Von Gorrissen: "Fan-Themen sind Schwerpunkt beim Forum"

Seit dem September 2006 hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen hauptamtlichen Fan-Beauftragten. Als Verantwortlicher der Fan-Anlaufstelle in der DFB-Zentrale in Frankfurt ist Gerald von Gorrissen für die Fan-Betreuung bei Länderspielen zuständig. Außerdem ist der 29-Jährige in den Regionalligen der Ansprechpartner für Fan-Beauftragte und Vereine in allen Fragen, die die Anhänger der Klubs betreffen. Darüber hinaus ist von Gorrissen, der von 1999 bis 2006 der Fan-Beauftragte bei Preußen Münster und zudem vier Jahre lang Sprecher aller Fan-Beauftragten der Regionalliga Nord war, die Kontaktperson für alle Fan-Initiativen zum DFB.

In dieser Funktion bereitet er auch das erste bundesweite, von DFB und DFL initiierte Fan-Forum vor, das heute in Frankfurt am Main stattfindet. Im aktuellen "Gespräch der Woche" mit Christian Müller aus der Internetredaktion des DFB erläutert von Gorrissen, worum es bei diesem Treffen geht, an dem Vertreter von DFB und DFL, von allen bekannten Fan-Initiativen, der Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS), dem Fan Club Nationalmannschaft, der Klubs, der Polizei und Politik teilnehmen. Im Interview auf www.dfb.de nimmt der Betriebswirt auch Stellung zu aktuellen Fragen und der Arbeit in der Task Force gegen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Frage: Welche Aufgaben haben Sie als erster hauptamtliche Fan-Beauftragter des DFB?

Gerald von Gorrissen: Im operativen Bereich ist da vor allem die Betreuung der Fans bei Länderspielen zu nennen – an Spieltagen etwa stehe ich immer mit im Fanblock. Außerdem bin ich Ansprechpartner für Fan-Beauftragte der Vereine, Projekte und Initiativen. Ich bin derjenige, der den Dialog zwischen Fans und Verband anregt. Eine wichtige Aufgabe ist es, die Interessen der Fans mit den DFB-Zielen in Einklang zu bringen.

Frage: Wie lauten diese Ziele?

Gerald von Gorrissen: Der DFB will Differenzen und teilweise noch vorhandene Vorurteile abbauen. Deshalb gehen wir aktiv auf die Fans zu, mit Information und Serviceangeboten. Es ist so, dass ich die Anliegen der Fans bündele und ihre Interessen innerhalb des DFB vertrete. Klar ist jedoch auch: Die Fan-Anlaufstelle ist keine Beschwerdestelle, sondern eine Plattform zur Kommunikation zwischen den Anhängern und dem DFB.

Frage: Einer verbesserten Kommunikation dient das Fan-Forum, das heute in Frankfurt stattfindet. Was steht dabei auf der Tagesordnung?

Gerald von Gorrissen: Zunächst werden Ergebnisse des Wirksamkeitsdialoges vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine vom DFB bei den Fan-Projekten der KOS in Auftrag gegebene Studie, die prüft, wie wirksam die Fanarbeit in Deutschland ist. Dazu trafen am Donnerstag unter der Leitung des DFB-Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn schon vier Arbeitsgruppen zusammen, deren Resultate heute ebenso präsentiert werden wie jene einer Studie des renommierten Fan-Forschers Gunter A. Pilz zu Wandlungen im Zuschauerverhalten.

Frage: Wie werden Fragen und Wünsche aus der Fan-Szene beim Forum berücksichtigt?

Gerald von Gorrissen: Die Themen der Fans sind der Schwerpunkt der Veranstaltung. Wir haben vorab schon viele Vorschläge gesammelt. Nun geht es darum, eine Auswahl zu treffen, klare Themen und Fragestellungen zu formulieren in Vorbereitung des Fan-Kongresses, der Anfang Juni stattfinden soll. An zwei Tagen werden dann zusätzlich zu den Teilnehmern des Fan-Forums auch nicht organisierte Fans eingeladen, die durch Fan-Beauftragte, -Initiativen und -Projekte zuvor regional ausgewählt werden. Wir wollen eine offene Veranstaltung – und grundsätzlich eine Diskussion auf Augenhöhe mit den Fans.

Frage: Zuletzt häufte sich aus Fan-Kreisen die Kritik an angeblich zu harter Bestrafung durch Stadionverbote, deshalb wurde ein so genannter "Fanrechte-Fonds" gegründet. Wie stehen Sie dazu?

Gerald von Gorrissen: Ich halte dies grundsätzlich für legitim und kann nachvollziehen, dass sich jemand wehrt, wenn er ein aus seiner Sicht unbegründetes Stadionverbot erhalten hat. Stadionverbote stellen jedoch keine Bestrafung im juristischen Sinne dar, sondern besitzen präventiven Charakter. Sie werden nach Einleitung eines behördlichen Ermittlungsverfahrens ausgesprochen. Falls sich dabei herausstellt, dass jemand unschuldig ist, wird das Verbot umgehend aufgehoben. Die Stadionverbote haben sich in der bisherigen Rechtssprechung als juristisch wasserdicht erwiesen. Dennoch ist der gesamte Komplex Stadionverbote natürlich auch ein Thema beim Fan-Forum.

Frage: Wie gestaltet sich bei Ihren Projekten die Zusammenarbeit mit der Fan-Anlaufstelle der DFL?

Gerald von Gorrissen: Wir halten regelmäßigen Kontakt und stehen in einem informellen Austausch. Generell können die Abläufe noch besser abgestimmt werden. Die Kooperation mit der KOS ist gewachsen und funktioniert sehr gut.

Frage: Für die Bundesligen ist die DFL zuständig – welche Felder bearbeiten Sie?

Gerald von Gorrissen: Ich bin im Umfeld der Nationalmannschaft für die Fans zuständig, ebenso für die Regionalligen. Außerdem bin ich Ansprechpartner für die Landesverbände, biete Know-how für Schulungen, etwa für Oberligen, an. Generell liegt ein Schwerpunkt der Arbeit auf der Prävention, die wir beispielsweise vorantreiben, indem wir Fan-Beauftragte, Fan-Projekte und Ordnungsdienste schulen.

Frage: Es gab zuletzt aber auch einige akute Zwischenfälle in Stadien. Ist Fanarbeit immer auch ein Stück Krisenmanagement?

Gerald von Gorrissen: Wir sind bestrebt, vor besonderen Spielen durch Kommunikation an Brisanz herauszunehmen. Aber natürlich gehört es auch zur Fanarbeit, vor Ort in kritischen Situationen zu schlichten. Zum Beispiel beim Länderspiel in Zypern, als es zweimal Ärger gab durch Provokationen der Einheimischen: Da konnte ich durch Vermittlung dafür sorgen, dass es zur Deeskalation kam.

Frage: Sie sind Mitglied der Task Force gegen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Was sind Ihre Aufgaben?

Gerald von Gorrissen: Ich gehöre zu den Arbeitsgruppen "Für Toleranz, gegen Rassismus und Diskriminierung" und "Für Integration, gegen Fremdenfeindlichkeit". In diesen Gremien nehmen wir die Arbeit momentan auf. Wichtig erscheint mir, dass Beschlüsse nicht von oben gefasst werden, sondern auch die Sicht der Fans berücksichtigt wird. So lässt sich Akzeptanz erreichen, die für den Kampf gegen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit notwendig ist.

Frage: Gibt es weitere Projekte der Fan-Anlaufstelle des DFB?

Gerald von Gorrissen: Wir planen eine Fan-Expertenrunde zum Thema Länderspiele, der Vertreter aus den verschiedensten Bereichen – aus der Sicherheit bis zum Ticketing, von der KOS über den Fan Club bis hin zur "Alles-Fahrer-Szene" – angehören sollen. Außerdem ist die Betreuung bei Großturnieren ein wichtiges Thema. Da werden die Erfahrungsberichte der WM 2006, die bei der internationalen Fan-Konferenz Mitte Februar in Frankfurt ausgetauscht werden, sicher interessante Aufschlüsse auch für den DFB geben.

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Seit dem September 2006 hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen hauptamtlichen Fan-Beauftragten. Als Verantwortlicher der Fan-Anlaufstelle in der DFB-Zentrale in Frankfurt ist Gerald von Gorrissen für die Fan-Betreuung bei Länderspielen zuständig. Außerdem ist der 29-Jährige in den Regionalligen der Ansprechpartner für Fan-Beauftragte und Vereine in allen Fragen, die die Anhänger der Klubs betreffen. Darüber hinaus ist von Gorrissen, der von 1999 bis 2006 der Fan-Beauftragte bei Preußen Münster und zudem vier Jahre lang Sprecher aller Fan-Beauftragten der Regionalliga Nord war, die Kontaktperson für alle Fan-Initiativen zum DFB.

In dieser Funktion bereitet er auch das erste bundesweite, von DFB und DFL initiierte Fan-Forum vor, das heute in Frankfurt am Main stattfindet. Im aktuellen "Gespräch der Woche" mit Christian Müller aus der Internetredaktion des DFB erläutert von Gorrissen, worum es bei diesem Treffen geht, an dem Vertreter von DFB und DFL, von allen bekannten Fan-Initiativen, der Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS), dem Fan Club Nationalmannschaft, der Klubs, der Polizei und Politik teilnehmen. Im Interview auf www.dfb.de nimmt der Betriebswirt auch Stellung zu aktuellen Fragen und der Arbeit in der Task Force gegen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Frage: Welche Aufgaben haben Sie als erster hauptamtliche Fan-Beauftragter des DFB?

Gerald von Gorrissen: Im operativen Bereich ist da vor allem die Betreuung der Fans bei Länderspielen zu nennen – an Spieltagen etwa stehe ich immer mit im Fanblock. Außerdem bin ich Ansprechpartner für Fan-Beauftragte der Vereine, Projekte und Initiativen. Ich bin derjenige, der den Dialog zwischen Fans und Verband anregt. Eine wichtige Aufgabe ist es, die Interessen der Fans mit den DFB-Zielen in Einklang zu bringen.

Frage: Wie lauten diese Ziele?

Gerald von Gorrissen: Der DFB will Differenzen und teilweise noch vorhandene Vorurteile abbauen. Deshalb gehen wir aktiv auf die Fans zu, mit Information und Serviceangeboten. Es ist so, dass ich die Anliegen der Fans bündele und ihre Interessen innerhalb des DFB vertrete. Klar ist jedoch auch: Die Fan-Anlaufstelle ist keine Beschwerdestelle, sondern eine Plattform zur Kommunikation zwischen den Anhängern und dem DFB.

Frage: Einer verbesserten Kommunikation dient das Fan-Forum, das heute in Frankfurt stattfindet. Was steht dabei auf der Tagesordnung?

Gerald von Gorrissen: Zunächst werden Ergebnisse des Wirksamkeitsdialoges vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine vom DFB bei den Fan-Projekten der KOS in Auftrag gegebene Studie, die prüft, wie wirksam die Fanarbeit in Deutschland ist. Dazu trafen am Donnerstag unter der Leitung des DFB-Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn schon vier Arbeitsgruppen zusammen, deren Resultate heute ebenso präsentiert werden wie jene einer Studie des renommierten Fan-Forschers Gunter A. Pilz zu Wandlungen im Zuschauerverhalten.

Frage: Wie werden Fragen und Wünsche aus der Fan-Szene beim Forum berücksichtigt?

Gerald von Gorrissen: Die Themen der Fans sind der Schwerpunkt der Veranstaltung. Wir haben vorab schon viele Vorschläge gesammelt. Nun geht es darum, eine Auswahl zu treffen, klare Themen und Fragestellungen zu formulieren in Vorbereitung des Fan-Kongresses, der Anfang Juni stattfinden soll. An zwei Tagen werden dann zusätzlich zu den Teilnehmern des Fan-Forums auch nicht organisierte Fans eingeladen, die durch Fan-Beauftragte, -Initiativen und -Projekte zuvor regional ausgewählt werden. Wir wollen eine offene Veranstaltung – und grundsätzlich eine Diskussion auf Augenhöhe mit den Fans.

Frage: Zuletzt häufte sich aus Fan-Kreisen die Kritik an angeblich zu harter Bestrafung durch Stadionverbote, deshalb wurde ein so genannter "Fanrechte-Fonds" gegründet. Wie stehen Sie dazu?

Gerald von Gorrissen: Ich halte dies grundsätzlich für legitim und kann nachvollziehen, dass sich jemand wehrt, wenn er ein aus seiner Sicht unbegründetes Stadionverbot erhalten hat. Stadionverbote stellen jedoch keine Bestrafung im juristischen Sinne dar, sondern besitzen präventiven Charakter. Sie werden nach Einleitung eines behördlichen Ermittlungsverfahrens ausgesprochen. Falls sich dabei herausstellt, dass jemand unschuldig ist, wird das Verbot umgehend aufgehoben. Die Stadionverbote haben sich in der bisherigen Rechtssprechung als juristisch wasserdicht erwiesen. Dennoch ist der gesamte Komplex Stadionverbote natürlich auch ein Thema beim Fan-Forum.

Frage: Wie gestaltet sich bei Ihren Projekten die Zusammenarbeit mit der Fan-Anlaufstelle der DFL?

Gerald von Gorrissen: Wir halten regelmäßigen Kontakt und stehen in einem informellen Austausch. Generell können die Abläufe noch besser abgestimmt werden. Die Kooperation mit der KOS ist gewachsen und funktioniert sehr gut.

Frage: Für die Bundesligen ist die DFL zuständig – welche Felder bearbeiten Sie?

Gerald von Gorrissen: Ich bin im Umfeld der Nationalmannschaft für die Fans zuständig, ebenso für die Regionalligen. Außerdem bin ich Ansprechpartner für die Landesverbände, biete Know-how für Schulungen, etwa für Oberligen, an. Generell liegt ein Schwerpunkt der Arbeit auf der Prävention, die wir beispielsweise vorantreiben, indem wir Fan-Beauftragte, Fan-Projekte und Ordnungsdienste schulen.

Frage: Es gab zuletzt aber auch einige akute Zwischenfälle in Stadien. Ist Fanarbeit immer auch ein Stück Krisenmanagement?

Gerald von Gorrissen: Wir sind bestrebt, vor besonderen Spielen durch Kommunikation an Brisanz herauszunehmen. Aber natürlich gehört es auch zur Fanarbeit, vor Ort in kritischen Situationen zu schlichten. Zum Beispiel beim Länderspiel in Zypern, als es zweimal Ärger gab durch Provokationen der Einheimischen: Da konnte ich durch Vermittlung dafür sorgen, dass es zur Deeskalation kam.

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Frage: Sie sind Mitglied der Task Force gegen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Was sind Ihre Aufgaben?

Gerald von Gorrissen: Ich gehöre zu den Arbeitsgruppen "Für Toleranz, gegen Rassismus und Diskriminierung" und "Für Integration, gegen Fremdenfeindlichkeit". In diesen Gremien nehmen wir die Arbeit momentan auf. Wichtig erscheint mir, dass Beschlüsse nicht von oben gefasst werden, sondern auch die Sicht der Fans berücksichtigt wird. So lässt sich Akzeptanz erreichen, die für den Kampf gegen Gewalt, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit notwendig ist.

Frage: Gibt es weitere Projekte der Fan-Anlaufstelle des DFB?

Gerald von Gorrissen: Wir planen eine Fan-Expertenrunde zum Thema Länderspiele, der Vertreter aus den verschiedensten Bereichen – aus der Sicherheit bis zum Ticketing, von der KOS über den Fan Club bis hin zur "Alles-Fahrer-Szene" – angehören sollen. Außerdem ist die Betreuung bei Großturnieren ein wichtiges Thema. Da werden die Erfahrungsberichte der WM 2006, die bei der internationalen Fan-Konferenz Mitte Februar in Frankfurt ausgetauscht werden, sicher interessante Aufschlüsse auch für den DFB geben.