Viertelfinalgegner China: Die Kluft wird kleiner

Heute (ab 21 Uhr MESZ, live in der ARD) treffen die DFB-Frauen um Bundestrainerin Silvia Neid im Viertelfinale der Olympischen Spiele auf China. Vor dem insgesamt 30. Duell stellt DFB.de das Team aus dem Reich der Mitte vor.

Chinas Fußballfrauen waren mal Weltspitze, 1999 gar Vizeweltmeister, der die USA als unumstrittene Nummer eins mächtig ins Wanken brachte. Schon im Jahr darauf bei Olympia in Sydney brachen die "Steelroses" aus dem Reich der Mitte mit dem Vorrunden-Aus in sich zusammen. Ständige Personalumbrüche, häufige Trainerwechsel, ein schwankendes Leistungsniveau waren Folgen allgemeiner Verunsicherung. Jetzt meldet sich China wieder zurück. Überzeugenden Leistungen bei der letztjährigen WM folgte die nicht unbedingt zu erwartende Olympia-Qualifikation hinter Australien, aber vor Vizeweltmeister Japan. Ein erster großer Erfolg für Trainer Bruno Bini.

Der 61-jährige Franzose hatte das Team im letzten Herbst übernommen. Er konnte die Aufbauarbeit mit dem Kader seines Vorgängers Hao Wei weiter verfeinern. Auch dank Binis jahrelanger Erfahrung als französischer Auswahltrainer ist China wieder ein spiel- und kampfstarkes Team, das nur schwer zu bezwingen ist. In seinen sechs Jahren bis 2013 hat er das französische Frauenteam der Weltspitze angenähert. Die vierten Plätze bei der WM 2011 in Deutschland und Olympia 2012 in London gelten als Indiz. Davor war er Coach des weiblichen Nachwuchses, angefangen 1993 bei den U 16-Juniorinnen und danach den nächsten Altersstufen.

Bini und Neid: Alte Bekannte

Binis Trainerkarriere übrigens verlief ziemlich parallel zu Silvia Neids Weg. Beide trafen des Öfteren mit Nachwuchsteams aufeinander. Neid habe sicherlich einigen Respekt aus diesen Spielen gewonnen, kokettierte der Franzose einmal, denn er habe deren Mannschaften das ein oder andere Mal geschlagen. Heute wirkt das wie ein verschmitzter Fingerzeig auf das anstehende K.o.-Rundenspiel mit seinen Chinesinnen gegen die Europameisterinnen.

Torjägerin Wang Shanshan gehört zu den großen Hoffnungen des Weltranglistenzwölften, nachdem sie bereits letztes Jahr in Kanada bei der WM für Furore sorgte. Die 26-jährige Angreiferin von Tianjin Huisen hat dem Team schon mehrfach mit wichtigen Toren Erfolge beschert. Etwa den Einzug ins Achtel- wie ins Viertelfinale bei der WM 2015. In Asiens Olympia-Qualifikation erzielte sie im entscheidenden Spiel das Siegtor gegen die Südkorea und bescherte so das Ticket nach Rio.



Heute (ab 21 Uhr MESZ, live in der ARD) treffen die DFB-Frauen um Bundestrainerin Silvia Neid im Viertelfinale der Olympischen Spiele auf China. Vor dem insgesamt 30. Duell stellt DFB.de das Team aus dem Reich der Mitte vor.

Chinas Fußballfrauen waren mal Weltspitze, 1999 gar Vizeweltmeister, der die USA als unumstrittene Nummer eins mächtig ins Wanken brachte. Schon im Jahr darauf bei Olympia in Sydney brachen die "Steelroses" aus dem Reich der Mitte mit dem Vorrunden-Aus in sich zusammen. Ständige Personalumbrüche, häufige Trainerwechsel, ein schwankendes Leistungsniveau waren Folgen allgemeiner Verunsicherung. Jetzt meldet sich China wieder zurück. Überzeugenden Leistungen bei der letztjährigen WM folgte die nicht unbedingt zu erwartende Olympia-Qualifikation hinter Australien, aber vor Vizeweltmeister Japan. Ein erster großer Erfolg für Trainer Bruno Bini.

Der 61-jährige Franzose hatte das Team im letzten Herbst übernommen. Er konnte die Aufbauarbeit mit dem Kader seines Vorgängers Hao Wei weiter verfeinern. Auch dank Binis jahrelanger Erfahrung als französischer Auswahltrainer ist China wieder ein spiel- und kampfstarkes Team, das nur schwer zu bezwingen ist. In seinen sechs Jahren bis 2013 hat er das französische Frauenteam der Weltspitze angenähert. Die vierten Plätze bei der WM 2011 in Deutschland und Olympia 2012 in London gelten als Indiz. Davor war er Coach des weiblichen Nachwuchses, angefangen 1993 bei den U 16-Juniorinnen und danach den nächsten Altersstufen.

Bini und Neid: Alte Bekannte

Binis Trainerkarriere übrigens verlief ziemlich parallel zu Silvia Neids Weg. Beide trafen des Öfteren mit Nachwuchsteams aufeinander. Neid habe sicherlich einigen Respekt aus diesen Spielen gewonnen, kokettierte der Franzose einmal, denn er habe deren Mannschaften das ein oder andere Mal geschlagen. Heute wirkt das wie ein verschmitzter Fingerzeig auf das anstehende K.o.-Rundenspiel mit seinen Chinesinnen gegen die Europameisterinnen.

Torjägerin Wang Shanshan gehört zu den großen Hoffnungen des Weltranglistenzwölften, nachdem sie bereits letztes Jahr in Kanada bei der WM für Furore sorgte. Die 26-jährige Angreiferin von Tianjin Huisen hat dem Team schon mehrfach mit wichtigen Toren Erfolge beschert. Etwa den Einzug ins Achtel- wie ins Viertelfinale bei der WM 2015. In Asiens Olympia-Qualifikation erzielte sie im entscheidenden Spiel das Siegtor gegen die Südkorea und bescherte so das Ticket nach Rio.

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Wang: "Es gibt noch eine Kluft zu den Spitzenteams"

Es klingt fast kurios, dass Wang Shanshan ihre internationale Karriere als Innenverteidigerin begonnen hat. Mittlerweile hat sie 75 Länderspiele bestritten. Im Verein konnte sie ihre Torgefahr in der Saison 2014 mit sagenhaften 38 Treffern unter Beweis stellen. "Meine Schnelligkeit gehört zu meinen großen Stärken", sagt die sprunggewaltige Spielerin, deren Lieblingsspieler Lionel Messi und Luis Suarez heißen. "Sie bleiben immer ruhig und vergeben nur wenige Chancen. Ich bewundere ihre herausragenden Torjägerqualitäten."

Die Spielerin aus Tianjin ergänzt: "Wir sind sehr stolz darauf, bei den Olympischen Spielen anzutreten. Wir wollen gute Ergebnisse holen und uns beweisen. Aber es gibt noch eine Kluft zu den Spitzenteams. Wir müssen uns darauf konzentrieren, uns zu verbessern." Und individuell? "Ich bin durchaus selbstbewusster geworden. Aber ich muss mich läuferisch noch steigern und härter um den Ball kämpfen. Außerdem will ich meine Spielübersicht und Passspiel weiter verbessern."

Ma Xiaoxu: Geballte Erfahrung dank 150 Länderspielen

Erfahrenste Angreiferin mit 150 Länderspielen ist Ma Xiaoxu. Die inzwischen 28 Jahre alte Angreiferin ist eine von sechs Spielerinnen, die beim Vizemeister Dalian Quanjian in Nordchina unter Vertrag stehen. Oft verletzt, wurde sie bei der U 20-WM 2006 Torschützenkönigin und zur besten Spielerin gewählt. Beide Auszeichnungen erhielt sie zuvor auch bei der Asienmeisterschaft. Außerdem wurde sie damals zu Asiens Fußballerin des Jahres gewählt.

Quanjian ist seit 2016 Titelsponsor für die Frauen. Das börsennotierte Riesenunternehmen, das unter anderem Motorräder produziert, hat mächtig eingekauft, unter anderem drei brasilianische Nationalspielerinnen, um in diesem Jahr den Titel zu holen. Der Eintritt zu den Spielen im ultramodernen Dalian Sportcenter mit dem 60.000 Zuschauer fassenden Stadion ist für die Frauenspiele übrigens eintrittsfrei.

Mas erst 25-jährige Sturmkollegin Gu Yasha von Peking Enterprises FC bringt es bereits auf 119 Einsätze. Mit 97 Länderspielen kratzt Zhang Rui bereits an der 100er-Marke. Gegen Deutschland im Olympia-Viertelfinale hofft die 27-Jährige vom Armeeklub Bayi FC aus Peking auf Einsatz Nummer 98. Soll heißen: Ein Medaillenspiel könnte ihr persönliches Jubiläumsspiel werden. Bruno Bini übrigens hat mutig als Ziel den Gewinn einer Medaille in Rio ausgegeben.

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Fei Wang hat Bundesligaerfahrung

Erfahrenste Spielerin in der Abwehr ist die 27-jährige Li Dogna aus Dalian mit 86 Einsätzen. Sie ist ebenso gesetzt wie die 23-jährige Wu Haiyan von Shandong Huangming mit bereits 67 Länderspielen. Im Tor hat Bruno Bini bei seinem Amtsantritt einen Wechsel vorgenommen. Fei Wang (63 Länderspiele), die 2015 bei Turbine Potsdam spielte, dann im Herbst zu Olympique Lyon wechselte, dort nicht zurecht kam und in ihre Heimatstadt Dalian zurückkehrte, hatte sich trotz großer Zukunftsperspektiven mit dem Coach überworfen. Seitdem vertraut Bini auf die 24-jährige Zhao Lina als Nummer eins zwischen den Pfosten, die bei der WM zuletzt noch nicht über die Reserverolle hinter Fei Wang hinaus kam. Jetzt hofft die 1,88 Meter große, etwas schlaksig wirkende Keeperin, die beim Meister in Shanghai unter Vertrag steht, in Salvador auf ihr 36. Länderspiel.

In China gilt Zhao Lina als attraktive Team-Beauty, was amerikanische Medien im vergangenen Jahr bei der WM ebenfalls herausgefunden habe. Nicht nur wegen ihrer Model-Figur - vielmehr verzücke sie mit einem unwiderstehlichen Lächeln. Doch Zhao Lina kann noch mehr. Als Hobby für ihre Freizeitgestaltung nennt sie Schlagzeugspielen. Und ganz nebenbei ist sie aktuelle Torhüterin des Jahres in der chinesischen Womens Super League.

Der Trainer ist der Star

Binis Amtszeit als chinesischer Coach bewerten die Spielerinnen rundum positiv. Für Shanshan steht fest, dass der Franzose für viel frischen Wind sorgt. "Unter Trainer Bini wächst unser Selbstvertrauen", meint sie. "Jeden Tag bringt er uns etwas Neues bei. Oft stimmt er uns mit einen Motto oder auch mit einem Gedicht auf unsere Aufgaben ein. Und wir haben einen neuen Teamsong, mit dem wir in ein Turnier starten. Unter seiner Führung wächst der mannschaftliche Zusammenhalt, und der Teamgeist wird besser."

In der Tat gilt Bini als Schöngeist und Literaturliebhaber. Besonders mag er den philosophischen Autor Albert Camus. Bei der WM 2011 in Deutschland erhielt Bini besondere Aufmerksamkeit, weil er in den Mannschaftshotels jeweils ein Zimmer als "Sport- und Literaturcafé" eingerichtet hatte. Unter den rund 50 Titeln fanden sich Werke des Lyrikers Arthur Rimbaud, des Kultschriftstellers Antoine de Saint-Exupéry und des brasilianischen Bestseller-Autors Paulo Coelho. Eine sicherlich ganz spezielle Art, Fußballerinnen in den Bann zu ziehen.

Bini selbst sprach nach dem ersten Monaten im chinesischen Amt noch von einer Wundertüte. Die Mannschaft überrasche ihn immer wieder. Am Stamm der Mannschaft hatte er nicht viel verändert, aber viele Tests verabredet, um die Spielerinnen schnell kennenzulernen. Er habe schon bei der WM bereits viel Potenzial erkannt und deshalb das Jobangebot angenommen. Wang Shanshan bestätigt die Entwicklung im Team: "Mit viel Training und unseren erfolgreichen Spielen haben wir besser zusammengefunden und sind jetzt viel entspannter. Natürlich peilen wir gute Ergebnisse an, doch noch mangelt es uns an Erfahrung. Wir müssen noch viel lernen und uns weiter steigern."

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