Von Kulturstiftung gefördertes Buch auf Shortlist "Fußballbuch des Jahres"

Die Recherchen dauerten fünf Jahre. Dann hatten Prof. Lorenz Peiffer und Dr. Henry Wahlig von der Universität Hannover ein bis dato unbekanntes Kapitel der jüdischen Fußballgeschichte in Deutschland geschrieben. Ihr von der DFB-Kulturstiftung maßgeblich gefördertes Werk über die jüdischen Vereine im nationalsozialistischen Deutschland ist nun von der Deutschen Akademie für Fußballkultur in Nürnberg für die Shortlist zum Fußballbuch des Jahres nominiert worden.

Das im Herbst 2015 im Göttinger Verlag DIE WERKSTATT erschienene Buch "Die jüdischen Vereine im nationalsozialistischen Deutschland" ist keine entspannende Bettlektüre und trotz seiner Fülle an Vereinsnamen und Spielpaarungen kein "klassisches" Fußballbuch. Dass das 580 Seiten starke Werk dennoch unter hunderten von Titeln die Nominierung unter die besten zwölf Fußballtitel der Saison schaffte, verdankt es seiner (sport-) historischen Bedeutung. "Es ist ein erstes großes Standardwerk über die Entwicklung jüdischer Vereine nach 1933", begründet der Journalist Hans Böller, Jurymitglied der Akademie seit 2006, seine Nominierung.

Böller weiter: "Das sehr verdienstvolle Werk erinnert auch und besonders daran, dass der oft in vorauseilendem Gehorsam begonnene Ausschluss jüdischer Mitglieder aus den Vereinen zu einem Zeugnis von Kraft und Widerstandsgeist führte. Es gründeten sich viele jüdische Vereine, die einen sehr vitalen Spielbetrieb organisierten. Fußball konnte eine Form des Widerstands sein, es ist ein faszinierender, für eine größere Öffentlichkeit neuer Aspekt, für den die Autoren ein besonderes Interesse wecken. Peiffer und Wahlig haben über Jahre in Archiven recherchiert und über jüdische Gemeindeblätter, Briefe und persönliche Erinnerungen verloren geglaubtes Material zutage gefördert."

"Der Fußball war ein Mittel der Selbstbehauptung"

Der Fußball sei tatsächlich ein Mittel der Selbstbehauptung gewesen, bestätigt Dr. Henry Wahlig, einer der beiden Autoren: "Man konnte sich körperlich stärken, ein Selbstwertgefühl in einer Gesellschaft behaupten, in der man sonst überall diskriminiert und erniedrigt wurde." Wahlig erinnert sich, dass aus den zuerst bekannten Vereinen im Zuge der Recherche plötzlich immer mehr wurden: "Von den 200 Vereinen in unserem Buch waren rund 150 überhaupt nicht bekannt."

Dass das Forschungsprojekt dennoch abgeschlossen und in Buchform veröffentlicht werden konnte, sicherte schließlich die DFB-Kulturstiftung mit ihrer Förderung. Gemeinsam mit beiden Autoren hatte sie schon Anfang 2014 die Biografien von 200 jüdischen Fußballpionieren im 11FREUNDE-Sonderheft "Verlorene Helden" wieder ins breitere öffentliche Bewusstsein gebracht. Ein Ziel, das auch dieses Buch verfolgt, wie Wahlig darstellt: "Jeder wird sich die Orte raussuchen, zu denen er oder sie eine Verbindung haben. Kaum einer wird alle 600 Seiten lesen. Wir wollen also Menschen ansprechen, die sich lokal für jüdische Geschichte und Fußballgeschichte interessieren."

Dabei würde sicher auch die Auszeichnung zum Fußballbuch des Jahres weiterhelfen, die am 21. Oktober in Nürnberg vergeben wird. Wer sich schon vorher intensiver mit diesem fußballhistorischen Thema beschäftigen will, hat heute Abend um 19 Uhr bei der Buchvorstellung im "Pop Up Boat" des Jüdischen Museums am Schaumainkai (Eiserner Steg) in Frankfurt die Gelegenheit. Neben Autor Prof. Lorenz Peiffer diskutieren Alon Meyer, Präsident von TuS Makkabi Frankfurt, und Daniel Lörcher, Fanbeauftragter bei Borussia Dortmund, zusätzlich über aktuelle Diskriminierungsformen im Fußball und darüber, wie man ihnen unter anderem mit historischen Bildungsprojekten begegnen kann.

[dfb]

Die Recherchen dauerten fünf Jahre. Dann hatten Prof. Lorenz Peiffer und Dr. Henry Wahlig von der Universität Hannover ein bis dato unbekanntes Kapitel der jüdischen Fußballgeschichte in Deutschland geschrieben. Ihr von der DFB-Kulturstiftung maßgeblich gefördertes Werk über die jüdischen Vereine im nationalsozialistischen Deutschland ist nun von der Deutschen Akademie für Fußballkultur in Nürnberg für die Shortlist zum Fußballbuch des Jahres nominiert worden.

Das im Herbst 2015 im Göttinger Verlag DIE WERKSTATT erschienene Buch "Die jüdischen Vereine im nationalsozialistischen Deutschland" ist keine entspannende Bettlektüre und trotz seiner Fülle an Vereinsnamen und Spielpaarungen kein "klassisches" Fußballbuch. Dass das 580 Seiten starke Werk dennoch unter hunderten von Titeln die Nominierung unter die besten zwölf Fußballtitel der Saison schaffte, verdankt es seiner (sport-) historischen Bedeutung. "Es ist ein erstes großes Standardwerk über die Entwicklung jüdischer Vereine nach 1933", begründet der Journalist Hans Böller, Jurymitglied der Akademie seit 2006, seine Nominierung.

Böller weiter: "Das sehr verdienstvolle Werk erinnert auch und besonders daran, dass der oft in vorauseilendem Gehorsam begonnene Ausschluss jüdischer Mitglieder aus den Vereinen zu einem Zeugnis von Kraft und Widerstandsgeist führte. Es gründeten sich viele jüdische Vereine, die einen sehr vitalen Spielbetrieb organisierten. Fußball konnte eine Form des Widerstands sein, es ist ein faszinierender, für eine größere Öffentlichkeit neuer Aspekt, für den die Autoren ein besonderes Interesse wecken. Peiffer und Wahlig haben über Jahre in Archiven recherchiert und über jüdische Gemeindeblätter, Briefe und persönliche Erinnerungen verloren geglaubtes Material zutage gefördert."

"Der Fußball war ein Mittel der Selbstbehauptung"

Der Fußball sei tatsächlich ein Mittel der Selbstbehauptung gewesen, bestätigt Dr. Henry Wahlig, einer der beiden Autoren: "Man konnte sich körperlich stärken, ein Selbstwertgefühl in einer Gesellschaft behaupten, in der man sonst überall diskriminiert und erniedrigt wurde." Wahlig erinnert sich, dass aus den zuerst bekannten Vereinen im Zuge der Recherche plötzlich immer mehr wurden: "Von den 200 Vereinen in unserem Buch waren rund 150 überhaupt nicht bekannt."

Dass das Forschungsprojekt dennoch abgeschlossen und in Buchform veröffentlicht werden konnte, sicherte schließlich die DFB-Kulturstiftung mit ihrer Förderung. Gemeinsam mit beiden Autoren hatte sie schon Anfang 2014 die Biografien von 200 jüdischen Fußballpionieren im 11FREUNDE-Sonderheft "Verlorene Helden" wieder ins breitere öffentliche Bewusstsein gebracht. Ein Ziel, das auch dieses Buch verfolgt, wie Wahlig darstellt: "Jeder wird sich die Orte raussuchen, zu denen er oder sie eine Verbindung haben. Kaum einer wird alle 600 Seiten lesen. Wir wollen also Menschen ansprechen, die sich lokal für jüdische Geschichte und Fußballgeschichte interessieren."

Dabei würde sicher auch die Auszeichnung zum Fußballbuch des Jahres weiterhelfen, die am 21. Oktober in Nürnberg vergeben wird. Wer sich schon vorher intensiver mit diesem fußballhistorischen Thema beschäftigen will, hat heute Abend um 19 Uhr bei der Buchvorstellung im "Pop Up Boat" des Jüdischen Museums am Schaumainkai (Eiserner Steg) in Frankfurt die Gelegenheit. Neben Autor Prof. Lorenz Peiffer diskutieren Alon Meyer, Präsident von TuS Makkabi Frankfurt, und Daniel Lörcher, Fanbeauftragter bei Borussia Dortmund, zusätzlich über aktuelle Diskriminierungsformen im Fußball und darüber, wie man ihnen unter anderem mit historischen Bildungsprojekten begegnen kann.

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