Vom DFB-Stützpunkt in die Bundesliga: Der Aufstieg von Weigl und Pledl

Um seine Talentförderung wird der deutsche Fußball in der ganzen Welt beneidet. Stützpunkte und Leistungszentren, Eliteschulen und engagierte Amateurvereine - aber wie gelingt der Sprung zum Bundesliga-Profi? Für DFB.de hat Mitarbeiter Ronny Zimmermann die Wege von zwei Talenten rekonstruiert - von Julian Weigl (Borussia Dortmund) und von Thomas Pledl (FC Ingolstadt).

Es ist neun Jahre her, als Julian Weigl das erste Mal so richtig auffiel. In Deutschland ging gerade die Weltmeisterschaft 2006 zu Ende - und in Südbayern dribbelte ein junger Bursche seine Gegner schwindlig. Bei einem regionalen Talentsichtungstag zeigte Weigl, damals zehn Jahre alt, sein Können. Er fintierte, schoss, hatte immer eine Idee im Kopf - das beeindruckte. Vor allem Peter Wimmer.

Der DFB-Stützpunktkoordinator für Südbayern stand am Spielfeldrand. Er staunte. Bis heute ist für ihn dieser 16. Juli 2006 mit dem Namen Weigl verbunden. "Er war ein sehr williger, aufgeweckter Spieler und wusste auf dem Platz genau, was er wollte", sagt Wimmer. "Man musste ihn in seinem Ehrgeiz fast ein bisschen bremsen, so lerninteressiert war er." Wimmer förderte ihn. Über das Training am DFB-Stützpunkt. Über den SV Ostermünchen, Weigls erstem Verein. Und er begleitete ihn auch bei seinen Wechseln zum TSV 1860 Rosenheim und zum TSV 1860 München. Schritt für Schritt kam Weigl seinem Traum näher: Fußball-Profi werden. Junioren-Länderspiele für Deutschland. Irgendwann vielleicht mal Bundesliga.

Erst Kapitän, dann wichtiger Lernprozess

Bei 1860 München entwickelte er sich prächtig. Am 14. Februar 2014 debütierte er in der 2. Liga gegen Ingolstadt (0:2). Weigl war 18 Jahre alt, hätte eigentlich noch in der A-Jugend spielen können. Ein halbes Jahr später führte er die "Löwen" sogar als Kapitän auf den Rasen. Allerdings nur für zwei Spiele - wegen disziplinarischer Verfehlungen gab er die Binde danach wieder ab. Weigl hat daraus gelernt, hat verstanden - und wurde noch besser, noch professioneller. Er überzeugte mit Leistung, spielte fast immer über die vollen 90 Minuten. Die großen Klubs zeigten Interesse. Vor allem Borussia Dortmund. Die Bundesliga, plötzlich war sie zum Greifen nah.

Und Weigl machte diesen Schritt. Im Sommer 2015 wechselte er nach Dortmund. Neues Umfeld, neue Kollegen und mit Thomas Tuchel ein Trainer, der ihm vertraut. Nicht die Ex-Nationalspieler Gonzalo Castro oder Sven Bender begannen im ersten Bundesligaspiel der Saison 2015/2016 im defensiven Mittelfeld - sondern Weigl. Gegen Borussia Mönchengladbach (4:0) kamen 80 seiner 84 Pässe an. Dazu lief er mit 11,7 Kilometern so viel wie kein anderer BVB-Profi.



Um seine Talentförderung wird der deutsche Fußball in der ganzen Welt beneidet. Stützpunkte und Leistungszentren, Eliteschulen und engagierte Amateurvereine - aber wie gelingt der Sprung zum Bundesliga-Profi? Für DFB.de hat Mitarbeiter Ronny Zimmermann die Wege von zwei Talenten rekonstruiert - von Julian Weigl (Borussia Dortmund) und von Thomas Pledl (FC Ingolstadt).

Es ist neun Jahre her, als Julian Weigl das erste Mal so richtig auffiel. In Deutschland ging gerade die Weltmeisterschaft 2006 zu Ende - und in Südbayern dribbelte ein junger Bursche seine Gegner schwindlig. Bei einem regionalen Talentsichtungstag zeigte Weigl, damals zehn Jahre alt, sein Können. Er fintierte, schoss, hatte immer eine Idee im Kopf - das beeindruckte. Vor allem Peter Wimmer.

Der DFB-Stützpunktkoordinator für Südbayern stand am Spielfeldrand. Er staunte. Bis heute ist für ihn dieser 16. Juli 2006 mit dem Namen Weigl verbunden. "Er war ein sehr williger, aufgeweckter Spieler und wusste auf dem Platz genau, was er wollte", sagt Wimmer. "Man musste ihn in seinem Ehrgeiz fast ein bisschen bremsen, so lerninteressiert war er." Wimmer förderte ihn. Über das Training am DFB-Stützpunkt. Über den SV Ostermünchen, Weigls erstem Verein. Und er begleitete ihn auch bei seinen Wechseln zum TSV 1860 Rosenheim und zum TSV 1860 München. Schritt für Schritt kam Weigl seinem Traum näher: Fußball-Profi werden. Junioren-Länderspiele für Deutschland. Irgendwann vielleicht mal Bundesliga.

Erst Kapitän, dann wichtiger Lernprozess

Bei 1860 München entwickelte er sich prächtig. Am 14. Februar 2014 debütierte er in der 2. Liga gegen Ingolstadt (0:2). Weigl war 18 Jahre alt, hätte eigentlich noch in der A-Jugend spielen können. Ein halbes Jahr später führte er die "Löwen" sogar als Kapitän auf den Rasen. Allerdings nur für zwei Spiele - wegen disziplinarischer Verfehlungen gab er die Binde danach wieder ab. Weigl hat daraus gelernt, hat verstanden - und wurde noch besser, noch professioneller. Er überzeugte mit Leistung, spielte fast immer über die vollen 90 Minuten. Die großen Klubs zeigten Interesse. Vor allem Borussia Dortmund. Die Bundesliga, plötzlich war sie zum Greifen nah.

Und Weigl machte diesen Schritt. Im Sommer 2015 wechselte er nach Dortmund. Neues Umfeld, neue Kollegen und mit Thomas Tuchel ein Trainer, der ihm vertraut. Nicht die Ex-Nationalspieler Gonzalo Castro oder Sven Bender begannen im ersten Bundesligaspiel der Saison 2015/2016 im defensiven Mittelfeld - sondern Weigl. Gegen Borussia Mönchengladbach (4:0) kamen 80 seiner 84 Pässe an. Dazu lief er mit 11,7 Kilometern so viel wie kein anderer BVB-Profi.

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"Wo er spielt, wie er spielt, was er spielt – das ist mit seinen 19 Jahren bemerkenswert", sagt Wimmer, sein Entdecker. Und schickt auch gleich einen Rat hinterher: "Es ist wichtig, dass er jetzt mit dem Trubel um seine Person richtig umgeht und sich allein auf das Sportliche fokussiert." Bei Dortmund versuchen sie daher, ihn zu schützen. Interviewanfragen werden derzeit abgelehnt. Der Hype um den Super-Bubi (Bild) soll unter Kontrolle bleiben. Er ist ohnehin schon groß genug - nicht nur, was das Interesse der Medien betrifft.

"Hoher Konkurrenzkampf um Nachwuchsspieler"

Grundsätzlich und bundesweit stehen junge Spieler im Fokus. Erst recht, wenn sie viel Pozenzial haben. Wenn sie ein Versprechen für eine erfolgreiche Zukunft sind. Das beobachtet auch Wimmer: "Es fällt auf, dass sich die gesamten Strukturen verjüngt haben: Die Bundesliga-Leitstungszentren greifen immer früher auf die Talente zurück. Der Konkurrenzkampf um Nachwuchsspieler ist wahnsinnig hoch." Gleichzeitig bekomme es aber nicht jedem Jugendlichen, wenn er weit entfernt von der Heimat lebt und in einem zunächst fremden Umfeld trainiert.

"Die DFB-Stützpunkte müssen daher in Qualität und in Quantität so gut aufgestellt sein, dass sie eine umfassende und heimatnahe Ausbildung der Talente garantieren können", sagt Wimmer – vor allem wenn die jungen Menschen nicht gleich an einem Leistungszentrum zurechtkommen. Amateurvereine und DFB-Stützpunkt können gemeinsam auffangen, dass der Spieler auf einem hohem Niveau weitertrainiert. Und es über diesen "zweiten Weg" (Wimmer) noch in den Profibereich schafft.

DFB-Stützpunkt als Karrierestart

In Südbayern funktioniert das gut. Neben Weigl stehen auch Julian Green (FC Bayern München), Christian Träsch (VfL Wolfsburg) und Raphael Wolf (SV Werder Bremen) bei Bundesligisten im Kader. Zudem ist Thomas Pledl vom FC Ingolstadt seit Sommer dabei.

Mit dem Klub stieg er letzte Saison auf. Pledl war in der Rückrunde ein Stammspieler auf der Außenbahn. Auch seine Zeit begann vor vielen Jahren an einem DFB-Stützpunkt. "Daran erinnere ich mich gerne zurück. Ich habe in den Trainingseinheiten wichtige Sachen gelernt", sagt der 21-Jährige. "Speziell die technischen Fähigkeiten wurden regelmäßig verfeinert." Und auch zu Wimmer hatte er Kontakt. Natürlich.

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Sie haben sich kennengelernt, als Pledl elf, zwölf Jahre alt war. "Schon damals war er wahnsinnig flink mit dem Ball am Fuß. Thomas ist ein kleiner Spieler mit einer überragenden Technik", erzählt Wimmer. Dennoch ist er einen anderen Weg gegangen als Weigl. Einen Weg, zu dem auch Rückschläge gehörten. Verletzungen. Oftmals kleinere Blessuren. "Die haben ihn immer wieder ein bisschen ausgebremst", sagt der DFB-Koordinator Südbayerns. "Aber er hat sich stets herangekämpft. Das hat ihn stark gemacht - gerade im mentalen Bereich."

"Habe gespürt, dass Potenzial vorhanden ist"

Pledl kam über den SV Bischofsmais und die SpVgg Grün-Weiss Deggendorf in die Nachwuchsförderung des TSV 1860 München. "Als ich in der Jugend zu 1860 München kam, habe ich schon gespürt, dass das Potenzial vorhanden ist", sagt er. "Mit der ersten Einladung für die U 18-Nationalmannschaft hat sich mein Ehrgeiz nochmals erhöht und ich wusste, dass ich es packen kann und bin immer drangeblieben."

Mit der SpVgg Greuther Fürth lief Pledl 2012/2013 in der Bundesliga auf. Er kam auf sieben Einsätze - doch stieg mit dem Klub am Saisonende ab. Ein Rückschritt? Nicht unbedingt. Er stabilisierte seine Leistung, hatte eine Klasse tiefer deutlich mehr Spielanteile. Umweg, zweiter Weg. Karrieren sind nur ganz selten geradlinig. Was zählt, ist Hartnäckigkeit.

Warten auf die Chance

Nun ist er zurück im Fußball-Oberhaus. Wobei: Einen Einsatz auf dem Rasen hatte er am ersten Spieltag noch nicht. "Im ersten Spiel habe ich zwar nicht zum Kader gehört, was eher zu den Rückschlägen zählt, aber ich werde weiter dranbleiben und um meine Chance kämpfen", sagt er. "Und wenn sie kommt, dann will ich sie auch nutzen."

Weigl und Pledl - zwei unterschiedliche Karrieren, die am Ende in die Bundesliga führten. Am Sonntag, 15.30 Uhr, treffen ihre beiden Klubs aufeinander. Dortmund gastiert in Ingolstadt - und ausgerechnet Wimmer kann nicht ins Stadion: "Ich habe am Sonntag einen Sichtungsauftrag. Daher kann ich das Spiel nicht live verfolgen." Wahrscheinlich sucht er schon nach den nächsten Weigls und Pledls.