller hat selbst als Torwart in der Bundesliga gespielt. Wie zwingend ist es, dass Torwarttrainer selbst gute Torhüter gewesen sind?

Köpke: Das Torwarttraining, das klassische Anleiten von Übungen, das kann vielleicht auch ein Trainer, der nicht selbst Torwart gewesen ist. Aber er kann viel weniger beurteilen, wann ein Torhüter richtig steht, wie er zum Ball geht, wie seine Fangtechnik ist, wie er sich abrollt. Diese Dinge sind entscheidend, deswegen glaube ich, dass man selbst Torhüter gewesen sein muss, um auf ganz hohem Niveau arbeiten zu können.



Im Elfmeterkrimi gegen Italien war Welttorhüter Manuel Neuer einen gehaltenen Ball besser als Gianluigi Buffon, sein Kontrahent auf italienischer Seite. Nicht erst seit dem Spiel gegen Italien setzt Neuer die Tradition herausragende deutscher Torhüter fort. Seit 1987 wird der Welttorhüter gewählt, siebenmal kam der Welttorhüter aus Deutschland: Andreas Köpke 1996. Oliver Kahn 1999, 2001, 2002. Manuel Neuer, 2013, 2014, 2015.

Deutschland ist das Torwartland. Seit Generationen, eigentlich seit immer. Mit Marc-André ter Stegen und Bernd Leno gehören zwei weitere Ausnahmekönner dem Kader des Weltmeisters an. Trainiert werden sie beim DFB-Team von Andreas Köpke. Im Interview mit DFB.de spricht der 54-Jährige über das konstante deutsche Torhüter-Wunder und über die Aufgaben eines Torwarttrainers.

DFB.de: Herr Köpke, haben Sie eine Erklärung dafür, warum Deutschland seit Generationen so viele herausragende Torhüter hervorgebracht hat?

Andreas Köpke: Ein Teil der Erklärung liegt darin, dass gute Torhüter gute Torhüter nach sich ziehen. Es gab immer Vorbilder, an denen sich nachfolgende Generationen orientieren konnten. Ganz zentral natürlich Toni Turek, nach ihm Bert Trautmann, Hans Tilkowski, Sepp Maier, Toni Schumacher, mein Name gehört vielleicht auch dazu, später dann Oliver Kahn, Jens Lehmann und aktuell Manuel Neuer.

DFB.de: Vorbilder sorgen für neue Vorbilder. Das ist alles?

Köpke: Nein. Wesentlich ist daneben die generell sehr gute Förderung des Nachwuchses über die Stützpunkte des DFB und die Leistungszentren der Bundesligavereine. Wenn ich mir heute anschaue, wie weit Torhüter der Altersklasse U 15 bereits sind - von der Fangtechnik, vom Stellungsspiel, vom Fußballerischen her -, dann ist das ein Wahnsinn.

DFB.de: In Ihren Anfängen als Torhüter gab es kein torwartspezifisches Torwarttraining. Wann hat sich das für Sie geändert?

Köpke: 1986 in Nürnberg. Ich habe in meiner Entwicklung sehr von Manni Müller profitiert. Er konnte sich in mein Spiel hineinversetzen, er wusste, worauf er achten muss. Seine Übungen waren viel komplexer, seine Beobachtungen waren sehr wertvoll. Es war einfach gut, einen Ansprechpartner zu haben, jemanden, der sich in der Materie auskennt.

DFB.de: Müller hat selbst als Torwart in der Bundesliga gespielt. Wie zwingend ist es, dass Torwarttrainer selbst gute Torhüter gewesen sind?

Köpke: Das Torwarttraining, das klassische Anleiten von Übungen, das kann vielleicht auch ein Trainer, der nicht selbst Torwart gewesen ist. Aber er kann viel weniger beurteilen, wann ein Torhüter richtig steht, wie er zum Ball geht, wie seine Fangtechnik ist, wie er sich abrollt. Diese Dinge sind entscheidend, deswegen glaube ich, dass man selbst Torhüter gewesen sein muss, um auf ganz hohem Niveau arbeiten zu können.

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DFB.de: Wenn Sie das Training Ihrer Zeit in Nürnberg mit dem vergleichen, das Sie heute anbieten - wie gravierend sind die Unterschiede?

Köpke: Das Training ist viel variantenreicher geworden, schon weil sich das Torwartspiel verändert hat, die fußballerischen Elemente sind viel wichtiger geworden. Früher war das Training viel auf Explosivität und Sprungkraft ausgerichtet, wir waren viel in der Sandkiste. 90 Minuten, danach war man richtig platt. Heute haben wir diese Elemente auch noch, aber dosierter, gezielter. Wir haben auch ganz andere Trainingsmittel zur Verfügung.

DFB.de: Sie sind selbst daran beteiligt. Sie haben eine Ballrücksprungwand mit etlichen verschiedenen Winkeln konzipiert.

Köpke: Das ist nur ein Beispiel. Es ist grundsätzlich wichtig, dass man im Training variieren kann, das man immer wieder etwas anderes anbietet. Deswegen versuche ich immer wieder, neue Dinge auszuprobieren.

DFB.de: Torwarttrainer müssen gute Torhüter gewesen sein. Was müssen sie noch können?

Köpke: Sie müssen einen guten Draht zu ihren Torhütern entwickeln. Sie müssen zudem didaktisch gut sein, müssen Dinge gut vermitteln können. Es gehört einiges dazu, nicht jeder gute Torhüter ist per se geeignet, später ein guter Torwarttrainer zu sein.

DFB.de: Sie sind Autodidakt. Eine Torwarttrainer-Ausbildung gab es nicht.

Köpke: Das hat sich geändert. Der DFB bietet Torwarttrainer-Leistungskurse an. Unser Ziel ist, dass Torwarttrainer in nicht ferner Zukunft eine Torwarttrainerlizenz vorweisen müssen, wenn Sie in der Bundesliga arbeiten wollen. Die Bedeutung von Torwarttrainern wird weiter steigen. Ich kann ich mir vorstellen, dass die Entwicklung dahingeht, dass es einen zweiten Torwarttrainer gibt. Schon jetzt habe ich viele Situationen erlebt, in denen dies sinnvoll gewesen wäre.

DFB.de: Haben Sie einen grundsätzlichen Rat für junge Torhüter?

Köpke: Wichtig ist, dass die Torhüter in jungen Jahren Spielpraxis als Feldspieler erhalten. Natürlich müssen sie in Sprung- und Fangtraining geschult werden, aber nicht ausschließlich. Gerade in der Jugend ist es für Torhüter wichtig, dass sie ein Gefühl für den Raum bekommen, dass sie Spielverständnis entwickeln, dass sie lernen, Bälle mit beiden Füßen auch unter Druck verarbeiten zu können. Was das torwartspezifische Training betrifft, ist es von großer Bedeutung, dass die Torhüter altersgerecht trainieren. Ein 15 Jahre alter Torwart kann nicht mit denselben Umfängen und Inhalten trainieren wie ein Profitorwart.

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